Archivbestand

Weltliche Lagerbücher: Stabskellerei Nellingen (Bestand)

1. Zur Geschichte der Stabskellerei Nellingen: Nellingen verdankt seine Ersterwähnung 1120 einer Stiftung Anselms von Nellingen (verwandtschaftlich den Grafen von Tübigen zuzuordnen) an das Kloster St. Blasien. St. Blasien gründete nach dem Wechsel der ritterschaftlichen Familie von Nellingen (Ministerialen von St. Blasien oder von den Edelfreien von Nellingen) ins Esslinger Patriziat 1250 eine Propstei, deren Vogtei 1387 gegen Esslinger Ansprüche Württemberg Württemberg durch einen Fürstenspruch bestätigt wurde. Von dieser Propstei aus waren die Güter und Rechte, die der Abtei um Nellingen zustanden, zu verwalten. Die württembergische Vogtei über diese Propstei bleib bis 1649 bestehen, als Württemberg sie gegen Güter und Rechte von St. Blasien eintauschte. In der Folge wurde die Propstei aufgelöst. Seit der Reformation in Württemberg, das Nellingen ansonsten dem Amt Stuttgart zuordnete, hatte der Propst der katholischen Propstei den evangelischen Pfarrer von Nellingen zu besolden. Erst 1649 wurde nun auch die Propstei- zur evangelischen Pfarrkirche Nellingen. Zur Verwaltung und zur Einziehung von Abgaben und Steuern wurde anstelle der Propsteiverwaltung bzw. Vogtei die Stabskellerei Nellingen eingerichtet. Nachfolgebehörde war ab 1806 das Kameralamt Nellingen, das 1836 aufgelöst wurde.

2. Zur Geschichte und Ordnung des Gesamtbestands H 101 - weltliche Lagerbücher der Oberämter: Seit 1422/1423 wurden in Württemberg bei der von der Rentkammer zentral gesteuerten systematischen Aufzeichnung von Besitzungen, Rechten und Einkünften in Lagerbüchern mehrere gleichlautende Reinschriften erstellt: Ein Exemplar verblieb in der Kanzlei der Rentkammer, ein zweites wurde im Archiv hinterlegt, eine dritte Reinschrift erhielt die zuständige Kellerei, die in der Zeit des aktuellen Gebrauchs Nachträge vermerkte. Das heutige Lagerbuchselekt führt verschiedene ältere Reihen zusammen: 2.1 Die altwürttembergische Reihe "weltliche Lagerbücher" Ursprünglich umfasste diese Reihe die Archivexemplare, die häufig den Außen-vermerk "Archiv" tragen. Im Laufe der Zeit wurden diesem Bestand Konzepte, Mehrfertigungen und Lagerbücher der 1806 neu erworbenen Herrschaften hinzugefügt, so dass ein Mischbestand erwuchs, der 1938 anlässlich der Neugliederung der Bestände durch K.O. Müller die Bestandsbezeichnung H 1 erhielt. 2.2 "Dublettenreihe" Seit 1908 wurden unter der etwas irreführenden Bezeichnung "Dublettenreihe" Mehrfertigungen, aber auch Konzepte und Abschriften von Lagerbüchern geistlicher und weltlicher altwürttembergischer sowie neuwürttembergischer Herrschaften zusammengeführt. Der Bestand gelangte ins Staatsarchiv Ludwigsburg und erhielt die Signatur H 6. 2.3 Lagerbuchreihe des Finanzarchivs Im Rahmen der Neuordnung 1806 wurde der überwiegende Teil der altwürttembergischen Lagerbücher aus den Registraturen der Bezirksämter den Kameralämtern übergeben, die - ausgehend von den aktuellen Verwaltungsbedürfnissen - umfangreiche Kassationen und Umordnungen vornahmen. Allmählich gaben die Kameralämter die Lagerbücher an das 1822 eingerichtete Finanzarchiv ab. Nach erneuten Kassationen und uneinheitlicher Ordnung wurden in dieser Zeit für ungefähr die Hälfte der Überlieferung provisorische Verzeichnisse erstellt. Die dabei vergebenen rund 4200 Zahlensignaturen sind mit Blaustift auf der Vorderseite vermerkt. 1924 übernahm das Staatsarchiv Ludwigsburg die Lagerbuchbestände des aufgelösten Finanzarchivs und wies sie der Bestandsgruppe H 6-10 zu. 2.4 "Sonderreihe" des Staatsarchivs Ludwigsburg Bruchstückhaft blieb um 1930 der Versuch, aus der Überlieferung des Finanzarchivs diejenigen Erneuerungen in einer Reihe zusammenzuführen, die in den Stuttgarter Lagerbuchbeständen fehlten. 2.5 Beständebereinigung durch K.O. Müller K.O. Müller löste den von ihm gebildeten Mischbestand H 1 (s. o.) in einer zweiten Verzeichnungsphase auf, indem er die altwürttembergischen Lagerbücher im Bestand A 295 zusammenfasste und die neuwürttembergischen Lagerbücher den Reihen B 1-5 zuwies. Nach Abgabe der in Ludwigsburg befindlichen Lagerbücher an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Juli 1950 wurde unter der Leitung von F. Pietsch der gesamte Überlieferungskomplex neu gegliedert. Aus pragmatischen Gründen verzichtete man dabei auf die Rekonstruktion der Registraturen der Kanzlei, des Archivs sowie der Kellereien in eigenen Reihen. Vielmehr vereint der heutige Bestand H 101, gruppiert nach Oberämtern, alle überlieferten Exemplare einer Erneuerung - also Konzepte, Reinschriften, Abschriften - in einer Reihe.

3. Zur Verzeichnung des Bestandes: Nach der Zusammenführung der Lagerbuchbestände im Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1950 war die anschließende Neuordnung um 1960 im wesentlichen abgeschlossen. Damit konnte eine Neuverzeichnung in Angriff genommen werden. Angesichts der zu bewältigenden großen Mengen entwarfen H.-M. Maurer und H. Natale 1974 "Richtlinien zur Kurzverzeichnung von Lagerbüchern" und trieben die Erschließung der Lagerbuchselekte mit den bestehenden geringen Personalressourcen unter Einbeziehung von Auszubildenden und Aushilfskräften voran. Inzwischen liegen für den gesamten Bestand H 101 Konzeptverzeichnungen vor, die allerdings nur sehr eingeschränkt benutzt werden können. Die entsprechende Verzeichnung für das Amt (Kellerei / zuletzt altwürttembergisches Oberamt)Nagold wurde 1956 von Paul Waldherr erstellt und später ergänzt. Bei der laufenden Überarbeitung dieser Konzeptverzeichnungen wird auf die in den ursprünglichen Richtlinien vorgesehene systematische Neuerfassung von Reskripten und Notizen verzichtet. Aufgenommen werden lediglich die bereits erfassten Reskripte. Diese werden im "Enthält-Vermerk" ausgewiesen und bei der Gesamtlaufzeit des Bandes berücksichtigt. Der Verzeichnung liegt folgendes Schema zugrunde: 1. Bandnummer, 2. Titel, 3. Genetische Stufe und Behördenprovenienz, 4. eventuelle Register, 5. Renovator(en), 6. Inhalte und Darstellungsweise, 7. Orte, 8. Urkunden, 9. äußere Bandbeschreibung, 10. enthaltene Beilagen oder Reskripte, 11. Vorsignaturen, 12. Umfang, 13. Jahr der Anlage. Die Angaben zum Titel orientieren sich primär an den Suchbedürfnissen der meisten Nutzer des Bestands: Ortsnamen und Laufzeit, die als wichtigstes Kriterium für die zügige Ermittlung gesuchter Einzelbände auch meist auf den Bandrücken von den Registraturen der Rentkammer, Ämter etc. deutlich vermerkt sind. Bei den Laufzeitangaben ist zu beachten, dass in einem Großteil der Bände Nachträge eingefügt worden, die bei den Laufzeitangaben berücksichtigt sind. Weiterhin erfolgte eine Neusignierung entsprechend dem gängigen Signaturschema der Lagerbuchselekte: Die bestehende Durchnummerierung wird durch Zwischennummern für die einzelnen Ämter/Kellereien (H 101/1 Altensteig bis H 101/64 Winnenden) mit jeweiliger Neuzählung der einzelnen Bände eines Bestandes ersetzt. Alte und neue Signaturen können der Konkordanz entnommen werden. Die Bearbeitung der vorhandenen Titelaufnahmen des Bestandes H 101/43 übernahm im ersten Quartal 2010 unter Anleitung des Unterzeichneten im Rahmen seiner Ausbildung der Archivanwärter Wolfram Berner (Ausbildung zum Diplomarchivar FH). Die Endredaktion gestaltete der Unterzeichnete. Der Bestand umfasst nun 49 Bände bzw. 4,3 Regalmeter. In diesen Bänden sind 340 Urkundenbschriften enthalten, deren chronologische Zusammenstellung ergab, dass es sich um 87 verschiedene Urkunden zum Bereich der Stabskellerei aus der Zeit zwischen 1354 bis 1667 handelt.. Stuttgart, im März 2010 Franz Moegle-Hofacker

4. Literaturangaben: Beschreibung des Oberamts Esslingen, Stuttgart und Tübingen 1845 Das Land Baden-Württemberg, Bd. 3, Stuttgart 1978 Kapff, Rudolf, Geschichte von Dorf und Probstei Nellingen auf den Fildern, Esslingen 1927

5. Korrespondierende Bestände: A 206 Oberrat: Ältere Ämterakten A 213 Oberrat: Jüngere Ämterakten (Spezialakten) A 249 Rentkammer: Ämterakten (Spezialakten) A 509 Nellingen A 509 L Nellingen, Stabskellerei B 4 a Neuwürttembergische Leibeigenenbücher H 128 Lagerbücher von Bistümern und Klöstern.

Bestandssignatur
Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H 101/43
Umfang
49 Bände, Bestellnummern: Band 1 - 46

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Selekte >> Altwürttembergische Lagerbücher >> Hauptreihen des Kammer- und Kirchenguts >> Weltliche Lagerbücher der Oberämter (gesamt)

Bestandslaufzeit
1666-1826

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
13.11.2025, 14:39 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1666-1826

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