Bestand

Central-Ausschuss, Evangelistische Abteilung (Bestand)

Die Evangelistische Abteilung des Central-Ausschusses organisierte deutschlandweit Lehrgänge zur Einführung in der Arbeit der Volksmission.

Vorwort: Geschichte des Registraturbildners

Der 1. Weltkrieg hatte das Bedürfnis nach Evangelisation in steigendem Maße wachgerufen. Bis dahin war das Erbe Wicherns, Volksmission zu treiben, weitestgehend der Gemeinschaftsbewegung sowie Vereinen (wie dem Deutschen Philadelphia-Verein und der Wichern-Vereinigung zur Förderung christlichen Lebens) überlassen worden. Einen bedeutsamen Anstoß für die Entwicklung der Volksmission gab Prof. Gerhard Hilbert aus Rostock 1916 mit seiner Schrift „Kirchliche Volksmission“, in der er die religiös-sittlichen Zustände in den deutschen Landeskirchen schilderte und die Notwendigkeit zur Volksmission verdeutlichte. Diese Grundgedanken trug er dem CA in der Novemberkonferenz 1916 vor, wo sie innerhalb der Inneren Mission eine neue Bewegung hervorriefen (Handbuch der Inneren Mission, Bd. 1, S. 332 f.).

Nun mußte die Evangelisation auch vom CA angefaßt werden. Die Wichern-Vereinigung unter Leitung von D. Hennig, deren umfangreiche Arbeit sich mittlerweile auf Groß- und mittlere Städte sowie ländliche Gebiete erstreckte, forderte den CA auf, eine eigene Kommission zu bilden, welche die Volksmission energisch in Angriff nehmen sollte (Sitzung des CA vom 10. April 1917). Der CA beschloß, die Evangelisationsarbeit gemeinsam mit der Wichern-Vereinigung und im Einvernehmen mit den Kirchenbehörden vorzubereiten. (F. Mahling: Die Innere Mission, Bd. 1, S. 501 f.)

Im Sommer 1917 bildete der CA eine besondere Kommission für Volksmission, welche mit den Landes- und Provinzialvereinen und den Kirchenbehörden in Verbindung trat. In vielen Landesteilen wurden Vorträge gehalten und Lehrgänge zur Einführung in die Arbeit der Volksmission veranstaltet. In der CA-Sitzung vom 18. Dezember 1917 wurde beschlossen, die Arbeit nach zwei Seiten hin aufzunehmen, zum einen Evangelisation und zum anderen Apologetik.
Im Zusammenhang mit der auf Grund der Novemberrevolution 1918 sich vollziehenden Staatsumwälzung bildete sich in Berlin der „Kirchliche Volksdienst 1918" mit verschiedenen Kommissionen, darunter die Kommission für Evangelisation und Apologetik. Nach deren Teilung entstand ein freier Ausschuß für Evangelisation unter der Leitung von Friedrich Albert Spiecker und Gerhard Füllkrug. Der CA übernahm diesen Ausschuß und entwickelte ihn im Winter 1918/19 zu einer eigenständigen Abteilung Volksmission (Handbuch der Inneren Mission, Bd. 1, S. 333, vgl. auch 61. Bericht des CA - Jahresbericht 1919 - S. 11 und Sitzungsprotokolle der Kommission für Volksmission in: ADW, CA/EvA 13). Mit der Leitung wurde D. Füllkrug (der dem CA seit 1916 als Direktor angehörte) beauftragt. Das Charakteristikum gegenüber der von den Gemeinschaften betriebenen Evangelisation war die bewußt kirchliche Einstellung und ihr apologetischer Einschlag. Zur Durchführung der Arbeiten wurden eine evangelistische und eine apologetische Kommission eingerichtet. 1921 entschloß sich der CA, an die Stelle der Kommission für Apologetik eine selbständige Abteilung zu setzen, die „Apologetische Centrale“. Mit deren Leitung wurde Dr. Carl Schweitzer betraut (M. Gerhardt: Ein Jahrhundert Innere Mission, d. 2, S. 275). 1929 kam es nochmals zur Namensänderung, um die Zusammengehörigkeit, insbesondere in der kirchlichen Öffentlichkeit, zu demonstrieren, lautete die neue Bezeichnung jetzt: 1. Volksmission (Evangelistische Abteilung) und 2. Volksmission (Apologetische Abteilung) (vgl. ADW, CA/EvA 14).

Die Kommission für Volksmission befaßte sich mit Finanzangelegenheiten (Etat der Abteilung Volksmission), Personalfragen wie der Anstellung von Volksmissionaren, berichtete regelmäßig über deren Tätigkeit, erörterte volksmissionarische Projekte und bereitete Volksmissionskonferenzen vor (vgl. Sitzungsprotokolle der Kommission für Volksmission in: ADW, CA/EvA 13 - 15). Die Aufgaben der evangelischen Abteilung bestanden in der Evangelisationstätigkeit in Deutschland und den Diaspora-Gemeinden, in der Beobachtung der Ergebnisse anderer Evangelisationsbewegungen und in der sich daraus ergebenden wissenschaftlichen Arbeit (vgl. ADW, CA/EvA 24). Daneben arbeiteten ein Gesamt- und ein Arbeitsausschuß.

Als Ziel der Volksmission wurde die Gewinnung lebendiger, glaubenfester Christen, die Schaffung lebendiger Gemeinden und somit die Schaffung einer wirkungskräftigen, lebendigen Volkskirche formuliert. Die dazu anzuwendenden Mittel waren in erster Linie die Wortverkündigung, Seelsorge, Gemeinschaftspflege und öffentliche Mission (vgl. ADW, CA/EvA 13 - 15).

Bereits 1919 wurde das „Handbuch für Volksmission“ herausgegeben, in dem das Gebiet der Volksmission u.a. geschichtlich, vergleichend mit der katholischen Kirche sowie der Heidenmission und in der praktischen Durchführung dargestellt wurde. Ergänzend zu diesem ersten Hauptwerk wurde „Die Volksmission“ als „Monatsschrift für Evangelisation, Apologetik und Vertiefung christlichen Volkslebens“ im Januar 1920 ins Leben gerufen. Herausgegeben wurde sie vom Verlag der Agentur des Rauhen Hauses, die Leitung lag in Händen Füllkrugs und des Missionsinspektors Ludwig Weichert. Vom 2. Jahrgang ab ging die Zeitschrift gleichzeitig mit der „Innere Mission“ in den Wichernverlag über, der nun auch den beim CA eingerichteten Kommissionsverlag für Volksmissionsschriften übernahm und sich so auf das schnell wachsende Volksmissions-Schrifttum einstellte (M. Gerhardt: Ein Jahrhundert Innere Mission, Bd. 2, S. 262).

Der CA berief eine Reihe haupt- und nebenamtlicher Volksmissionare, so Pastor Willi Ernst Hagen (1919), Pastor Johannes Hölzel (1920), Kammerherr Fr. von Engel (1921), Hermine Hardt (1922), die sich berufsmäßig dem Werk widmen sollten. Sie wurden in die deutschen Länder und Provinzen gesandt, um in Ergänzung und als Förderung des kirchlichen Amtes frei Evangelisation zu treiben. Den äußeren Rahmen der Arbeit bildeten Evangelisationswochen, die unter einen einprägsamen Leitgedanken gestellt wurden. Sie wurden vor Ort in Zusammenarbeit mit den Pfarrämtern und Kirchenbehörden abgehalten. Es wurden Vorträge zu biblischen, religiösen, ethischen und sozialen Fragestellungen gehalten, Bibelstunden und seelsorgerliche Sprechstunden angeboten sowie Freizeiten und Konferenzen für Pastoren, Laien sowie einzelne Stände veranstaltet. Mit der Einstellung zweier Frauen für die Nacharbeit an Frauen und Mädchen und spezielle Evangelisations-und Sittlichkeitsvorträge für Frauen und Mädchen beschritt der CA einen neuen Weg. Das innere Wesen der Volksmission bestand in der missionierenden Erweckungspredigt und der wichtigen Nacharbeit in den Gemeinden. Auf diesem Wege sollte die Volkskirche als das Ziel der Volksmission von innen heraus neu aufgebaut werden. Das Wirken der Volksmissionare erstreckte sich auch bald auf die deutschen Gemeinden im Ausland: Polen, Ungarn, Baltikum, Ukraine, Jugoslawien sowie die Schweiz und Österreich.

Was der CA begonnen hatte, fand bald in den ihm angeschlossenen Landes- und Provinzialvereinen für Innere Mission ein großes Echo. Sie wurden zumeist Träger eigener volksmissionarischer Arbeit. In Einzelfällen richteten die Landes- und Provinzialkirchen ein eigenes volksmissionarisches Amt ein. Hinzu kamen des weiteren freie Vereinigungen, wie z.B. die Wichern-Vereinigung, die selbständig Evangelisten aussandten. Zum Erfahrungsaustausch unter den haupt- und nebenamtlichen Volksmissionaren sowie einer theoretischen Vertiefung dienten jährliche Fachkonferenzen. Hier wurden die wichtigsten Fragen der Evangelisation und des Volkslebens besprochen (1919 in Malche bei Freienwalde, 1920 im Stift Uchtenhagen, 1921 in Herrnhut, 1922 im Johannesstift in Berlin-Spandau, 1923 in Potsdam, 1924 in Halle, 1925 in Blankenburg / Thüringen, 1929 in Bad Sachsa) (M. Gerhardt: Ein Jahrhundert Innere Mission, Bd. 2, S. 263-265).

Auf der 7. Volksmissionskonferenz in Blankenburg wurde 1925 der Deutsche Evangelische Verband für Volksmission (DEVVM) gegründet. Er war als Zusammenschluß aller Volksmission treibenden evangelistischen Vereinigungen gedacht. Den Grundstock bildeten die Abteilung Volksmission des CA, die Wichern-Vereinigung sowie 15 weitere Volkmissionsorganisationen, weitere schlossen sich an. Im Jahr 1933 hatte der Verband bereits ca. 50 Mitglieder. Nach der in öffentlicher Erörterung der Fragen und Probleme der Volksmission und Evangelisation in Deutschland erzielten Einigkeit war nun Mitte der Zwanziger Jahre auch die Organisatorische Einheit der Volksmission vollzogen. Eine Schlüsselfigur im Ringen um die weitere Förderung und Vereinheitlichung der Volksmissionsarbeit aber war D. Füllkrug. Er wurde zum Geschäftsführer des Verbandes ernannt und bekleidete dieses Amt bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im Jahre 1932 (F. Mahling: Die Innere Mission, Bd. 2, S. 1444).

Das rasche Wachstum der volksmissionarischen Arbeit wurde von einer lebhaften literarischen Auseinandersetzung über die grundsätzlichen Fragen und Probleme – insbesondere Volksmission und Kirche – begleitet. Die Notwendigkeit der Erfüllung der Missionsaufgabe am Volk in Zeiten der zunehmenden Entfremdung, die lebendige Kerngemeinde als Subjekt der Volksmission und Voraussetzung für die Nacharbeit sowie in steigendem Maße die Beachtung des Volkstums fanden in zahlreichen Schriften und Vorträgen ihren Niederschlag. Insbesondere über die Auseinandersetzung mit der völkischen Bewegung und ihrem Umfeld erhielt die Volksmission eine neue Bezugsgröße: Das - von Gott gegebene - deutsche Volkstum. Der CA reagierte darauf 1927 mit der Bildung einer besonderen Kommission für die völkische Frage (V. Herrmann: Vom Patristiker zum Biographen J.H. Wicherns. Der Lebensweg des Diakoniehistorikers Martin Gerhardt (1894 - 1954) bis zum Jahre 1931, S. 142, vgl. auch ADW, CA/EvA 19).

Einschneidende Auswirkungen für den CA hatte 1931 der Zusammenbruch des Devaheim-Konzerns. Die meisten Direktorenstellen des CA wurden 1932 aufgehoben. Die Volksmissionsarbeit übernahm der Mitarbeiter der Apologetischen Abteilung, Dr. Walter Künneth. Die beiden bisher bestehenden Abteilungen - evangelistische und apologetische - wurden wieder zusammengelegt. Die Zeitschrift „Die Volksmission“ ging in „Wort und Tat“ ein, dieses Blatt erschien nunmehr unter dem Titel „Blätter für volksmissionarische Arbeit“. Vor dem bezeichneten wirtschaftlichen Hintergrund und der innenpolitischen Hochspannung des Jahres 1932 wurde eine Neugestaltung der Arbeit zwingend notwendig (M. Gerhardt: Ein Jahrhundert Innere Mission, Bd. 2, S. 343).

Mit der Wahl des Generalsuperintendenten Emil Karow zum neuen Präsidenten am 27. Januar 1933 war die Umstrukturierung des CA beendet. Auf Hitlers Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar hin aber überstürzten sich die Ereignisse. Karl Themel wurde zum Präsidenten und Horst Schirmacher (beide DC) zum Direktor des CA gewählt. Karow wurde Ehrenpräsident. Dem CA wurde per Abkommen die Selbständigkeit gegenüber der Kirche zugesichert.

Der CA nahm seine Arbeit in Anlehnung an die früheren Abteilungen in sieben Referaten wieder auf, darunter Apologetische Centrale und volkskirchlicher Dienst unter Künneth. Im Herbst 1934 wurde vor dem Hintergrund des Kirchenkampfes die „Arbeitsgemeinschaft der missionarischen und diakonischen Verbände und Werke der DEK“ unter Leitung eines Bruderrates, zu dem auch Friedrich von Bodelschwingh gehörte, gebildet. Neuer CA-Präsident wurde am 18. Dezember 1934 Constantin Frick. Er besaß die Entschlossenheit, Tatkraft und Sachkunde, um den CA sicher zu führen und sich gegen die Eingliederung der Inneren Mission mit all ihren Anstalten und Einrichtungen in die NS-Volkswohlfahrt zur Wehr zu setzten. Ihm zur Unterstützung wurden acht Vizepräsidenten gewählt, darunter Bodelschwingh – so war eine enge Verbindung zur AG gewährleistet. Der Kurs des CA ging auf Fernhaltung vom kirchenpolitischen Kampf.

Die volksmissionarische Arbeit im CA wurde nun weitestgehend von der Apologetischen Centrale geleistet. Die Kluft zwischen christlichem Glauben und nationalsozialistischer Weltanschauung war offensichtlich. Besonderer Wert wurde daher in der Arbeit auf Laienschulungs-, Laienführer und Pastorenlehrgänge gelegt, in denen das Rüstzeug für die Auseinandersetzung mit den durch den Nationalsozialismus aufgeworfenen Fragen vermittelt wurde. Neu eingerichtet wurden Nachschulungslehrgänge und Seminarkurse "für den volksmissionarischen Dienst der Kirche". Die mutige Auseinandersetzung der Mitarbeiter mit der Christentumsfeindlichkeit der nationalsozialistischen Ideologie, insbesondere mit den Schriften Alfred Rosenbergs (u.a. von Künneth und Helmut Schreiner herausgeben „Die Nation vor Gott. Zur Botschaft der Kirche im Dritten Reich“ (1933), Künneth „Antwort auf den Mythus“ (1935) und „Wider die Fälschung des Protestantismus“ (1937) veranlaßte die Gestapo am 6. Dezember 1937 zur Schließung der Apologestichen Centrale; Akten, Karthotheken und Bibliothek wurden beschlagnahmt. Die äußerst bedrohte volksmissionarische Arbeit wurde dadurch gerettet, daß Pastor Hagen zusammen mit Theodor Wenzel und Schirmacher als „Sektion für Volksmission“ ihre Bearbeitung übernahmen. (M. Gerhardt: Ein Jahrhundert Innere Mission, Bd. 2, S. 406-407).

Die Schriftenmission wurde immer mehr eingeengt, die Verbreitung der Bibel und der Vertrieb religiöser Schriften durch Kolportage per Verfügung der preußischen Gestapo vom 20. Februar1936 (M. Gerhardt: Ein Jahrhundert Innere Mission, Bd. 2, S. 407 mit Anmerkung S. 458) war bereits verboten. Öffentlich-rechtliche Körperschaften wie die Kirche sowie Stiftungen und Vereine konnten die für buchhändlerische Tätigkeit erforderliche Mitgliedschaft in der Reichsschrifttumskammer nicht mehr erwerben. Da Pfarrer selbst keine Mitgliedschaft besaßen, wurde ihnen die Schriftenverteilung in der Kirche versagt. So wurde u.a. auch die Volksmission zielgerichtet ihrer öffentlichen Wirksamkeit beraubt. Neben der Aufhebung des Christlichen Zeitschriftenvereins am 9. April 1941 wurde während des Krieges das gesamte Zeitschriftwesen der Inneren Mission zum Erliegen gebracht. Jede Einflußmöglichkeit der Kirche sollte restlos beseitigt werden (M. Gerhardt: Ein Jahrhundert Innere Mission, Bd. 2, S. 409 f.).

Pastor Hagen übernahm nach Schirmachers Einberufung zur Wehrmacht im August 1941 als einziger noch verfügbarer theologischer Berufsarbeiter die Geschäftsführung des CA. Er setzte alle Kraft daran, die Innere Mission vor den Zugriffen staatlicher und parteiamtlicher Stellen zu schützen und ihre Arbeitsmöglichkeit zu erhalten. So gelang die Selbstbehauptung bis Kriegsende (M. Gerhardt: Ein Jahrhundert Innere Mission, Bd. 2, S. 422).

Nach dem II. Weltkrieg ging die Volksmission zunächst auf die kirchlichen Ämter für Volksmission über, andere Träger waren u.a. die Stadtmissionen, die Gemeindedienste, Jugendwerke, die Frauenverbände und die Männerarbeit. An die Stelle des DEVVM trat die Arbeitsgemeinschaft für Volksmission unter der Leitung von Heinrich Rentdorff (vgl. ADW, CA/EvA 159). Der CA leitete seine Arbeit von zwei Zentren aus, zum einen von Berlin für den Osten und zum zweiten von Bethel für den Westen. Ende des Jahres 1945 wurde die Abteilung Volksmission beim CA in Berlin wiedererrichtet (vgl. ADW, CA/EvA 163: Schreiben von Pastor Georges vom 7.12.1945 an Superintendent Steffani).


Biographische Angaben

Willi Ernst Hagen-hauptamtlicher Volksmissionar des CA

W.E. Hagen wurde am 10. September 1885 in Eberswalde bei Berlin geboren. Nachdem er 1900 eine Lehre zur praktischen Vorbereitung auf einen technischen Beruf begonnen hatte, entschied er sich nach einem schweren Unfall und aufgrund der Erfahrung des sich anschließenden 1 1/4 jährigen Krankenlagers für eine Ausbildung auf diakonischem Gebiet. Er wechselte zur Diakonen-Anstalt Duisburg und erlernte Erziehungs- und Krankenpflege.
In den Jahren 1908 bis 1914 studierte er am Seminar der Basler Missionsgesellschaft. Am 19. April 1914 wurde er in Bremen ordiniert. Im Anschluß daran ging er zur Vollendung des Studiengangs an das Kolonial-Institut Hamburg. Im Juli 1914 wurde er auf das Missionsfeld nach Afrika gesandt. Seine Reise nach Togo wurde jedoch auf Madeira durch den Ausbruch des I. Weltkrieges unterbrochen. Er geriet für acht Monate in Kriegsgefangenschaft und meldete sich nach seiner Entlassung 1915 zum Militärdienst. Von 1918 bis 1919 arbeitete er als Feldgeistlicher und Divisionspfarrer (J.M. Wischnath: Kirche in Aktion, S. 445, vgl. auch Personalakte von Hagen ADW, CA/P II 84 ff.).
1919 trat Hagen als Berufsarbeiter in den Dienst des CA und wurde dessen erster Volksmissionar. Er wirkte zwanzig Jahre überall in Deutschland, auch über die Grenzen hinaus wurde er gerufen, um in den Gemeinden der Diaspora Missionsdienst zu üben. Von seiner unermüdlich und oft harten Arbeit zeugen seine Arbeits- und Reiseberichte (ADW, CA/EvA 125 - 128, 138, 139).
1933 oblag ihm die Verwaltung der Pfarrstelle Flötenstein, Kirchenkreis Schlochau, Provinz Grenzmark (Posen-Westpreußen); 1934 folgte die Verwaltung der Pfarrstelle Eichberg in der gleichen Provinz. In den Jahren 1936, 1938 und 1939 führte ihn seine volksmissionarische Tätigkeit für mehrere Monate bzw. mehrere Wochen auf den Balkan in die Diaspora-Gemeinden Jugoslawiens (vgl. ADW, CA/P II 84 ff.).
Zwischen 1941 und 1945 war Hagen kommissarischer Geschäftsführender Direktor im CA. Daneben übernahm er von 1943 bis 1945 kommissarisch die Geschäfte des Gesamtverbandes der Berliner Inneren Mission, von 1945 an bis zu seinem Tode war er Geistlicher des Gesamtverbandes und Vorstandsmitglied. Nach dem Ende des II. Weltkrieges bis 1952 arbeitete er als 2. Direktor im CA, seit 1948 war er auch hier Vorstandsmitglied ("Über den Tod hinaus", Nachrufe auf Pastor Hagen, in: "Die Innere Mission" (1952) 3, S.20-26).
Willy Ernst Hagen starb am 16. Januar 1952 in Berlin.


Registratur- und Bestandgeschichte

Der Bestand Central-Ausschuß für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche, Evangelische Abteilung (CA/EvA) umfaßt 184 Akteneinheiten mit einer Laufzeit von 1916-1941 sowie 1945-1948; eine Akte erstreckt sich auf die Jahre 1888-1914. Er wurde 1968 als Bestandteil der Aktenüberlieferung des CA vorgefunden. Dem Bestand lag ein Aktenverzeichnis vom 5. Mai 1933 bei, welchem weitere nach diesem Datum erfolgten Übernahmen beigefügt waren. Anhand dieses Verzeichnisses wurden die Akten 1973 signiert; es wurde damals ein neues, nach laufenden Nummern geordnetes Verzeichnis über 131 Akteneinheiten angelegt, fehlende Akten wurden vermerkt. Die vorgefundene Ordnung konnte nicht als durchgehend systematisch angesehen werden. Dennoch erfolgte keine Neuordnung.

Mit dem im Blick auf die Bedeutung der Volksmission des CA in den 1920er und 1930er Jahren gewachsenen Auswertungsinteresse wurde eine intensive Verzeichnung und Neuordnung der Akten erforderlich. Die im Verzeichnis von 1973 als fehlend vermerkten Akteneinheiten wurden im Bestand vorgefunden. Alle Akteneinheiten wurden einer kritischen Bewertung unterzogen, in einigen Fällen wurden im Hinblick auf Auswertungsinteressen neue, übersichtliche Akteneinheiten gebildet. Die Aktentitel konnten bei ca. 2/3 der Akten übernommen werden, er erhielt jedoch zumeist Ergänzungen durch die Aufnahme von Enthält- und Darin (bzw. Darin-auch-) Vermerken. Die Archivsignatur ergibt sich aus der Bestandsbezeichnung und der lfd. Nummer der Akteneinheit. Da die Abteilung mehrmals umbenannt wurde, entschied man sich bei der Festlegung der Bestandsbezeichnung für diejenige, unter der die umfassendste Tätigkeit dokumentiert ist: Evangelistische Abteilung. Im Anschluß an die Verzeichnungsarbeiten wurde der Bestand entsprechend dem Tätigkeitsfeld der Abteilung neu geordnet.

Zum überwiegenden Teil sind Akten der 1920er bis Beginn der 1930er Jahre überliefert. Die Überlieferung endet nahezu mit dem Ausscheiden des Leiters der Abteilung, D. Füllkrug. Die volksmissionarischen Aktivitäten während der Zeit des Nationalsozialismus sind hauptsächlich, wenn auch spärlich, durch die Überlieferung der hauptamtlichen Volksmissionare (Schriftwechsel und Arbeitsberichte) belegt.
Wie sich die Umstrukturierungen im CA sowie die innenpolitische Lage auf die Tätigkeit des Registraturbildners ausgewirkt haben, kann anhand dieses Bestandes nicht exakt nachvollzogen worden. 1941 reißt die Überlieferung ab. Sie setzt erst nach Kriegsende wieder ein. Die 24 Akteneinheiten aus der Zeit des Neubeginns sind als besonderer Teil am Ende des Bestandes zusammengefaßt.

Im Zuge der Bewertung des Schriftgutes wurden sieben Akteneinheiten, darunter Posteingangsjournale und Bestellungen von Zeitschriften, kassiert. Der Erhaltungszustand der Akten ist zum überwiegenden Teil als gut zu bezeichnen. An den Akten der Kommission für Volksmission wurden Fraßschäden, die wahrscheinlich auf Silberfischchen hindeuten, festgestellt.

1995 erfolgte die archivische Neubearbeitung des Bestandes durch Bettina Fischer. Im Zuge der Retrokonvertierung wurde das Findbuch im Jahr 2006 in die Archivdatenbank Augias eingegeben.


Literaturverzeichnis

CA (hrsg.): Handbuch der Inneren Mission
Füllkrug, Gerhard (hrsg.): Handbuch für die Volksmission. Schwerin, 1919.
Gerhardt, Martin: Ein Jahrhundert Innere Mission. Bd. 2, 1948.
Hermann, Volker: Vom Patristiker zum Biographen J.H. Wicherns. Der Lebensweg des Diakoniehistorikers M. Gerhardt (1894-1952) bis zum Jahre 1931 (Reife- und Werdejahre). Diplomarbeit. Heidelberg 1995.
derselbe: Walter Birnbaum und die Volksmission. In: DIAKONIE, 1993, S. 325-330.
Mahling, Friedrich: Die Innere Mission. Bd. 1 (1935), Bd. 2 (1937).
Steinweg, Johannes: Die Innere Mission der evangelischen Kirche. Heilbronn, 1928.
derselbe: Innere Mission und Gemeindedienst in meinem Leben. Berlin, 1959, S. 142, 147f, 165ff.
Wischnath, Johannes Michael: Kirche in Aktion. Göttingen, 1986.


Weitere Quellen

ADW, CA/AC 255-267
ADW, CA/PD 51-62
ADW, BP 1124-1672


Abkürzungen

CA Central-Ausschuß für die Innere Mission der deutschen evangelischen Kirche
D. Doktor der Theologie
ev. evangelisch
e.V. eingetragener Verein
luth. lutherisch
o.D. Ohne Datum
OKR Oberkirchenrat
u.a. unter anderem
v.a. vor allem

Reference number of holding
CA / EvA

Context
Archiv für Diakonie und Entwicklung (Archivtektonik) >> Zentrale und übergeordnete Organisationen >> Central-Ausschuss für Innere Mission

Date of creation of holding
1916-1948

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22.04.2025, 11:01 AM CEST

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  • Bestand

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  • 1916-1948

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