Bestand
Weltliche Lagerbücher: OA Güglingen (Bestand)
0.1 Zur Geschichte des Oberamts Güglingen: Güglingen, (1188 noch als staufisches Allod erwähnt), seit Ende des12. Jahrhunderts von den Herren von Neuffen als Stadt neu angelegt (östlich des vormaligen Dorfes) war Mittelpunkt des dortigen neuffischen Herrschaftsgebiets, zu dem auch die Orte Ochsenbach, Pfaffenhofen und Weiler gehörten. Nach dem Niedergang der Neuffen bzw. den mit ihnen verschwägerten Magenheim gelangten deren Besitz an die Grafen von Württemberg, die sich seit Beginn des 14. Jahrhunderts durch Ankauf in diesem Gebiet weiter ausbreiteten. 1380 umfasste umfassten Stadt und Amt Güg- lingen(nach einer Widdumsverschreibung Graf Eberhards des Greiners) neben der Amtsstadt die Orte Eibensbach, Frauenzimmern, Ochsenbach, Pfaffenhofen und Spielberg. Dazu kamen Häfnerhaslach, Rodbach, Sternenfels, Weiler sowie Teile von Leonbronn und Kürnbach. Begütert waren neben Württemberg, das Güglingen im 15. Jahrhundert vorübergehend an die von Gemmingen verpfändete, z.B. in Güglingen die Klöster Kirchbach und Zum Heiligen Grab in Speyer. Die Oberaufsicht über das württembergische Amt lag meist bei den adeligen Obervögten von Brackenheim (auch Obervögte im Zabergäu genannt) . Nach der endgültigen Abschaffung der Obervögte 1755 erhielt der bisherige Güglinger Untervogt, der tatsächlich die Geschäfte auch vorher schon selbst geführt hatte, 1759 den Titel Oberamtmann; das Amt Güglingen war Oberamt. 1807, im Zusammenhang mit der Bildung des Königreichs Württemberg, wurde das Oberamt durch Einbeziehung des bisherigen Stabsamts Ochsenburg vergrößert; gleichzeitig wurde das bisherige Rentkammer und Kirchengut mit in die Oberamtsverwaltung einbezogen. 1808 schließlich wurde im Rahmen der weiteren Neoorganisation aller Oberämter das Güglinger dem Oberamt Brackenheim einverleibt, das damals der Landvogtei am unteren Neckar unterstellt war.
0.2 Zur Geschichte und Ordnung des Bestands: 0.2.0 Seit 1422/1423 wurden in Württemberg bei der von der Rentkammer zentral gesteuerten systematischen Aufzeichnung von Besitzungen, Rechten und Einkünften in Lagerbüchern mehrere gleichlautende Reinschriften erstellt: Ein Exemplar verblieb in der Kanzlei der Rentkammer, ein zweites wurde im Archiv hinterlegt, eine dritte Reinschrift erhielt die zuständige Kellerei, die in der Zeit des aktuellen Gebrauchs Nachträge vermerkte. Das heutige Lagerbuchselekt führt verschiedene ältere Reihen zusammen: 0.2.1 Die altwürttembergische Reihe "weltliche Lagerbücher" Ursprünglich umfasste diese Reihe die Archivexemplare, die häufig den Außenvermerk "Archiv" tragen. Im Laufe der Zeit wurden diesem Bestand Konzepte, Mehrfertigungen und Lagerbücher der 1806 neu erworbenen Herrschaften hinzugefügt, so dass ein Mischbestand erwuchs, der 1938 anlässlich der Neugliederung der Bestände durch K.O. Müller die Bestandsbezeichnung H 1 erhielt. 0.2.2 "Dublettenreihe" Seit 1908 wurden unter der etwas irreführenden Bezeichnung "Dublettenreihe" Mehrfertigungen, aber auch Konzepte und Abschriften von Lagerbüchern geistlicher und weltlicher altwürttembergischer sowie neuwürttembergischer Herrschaften zusammengeführt. Der Bestand gelangte ins Staatsarchiv Ludwigsburg und erhielt die Signatur H 6. 0.2.3 Lagerbuchreihe des Finanzarchivs Im Rahmen der Neuordnung 1806 wurde der überwiegende Teil der altwürttembergischen Lagerbücher aus den Registraturen der Bezirksämter den Kameralämtern übergeben, die - usgehend von den aktuellen Verwaltungsbedürfnissen - umfangreiche Kassationen und Umordnungen vornahmen. Allmählich gaben die Kameralämter die Lagerbücher an das 1822 eingerichtete Finanzarchiv ab. Nach erneuten Kassationen und uneinheitlicher Ordnung wurden in dieser Zeit für ungefähr die Hälfte der Überlieferung provisorische Verzeichnisse erstellt. Die dabei vergebenen rund 4200 Zahlensignaturen sind mit Blaustift auf der Vorderseite vermerkt. 1924 übernahm das Staatsarchiv Ludwigsburg die Lagerbuchbestände des aufgelösten Finanzarchivs und wies sie der Bestandsgruppe H 6-10 zu. 0.2.4 "Sonderreihe" des Staatsarchivs Ludwigsburg Bruchstückhaft blieb um 1930 der Versuch, aus der Überlieferung des Finanzarchivs diejenigen Erneuerungen in einer Reihe zusammenzuführen, die in den Stuttgarter Lagerbuchbeständen fehlten. 0.2.5 Beständebereinigung durch K.O. Müller K.O. Müller löste den von ihm gebildeten Mischbestand H 1 (s. o.) in einer zweiten Verzeichnungsphase auf, indem er die altwürttembergischen Lagerbücher im Bestand A 295 zusammenfasste und die neuwürttembergischen Lagerbücher den Reihen B 1-5 zuwies. Nach Abgabe der in Ludwigsburg befindlichen Lagerbücher an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Juli 1950 wurde unter der Leitung von F. Pietsch der gesamte Überlieferungskomplex neu gegliedert. Aus pragmatischen Gründen verzichtete man dabei auf die Rekonstruktion der Registraturen der Kanzlei, des Archivs sowie der Kellereien in eigenen Reihen. Vielmehr Vereinen die heutigen Bestände H 101/ 1ff, gruppiert nach Oberämtern, alle überlieferten Exemplare einer Erneuerung - also Konzepte, Reinschriften, Abschriften - in einer Reihe. Dies gilt auch für Güglingen, für das Lagerbücher ab 1486 überliefert sind.
0.3. Zur Verzeichnung des Bestands: Nach der Zusammenführung der Lagerbuchbestände im Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1950 war die anschließende Neuordnung, um 1960 im wesentlichen abgeschlossen. Damit konnte eine Neuverzeichnung in Angriff genommen werden. Angesichts der zu bewältigenden großen Mengen entwarfen H.-M. Maurer und H. Natale 1974 "Richtlinien zur Kurzverzeichnung von Lagerbüchern" und trieben die Erschließung der Lagerbuchselekte mit den bestehenden geringen Personalressourcen unter Einbeziehung von Auszubildenden und Aushilfskräften voran. Inzwischen liegen für den kompletten Bestand H 101 Konzeptverzeichnungen vor, die allerdings nur sehr eingeschränkt benutzt werden können. Bei der laufenden Überarbeitung dieser Konzeptverzeichnungen wird auf die in den Richtlinien vorgesehene Erfassung von Reskripten und Notizen verzichtet. Auf vorhandene Reskripte wird allerdings weiterhin im "Enthält-Vermerk" hingewiesen. und die Laufzeit in die Gesamtlaufzeit des Bandes aufgenommen. Der Verzeichnung liegt folgendes Schema zugrunde: 1. Bandnummer 2. Titel 3. Genetische Stufe und Behördenprovenienz 4. eventuelle Register 5. Renovator(en) 6. Inhalte und Darstellungsweise 7. Orte 8. Urkunden 9. äußere Bandbeschreibung 10. enthaltene Beilagen oder Reskripte 11. Vorsignaturen 12. Umfang 13. Jahr der Anlage Die Angaben zum Titel entsprechen soweit als möglich den auf den Vorsatzblättern der Bände zu findenden Innentiteln, was durch Anführungszeichen verdeutlicht wird. Weiterhin erfolgte eine Neusignierung entsprechend dem gängigen Signaturenschema der Lagerbuchselekte: Die bestehende Durchnummerierung wird durch Zwischennummern für die einzelnen Ämter (H 101/1 Altensteig bis H 101/64 Winnenden) mit jeweiliger Neuzählung der einzelnen Bände ersetzt. Alte und neue Signaturen können der Konkordanz entnommen werden. Die Bearbeitung der vorhandenen Titelaufnahmen des Bestandes H 101/22 schloss der Unterzeichnete im November 2007 ab. Der Bestand umfasst 59 Bände (in denen 77 verschiedene Urkunden aus der Zeit zwischen 1411 bis 1801 - oft mehrfach - in Abschriften überliefert sind). Die belegten Regale umfassen 4,4 m. Überlieferung zum Bereich des Amts Güglingen im Hauptstaatsarchiv Stuttgart ist über H 101/ 22 hinaus v.a. in folgenden Beständen zu finden: A 206 Oberrat: Ältere Ämterakten A 213 Oberrat: Jüngere Ämterakten A 249 Rentkammer: Ämterakten A 297 Weltliche Zins- und Haischbücher A 351 Weltliches Amt Güglingen W A 352 Geistliche Verwaltung Güglingen G H 102/27 Lagerbücher der Geistlichen Verwaltung Güglingen Stuttgart, im November 2007 Franz Moegle-Hofacker
Literatur: Beschreibung des Oberamts Brackenheim : mit drei Tabellen, einer Karte des Oberamts, drei lithographischen Ansichten und einem Grundriss / hrsg. von dem Königlich statistisch-topographischen Bureau. [Verfasser.: Paulus ...]. - Stuttgart : Lindemann, 1873. - VII, 450 S. : Ill., Kt.; (dt.) (Beschreibung des Königreichs Württemberg / herausgegeben von dem K. Statistisch-Topographischen Bureau ;55) [Unveränderter photomechanischer Nachdruck von 1873. - Magstadt : Bissinger, 1976.] Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Bd. IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Stuttgart 1980. Maurer, Hans-Martin (Bearb.): Übersicht über die Bestände des Hauptstaatsarchivs Stuttgart. Sonderbestände (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, 35), Stuttgart 1980, S. 122-125. Richter, Gregor: Lagerbücher- oder Urbarlehre. Hilfswissenschaftliche Grundzüge nach württembergischen Quellen (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 36), Stuttgart 1978.
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H 101/22
- Umfang
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59 Bände, Bestellnummern
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Selekte >> Altwürttembergische Lagerbücher >> Hauptreihen des Kammer- und Kirchenguts >> Weltliche Lagerbücher der Oberämter (gesamt)
- Bestandslaufzeit
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1486-1819
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1486-1819