Bestand
Gouvernements, Kommandanturen (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Nach Auflösung jeweils in die Registratur des Kriegsministeriums.
Inhalt und Bewertung
Enthält: Unterlagen der Gouvernements, bzw. Kommandanturen Heilbronn, Hohenasperg, Ludwigsburg, Stuttgart und Ulm betr. u. a. Kriegsgefangenenangelegenheiten (Hohenasperg), Disziplinarfälle (Ludwigsburg, u. a. Fall Koseriz).
1. Geschichte der Gouvernements und Kommandanturen: Gouvernements und Kommandanturen von Städten sind in Württemberg schon seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bekannt - so ist in Stuttgart seit 1771 ein Stadtkommandant bezeugt, dem seit 1788 ein Gouverneur vorgesetzt wurde, in Ludwigsburg seit 1780 ein Gouvernement, auf dem Hohenasperg seit 1777 ein Festungskommandant. Die Aufgaben des Gouverneurs und des Kommandanten betreffen die Regelung und Überwachung des Garnisonsdienstes; der Gouverneur hat die oberste Befehls- und Gerichtsgewalt über die in der jeweiligen Stadt garnisonierten Truppen; eine ähnliche Stellung hat auch der Festungskommandant. Ab 1807 tauchen in den Staatshandbüchern des Königreichs Württemberg regelmäßig bis 1850 Gouverneure und Kommandanten in Stuttgart und Ludwigsburg auf. Ab 1858 wird in beiden Städten nur mehr ein Gouverneur genannt. Auf dem Hohenasperg erscheint von 1809 bis 1850 ein Gouverneur und ein Festungskommandant, ab 1858 nur noch letzterer. Ab 1812, nach dem Übergang an Württemberg, bis 1847 ist in Ulm ein Gouverneur und ein Stadtkommandant belegt. Ab 1857, dem Zeitpunkt des vorläufigen Baubeschlusses und der Neuorganisation der 1842 begonnenen Bundesfestung gab es in Ulm einen Festungsgouverneur, dem als Vizegouverneur ein Truppenkommandant unterstand, ferner zwei Adjutanten, von denen einer dem Gouverneur direkt zugeordnet und der zweite zugleich Platzmajor der Bundesfestung und Platzadjutant der württembergischen Besatzung war, außerdem einen Geniedirektor (vorher nur eine Festungsbaudirektion), einen Artilleriedirektor, einen Oberkriegskommissär, der zugleich Ökonomiereferent war, drei Auditoren und nachgeordnete Beamte. 1869 wird außerdem ein Artillerieunterdirektor genannt; nachdem der Artilleriedirektor ein bayerischer Oberstleutnant war, wurde ein Württemberger im gleichen Rang Unterdirektor. 1869 gab es außerdem eine Festungsproviantverwaltung mit Vorstand, Kassier und Kontrolleur. Platzadjutanten amtierten seit 1806 bis zum Ende des Kaiserreichs auch in Stuttgart und Ludwigsburg. Hohenasperg hatte sie bis 1850. Ebenso sind in den Garnisonen Stuttgart und Ludwigsburg ab 1850 drei Auditoren angestellt, auf dem Hohenasperg fungierte zeitweise ein Auditor. Kommandanten gab es außerdem ab 1806 bis 1850 in Heilbronn, wo von 1812 bis 1835 zusätzlich auch ein Gouverneur amtierte, von 1807 bis 1815 in Ellwangen, von 1806 bis 1815 in Rottweil, von 1806 bis 1809 in Radolfzell, 1807 in Öhringen, 1809/10 in Rottenburg und 1812 bis 1815 in Mergentheim, wobei letztere jedoch eher mobile Besatzungen gewesen sein mögen. 1813 und ab 1843 gab es außerdem einen Kommandanten in Gmünd.
2. Bestandsgeschichte und Bearbeiterbericht: Die Akten dieser Gouvernements und Kommandanturen sind nur in Resten vorhanden und waren wohl auch nicht sehr umfangreich. Dies liegt zum einen daran, daß die Gouverneure und Kommandanten nach 1815 nach und nach zusätzliche Truppenkommandos übernahmen und ihre Tätigkeiten sich vermischten. So ist der Stadtkommandant von Stuttgart von 1824 an regelmäßig Kommandeur der 1. Infanterie-Brigade, der Gouverneur ab 1831 bis zum Ende des hier in Frage stehenden Zeitraumes zugleich Kommandeur der 1., später der Infanterie-Division. Der Gouverneur von Ludwigsburg ist 1824 und 1828 Kommandeur der Reiterdivision, 1831 bis 1850 Kommmandeur der 2. Infanterie-Division, 1858 und 1862 kommandierte er die Artillerie-Brigade, ab 1866 die 3. Infanterie-Brigade. Der Gouverneur von Ulm kommandierte 1824 bis 1828 die 4. Infanterie-Brigade, 1831 bis 1850 die 2. Reiterbrigade, der Stadtkommandant von Ulm war 1831 Kommandeur des 8. Infanterie-Regiments, 1835 bis 1847 Kommandeur des 6. Infanterie-Regiments, der Truppenkommandeur war ab 1857 Kommandeur der 2. Infanterie-Brigade, der Stadtkommandant von Ludwigsburg war 1824 und 1828 Kommandeur der 3. Infanterie-Brigade, 1831 bis 1839 Brigadekommandeur der Artillerie, 1843 bis 1850 Kommandeur der 1. Reiterbrigade. So können sich Akten der Gouvernements und Kommandanturen auch bei den entsprechenden Kommandobehörden befinden. Da insbesondere die Gouverneure ihre Akten häufig als Handakten führten, sind zum anderen auch auf diesem Wege Verluste eingetreten. Es wurde aber nach Möglichkeit versucht, etwa vorhandene Handakten in die entsprechenden Dienstakten einzuordnen. Hinzu kamen außerdem einige wenige Archivalien unterstellter Institutionen, so die Kommandos der Schloßwachen in Stuttgart und die Artilleriedirektion und das Quartieramt in Ulm. Akten des Festungsgouvernements ab 1860 und sämtliche Akten der Festungsbaudirektion Ulm ab 1842 befinden sich im Bestand M 31, ebenso die Akten der Geniedirektion, da sie mit den späteren Akten eng verzahnt, teilweise wohl auch nicht trennbar waren. Eine besondere Gliederung der Akten fehlt naturgemäß. Die Akten gelangten über das Kriegsarchiv 1930 ins Staatsarchiv Ludwigsburg, wo sie von K. O. Müller zum Teil in den Beständen E 271, E 279-282, E 283 und E 286 seiner Gesamtübersicht von 1937 untergebracht und mit anderen Provenienzen vermischt wurden. Ein weiterer Teil, vor allem der Garnison Ludwigsburg, wurde 1952, ebenfalls unter Vermischung verschiedener Provenienzen, zum Bestand E 283 a, Revisionsgericht, vereinigt, und weitere kleine Teile verblieben in bereits im Kriegsarchiv gebildeten Pertinenzbeständen, vor allem "Kriegsakten III/1", "Aufbau und Organisation" und "Sonstige Militärakten". In diesem Zustand kamen die Akten 1969 ins neu errichtete Militärarchiv des Hauptstaatsarchivs. 1974 folgte, ebenfalls aus Ludwigsburg, noch der Provenienzbestand "Festungskommando Hohenasperg". Die Akten wurden im Militärarchiv im Zuge der Neuverzeichnung sämtlicher militärischer E-Bestände seit etwa 1979 unter Leitung von Dr. Günter Cordes von Werner Urban verzeichnet. Ihre endgültige provenienzgerechte Ordnung erfolgte im März/April 1992 durch Dr. Bernhard Theil, der auch die Einleitung verfaßte. Hierbei wurden zahlreiche Einheiten zusammengefaßt und die Titelaufnahmen zum Teil neu formuliert. Werner Urban hat dann im Mai 1992 die Archivalien verpackt und aufgestellt und das Repertorium abschließend bearbeitet. Aus 229 Nummern wurden zuletzt 128 Büschel (= 2,95 lfd.m). Stuttgart, im Mai 1992 Bernhard Theil
H
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, E 285
- Umfang
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129 Büschel
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Kabinett, Geheimer Rat, Ministerien 1806-1945 >> Kriegsministerium >> Kommandobehörden
- Bestandslaufzeit
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1806-1871
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1806-1871