Bestand
Wimpfen, Spital und Ritterstift (Bestand)
1. Zur Geschichte der Stadt Bad Wimpfen, des Spitals und des Kollegiatsstifts St. Peter: Der Name der Stadt Bad Wimpfen ist als "Wimpina" bereits in karolingischer Zeit im Jahr 829 nachweisbar. Bereits die Römer errichteten im heutigen Ortsteil Wimpfen im Tal ein Kastell und bauten eine Neckarbrücke, die um 1300 zerstört wurde. Der Ort fiel wohl noch im selben Jahrhundert als karolingisches Lehen an das Hochstift Worms und schließlich im 12. Jahrhundert als Kirchenlehen an die Staufer, die um 1200 eine Pfalz errichteten, aus der die Stadt Wimpfen am Berg hervorging, die auch Sitz eines staufischen Dominialgerichts und von einem königlichen Schultheißen verwaltet wurde. Die Stadtkirche war seit 1234 beim Domkapitel Worms inkorporiert. Im Jahr 1230 wurde durch den Schultheißen Wilhelm von Wimpfen das Heilig-Geist-Spital errichtet, aus dem 1471 ein (zusätzliches) Bürgerspital hervorging, das noch bis in die jüngere Zeit als städtisches Armenhaus diente. Die Herren von Weinsberg gründeten 1265 ein Dominikanerkloster. Auf dem Gebiet der Stadt Wimpfen kam es 1235 zur schicksalhaften Begegnung Kaiser Friedrichs II. mit seinem aufrührerischen Sohn Heinrich (VII.). Nach dem Untergang der Staufer konnte sich die Stadt nach und nach die Reichsunmittelbarkeit sichern und im 14. Jahrhundert offiziell den Status einer Reichsstadt erlangen. Sie wurde Mitglied im Schwäbischen Städtebund und später im Schwäbischen Reichskreis. In der Zeit vom 14.-17. Jahrhundert hatte Wimpfen die Funktion eines Oberhofs für zahlreiche Orte. Seit 1523 wandte sich die Stadt Wimpfen, wo in dieser Zeit der spätere württembergische Reformator Erhard Schnepf als Prediger wirkte, der Reformation zu, eine evangelische Ratsmehrheit kam aber erst 1574 zu Stande. Anschließend sank die Zahl der Katholiken, die nun kein Bürgerrecht mehr erhielten, zunehmend und auch die Kirchengebäude wurden hauptsächlich von den Evangelischen genutzt. Während der Besetzung Württembergs durch die Habsburger nahm König Ferdinand I. als württembergischer Herzog nach Wimpfener Spital in seinen Schutz. Die Schirmherrschaft über das Spital (und wohl auch das Stift) wurde später auch von den württembergischen Herzöge von Herzog Christoph bis hin zu Karl Eugen immer wieder erneuert. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges fand bei Wimpfen im Jahr 1622 eine blutige Schlacht statt, in der die kaiserlichen Truppen unter General Johann Tserclaes Graf von Tilly die von Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach angeführte evangelische Streitmacht besiegten. In der Folge erlebte die Stadt Wimpfen durch zahlreiche Plünderungen und Zerstörungen einen extremen wirtschaftlichen Niedergang und den Verlust eines Großteils der Bevölkerung. Noch im Jahr 1783 kam es zu Unruhen, weil der Rat der Stadt eine Abgabe für das bisher kostenlos aus den umliegenden Wäldern bezogene Holz einführte, welche die verarmten Bürger meist nicht bezahlen konnten. Im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses wurde das Gebiet der bisherigen Reichsstadt zunächst drei verschiedenen Territorien zugewiesen: Wimpfen am Berg mit dem Dominikanerkloster fiel an Baden, das Spital mit dem Hipfelhof und weiteren Gütern an Bayern, der Wormser Hof wiederum an Hessen-Darmstadt. Kurz darauf wuede jedoch ein Tauschgeschäft vereinbart, durch den das gesamte reichsstädische Gebiet an das Großherzogtum Hessen gelangte. Erst durch Beschluss der amerikanischen Besatzungsmacht im Jahr 1945 kam das im Jahre 1930 offiziell zur Kurstadt ernannte Bad Wimpfen an das neu errichtete Bundesland Württemberg-Baden, wo es dem Landkreis Sinsheim zugewiesen wurde. Nach der Gründung Baden-Württembergs kam Bad Wimpfen 1952 zum Landkreis Heilbronn. Das Gebäude des Alten Spitals existiert noch heute und beherbergt nach einer Sanierung seit 1992 das Reichsstädtische Museum und die städtische Galerie. Bezüglich der Geschichte des Heilig-Geist-Spitals in Wimpfen am Berg und des Kollegiatsstifts St. Peter in Wimpfen im Tal wird auf die Artikel von Günther Haberbauer und Kurt Andermann auf der Online-Anwendung "Klöster in Baden-Württemberg" verwiesen.
2. Zur Geschichte und Überarbeitung des Bestandes: Der vorliegende Bestand war lange Zeit durch ein maschinenschriftliches Zettelrepertorium erschlossen, das auf ein Findmittel von Johann Jakob Gabelkofer um 1615 zurückgeht. Er enthält Unterlagen württembergischer Provenienz betr. das Spital und das Ritter- bzw. Kollegiatsstift Wimpfen und deren auswärtige Besitzungen, die aus der württembergischen Schirmherrschaft resultieren. Die Unterlagen betr. das Spital umfassen hauptsächlich Schirmbriefe bzw. Reverse und das Verfahren gegen den Spitalmeister Johann Henn wegen schlechter Amtsführung. Der zweite Teil des Bestandes betr. das Stift beinhaltet hauptsächlich Güterangelegenheiten, z. B. Kauf- und Erbbestandsbriefe. Weitere Unterlagen betr. die Reichsstadt Wimpfen finden sich in folgenden Beständen: A 57 Geleit A 145 Heilbronn, Reichsstadt A 152 Reichsstädte insgemein A 213 Oberrat, jüngere Ämterakten A 284/18 Brackenheim: Geistliche Verwaltung A 329/A 329 L Brackenheim W A 419 Weinsberg W A 602 Württembergische Regesten B 217 Wimpfen, Reichsstadt (StAL) B 218 Wimpfen, Reichsstadt: Predigerkloster (StAL) B 537 Wimpfen im Tal, Ritterstift St. Peter (StAL) H 51 Kaiserselekt H 205 Lagerbücher von Reichsstädten: Wimpfen H 235 Lagerbücher der Klöster und Stifte (Wimpfen im Tal, Ritterstift und Wimpfen am Berg, Dominikaner) Das bisherige Zettelrepertorium wurde im Oktober 2017 durch die Zeitangestellte Barbara Mayer retrokonvertiert, der Bestand anschließend durch den Unterzeichneten im Zuge der Überarbeitung der Titelaufnahmen gesichtet. Neu erstellt wurde der Orts- und Personenindex, für den nach Möglichkeit Normdaten verwendet wurden. Im Zuge der Sichtung wurde bei insgesamt 48 Pergamenturkunden ein schlechter Erhaltungszustand festgestellt. Auffallend viele Urkunden weisen Wasserschäden mit teilweise erheblichen Textverlusten auf. Die betroffenen Stücke wurden in der Restaurierungswerkstatt bearbeitet, digitalisiert und für die Nutzung im Original gesperrt. Der Bestand umfasst 112 Urkunden (U 1-102) und 11 Büschel mit zahlreichen Unterstufen nach ISAD (G) bzw. 1,40 lfd. m. Stuttgart, im Februar 2018 Johannes Renz
Stadt- und Landkreise:
FN Bodenseekreis
HD Stadtkreis Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis
HDH Landkreis Heidenheim
HN Stadt- und Landkreis Heilbronn
KN Landkreis Konstanz
MIL Landkreis Miltenberg
MOS Neckar-Odenwald-Kreis
S Stadtkreis Stuttgart
SIG Landkreis Sigmaringen
SP Stadtkreis Speyer
TBB Main-Tauber-Kreis
UL Stadtkreis Ulm/Alb-Donau-Kreis
WN Rems-Murr-Kreis
WO Stadtkreis Worms
Sonstige Abkürzungen:
betr. betreffend
Bl. Blatt
Bü Büschel
bzw. beziehungsweise
etc. et cetera
fl. Gulden
gen. genannt
Kal. Kalenden
Lit. Littera
M. Magister
Nr. Nummer
Qu. Quadrangel
S. Seite(n)
s. siehe
Schr. Schriftstück
sel. Selig
sog. so genannt, -e, -r
St. Sankt
Tgb. Tagebuch
U Urkunde
u. a. unter anderem
u. m. und mehr
Unterfasz. Unterfaszikel
usw. und so weiter
v. a. vor allem
vgl. vergleiche
- Reference number of holding
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 136
- Extent
-
112 Urkunden, 11 Büschel (1,40 lfd. )
- Context
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Auslesebestände über Auswärtiges >> Geistliche Fürsten, Stifte und Klöster
- Date of creation of holding
-
(1250-) 1294-1764
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rights
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
-
20.01.2023, 3:09 PM CET
Data provider
Landesarchiv Baden-Württemberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- (1250-) 1294-1764