Bestand
Ortsarchiv Bronnbach (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Das Ortsarchiv Bronnbach enthält die Akten, Bände und Rechnungen der 1893 bis 1936 abgesonderten Gemarkung bzw. Gemeinde Bronnbach, deren Gemarkung 1936 zwischen Reicholzheim und Höhefeld aufgeteilt wurde. Auf welchem Weg die in den 1940/1950er Jahren entstandenen Bauakten in das Ortsarchiv gelangten, ist noch ungeklärt.
Einleitung: Die Gebäude rund um das Kloster und auch deren Bewohner sind bis zur Auflösung (?) des Klosters Bronnbach (1803) als dem Kloster zugehörig zu betrachten. Ihre Geschichte ist daher immer eng mit der Geschichte des Klosters verbunden. Im Rahmen der Säkularisation fiel Bronnbach an die katholische Linie der Fürsten von Löwenstein-Wertheim, die das Kloster mit allem was dazugehörte, also auch Gebäude und Bewohner rund um das Kloster als Ausgleich für verlorene Gebiete in Frankreich erhielten. Auch nach der Mediatisierung (1806) blieb Bronnbach ein 'Sonderfall' im heutigen Wertheimer Stadtgebiet. Da die gesamte Gemarkung Bronnbach Eigentum der Fürsten von Löwenstein-Wertheim war, galt sie gemeinsam mit den Höfen Schafhof, Mittelhof, Kemmelhof (wurde 1837 aufgegeben) und Wagenbuch ab 1813 als sogenannte "abgesonderte Gemarkung". Das heißt, Bronnbach regelte seine Verwaltungsangelegenheiten selbst, hatte eigene Fürsorgeeinrichtungen, eine Schule, eine Kirche und einen Friedhof, war jedoch nicht kommunal Selbstständig. Einige Verwaltungsfunktionen wurden durch die Nachbargemeinde Reichholzheim mit besorgt, die hierfür von Bronnbach vergütet wurde. Ein Beispiel hierfür ist die Führung der Standesregister, die seit ihrer Einführung (1870) von Reicholzheim erledigt wurde. Mit Bezirksratsbeschluss vom 16.03.1893 erhielt die abgesonderte Gemarkung Bronnbach einen fünfköpfigen Verwaltungsrat sowie einen 'Stabhalter' als Ortsvorsteher, der Mitglied dieses Rats war. Der erste Stabhalter war der fürstliche Kulturaufseher Ludwig Herberich, der das Amt bis zu seinem Tod am 26.01.1908 inne hatte. In den 1920er Jahren sollten auf Anordnung des Ministerium des Inneren alle 'abgesonderten Gemarkungen' in Baden (Am 01.04.1922 waren dies 219 Stück) aufgehoben bzw. einer Nachbargemeinde angegliedert werden. Bronnbach sollte auf dieser Grundlage mit Reicholzheim vereinigt werden. Die abgesonderte Gemarkung Bronnbach bemühte sich jedoch zu Erwirken, dass sie per Gesetz den Status einer eigenen Gemeinde erhielt. Als Argument führte sie unter anderem auf, dass Bronnbach "von jeher eine geschlossene Einheit und ein abgeschlossenes Ganzes" (StAWt-S O 19 A 24) bilde. Außerdem sei Bronnbach auf wirtschaftlicher Ebene bedeutsamer als Reicholzheim, die Gemarkung sei flächenmäßig größer und auch die Vermögenswerte Bronnbachs aus den Jahren 1914 und 1922 lägen im Vergleich zu jenen Reicholzheims höher. Diese und weitere Aspekte führten dazu, dass Bronnbach per Gesetz vom 28.03.1928 zur eigenständigen Gemeinde erklärt wurde (Badisches Gesetz- und Verordnungsblatt 31.03.1928). Der bisherige Stabhalter Alois Dorbath wurde am 20.05.1928 zum Bürgermeister Bronnbachs gewählt. Die Grundbuchführung für die Gemeinde wurde auf Basis des § 9 Abs. 1 des Grundbuchausführungsgesetzes vom 13.10.1899 dem Grundbuchamt Reicholzheim übertragen. Die Selbstständigkeit währte jedoch nur kurz. Am 01.04.1936 wurde auf Basis von § 15 der Deutschen Gemeindeordnung ein Teil der Gemarkung (Bronnbach und Schafhof) mit Reicholzheim, der andere (Mittelhof und Wagenbücher Hof) mit Höhefeld vereinigt (vgl. StAWt-S O 13 A 1224). Folgende Einwohnerzahlen lassen sich in den Jahresrechnungen von Bronnbach (S-O 19 R 1- R 40) finden: 1895: 161 Einwohner 1905: 170 Einwohner 1919: 188 Einwohner 1922: 205 Einwohner 1925: 195 Einwohner Die ernannten Stabhalter der abgesonderten Gemarkung Bronnbach waren (S-O 19 R 1- R 40): 03.05.1893 - 26.10.1908: Ludwig Herberich (Fürstlicher Kulturaufseher) 24.02.1909 - 31.10.1910: Max Bogner (Braumeister) 02.11.1910 - 23.05.1928: Alois Dorbath (Schmied) Seit dem 24.05.1928 übte Alois Dorbath das Amt des Gemeindevorstehers als gewählter Bürgermeister bis zur Eingemeindung Bronnbachs nach Reicholzheim (1936) aus.
Hinweise auf weitere Unterlagen in anderen Beständen des Archivverbundes Main-Tauber: Im Bestand Ortsarchiv Bronnbach setzt die Überlieferung auf Grund seiner besonderen Entwicklung erst in der Zeit der "abgesonderten Gemarkung" ein und endet mehrheitlich mit der Auflösung der selbstständigen Gemeinde Bronnbach. Es finden sich jedoch noch einige Bauunterlagen aus späterer Zeit (die jüngsten Unterlagen stammen von 1956) im Bestand. Für die Zeit vor 1813 sind bei uns im Hause v. a. die Verwaltungsunterlagen des Klosters Bronnbach (StAWt-R J 3) relevant. Daneben sind jedoch auch einige Bestände des Rosenbergischen Archives (StAWt-R), welches die Archivalien des Fürstenhauses Löwenstein-Wertheim-Rosenberg enthält, interessant. Aber auch in seiner Zeit als "abgesonderte Gemarkung" und als Gemeinde war Bronnbach sehr stark an den Grundeigentümer, also die Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg geknüpft, sodass sich auch für diesen Zeitraum eine Recherche in den oben erwähnten Unterlagen lohnt. Für die Zeit nach 1936 ist bei uns im Hause vor allem der Bestand StAWt-S O 13 Ortsarchiv Reicholzheim relevant. Seit 1975 ist Reicholzheim - und mit ihm auch Bronnbach - in die Stadt Wertheim eingemeindet so dass die Verwaltungsangelegenheiten Bronnbachs nun in Wertheim erledigt werden.
Literatur: Leonhard Scherg: Die Zisterzienserabtei Bronnbach im Taubertal 1802/03 - Säkularisation und Auflösung; in: Wertheimer Jahrbuch 2002, Hrsg.: Historischer Verein Wertheim, Wertheim, 2003; S. 127 - 203 Robert Meier: Bronnbach : ein Ort im Lauf der Zeit; Wertheim, 2008
Bearbeiterbericht: Wann die Unterlagen des Ortsarchivs Bronnbach ins Stadtarchiv Wertheim kamen ist nicht mehr nachvollziehbar. Im Stadtarchiv wurden die Unterlagen erfasst, signiert, entmetallisiert und archivgerecht verpackt. Innerhalb der getrennt voneinander erfassten Archivaliengattungen wurde nach Bär´schem Prinzip verzeichnet. Die Klassifikation des Bestandes folgt dem 1906 eingeführten Külby-Aktenplan für die badischen Gemeinden. In den Jahren 2008-2009 wurden im Rahmen einer Erschließungsmaßnahme einschlägige Akten auf darin enthaltene Karten und Pläne von Erika Ratzka durchgesehen und diese mit eigenen Titelaufnahmen erschlossen. In der Signatur kommt das über den Hinweis "S-O 19_in StAWt-S O 19 A ... Karte ..." zum Ausdruck. Aus konservatorischen Gründen den Akten entnommene Karten erhielten eine fortlaufende Nummerierung innerhalb der Kartensignatur "StAWt-S O 19 K ...". Im Zuge der Vorbereitung für die Online-Stellung des Findmittels im Jahre 2016 wurden diese Kartenverzeichnungen in die Klassifikation eingebunden und einige bisher unverzeichnete Einheiten erfasst, wodurch der Bestand nun 387 Verzeichnungseinheiten in 4 lfd. m umfasst. Bronnbach, Februar 2016 Anna Spiesberger
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, S-O 19
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Stadtarchiv Wertheim >> Ortsarchive (O-Bestände)
- Bestandslaufzeit
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1842-1956
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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- Letzte Aktualisierung
-
25.03.2024, 13:33 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1842-1956