Bestand
Stift Nottuln / Akten (Bestand)
Amtsantritt der Äbtissinnen
1537-1780 (10); Abtei 1645-1820 (26); Dechantinnenamt 1579-1811
(11); Kapitelsangelegenheiten 1588-1811 (26); Präbendalsachen
1554-1808 (27); Küsterinnenamt 1540-1800 (3); Kleideramt
1561-1810 (5); Freitagsamt 1634-1810 (7); Wideramsamt 1593-1718
(2); Nachlasssachen der Äbtissinnen und Kapitularinnen 1626-1752
(5); Dechanei und Pfarrei 1730-1783 (2); Gottesdienstliches
1780-1811 (4); Kirche in Nottuln 1711-1807 (6);
Kirchspielangelegenheiten 1731-1805 (36); abteiliche Kapläne
1770-1781 (1); Hospital 1546-1820 (10); Vikarien 1513-1808 (2);
Valcken-Armenhaus 1633-1675 (1); Schulen 1736-1785 (2);
Stiftsamtmänner 1547-1811 (16); Verwaltung der Stiftsgüter
1554-1810 (36); Zehnten 1491-1890 (5); eigenhörige Höfe und
Hufen 1529-1813 (84); Dienste und Landfolgen der Hörigen
1578-1787 (6); Nottulner Hof in Münster 1630-1799 (2); Häuser
und Grundstücke in Nottuln 1609-1801 (10); Mühlen 1807 (1);
Pachtländereien 1595-1798 (6); Markensachen 1613-1801 (19);
Jagdrecht 1655-1782 (14); Weiderechte 1695-1783 (3);
Schuldensachen und Obligationen 1523-1806 (8); landesherrliche
Anordnungen 1727-1810 (2); Umwandlung und Aufhebung des Stifts
1784-1811 (14); Varia 1614-1787 (7).
Bestandsgeschichte:
Gründung vor 860/62, 1195 Archidiakonatsrechte (Nottuln,
Appelhülsen, Schapdetten), seit 1493 freiweltlich-adliges
Damenstift, 1748 Brandkatastrophe, 1803/11 Aufhebung.
Form und Inhalt:
Stiftsgeschichte
Die Gründung des Stifts Nottuln
erfolgte vor 860/62 durch den Grafen Liutbert, möglicherweise
ein Verwandter des münsterischen Bischofs Liutberg (+870). Den
Archidiakonatsbezirk Nottuln bildeten Nottuln, Appelhülsen und
Schapdetten. 1195 erhielten Äbtissin und Konvent vom Münsteraner
Bischof das Recht, nach ihrem Belieben einen Priester als
Archidiakon im Dorf bzw. Kirchspiel Nottuln und in den
benachbarten Kirchspielen bzw. Eigenkirchen in Appelhülsen und
Schapdetten einzusetzen.
Der Nottulner Dechant übte
die Archidiakonatsrechte bis ins beginnende 18. Jh. aus, dann
hatte seit 1731 die jeweilige Äbtissin diese Recht inne. Die
Vogtei über das Stift befand sich ursprünglich im Besitz der
Ministerialenfamilie von Nutloen und dann der Edelherren von
Holte. 1211 ging die Vogtei über das Kloster an die Nottulner
Äbtissin über, die sie ab 1215 vom Münsteraner Bischof zu Lehen
hatte. 1493 wurde wohl die Umwandlung des Klosters nach der
Augustinusregel in ein freiweltlich-adliges Damenstift
vollzogen. Die Seelsorge versahen der Dechant, der Hospitalar,
der Kaplan der Äbtissin und die Vikare. Ab 1501 durften nur noch
ritterbürtige Personen in den Konvent aufgenommen werden.
Zwischen 1527 und 1529 wurde die ´vita communis` aufgegeben und
das Stiftseinkommen auf 25 Präbenden (1/3 für die Äbtissin und
2/3 für das Kapitel) aufgeteilt.
Der Wirtschaftshof
des Stifts war der Viehhof (Schulte Vehoff) im Norden der St.
Martini-Pfarrkirche am Kirchhof, während die Stiftsimmunität im
Süden der Kirche lag. Der Grund- und Zehntbesitz des Stifts und
des Hospitals lagen in der Nähe von Nottuln in einem Umkreis von
ca. 50 km. Spanische und generalstaatische Truppen plünderten
während des Spanisch-Niederländischen Krieges das Stift mehrfach
(1587, 1590/91 und 1607). Die Pest wütete 1609, 1623 und 1636.
Die Klosteranlage brannte beim Großbrand von Nottuln am 3. Mai
1748 ab und wurde nicht wiederaufgebaut. Der
Reichsdeputationshauptschluß verfügte 1803 die Auflösung des
Stifts, welches Preußen zufallen sollte. Die endgültige
Aufhebung erfolgte 1811.
Liste der
Äbtissinnen:Liste der Dechanten:
+ 17.10.
o.J.Heriburg1224Wulvoldus
+ 26.2.
o.J.Jutta1236/1249Godefridus
+ 2.4.
o.J.Oderadis1263Giselbertus
+ 20.6.
o.J.Bertradis1277Thidericus
1184Hildegund1284Gerhardus
1211/1246(?)/1260Jutta von Holte1287-1330Johannes
1263Gertrud1330-1336Macharius de Senden
1277/1302Mechtild von Bentheim1340/1370Johann von
Venne
1309Jutta1380-1407Heinrich Edelherr von
Solms
1332-1358Lisa von Katzenelnbogen1450Heinrich de
Swarte
1360-1419Lisa von Solms1467-1482Herbord
Hane
1428Richarde von Merode1484-1512Ludolf
Ketteler
1437-1467Agnes von Ahaus1513-1542Hermann
Beckhues
1467-1482Stephanie von Wüllen
(Priorin)1543-1568Dietrich Maiß d. Ä.
1482-1524Anna
von Dorsweiler zu Criechingen1568Johann Schuermann
(Schuiring)
1527-1537Elisabeth von
Holstein-Schauenburg1568Theodor Maess d. J.
1537-1569Magdalena von Wied zu Runkel (prot.)1604Melchior
Stevermann
1572-1585Elisabeth von
Sayn1614-1644Heinrich Niters
1588-1613Elisabeth von
Droste zu Senden1644-1663Heinrich Steinberg
1613-1614Elisabeth von dem Bergh-
´s-Heerenberg1663-1666Heinrich Wiechers
1614-1644Maria Clara von Spaur1666-1712Johann
Hülsmann
1645-1676Anna Sophia von
Torck1712-1726Hermann Fischer
1676-1699Elisabeth
Wilhelmina von Büren zu Mengede1726-1771J. Anton Wennemar
Leuchtermann
1699-1728Helena Elisabeth von Wrede zu
Amecke1772-1791Theodor Fredermann
1728-1750Anna
Margarete Theodora von Velen1792-1841Johann Bernhard
Vehoff
1750-1780Maria Anna von der Recke zu
Steinfurt
1780-1811Ursula Sophia von Ascheberg zu
Venne
Bestandsgeschichte
Es
sind nur wenige Aufzeichnungen über die Geschichte des Kloster-
bzw. Stiftsarchivs und seine Aufbewahrung überliefert. Nach dem
Tod einer Äbtissin wurde das Archiv versiegelt und beim
Amtsantritt ihrer Nachfolgerin neu verzeichnet. Ebenso verfuhr
man hinsichtlich der Archive der Dechantinnen und der Amtmänner.
Die hierbei entstandenen, relativ oberflächlichen
Bestandsaufnahmen liegen aus den Jahren 1580, 1617, 1645, 1766,
1779, 1780 und 1782 vor (StAMS Msc. VII 1310). Während des
verheerenden Brandes von 1748 brachte der Stiftsamtmann Hinrici
zuerst das Archiv des Küsterinnenamtes, dann die Unterlagen des
Dechantinnenamtes in Sicherheit und legte sie auf Schulte
Hanhoffs Wiese nieder. Das Abteiarchiv und die Archive der
Vikarien füllte er in Säcke und ließ sie von zwei Knechten in
Sicherheit bringen.
Akten sind erhalten betreffend
den Tod der Äbtissin von Ascheberg 1811 und die Übergabe des
Abteiarchivs an den Stiftsadministrator von Wrede. Einzelne
Aktenstücke wurden Anfang des 19. Jh. nach Aufhebung des Stiftes
entnommen und der Dechanei Nottuln übergeben, da sie für den
Gottesdienst noch Bedeutung besaßen (jetzt BA Münster, Dep.
Pfarrarchiv Nottuln). Da das Stiftsarchiv weitgehend ungeordnet
in das nachmalige Staatsarchiv Münster gelangte, wurden alle
Urkunden im Zuge der Arbeiten zum Westfälischen Urkundenbuch von
Albert de Boor verzeichnet. Die Akten blieben davon jedoch
unberührt. Für sie gab es mit dem Findbuch A 160 von Roger
Wilmans nur einen sehr groben und z. T. fehlerhaften Überblick
mit rund 100 Nummern. Im Jahre 2003 wurden die Akten im
Zusammenhang mit der Bearbeitung des Germania-Sacra-Bandes
Nottuln von Herrn Ltd. Staatsarchivdirektor a.D. Prof. Dr.
Wilhelm Kohl zu vorliegendem Findbuch neu verzeichnet, das 420
Aktentitel umfaßt.
Mittelalterliche Aufzeichnungen
über das innere Stiftsleben fehlen weitgehend. Lediglich die
Verwaltung der Stiftsgüter und Einkünfte erforderte für die
Rechnungslegung durch den Amtmann oder ein Amtsfräulein
Übersichten und Listen. Die älteren Bestandteile des
Stiftsarchivs beziehen sich daher fast ausschließlich auf die
Besitzverwaltung und auf Fundationen. Protokolle über Vergabe
und Heimfall von Präbenden setzen dagegen erst im Jahre 1615 ein
und sind unsystematisch geführt. Auch die Memorialverzeichnisse
setzen erst um diese Zeit ein. Die ältesten erhaltenen
Rechnungen (1500-1509) weist das verhältnismäßig selbständig
wirtschaftende Hospital auf. Alle anderen Rechnungsbücher setzen
erst gegen Ende des 16. Jh. (Rechnungen des Amtmanns) oder im
17. Jh. (Kapitel 1634, Dechantinnenamt 1644) oder gar erst im
18. Jh. ein und sind ausnahmslos lückenhaft überliefert. Älter
sind die Heberegister (Kleideramt 1252; Heberegister des
Klosters vom Anfang des 14. Jh.; weitere Register für Pächte,
Zehnten, Geldeinkünfte und Wortgelder 1419-1445). Die
wichtigsten Verzeichnisse und Register sind von Franz Darpe
veröffentlicht worden (Darpe, Güter- und
Einkünfte-Verzeichnisse,1907). Der Nachlaß des Nottulner
Pfarrkooperators Albert Wilkens (1790-1828), der hauptsächlich
aus Urkunden- und Aktenabschriften besteht, wird im Staatsarchiv
Münster aufbewahrt (StAMS Msc. IV); zu seinen Fälschungen vgl.
Prinz, Die Urkunde Bischof Gerfrieds.
Ergänzende Überlieferung
··Liturgische
Handschriften: 2 Graduale (um 1500), 2 Missale (um 1350), u.a.
(vgl. Krämer, Siegrid, Handschriftenerbe des Deutschen
Mittelalters (= Mittelalterliche Bibliothekskataloge
Deutschlands und der Schweiz, Ergänzungsband I, hg. von Bernhard
Bischoff), Teil 2, München 1990, 609)
·Reliquienverzeichnis (1681) (StAMS Msc. IV 1; vgl. Ilisch,
Peter, Die Reliquien und Patrozinien des Stifts Nottuln, in:
Haas, Raimund (Hg.), Ecclesia Monasteriensis. Beiträge zur
Kirchengeschichte und religiösen Volkskunde Westfalens. Festgabe
für Alois Schröer (= Geschichte und Kultur 7), Münster 1992,
59-69)
·Memorienverzeichnisse (StAMS Msc. VII 1306,1
und 1307; dasselbe im BA Münster, Dep. PfA Nottuln)
·Visitationsakten 1572 und 1616. Über das kirchliche Leben
in Kirche und Stift siehe die Gottesdienstordnungen von 1771 ff.
(BA Münster, Dep. PfA Nottuln)
·54
Aufschwörungstafeln (StAMS Aufschwörungen)
·Säkularisationsakten (StAMS Großherzogtum Berg D I, 114,
115, 118, 255; StAMS Kaiserreich Frankreich, Gruppe C 1 Nr. 102
und C 6 Nr. 1396-1578, C 8 Nr. 5; StAMS Regierungskommission
Münster, Akten 66, 100 und 196; StAMS KDK Münster, Fach 19 Nr.
67-70)
·Protokollbücher (in vorliegendem Findbuch:
StAMS Stift Nottuln, Akten 34, 48-51, 78, 102, 104, 199,
211-215, 233-234)
Bestell- und
Zitierweise
Stift Nottuln - Akten Nr. xxx
Literaturauswahl
Die
Stiftsgeschichte und die Bestandsgeschichte stützen sich im
wesentlichen auf Warnecke, Nottuln - Damenstift, und das
Manuskript von Kohl, Das (freiweltliche) Damenstift
Nottuln.
Boer, Hans-Peter, Zu den Kontrollrechten der
Nottulner Äbtissinnen, in: Geschichtsblätter des Kreises
Coesfeld 2 (1977) Heft 2, 28-33.
Darpe, Franz
(Bearb.), Güter- und Einkünfte-Verzeichnisse der Klöster
Marienborn und Marienbrink in Coesfeld, des Klosters Varlar
sowie der Stifter Asbeck und Nottuln (= Codex traditionum
Westfalicarum VI), Münster 1907.
Donner, Heinrich,
Beiträge zur Geschichte des adligen Damenstiftes zu Nottuln,
besonders im Mittelalter. Diss. phil., Münster 1936.
Ilisch, Peter, Zum Grund- und Gründungsbesitz des Klosters
Nottuln, in: Geschichtsblätter des Kreises Coesfeld 3 (1978)
Heft 2, 29-36.
Kohl, Wilhelm (Bearb.), Das
(freiweltliche) Damenstift Nottuln (= Germania Sacra NF 44: Die
Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 8), Berlin
2005.
Prinz, Joseph, Die Urkunde Bischof Gerfrieds
von Münster für Nottuln von 834, eine Fälschung des Albert
Wilkens, in: WZ 1112 (1962), 1-51.
Warnecke, Hans
Jürgen, Nottuln - Damenstift, in: Westfälisches Klosterbuch (=
Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen 44,
Quellen und Forschungen zur Kirchen und Religionsgeschichte 2),
Teil 2, Münster 1994, 150-158.
Wilkens, Albert, Kurze
Lebensgeschichte der hl. Gerburgis, Schwester des hl. Ludgerus,
Coesfeld 1825.
Wilmans, Roger, Die deutsche Gottheit
Thegathon und die ältesten Dokumente des Stiftes Nottuln, in: WZ
18 (1857), 131-169.
Juni 2005Thomas
Reich
Einarbeitung von Korrekturen und
Bestandsabgleich im Februar 2010 (Reich).
- Reference number of holding
-
B 232
- Extent
-
420 Akten.; 420 Akten (69 Kartons), Findbuch B 232 mit Index.
- Language of the material
-
German
- Context
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 1. Territorien des Alten Reiches bis 1802/03 einschließlich Kirchen, Stifter, Klöster, Städte u.ä. >> 1.2. Westfälische Fürstbistümer (B) >> 1.2.1. Fürstbistum Münster >> 1.2.1.4. Geistlichkeit, Stifte, Klöster >> Stift Nottuln
- Related materials
-
Albert Wilkens, Kurze Lebensgeschichte der hl. Gerburgis, Schwester des hl. Ludgerus, Coesfeld 1825; Roger Wilmans, Die deutsche Gottheit Thegathon und die ältesten Dokumente des Stiftes Nottuln, in: Westfälische Zeitschrift 18 (1857), S. 131-169; Franz Darpe (Bearb.), Güter- und Einkünfte-Verzeichnisse der Klöster Marienborn und Marienbrink in Coesfeld, des Klosters Varlar sowie der Stifter Asbeck und Nottuln (Codex traditionum Westfalicarum VI), Münster 1907; Heinrich Donner, Beiträge zur Geschichte des adligen Damenstiftes zu Nottuln, besonders im Mittelalter (Diss.), Münster 1936; Joseph Prinz, Die Urkunde Bischof Gerfrieds von Münster für Nottuln von 834, eine Fälschung des Albert Wilkens, in: Westfälische Zeitschrift 112 (1962), Teil I, S. 1-51; Hans-Peter Boer, Zu den Kontrollrechten der Nottulner Äbtissinnen, in: Geschichtsblätter des Kreises Coesfeld 2 (1977) Heft 2, S. 28-33; Peter Ilisch, Zum Grund- und Gründungsbesitz des Klosters Nottuln, in: Geschichtsblätter des Kreises Coesfeld 3 (1978) Heft 2, S. 29-36; Hans Jürgen Warnecke, Nottuln - Damenstift, in: Westfälisches Klosterbuch, Bd. 2, Münster 1994, S. 150-158; Wilhelm Kohl (Bearb.), Das (freiweltliche) Damenstift Nottuln (Germania Sacra NF 44, Bistum Münster 8), Berlin 2005.
- Date of creation of holding
-
1491-1890
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
23.06.2025, 8:11 AM CEST
Data provider
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1491-1890