Bestand

ASA Externa, Osmanisches Reich (Bestand)

Erschließungszustand, Umfang: Datenbank (2007)
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Vorwort: Bereits in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts drangen die Türken auf dem Balkan vor (Sieg an der Maritza 1371, 1389 Schlacht auf dem Amselfeld bei Wien, 1396 wird Bulgarien türkische Provinz). Dennoch gilt erst Selim I. 1514 als Begründer des Osmanischen Großreichs. Eine ernsthafte Bedrohung für die Habsburger Monarchie wurden die Osmanen dann unter seinem Nachfolger Suleiman II. (1520-1566). Sie eroberten 1521 Belgrad, nahmen dem Johanniterorden 1522/23 die Insel Rhodos, vernichteten das Königreich Ungarn in der Schlacht bei Mohacs 1526 und belagerten im Jahr 1529 zum ersten Mal die Hauptstadt Wien. Damit war natürlich auch das Heilige Römische Reich deutscher Nation selbst bedroht, so daß die Reichsstände durch finanzielle Abgaben und Stellung von Truppen von nun an wiederholt zu Türkenhilfen herangezogen wurden. Eine Öffnung gegenüber den Staaten des christlichen Abendlandes erfolgte durch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu England 1580 und den Niederlanden 1603/1612, die vor allem auch dem Handel dienten.

Für Lübecker Fernkaufleute lag das Osmanische Reich lange Zeit nicht unmittelbar im Blickpunkt kommerzieller Interessen. Der Umschlag von Waren aus dem Vorderen Orient erfolgte für sie besonders auf den Handelsplätzen in Venedig, Nürnberg, Frankfurt a.M. und Krakau. Erst nachdem Lübeck mit den beiden hansischen Schwesterstädten auf dem Wiener Kongreß selbständige souveräne Mitglieder im Deutschen Bund geworden waren, änderte sich dies. 1835 kam es zur Anknüpfung erster Verhandlungen der Hansestädte mit der Hohen Pforte, die am 18. Mai 1839 zur Ratifikation eines Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrages führten, dem am 7. Sep. 1841 ein Additionalvertrag folgte. Dies bedeutete auch die wechselseitige Anstellung von Geschäftsträgern, ein Amt, das von Seiten der Hansestädte in Konstantinopel von 1845 an durch Dr. Andreas David Morthmann versehen wurde, bis die Hansestädte von 1859 an durch die dortige preußische Gesandtschaft vertreten wurden. Akten über einen diplomatischen Vertreter der Türkei bei den Hansestädten verwahrt das Archiv der Hansestadt Lübeck hingegen nicht, sondern das Staatsarchiv Hamburg (Bestand Senat Cl. VI Nr. 12 Vol. 3), da seit 1844 ein dortiger Kaufmann in der Funktion eines türkischen Generalkonsuls tätig gewesen ist.

Der Lübecker Teilbestand umfaßt auch Ägypten (Akten seit 1845), das seit 1517 osmanisch war und seit 1806 den Status der Suzeränität als Vizekönigreich genoß (es wurde erst 1882 britisch besetzt), und die Fürstentümer Moldau und Walachei (Akten 1852-1862), die schon im 18. Jahrhundert von gegenüber der Türkei tributpflichtigen Wahlfürsten regiert wurden, mit ihren dortigen diplomatischen Vertretungen der Hansestädte.

Die Akten über Griechenland (seit 1832), die ebenfalls beim Bestand Osmanisches Reich mit verzeichnet waren, mußten hingegen ausgeschieden werden, da Griechenland sich in einem Befreiungskrieg 1821-1830/32 mit Hilfe der europäischen Großmächte Rußland, Großbritannien und Frankreich (Seeschlacht bei Navarino 1827) von der Türkei gelöst hatte. Es wurde mit englischer Unterstützung 1830 zu einem souveränen Königreich erhoben, dem nach Wahl durch die griechische Nationalversammlung vom 8.8. 1832 an mit Otto von Bayern ein Prinz des deutschen Fürstenhauses Wittelsbach als höchster Repräsentant des Staates voranstand.

Der Teilbestand wurde von Otto Wiehmann verzeichnet.

Ulrich Simon

Bestandssignatur
01.1-03.14

Kontext
Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 01 Regierung und Volksvertretung bis 1937 >> 01.1 Altes Senatsarchiv (ASA)

Bestandslaufzeit
1832-1882

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Letzte Aktualisierung
30.06.2025, 10:12 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1832-1882

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