Archivbestand
Weltliche Lagerbücher: OA Sulz (Bestand)
1. Zur Geschichte des (altwürttembergischen) Oberamts Sulz: Vorw1_Sulz aus A 406 L Zur Geschichte des Amts Sulz Sulz am Neckar, 790 erstmals als Gerichtsstätte bei einer Schenkung des Klosters St. Gallen erwähnt, verdankt seinen Namen den reichen Salzquellen, die dort genutzt wurden. Bis 1803 hat Württemberg seinen gesamten Salzbedarf von dort bezogen. Der Ort wurde namengebend für die Grafen von Sulz (Ersterwähnung 1095, 1687 ausgestorben), die ihren Sitz oberhalb des Orts auf der Burg Albeck hatten. 1251 gelangte der Kern der Grafschaft Sulz (Sulz, Schenkenzell und Loßburg) an die Grafen von Geroldseck, die um 1300 eine eigene Linie (von Geroldseck zu Sulz) begründeten. Unter den Geroldseckern wurde Sulz 1284/85 zur Stadt erhoben. 1471 kam Württemberg in den Besitz der Herrschaft. Seither war Sulz der Sitz des Amtes und späteren Oberamts, zu dem die Dörfer Fluorn, Marschalkenzimmern, Mühlheim am Bach, Sigmarswangen und Aistaig sowie die obengenannte Burg Albeck gehörten. 1483 wurde Sulz auch Sitz des württembergischen Obervogts am Schwarzwald, dem die Ämter Sulz, Rosenfeld, Dornstetten, Dornhan und Hornberg unterstellt waren. 1794 wurde die Stadt Sulz durch einen Brand zerstört und anschließend einheitlich wieder aufgebaut. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts trat eine grundlegende territoriale Neugliederung in Kraft. Das neue königlich württembergische Oberamt Sulz entstand. Zunächst wurde es zusammen mit den Oberämtern Rottweil und Oberndorf der neu errichteteten Landvogtei am Oberen Neckar mit Sitz in Rottweil untergeordnet, später der Kreisregierung des Schwarzwaldkreises mit Sitz in Tübingen. Bei der Gebietsreform von 1938 kamen die Gemeinden des Oberamts Sulz teils zum Landkreis Horb, teils zum Landkreis Rottweil. Der heutige Landkreis Rottweil wurde 1973 geschaffen.
2. Zur Geschichte und Ordnung des Gesamtbestands H 101 - weltliche Lagerbücher der Oberämter: Seit 1422/1423 wurden in Württemberg bei der von der Rentkammer zentral gesteuerten systematischen Aufzeichnung von Besitzungen, Rechten und Einkünften in Lagerbüchern mehrere gleichlautende Reinschriften erstellt: Ein Exemplar verblieb in der Kanzlei der Rentkammer, ein zweites wurde im Archiv hinterlegt, eine dritte Reinschrift erhielt die zuständige Kellerei, die in der Zeit des aktuellen Gebrauchs Nachträge vermerkte. Das heutige Lagerbuchselekt führt verschiedene ältere Reihen zusammen: 2.1 Die altwürttembergische Reihe "weltliche Lagerbücher" Ursprünglich umfasste diese Reihe die Archivexemplare, die häufig den Außen-vermerk "Archiv" tragen. Im Laufe der Zeit wurden diesem Bestand Konzepte, Mehrfertigungen und Lagerbücher der 1806 neu erworbenen Herrschaften hinzugefügt, so dass ein Mischbestand erwuchs, der 1938 anlässlich der Neugliederung der Bestände durch K.O. Müller die Bestandsbezeichnung H 1 erhielt. 2.2 "Dublettenreihe" Seit 1908 wurden unter der etwas irreführenden Bezeichnung "Dublettenreihe" Mehrfertigungen, aber auch Konzepte und Abschriften von Lagerbüchern geistlicher und weltlicher altwürttembergischer sowie neuwürttembergischer Herrschaften zusammengeführt. Der Bestand gelangte ins Staatsarchiv Ludwigsburg und erhielt die Signatur H 6. 2.3 Lagerbuchreihe des Finanzarchivs Im Rahmen der Neuordnung 1806 wurde der überwiegende Teil der altwürttembergischen Lagerbücher aus den Registraturen der Bezirksämter den Kameralämtern übergeben, die - ausgehend von den aktuellen Verwaltungsbedürfnissen - umfangreiche Kassationen und Umordnungen vornahmen. Allmählich gaben die Kameralämter die Lagerbücher an das 1822 eingerichtete Finanzarchiv ab. Nach erneuten Kassationen und uneinheitlicher Ordnung wurden in dieser Zeit für ungefähr die Hälfte der Überlieferung provisorische Verzeichnisse erstellt. Die dabei vergebenen rund 4200 Zahlensignaturen sind mit Blaustift auf der Vorderseite vermerkt. 1924 übernahm das Staatsarchiv Ludwigsburg die Lagerbuchbestände des aufgelösten Finanzarchivs und wies sie der Bestandsgruppe H 6-10 zu. 2.4 "Sonderreihe" des Staatsarchivs Ludwigsburg Bruchstückhaft blieb um 1930 der Versuch, aus der Überlieferung des Finanzarchivs diejenigen Erneuerungen in einer Reihe zusammenzuführen, die in den Stuttgarter Lagerbuchbeständen fehlten. 2.5 Beständebereinigung durch K.O. Müller K.O. Müller löste den von ihm gebildeten Mischbestand H 1 (s. o.) in einer zweiten Verzeichnungsphase auf, indem er die altwürttembergischen Lagerbücher im Bestand A 295 zusammenfasste und die neuwürttembergischen Lagerbücher den Reihen B 1-5 zuwies. Nach Abgabe der in Ludwigsburg befindlichen Lagerbücher an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Juli 1950 wurde unter der Leitung von F. Pietsch der gesamte Überlieferungskomplex neu gegliedert. Aus pragmatischen Gründen verzichtete man dabei auf die Rekonstruktion der Registraturen der Kanzlei, des Archivs sowie der Kellereien in eigenen Reihen. Vielmehr vereint der heutige Bestand H 101, gruppiert nach Oberämtern, alle überlieferten Exemplare einer Erneuerung - also Konzepte, Reinschriften, Abschriften - in einer Reihe.
3. Zur Verzeichnung des Bestandes: Nach der Zusammenführung der Lagerbuchbestände im Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1950 war die anschließende Neuordnung um 1960 im wesentlichen abgeschlossen. Damit konnte eine Neuverzeichnung in Angriff genommen werden. Angesichts der zu bewältigenden großen Mengen entwarfen H.-M. Maurer und H. Natale 1974 "Richtlinien zur Kurzverzeichnung von Lagerbüchern" und trieben die Erschließung der Lagerbuchselekte mit den bestehenden geringen Personalressourcen unter Einbeziehung von Auszubildenden und Aushilfskräften voran. Inzwischen liegen für den gesamten Bestand H 101 Konzeptverzeichnungen vor, die allerdings nur sehr eingeschränkt benutzt werden können. Die entsprechende Verzeichnung für das Amt Oberamt Stuttgart wurde in den 1956 von Dr. Liselotte Hubert-Becker erstellt und später ergänzt. Bei der laufenden Überarbeitung dieser Konzeptverzeichnungen wird auf die in den ursprünglichen Richtlinien vorgesehene systematische erneute Überprüfung und erweiterte Erfassung von Reskripten und Notizen verzichtet. Aufgenommen werden lediglich die bereits erfassten Reskripte und Urkundenabschriften. Diese werden im "Enthält-Vermerk" ausgewiesen. Der Verzeichnung liegt folgendes Schema zugrunde: 1. Bandnummer 2. Titel 3. Genetische Stufe und Behördenprovenienz 4. eventuelle Registe, 5. Renovator(en), 6. Inhalte und Dastellungsweise 7. Orte 8. Urkunden 9. Äußere Bandbeschreibung 10. enthaltene Beilagen oder Reskripte, 11. Vorsignaturen 12. Umfang 13. Jahr der Anlage. Die Angaben zum Titel orientieren sich primär an den Suchbedürfnissen der meisten Nutzer des Bestands: O r t s n a m e n und L a u f z e i t, die als wichtigstes Kriterium für die zügige Ermittlung gesuchter Einzelbände auch meist auf den Bandrücken von den Registraturen der Rentkammer, Ämter etc. deutlich vermerkt worden waren. Die notwendige Neusignierung erfolgte entsprechend dem gängigen Signaturschema der Lagerbuchselekte: Die bestehende Durchnummerierung wird durch Zwischennummern für die einzelnen Ämter (H 101/1 Altensteig bis H 101/64 Winnenden) mit jeweiliger Neuzählung der einzelnen Bände eines Bestandes ersetzt. Alte und neue Signaturen können der Konkordanz entnommen werden. Die Bearbeitung der vorhandenen Titelaufnahmen des Bestandes H 101/55 übernahmen im zweiten und dritten Quartal 2011 unter Anleitung des Unterzeichneten im Rahmen ihrer Ausbildung die Archivrefendare Johanne Küenzlen, Kristina Starkloff und Michael Ucharim. Die Endredaktion gestaltete der Unterzeichnete. Der Bestand umfasst 38 Bände bzw. 1.9 Regalmeter. In diesen Bänden sind 64 Urkundenbschriften enthalten, deren chronologische Zusammenstellung ergab, dass es sich um 27 verschiedene Urkunden aus der Zeit zwischen 1485 und 1771 handelt. Stuttgart, im Dezember 2011 Franz Moegle-Hofacker
4. Literatur: Beschreibung des Oberamts Sulz. Hrsg. von dem Königl. stat.-topogr. Bureau. Mit 3 Tab., 1 Kt, 2 Ansichten. Stuttgart: Aue 1863. VI, 276 S. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Band 6: Regierungsbezirk Freiburg, Stuttgart 1982. Gregor Richter, Lagerbücher- oder Urbarlehre. Hilfswissenschaftliche Grundzüge nach württembergischen Quellen (Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung Baden- Württemberg; 36), Stuttgart 1979.
Korrespondierende Bestände: A 206 Oberrat: Ältere Ämterakten A 213 Oberrat: Jüngere Ämterakten A 248 Rentkammer: Generalakten A 249 Rentkammer : Ämterakten A 284 Kirchenrat: Ämterregistratur A 298 Weltliche Leibeigenenbücher A 302 Weltliche Ämterrechnungen A 304 Reskripten- und Berichtsbücher der Bezirksämter A 406 Sulz W A 406 L Sulz W A 407 Sulz G A 568 Saline Sulz A 602 Württembergische Regesten H 102/74 GV Sulz L 6 Landständisches Archiv, Materienregistratur
- Reference number of holding
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Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H 101/55
- Extent
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38 Bände, Bestellnummern: Band 1 - 38 (früher H 101_ Band 1760-1798)
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Selekte >> Altwürttembergische Lagerbücher >> Hauptreihen des Kammer- und Kirchenguts >> Weltliche Lagerbücher der Oberämter (gesamt)
- Date of creation of holding
-
1480-1807
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rights
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
-
13.11.2025, 2:39 PM CET
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1480-1807