Bestand
Weltliche Lagerbücher: Stabskellerei Enzberg (Bestand)
1 Zur Geschichte des Stabsamts Enzberg: Die um 1110 erstmals erwähnte Burg Enzeberch ist wohl ursprünglich im Zusammenhang mit Niefern entstanden. Die dazugehörige Siedlung erhielt erst allmählich die Bedeutung einer größeren Gemarkung. Enzberg war wohl aller Wahrscheinlichkeit nach der Hauptsitz der Kraichgaugrafen im Enzgau. Ihr Grundbesitz wurde 1100 zu Ausstattung von Klein Sinsheim gegeben. Enzberg unterstand in den Jahren 1490 bis 1810 mehreren Herren gleichzeitig (vgl. hierzu die Grafik bei Dussel, S. 67.) Der nach Enzberg benannte Zweig der Ritter v. Niefern übte zeitweise die Vogtei über das Kloster Maulbronn aus und trug 1321 die Burg und Ort Enzberg den Markgrafen von Baden zu Lehen auf. Das in den Jahren 1310 bis 1384 als Stadt bzw. Städtlein bezeichnete Enzberg wurde 1384 von den Pfalzgrafen zerstört. Die Besiedelung hatte in der Folgezeit eher dörflichen Charakter. Im Jahr 1409 legten die Junker von Enzberg ihren Sitz nach Mühlheim (Donau). 1438 erwarb das Kloster Maulbronn ein Viertel des Ortes, das ab Mitte des 16. Jahrhunderts zum württembergischen Klosteramt Maulbronn zählte. Der restliche Teil des Ortes war seit 1493 zwischen den Leutrum v. Etringen und den v. Ertringen geteilt. In der Zeit zwischen 1501 und 1504 fielen diese Teile an Konrad v. Wallstein, dessen Nachfolger über eine Erbtochter die Herren v. Neuneck wurden. In den Jahren 1583 bis 1589 ließ Ursula v. Neuneck das Schloss errichten. Abermals über die weibliche Erbfolge kam Enzberg dann an die v. Erlach sowie z.T. wohl durch Lehnsheimfall an die v. Leiningen und die v. Ow zu Wachendorf. Im Jahr 1685 wurden die dem Ritterkanton Neckar-Schwarzwald inkorporierten drei Viertel von Enzberg durch Franz Wilhelm v. Stein an die württembergische Rentkammer verkauft, die sie in den Jahren 1728 bis 1746 an Johann Theodor v. Rauner verpfändete. 1685 wurde Enzberg mit Einschluss des Maulbronner Viertels zu einem Stabsamt. Am 25. April 1807 wurde das Stabsamt Enzberg mit dem Oberamt Maulbronn vereinigt. Dieses wurde als Oberamt Maulbronn am 27. Oktober 1810 der Landvogtei an der Enz und am 18. November 1817 der Regierung des Neckarkreises (Kreisregierung Ludwigsburg) unterstellt.
2 Zur Geschichte und Ordnung des Bestands: Seit 1422/1423 wurden in Württemberg bei der von der Rentkammer zentral gesteuerten systematischen Aufzeichnung von Besitzungen, Rechten und Einkünften in Lagerbüchern mehrere gleichlautende Reinschriften erstellt: Ein Exemplar verblieb in der Kanzlei der Rentkammer, ein zweites wurde im Archiv hinterlegt, eine dritte Reinschrift erhielt die zuständige Kellerei, die in der Zeit des aktuellen Gebrauchs Nachträge vermerkte. Das heutige Lagerbuchselekt führt verschiedene ältere Reihen zusammen: 2.1 Die altwürttembergische Reihe "weltliche Lagerbücher" Ursprünglich umfasste diese Reihe die Archivexemplare, die häufig den Außen-vermerk "Archiv" tragen. Im Laufe der Zeit wurden diesem Bestand Konzepte, Mehrfertigungen und Lagerbücher der 1806 neu erworbenen Herrschaften hinzugefügt, so dass ein Mischbestand erwuchs, der 1938 anlässlich der Neugliederung der Bestände durch K.O. Müller die Bestandsbezeichnung H 1 erhielt. 2.2 "Dublettenreihe" Seit 1908 wurden unter der etwas irreführenden Bezeichnung "Dublettenreihe" Mehrfertigungen, aber auch Konzepte und Abschriften von Lagerbüchern geistlicher und weltlicher altwürttembergischer sowie neuwürttembergischer Herrschaften zusammengeführt. Der Bestand gelangte ins Staatsarchiv Ludwigsburg und erhielt die Signatur H 6. 2.3 Lagerbuchreihe des Finanzarchivs Im Rahmen der Neuordnung 1806 wurde der überwiegende Teil der altwürttembergischen Lagerbücher aus den Registraturen der Bezirksämter den Kameralämtern übergeben, die - ausgehend von den aktuellen Verwaltungsbedürfnissen - umfangreiche Kassationen und Umordnungen vornahmen. Allmählich gaben die Kameralämter die Lagerbücher an das 1822 eingerichtete Finanzarchiv ab. Nach erneuten Kassationen und uneinheitlicher Ordnung wurden in dieser Zeit für ungefähr die Hälfte der Überlieferung provisorische Verzeichnisse erstellt. Die dabei vergebenen rund 4200 Zahlensignaturen sind mit Blaustift auf der Vorderseite vermerkt. 1924 übernahm das Staatsarchiv Ludwigsburg die Lagerbuchbestände des aufgelösten Finanzarchivs und wies sie der Bestandsgruppe H 6-10 zu. 2.4 "Sonderreihe" des Staatsarchivs Ludwigsburg Bruchstückhaft blieb um 1930 der Versuch, aus der Überlieferung des Finanzarchivs diejenigen Erneuerungen in einer Reihe zusammenzuführen, die in den Stuttgarter Lagerbuchbeständen fehlten. 2.5 Beständebereinigung durch K.O. Müller K.O. Müller löste den von ihm gebildeten Mischbestand H 1 (s. o.) in einer zweiten Verzeichnungsphase auf, indem er die altwürttembergischen Lagerbücher im Bestand A 295 zusammenfasste und die neuwürttembergischen Lagerbücher den Reihen B 1-5 zuwies. Nach Abgabe der in Ludwigsburg befindlichen Lagerbücher an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Juli 1950 wurde unter der Leitung von F. Pietsch der gesamte Überlieferungskomplex neu gegliedert. Aus pragmatischen Gründen verzichtete man dabei auf die Rekonstruktion der Registraturen der Kanzlei, des Archivs sowie der Kellereien in eigenen Reihen. Vielmehr vereint der heutige Bestand H 101, gruppiert nach Oberämtern, alle überlieferten Exemplare einer Erneuerung - also Konzepte, Reinschriften, Abschriften - in einer Reihe. Dies gilt mit Einschränkungen auch für Enzerg, dessen Überlieferung wesentlich nur das 18. Jahrhundert umfasst.
3 Zur Verzeichnung des Bestands: Nach der Zusammenführung der Lagerbuchbestände im Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1950 war die anschließende Neuordnung, um 1960 im wesentlichen abgeschlossen. Damit konnte eine Neuverzeichnung in Angriff genommen werden. Angesichts der zu bewältigenden großen Mengen entwarfen H.-M. Maurer und H. Natale 1974 "Richtlinien zur Kurzverzeichnung von Lagerbüchern" und trieben die Erschließung der Lagerbuchselekte mit den bestehenden geringen Personalressourcen unter Einbeziehung von Auszubildenden und Aushilfskräften voran. Inzwischen liegen für den kompletten Bestand H 101 Konzeptverzeichnungen vor, die allerdings nur sehr eingeschränkt benutzt werden können. Bei der laufenden Überarbeitung dieser Konzeptverzeichnungen wird auf die in den Richtlinien vorgesehene Erfassung von Reskripten und Notizen verzichtet. Auf vorhanden Reskripte wird allerdings weiterhin im "Enthält-Vermerk" hingewiesen. und die Laufzeit in die Gesamtlaufzeit des Bandes aufgenommen. Der Verzeichnung liegt folgendes Schema zugrunde: 1. Bandnummer, 2. Titel, 3. Genetische Stufe und Behördenprovenienz, 4. eventuelle Register, 5. Renovator(en), 6. Inhalte und Darstellungsweise, 7. Orte, 8. Urkunden, 9. äußere Bandbeschreibung, 10. enthaltene Beilagen oder Reskripte, 11. Vorsignaturen, 12. Umfang, 13. Jahr der Anlage. Die Angaben zum Titel entsprechen soweit als möglich den auf den Vorsatzblättern der Bände zu findenden Innentiteln, was durch Anführungszeichen verdeutlicht wird. Weiterhin erfolgte eine Neusignierung entsprechend dem gängigen Signaturenschema der Lagerbuchselekte: Die bestehende Durchnummerierung wird durch Zwischennummern für die einzelnen Ämter (H 101/1 Altensteig bis H 101/64 Winnenden) mit jeweiliger Neuzählung der einzelnen Bände ersetzt. Alte und neue Signaturen können der Konkordanz entnommen werden. Die Bearbeitung der vorhandenen Titelaufnahmen des Bestandes H 101/18übernahm 2006 unter Anleitung des Unterzeichneten die Archivreferendarin Beate Sturm. Die Endredaktion gestaltete der Unterzeichnete. Der Bestand umfasst nun 4 Bände bzw. 0,35 Regalmeter. Stuttgart, im Juni 2006 Franz Moegle-Hofacker
Literatur: Beschreibung des Oberamts Maulbronn, hrsg. vom Königlich Statistisch-Topographischen Bureau, Stuttgart 1870. Butz, Andreas: Von der Frühzeit bis zum 18. Jahrhundert, in: Enzberg. Vom römischen Gehöft zur modernen Industriegemeinde, hrsg. Von Konrad Dussel, Mühlacker 2000, S. 13-106. (=Beiträge zur Geschichte der Stadt Mühlacker 4.) Dussel, Konrad: Enzberg. Vom römischen Gehöft zur modernen Industriegemeinde, Ubstadt-Weiher 2000. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Bd. V: Regierungsbezirk Karlsruhe, Stuttgart 1978. Maurer, Hans-Martin (Bearb.): Übersicht über die Bestände des Hauptstaatsarchivs Stuttgart. Sonderbestände (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, 35), Stuttgart 1980, S. 122-125. Richter, Gregor: Lagerbücher- oder Urbarlehre. Hilfswissenschaftliche Grundzüge nach württembergischen Quellen. (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 36), Stuttgart 1979.
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H 101/18
- Umfang
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4 Bände
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Selekte >> Altwürttembergische Lagerbücher >> Hauptreihen des Kammer- und Kirchenguts >> Weltliche Lagerbücher der Oberämter (gesamt)
- Bestandslaufzeit
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1696-1751
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1696-1751