Artikel

Zur Neuordnung des Instrumentariums der Deutschen Bundesbank

Zur Neuordnung des Instrumentariums der Deutschen Bundesbank Das Kreditvolumen der Geschäftsbanken stieg in der Bundesrepublik Deutschland auch bei schärferem und anhaltendem Kontraktionskurs der Bundesbank in zurückliegenden Restriktionsperioden - und besonders im ersten halben Jahr 1973 - kräftig weiter an. Dies veranlaßte die Bundesbank, Ende vergangenen Jahres einen Vorschlag zur Erweiterung ihres Instrumentariums vorzulegen, der im vorstehenden Beitrag kritisch analysiert wird. Der Beitrag ist in drei Teile gegliedert. Als theoretische Grundlage wird im ersten Abschnitt die Geldschöpfungsmechanik erläutert, der zweite Teil befaßt sich mit den von der Bundesbank vorgeschlagenen Änderungen des notenbankpolitischen Instrumentariums, im dritten Teil werden diese Vorschläge kritisch analysiert. 1. In marktwirtschaftlich organisierten Volkswirtschaften ist das Banksystem in der Regel zweistufig aufgebaut. Die Notenbank stellt das Währungsgeld bereit, die Geschäftsbanken versorgen die Wirtschaft mit Kredit. Da die von den Geschäftsbanken gewährten Kredite zum Teil in Notenbankgeld abgefordert werden, kann die Notenbank durch ihre eigene Geldschöpfung - soweit sie diese zulänglich beherrscht - die gesamte Geld- und Kreditversorgung steuern. Die Geldschöpfung der Notenbank basiert auf drei Komponenten: der außenwirtschaftlichen, der fiskalischen und der Refinanzierungskomponente. Die Einflußmöglichkeiten einer Notenbank beschränken sich dabei in der Regel auf die Refinanzierungskomponente. Während ein Vorschlag des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung eine Verbesserung der Einflußmöglichkeiten auf die Refinanzierungskomponente durch verstärkten Einsatz der Offenmarktpolitik anstrebt, richtet sich der Vorschlag der Bundesbank nicht auf eine verbesserte Kontrolle der Entstehung von Zentralbankgeld, sondern auf die Verwendung von Zentralbankgeld. Die von der Bundesbank vorgelegten Reformvorschläge lassen sich danach einteilen, ob Lücken im bisherigen Instrumentarium geschlossen oder verstärkte Eingriffsmöglichkeiten geschaffen werden sollen. Der Schließung von Lücken dient die Ausdehnung der Mindestreservepflicht auf bisher nicht betroffene Geschäfte oder Institute. Eine Verschärfung des Instrumentariums soll durch Erhöhung der Höchstsätze für die bisherigen Passiva-Reserven, durch Einführung einer Aktiva-Zuwachsrate und durch die Möglichkeit der Kreditplafondierung erreicht werden. Die Instrumente werden unter den drei Beurteilungskriterien der Systematik des geldpolitischen Instrumentäriums, der Effizienz und der Kompatibilität mit der marktwirtschaftlichen Ordnung geprüft. Die Untersuchung führt zu dem Ergebnis, daß die von der Bundesbank vorgeschlagene Verbesserung ihres Instrumentariums zwar eine effizientere Geldpolitik als bisher ermöglicht, jedoch hinsichtlich ihrer ordnungspolitischen Charakteristika kritisch zu beurteilen ist, da sie die Möglichkeit einer selektiven Investitionssteuerung zuläßt. Diese Feststellung führt zu der grundsätzlichen Frage, ob im Rahmen des bisherigen Verhältnisses von Notenbank und Geschäftsbanken die unerwünscht hohe Elastizität der Kreditversorgung überhaupt anders als durch Maßnahmen beseitigt werden kann, die über rein quantitative Wirkungen hinausgehen. Dies regt zu der Überlegung an, mit der der Aufsatz unter Hinweis auf den vorangehenden Beitrag von Rudolf Stucken schließt, ob das Verhältnis von Notenbank zu Kreditbanken nicht grundsätzlich überprüft werden sollte

Language
Deutsch

Bibliographic citation
Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 6 ; Year: 1973 ; Issue: 2 ; Pages: 111-133

Classification
Wirtschaft

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Ehrlicher, Werner
Event
Veröffentlichung
(who)
Duncker & Humblot
(where)
Berlin
(when)
1973

DOI
doi:10.3790/ccm.6.2.111
Last update
10.03.2025, 11:44 AM CET

Data provider

This object is provided by:
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Artikel

Associated

  • Ehrlicher, Werner
  • Duncker & Humblot

Time of origin

  • 1973

Other Objects (12)