Bestand

Stift Herdecke / Akten (Bestand)

Statuten und Verfassung 1371-1806; Gerichtswesen 1508-1808; Kapitelsprotokolle 1719-1773; Personalia der Stiftsdamen 1632-1808; Präbenden 1534-1809; Stiftsämter, katholische Kirche 15. Jh.-1810; evangelische Kirche 1563-1808; Lehen 1534-1826; Grundbesitz 14. Jh.-1813 (57); Einkünfte 1371-1810; Mühlen 1617-1809; Ruhrschifffahrt 1776-1810; Fischerei, Brauerei, Bäckerei 1483-1761; Jagd, Forst 1670-1809; Marken 1483-1804; Prozesse 1578-1804; Ort Herdecke (1355-) 1659-1796.

Bestandsgeschichte: (Ennepe-Ruhr-Kreis). Gründung als Benediktinerinnenkloster im 9. Jh., 15. Jh. freiweltliches Damenstift, 1811 aufgehoben.

Form und Inhalt: Stift Herdecke
Nach den ”Annales circuli Westphalici“ des Hermann Fley gen. Stangefol wurde im Jahre 819 von Frederuna, einer angeblichen Verwandten Karls des Großen, in Nonherdeke an der Ruhr ein Frauenstift errichtet. Dieser Darstellung steht das Fehlen jeglicher zeitgenössischer Überlieferung über das Stift Herdecke gegenüber, die urkundlich erst 1214 einsetzt. Der klösterliche Grundbesitz konzentrierte sich in der südlichen Grafschaft Mark und wuchs durch Schenkungen und Käufe. Hinzu kam Streubesitz.
Eine Zugehörigkeit zum Benediktinerorden ist erstmals 1313 greifbar, wodurch Spekulationen über Herdecke als Tochtergründung von St. Maria im Kapitol in Köln genährt werden. Die Umwandlung dieser Klaustralgemeinschaft in ein freiweltliches Damenstift erfolgte im 15. Jahrhundert und erfuhr 1488 die Bestätigung durch einen päpstlichen Legaten. Nach Einführung der lutherischen Lehre 1538/39 restituierte Herzog Johann von Kleve den alten Glauben, doch bereits Ende des 16. Jahrhunderts war die Reformation wieder gefestigt. Der Religionsnebenrezeß von 1666 führte zu eine Aufteilung des Konvents, so dass ein Viertel der Präbenden an Katholiken vergeben wurden und auf drei evangelische Äbtissinnen eine katholische folgen sollte. De facto bestand Herdecke nun als Simultanstift, das allen drei Konfessionen offenstand.
Gleichwohl ist ein ökonomischer und spiritueller Niedergang zu konstatieren. Am 1.1.1812 erfolgte die Aufhebung des Stifts Herdecke durch die Regierung des Großherzogtums Berg.

Zum Bestand:
Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstandene Verzeichnung der Akten des Klosters Herdecke stammt von Robert Krumbholtz (alte RepNr. 383,8a). Eine Revision des Aktenbestandes aus dem Jahre 1951 ergab nur wenige Fehlstücke. Die Abschrift des vorliegenden Findbuchs unternahm Sabine-Ines Rauch im August 2009 unter der Betreuung von Thomas Reich, der zahlreiche Urkunden und Akten zu Korrekturzwecken in Augenschein genommen und eine Neusignierung des Aktenbestandes vorgenommen hat.

Ergänzungsüberlieferung:
··Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, Kleve-Märkische Regierung, Landessachen (Findbuch A 351)
·Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, Haus Reck (Dep.) - Akten (Findbuch A 459 II)
·Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, Msc. I 212
·Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, Msc. II 13
·Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, Msc. IV 259
·Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, Großherzogtum Berg A 2 Nr. 54 und D 2 Nr. 143 (Säkularisationsakten)
·Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, KDK Hamm 744 (Säkularisationsakten)
·Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, Regierung Arnsberg III A, Domänenregistratur Fach 26 Nr. 9 und 10 (Säkularisationsakten)
·Landesarchiv NRW Abt. Rheinland, Kleve-Mark
·Landesarchiv NRW Abt. Rheinland, Großherzogtum Berg Nr. 5193, 7286 und 9501 (Säkularisationsakten)
·Bistumsarchiv Paderborn, Bd. 174 blau
··
·Literatur:
··Derks, Paul, ”Cenobium Herrek“ und die ”Hertha-Eiche“. Eine Nachlese zum Herdecker Stadtjubiläum, in: Der Märker 41 (1992), 207-223. [D 806/41]
·Klueting, Edeltraud, Herdecke, in: Hengst, Karl (Hg.), Westfälisches Klosterbuch, Bd.1, Münster 1992, 400-404. [A VI, 8/1]
·Lammers, Joseph / Spohn, Thomas, Die Bauten des ehemaligen freiweltlichen adeligen Damenstiftes Herdecke, in: Westfalen. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde 88 (2010), 7-51. [D 535/88]
·Mellinghaus, Wolfram, Herdecke um 1800, Herdecke 1999. [WF 2000]
·Schnettler, Otto, Herdecke an der Ruhr im Wandel der Zeiten. Stift, Dorf, Stadt. Zur Zweijahrhundertfeier der Stadterhebung (Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 45, Dortmund 1939. [D 545/45]
·Sollbach, Gerhard E., Das freiweltliche adelige Damenstift in Herdecke an der Ruhr, in: Hermans, Baldur (Hg.), Die Säkularisation im Ruhrgebiet, Mülheim 2004, 95-108.
·Sollbach, Gerhard E., Der Herdecker Stiftshof Schulte im Koen(en), in: Der Märker 45 (1996), 249-254. [D 806/45]
·Sollbach, Gerhard E., Feudale Herrschaft und bäuerlicher Widerstand. Abgabenverweigerung der Pachtbauern des (freiweltlichen adeligen) Damenstifts Herdecke an der Ruhr, in: Der Märker 38 (1989), 99-105. [D 806/38]
·Sollbach, Gerhard E., Leben in märkischen Frauenklöstern und adeligen Damenstiften in Mittelalter und Neuzeit. Herdecke, Clarenberg und Gevelsberg (Dortmunder historische Studien 8), Bochum 1995. [WF 2041]
·Sollbach, Gerhard E., Stift und Dorfgemeinschaft Herdecke in Mittelalter und früher Neuzeit, in: Der Märker 48 (1999), 63-71. [D 806/48]
·Sollbach, Gerhard E., Verfassung und Praxis der Grundherrschaft des Kanonissenstiftes und späteren (freiweltlichen) adeligen Damenstifts Herdecke an der Ruhr in Mittelalter und Frühneuzeit, in: Märkisches Jahrbuch für Geschichte 103 (2003), 63-82. [D 555]

Münster, den 9. Februar 2012
Dr. Thomas Reich

Bestandssignatur
D 107
Umfang
210 Akten.; 210 Akten (30 Kartons), Findbuch D 107, Bd. 2 mit Index.
Sprache der Unterlagen
German

Kontext
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 1. Territorien des Alten Reiches bis 1802/03 einschließlich Kirchen, Stifter, Klöster, Städte u.ä. >> 1.4. Preußisches Westfalen (D) >> 1.4.1. Grafschaft Mark mit Soest und Lippstadt >> 1.4.1.2. Stifte, Klöster, geistliche Einrichtungen >> Stift Herdecke
Verwandte Bestände und Literatur
Edeltraud Klueting, Herdecke - Benediktinerinnen, in: Westfälisches Klosterbuch, Bd. 1, Münster 1992, S. 400-404; Gerhard Sollbach, Leben in märkischen Frauenklöstern und adligen Damenstiften in Mittelalter und Neuzeit. Herdecke, Clarenberg, Gevelsberg (Dortmunder historische Studien 8), Bochum 1995.

Bestandslaufzeit
(1355-) 1371-1828

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Letzte Aktualisierung
23.06.2025, 08:11 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • (1355-) 1371-1828

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