Bestand

Weltliche Lagerbücher: OA Ludwigsburg (Bestand)

1. Zur Geschichte des Amtes Ludwigsburg: Das Oberamt Ludwigsburg nimmt als Neugründung des achtzehnten Jahrhunderts in der Reihe der württembergischen Ämter einen Sonderstatus ein. Ab 1704 baute Herzog Eberhard Ludwig am Schloss Ludwigsburg, 1709 gründete er in unmittelbarer Nachbarschaft den nach ihn benannten Ort Ludwigsburg. Ludwigsburg wurde 1718 zur Stadt erhoben und gleichzeitig Sitz eines neuen Oberamtes. Zur Ausstattung des neuen Oberamtes wurden die kleineren Ämter Asperg und Hoheneck aufgelöst und größere Nachbarämter mussten Teile an Ludwigsburg abtreten. So kamen Zuffenhausen und Kornwestheim vom Oberamt Cannstatt und vom Oberamt Marbach Neckarweihingen, später noch Poppenweiler und Benningen an das Oberamt Ludwigsburg. Das Oberamt Markgröningen wurde zunächst Ludwigsburg unterstellt, dann aber 1722 verkleinert wiederhergestellt. Eglosheim, Pflugfelden und Oßweil blieben dabei bei Ludwigsburg. Im achtzehnten Jahrhundert hatte Ludwigsburg unter den Vorzeichen des absolutistischen Konflikts zwischen Herzog und Landschaft mehrfach den Charakter der württembergischen Residenz- und Hauptstadt inne und wechselte sich dabei stets mit Stuttgart ab. Als Residenzstadt nahm Ludwigsburg wirtschaftlich einen großen Aufschwung. In der aus dem Boden gestampften Stadt fanden zahlreiche Händler und Handwerker als Hofzulieferer ihr Auskommen. Im Rahmen der Neugliederung im Königreich Württemberg wurde 1807 das Oberamt Markgröningen aufgelöst und in das Oberamt Ludwigsburg inkorporiert. 1934 wurden die württembergischen Oberämter in Kreise umbenannt. 1938 wurde der Kreis Ludwigsburg um den Großteil der Kreise Besigheim und Marbach sowie bei der Kreisreform 1973 um die Hälfte des Landkreises Vaihingen und andere einzelne Gemeinden erweitert.

2. Zur Geschichte und Ordnung des Bestandes: Seit 1422/1423 wurden in Württemberg bei der von der Rentkammer zentral gesteuerten systematischen Aufzeichnung von Besitzungen, Rechten und Einkünften in Lagerbüchern mehrere gleichlautende Reinschriften erstellt: Ein Exemplar verblieb in der Kanzlei der Rentkammer, ein zweites wurde im Archiv hinterlegt, eine dritte Reinschrift erhielt die zuständige Kellerei, die in der Zeit des aktuellen Gebrauchs Nachträge vermerkte. Das heutige Lagerbuchselekt führt verschiedene ältere Reihen zusammen: 2.1 Die altwürttembergische Reihe "weltliche Lagerbücher" Ursprünglich umfasste diese Reihe die Archivexemplare, die häufig den Außen-vermerk "Archiv" tragen. Im Laufe der Zeit wurden diesem Bestand Konzepte, Mehrfertigungen und Lagerbücher der 1806 neu erworbenen Herrschaften hinzugefügt, so dass ein Mischbestand erwuchs, der 1938 anlässlich der Neugliederung der Bestände durch K.O. Müller die Bestandsbezeichnung H 1 erhielt. 2.2 "Dublettenreihe" Seit 1908 wurden unter der etwas irreführenden Bezeichnung "Dublettenreihe" Mehrfertigungen, aber auch Konzepte und Abschriften von Lagerbüchern geistlicher und weltlicher altwürttembergischer sowie neuwürttembergischer Herrschaften zusammengeführt. Der Bestand gelangte ins Staatsarchiv Ludwigsburg und erhielt die Signatur H 6. 2.3 Lagerbuchreihe des Finanzarchivs Im Rahmen der Neuordnung 1806 wurde der überwiegende Teil der altwürttembergischen Lagerbücher aus den Registraturen der Bezirksämter den Kameralämtern übergeben, die - ausgehend von den aktuellen Verwaltungsbedürfnissen - umfangreiche Kassationen und Umordnungen vornahmen. Allmählich gaben die Kameralämter die Lagerbücher an das 1822 eingerichtete Finanzarchiv ab. Nach erneuten Kassationen und uneinheitlicher Ordnung wurden in dieser Zeit für ungefähr die Hälfte der Überlieferung provisorische Verzeichnisse erstellt. Die dabei vergebenen rund 4200 Zahlensignaturen sind mit Blaustift auf der Vorderseite vermerkt. 1924 übernahm das Staatsarchiv Ludwigsburg die Lagerbuchbestände des aufgelösten Finanzarchivs und wies sie der Bestandsgruppe H 6-10 zu. 2.4 "Sonderreihe" des Staatsarchivs Ludwigsburg Bruchstückhaft blieb um 1930 der Versuch, aus der Überlieferung des Finanzarchivs diejenigen Erneuerungen in einer Reihe zusammenzuführen, die in den Stuttgarter Lagerbuchbeständen fehlten. 2.5 Beständebereinigung durch K.O. Müller K.O. Müller löste den von ihm gebildeten Mischbestand H 1 (s. o.) in einer zweiten Verzeichnungsphase auf, indem er die altwürttembergischen Lagerbücher im Bestand A 295 zusammenfasste und die neuwürttembergischen Lagerbücher den Reihen B 1-5 zuwies. Nach Abgabe der in Ludwigsburg befindlichen Lagerbücher an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Juli 1950 wurde unter der Leitung von F. Pietsch der gesamte Überlieferungskomplex neu gegliedert. Aus pragmatischen Gründen verzichtete man dabei auf die Rekonstruktion der Registraturen der Kanzlei, des Archivs sowie der Kellereien in eigenen Reihen. Vielmehr vereint der heutige Bestand H 101, gruppiert nach Oberämtern, alle überlieferten Exemplare einer Erneuerung - also Konzepte, Reinschriften, Abschriften - in einer Reihe.

3. Zur Verzeichnung des Bestandes: Nach der Zusammenführung der Lagerbuchbestände im Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1950 war die anschließende Neuordnung um 1960 im wesentlichen abgeschlossen. Damit konnte eine Neuverzeichnung in Angriff genommen werden. Angesichts der zu bewältigenden großen Mengen entwarfen H.-M. Maurer und H. Natale 1974 "Richtlinien zur Kurzverzeichnung von Lagerbüchern" und trieben die Erschließung der Lagerbuchselekte mit den bestehenden geringen Personalressourcen unter Einbeziehung von Auszubildenden und Aushilfskräften voran. Inzwischen liegen für den gesamten Bestand H 101 Konzeptverzeichnungen vor, die allerdings nur sehr eingeschränkt benutzt werden können. Die entsprechende Verzeichnung für das Oberamt Ludwigsburg wurde 1955 im Konzept fertiggestellt und später fortlaufend ergänzt. Bei der laufenden Überarbeitung dieser Konzeptverzeichnungen wird auf die in den Richtlinien vorgesehene systematische Neuerfassung von Reskripten und Notizen verzichtet. Aufgenommen werden lediglich die bereits erfassten Reskripte. Diese werden im "Enthält-Vermerk" ausgewiesen und bei der Gesamtlaufzeit des Bandes berücksichtigt. Der Verzeichnung liegt folgendes Schema zugrunde: 1. Bandnummer, 2. Titel, 3. Genetische Stufe und Behördenprovenienz, 4. eventuelle Register, 5. Renovator(en), 6. Inhalte und Darstellungsweise, 7. Orte, 8. Urkunden, 9. äußere Bandbeschreibung, 10. enthaltene Beilagen oder Reskripte, 11. Vorsignaturen, 12. Umfang, 13. Jahr der Anlage. Die Angaben zum Titel orientieren sich soweit als möglich an den auf den Vorsatzblättern zu findenden Innentiteln der Bände. Weiterhin erfolgte eine Neusignierung entsprechend dem gängigen Signaturschema der Lagerbuchselekte: Die bestehende Durchnummerierung wird durch Zwischennummern für die einzelnen Ämter (H 101/1 Altensteig bis H 101/64 Winnenden) mit jeweiliger Neuzählung der einzelnen Bände eines Bestandes ersetzt. Alte und neue Signaturen können der Konkordanz entnommen werden. Die Bearbeitung der vorhandenen Titelaufnahmen des Bestandes H 101/36 übernahm im Dezember 2008 unter Anleitung des Unterzeichneten der Archivreferendar Joachim Brüser. Die Endredaktion gestaltete der Unterzeichnete. Der Bestand umfasst nun 2 Bände bzw. 0,10 Regalmeter. Stuttgart, im Dezember 2008 Franz Moegle-Hofacker

4. Literaturverzeichnis: Ulrich Hartmann (Hg.), Der Kreis Ludwigsburg, Stuttgart 1994. Eduard Paulus, Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg, Stuttgart 1859. Gregor Richter, Lagerbücher- oder Urbarlehre. Hilfswissenschaftliche Grundzüge nach württembergischen Quellen (Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg; 36), Stuttgart 1979.

Korrespondierende Bestände: A 202 Geheimer Rat: Akten (1640 - 1806) A 206 Oberrat: Ältere Ämterakten (1500 - 1748) A 213 Oberrat: Jüngere Ämterakten (Spezialakten / 1476 - 1817) A 249 Rentkammer: Ämterakten (Spezialakten / 1557 -1807) A 372 Ludwigsburg W und G (1512 - 1812) A 372 L Ludwigsburg W und G (18. Jahrhundert bis 1806 / Abschriften ab 1563) A 372a L Ludwigsburg, Stadtgericht (1721 - 1805) H 102/ 46 Lagerbücher Geistliche Verwaltung Ludwigsburg

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H 101/36
Extent
2 Bände, Bestellnummern: Band 1-2

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Selekte >> Altwürttembergische Lagerbücher >> Hauptreihen des Kammer- und Kirchenguts >> Weltliche Lagerbücher der Oberämter (gesamt)

Date of creation of holding
1771-1802

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Last update
20.01.2023, 3:09 PM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1771-1802

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