Archivbestand

Weltliche Lagerbücher: Einkünfte aus den löwensteinischen Besitzungen (Bestand)

1. Zur Geschichte der löwensteinischen Besitzungen Württembergs: Der Bestand H 101/35 über die löwensteinischen Besitzungen bezieht sich auf Orte, die nur vorübergehend unter württembergischer Hoheit standen. Das Territorium Löwenstein-Wertheim geht auf Graf Ludwig von Löwenstein zurück, der als illegitimer Nachkomme des pfälzischen Kurfürsten Friedrichs des Siegreichen zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts mit der Grafschaft Löwenstein ausgestattet wurde. Im Landshuter Erbfolgekrieg 1504/05 stellte sich Löwenstein auf die Seite des Landshuter Prätendenten Rupprecht von der Pfalz und gegen Herzog Albrecht von Bayern. Württemberg kämpfte auf bayerischer Seite. Als der Krieg schließlich zugunsten Bayerns entschieden wurde, konnte Württemberg zunächst die 1504 eroberte und besetzte Grafschaft Löwenstein behalten. Die direkte württembergische Herrschaft blieb für Löwenstein aber nur ein Interregnum. 1510 gab Herzog Ulrich von Württemberg nach längeren Verhandlungen dem Grafen Ludwig Löwenstein als Lehen zurück und behielt damit die Oberhoheit über die Grafschaft. Württemberg konnte damit einige Rechte - wie zum Besipiel das der Huldigung behaupten. Die Löwensteiner konnten 1566 durch Heirat die Grafschaft Wertheim erwerben und erreichten 1574 die erneute Erhebung in den Reichsgrafenstand und über das Wertheimer Territorium auch wieder die Reichsunnmittelbarkeit. Die Beziehungen zu Württemberg blieben dadurch weiterhin von Auseinandersetzungen geprägt. Die katholische Linie Löwenstein-Wertheim-Rochefort wurde 1712 sogar in den Reichsfürstenstand erhoben. Teilungen, Gemeinschaftsregierungen und konfessionelle Spaltung schwächten die Stellung der Löwensteiner Linien nach dem sechzehnten Jahrhundert. 1806 wurden die Linien von den Rheinbundstaaten mediatisiert und das Territorium zwischen Baden, Württemberg, Bayern, Würzburg, Frankfurt und Hessen-Darmstadt aufgeteilt. Der Bestand H 101/35 umfasst zwei Lagerbücher aus dem Jahr 1509 zu Orten in und um Sulzbach und Murrhardt und zu Schmidhausen.

2. Zur Geschichte und Ordnung des Bestandes: Seit 1422/1423 wurden in Württemberg bei der von der Rentkammer zentral gesteuerten systematischen Aufzeichnung von Besitzungen, Rechten und Einkünften in Lagerbüchern mehrere gleichlautende Reinschriften erstellt: Ein Exemplar verblieb in der Kanzlei der Rentkammer, ein zweites wurde im Archiv hinterlegt, eine dritte Reinschrift erhielt die zuständige Kellerei, die in der Zeit des aktuellen Gebrauchs Nachträge vermerkte. Das heutige Lagerbuchselekt führt verschiedene ältere Reihen zusammen: 2.1 Die altwürttembergische Reihe "weltliche Lagerbücher" Ursprünglich umfasste diese Reihe die Archivexemplare, die häufig den Außen-vermerk "Archiv" tragen. Im Laufe der Zeit wurden diesem Bestand Konzepte, Mehrfertigungen und Lagerbücher der 1806 neu erworbenen Herrschaften hinzugefügt, so dass ein Mischbestand erwuchs, der 1938 anlässlich der Neugliederung der Bestände durch K.O. Müller die Bestandsbezeichnung H 1 erhielt. 2.2 "Dublettenreihe" Seit 1908 wurden unter der etwas irreführenden Bezeichnung "Dublettenreihe" Mehrfertigungen, aber auch Konzepte und Abschriften von Lagerbüchern geistlicher und weltlicher altwürttembergischer sowie neuwürttembergischer Herrschaften zusammengeführt. Der Bestand gelangte ins Staatsarchiv Ludwigsburg und erhielt die Signatur H 6. 2.3 Lagerbuchreihe des Finanzarchivs Im Rahmen der Neuordnung 1806 wurde der überwiegende Teil der altwürttembergischen Lagerbücher aus den Registraturen der Bezirksämter den Kameralämtern übergeben, die - ausgehend von den aktuellen Verwaltungsbedürfnissen - umfangreiche Kassationen und Umordnungen vornahmen. Allmählich gaben die Kameralämter die Lagerbücher an das 1822 eingerichtete Finanzarchiv ab. Nach erneuten Kassationen und uneinheitlicher Ordnung wurden in dieser Zeit für ungefähr die Hälfte der Überlieferung provisorische Verzeichnisse erstellt. Die dabei vergebenen rund 4200 Zahlensignaturen sind mit Blaustift auf der Vorderseite vermerkt. 1924 übernahm das Staatsarchiv Ludwigsburg die Lagerbuchbestände des aufgelösten Finanzarchivs und wies sie der Bestandsgruppe H 6-10 zu. 2.4 "Sonderreihe" des Staatsarchivs Ludwigsburg Bruchstückhaft blieb um 1930 der Versuch, aus der Überlieferung des Finanzarchivs diejenigen Erneuerungen in einer Reihe zusammenzuführen, die in den Stuttgarter Lagerbuchbeständen fehlten. 2.5 Beständebereinigung durch K.O. Müller K.O. Müller löste den von ihm gebildeten Mischbestand H 1 (s. o.) in einer zweiten Verzeichnungsphase auf, indem er die altwürttembergischen Lagerbücher im Bestand A 295 zusammenfasste und die neuwürttembergischen Lagerbücher den Reihen B 1-5 zuwies. Nach Abgabe der in Ludwigsburg befindlichen Lagerbücher an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Juli 1950 wurde unter der Leitung von F. Pietsch der gesamte Überlieferungskomplex neu gegliedert. Aus pragmatischen Gründen verzichtete man dabei auf die Rekonstruktion der Registraturen der Kanzlei, des Archivs sowie der Kellereien in eigenen Reihen. Vielmehr vereint der heutige Bestand H 101, gruppiert nach Oberämtern, alle überlieferten Exemplare einer Erneuerung - also Konzepte, Reinschriften, Abschriften - in einer Reihe.

3. Zur Verzeichnung des Bestandes: Nach der Zusammenführung der Lagerbuchbestände im Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1950 war die anschließende Neuordnung um 1960 im wesentlichen abgeschlossen. Damit konnte eine Neuverzeichnung in Angriff genommen werden. Angesichts der zu bewältigenden großen Mengen entwarfen H.-M. Maurer und H. Natale 1974 "Richtlinien zur Kurzverzeichnung von Lagerbüchern" und trieben die Erschließung der Lagerbuchselekte mit den bestehenden geringen Personalressourcen unter Einbeziehung von Auszubildenden und Aushilfskräften voran. Inzwischen liegen für den gesamten Bestand H 101 Konzeptverzeichnungen vor, die allerdings nur sehr eingeschränkt benutzt werden können. Die entsprechende Verzeichnung für die löwensteinischen Besitzungen wurde 1955 im Konzept fertiggestellt und später fortlaufend ergänzt. Bei der laufenden Überarbeitung dieser Konzeptverzeichnungen wird auf die in den Richtlinien vorgesehene systematische Neuerfassung von Reskripten und Notizen verzichtet. Aufgenommen werden lediglich die bereits erfassten Reskripte. Diese werden im "Enthält-Vermerk" ausgewiesen und bei der Gesamtlaufzeit des Bandes berücksichtigt. Der Verzeichnung liegt folgendes Schema zugrunde: 1. Bandnummer, 2. Titel, 3. Genetische Stufe und Behördenprovenienz, 4. eventuelle Register, 5. Renovator(en), 6. Inhalte und Darstellungsweise, 7. Orte, 8. Urkunden, 9. äußere Bandbeschreibung, 10. enthaltene Beilagen oder Reskripte, 11. Vorsignaturen, 12. Umfang, 13. Jahr der Anlage. Die Angaben zum Titel orientieren sich soweit als möglich an den auf den Vorsatzblättern zu findenden Innentiteln der Bände. Weiterhin erfolgte eine Neusignierung entsprechend dem gängigen Signaturschema der Lagerbuchselekte: Die bestehende Durchnummerierung wird durch Zwischennummern für die einzelnen Ämter (H 101/1 Altensteig bis H 101/64 Winnenden) mit jeweiliger Neuzählung der einzelnen Bände eines Bestandes ersetzt. Alte und neue Signaturen können der Konkordanz entnommen werden. Die Bearbeitung der vorhandenen Titelaufnahmen des Bestandes H 101/35 übernahm im Dezember 2008 unter Anleitung des Unterzeichneten der Archivreferendar Joachim Brüser. Die Endredaktion gestaltete der Unterzeichnete. Der Bestand umfasst nun 2 Bände bzw. 0,10 Regalmeter. Stuttgart, im März 2009 Franz Moegle-Hofacker

4. Literaturverzeichnis: - Karl-Heinz Dähn (Hg.), 700 Jahre Stadt Löwenstein 1287-1987, Löwenstein 1987. - Gerhard Fritz, Die Geschichte der Grafschaft Löwenstein und der Grafen von Löwenstein-Habsburg vom späten 13. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts (Forschungen aus Württembergisch Franken Bd. 29), Sigmaringen 1986. - Gregor Richter, Lagerbücher- oder Urbarlehre. Hilfswissenschaftliche Grundzüge nach württembergischen Quellen (Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg; 36), Stuttgart 1979. - Harald Stockert, Adel im Übergang - Die Fürsten und Grafen von Löwenstein-Wertheim zwischen Landesherrschaft und Standesherrschaft 1780-1850 (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg Reihe B Bd. 144), Stuttgart 2000.

Korrespondierende Bestände: - A 177 (Auswärtige Bezioeheungen Württembergs zu den) Grafen und Fürsten von Löwenstein (1277-1789, 1819-1820) - A 220 Oberrat: Grafen (1400 - 1815 - Akten voriegend aus dem 17. und 18. Jahrhundert) - H 115 Lehenlagerbücher adliger Familien; u.a. Lehensbesitz der Familie von Löwenstein - H 158 Lagerbücher der Grafen von Löwenstein (1529 - 1591) vgl. : Staatsarchiv Wertheim / Bronnbach Nr. 19, 97877 Wertheim Telefon: 09342-91592-0 / Fax: 09342-91592-30 / e-Mail: StAWertheim@la-bw.de / Homepage: http://www.landesarchiv-bw.de/staw

Bestandssignatur
Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H 101/35
Umfang
2 Bände, Bestellnummern: Band 1-2

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Selekte >> Altwürttembergische Lagerbücher >> Hauptreihen des Kammer- und Kirchenguts >> Weltliche Lagerbücher der Oberämter (gesamt)

Bestandslaufzeit
1509

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
13.11.2025, 14:39 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1509

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