Handschriften

27072 Nachlass Karl Weltzien (Bestand)

Inhalt: Der Bestand enthält vor allem Briefe, die an Karl Weltzien gerichtet sind und zu einem großen Teil von bekannten Wissenschaftlern stammen. Daneben sind vereinzelt private Aufzeichnungen sowie ein von seiner Hand stammender Plan für den Bau des ersten chemischen Laboratoriums an der Polytechnischen Schule Karlsruhe vorhanden sowie 32 Kalender aus den Jahren von 1834 bis 1870.

Entstehungsgeschichte: Karl Weltzien wurde am 08.02.1813 gregorianischen Kalenders in Sankt Petersburg als einziges Kind des Kaufmanns Carl Weltzien (*19.04.1769, +14.12.1849 in Karlsruhe) und der Sophie Margarete Weltzien (geborene Hippius, *19.04.1784 in Omega/Russland, +18.03.1863 in Karlsruhe) geboren.
Er heiratete im Jahr 1836 Anna Leontine Luise König (*07.06.1814 in Riga, +13.10.1874 in Karlsruhe), Tochter des Johann Ludwig König (*14.05.1788, +19.03.1819 in Riga) und der Anna Elise König (geborene Strauch; *30.12.1795 in Riga, +03.10.1874 in Karlsruhe; verheiratet in 2. Ehe mit W. L. von Reinicke).
Karl und Leontine Weltzien hatten die folgenden Kinder:
1) Anna Sophie Leontine (24.07.1837, +1915; verheiratet mit Woldemar von Pierson);
2) Anna Sophie Caroline (Lilly) (*07.01.1839, +23.08.1903),
3) Anna Sophie Mathilde (*29.03.1840, +15.04.1906; verheiratet mit Franz Wilhelm Nokk [*30.11.1832, +13.02.1903] in dessen 3. Ehe),
4) Anna Sophie Olga (*29.11.1841, +29.03.1870),
5) Karl (*19.06.1846, +18.12.1848),
6) Wilhelm Carl Alexander (*18.11.1849, +28.02.1920; verheiratet mit Victoria Alberta Müller [*14.08.1863, +21.12.1949]),
7) Anna Sophie Wilhelmine (Minna) (*1852, +1937; verheiratet mit Oskar Nebelsiek [*1850, +1910]).
Aus gesundheitlichen Gründen übersiedelten die Eltern Karl Weltzeins im Jahr 1823 nach Karlsruhe. Karl Weltzien besuchte dort das Lyceum und erhielt August Hausrath als Hofmeister, mit dem er ab 1826 mehrere Reisen durch das westliche Deutschland, in die Alpen und bis nach Oberitalien unternahm. Im Jahr 1829 folgte der spätere Freiburger Pfarrer Helbing als Hofmeister, mit dem Weltzien an den Bodensee, nach Frankreich reiste. Im Sommersemester 1831 begann Weltzien in Heidelberg das Studium der Medizin. Er wurde dort Mitglied des Corps Suevia. Für das Sommersemester 1833 und das Wintersemester 1833/34 wechselte er an die Universität Göttingen. Zum Wintersemester 1834/35 kehrte er zurück nach Heidelberg und erlangte dort im April 1835 die medizinische Promotion. Auf den Studienabschluss in Heidelberg folgten Aufenthalte an den Universitäten in Zürich, München und Wien. Nach chemischen Versuchen in der Karlsruher Privatwohnung ging Weltzien 1840 nach Berlin und betrieb das Fach dort unter Anleitung durch Eilhard Mitscherlich. Im Jahr 1841 erlangte er von der badischen Regierung die Lehrbefugnis an der Polytechnischen Schule Karlsruhe und am Karlsruher Lyceum. Der Schwerpunkt seiner Lehrtätigkeit lag zunächst bei der Agrikulturchemie für die Forstschule des Polytechnikums. In seinem Privathaus veranstaltete Weltzien Laborübungen. 1843 erhielt er den Titel eines außerordentlichen Professors. Mit der Aufspaltung der als Höhere Gewerbeschule bezeichneten Fachschule des Polytechnikums in die Chemisch-technische Fachschule und die Mechanisch-technische Fachschule entstand 1847 eine Voraussetzung für die eigenständige Entwicklung der Karlsruher Chemie. 1851 wurde Weltzien zum ordentlichen Professor an der Polytechnischen Schule ernannt. Durch den Bau des Chemischen Laboratoriums erhielt die Anstalt im gleichen Jahr die Ausstattung für eine Entwicklung des Fachs auf Universitätsniveau. Bis zum März 1855 wurde Weltzien der Titel eines Hofrats verliehen.
Weltziens Arbeiten galten Ammoniumverbindungen, den Zersetzungsprodukten des Harnstoffs und den Oxidationsstufen des Stickstoffs. Arbeiten zu Quecksilberverbindungen des Ammoniums und zu Silbernitratverbindungen regte er an. Weitere Arbeitsgebiete waren das Schießpulver sowie Mineralien und Trinkwässer Badens. Über die Lehre am Polytechnikum hinaus teilte Weltzien wissenschaftliche Erkenntnisse in öffentlichen Vorträgen einem breiteren Publikum mit, so über Leuchtgas, Wasserversorgung und Gährung. Auch ist seine Mitwirkung an der Ausbildung in- und ausländischer Artillerieoffiziere bezeugt. 1860 fand in Karlsruhe unter Weltziens gestaltender Mitwirkung der erste internationale Chemikerkongress statt. Überhaupt pflegte Weltzien Beziehungen zu vielen herausragenden Chemikern seiner Zeit. Zu seinen besonderen Vertrauten außerhalb des wissenschaftlichen Lebens zählte der Liberale Karl Mathy. Weltzien litt über lange Zeit seines Lebens unter gesundheitlichen Beschwerden, die Anlass zu zahlreichen Kuraufenthalten waren. 1868 wurde er von seinem Verpflichtungen entbunden. Er starb am 14.11.1870 in Karlsruhe.
Zu Weltziens Schriften gehören:
Vorträge über Chemie, gehalten im Gewerbeverein in Karlsruhe, 1846.
Das Chemische Laboratorium an der Großherzogl. Polytechnischen Schule zu Carlsruhe, 1853.
Grundriss der theoretischen Chemie, insbesondere für Artillerie- und Ingenieur-Officiere, 1854.
Systematische Zusammenstellung der organischen Verbindungen, 1860.
Systematische Uebersicht der Silicate, 1864.
Die Brunnenwasser der Stadt Carlsruhe. Drei Vorträge, gehalten am 29. und 31. März und 5. April 1865, bearbeitet von C[arl] Birnbaum, 1866.
Systematische Uebersicht der sogenannten unorganischen Verbindungen, 1867.
Aperçu systématique des combinaisons dites inorganiques, hg. v. Edmond Willm, 1867.
Veröffentlichungen in den Annalen der Chemie und Pharmacie (auch: 'Liebigs Annalen'), besonders über Ammoniumbasen, Cyansäure und Kreatin

Archivische Bewertung: Alle angebotenen Unterlagen waren zweifellos archivwürdig, da sie einen erheblichen Kenntnisgewinn über die Anfänge der Chemie als wissenschaftliche Disziplin ermöglichen.

Erläuterung der Ordnung: Der Bestand ist alphabetisch nach Absendern geordnet. Die Briefe einzelner Absender sind chronologisch geordnet.

Erschließungsinformation: Eine provisorische Erschließung erfolgte von Juli bis August 2010 durch die Praktikantin Johanna Gilg.
Von September 2012 bis September 2013 wurden 70 % der im Bestand enthaltenen Briefe im Rahmen eines durch die Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg geförderten Projekts von Katja Petzold durch Regesten erschlossen. Die restlichen 30 % wurden bis zum Jahresende 2013 durch Elke Leinenweber und Klaus Nippert regestiert. Bis Ende Juli 2014 folgten eine Redaktion und bis Dezember 2014 eine abschließende Korrektur durch Klaus Nippert.
Die Regesten beschränken sich oft darauf, die hauptsächlichen Inhalte der Schriftstücke anzugeben. Detaillierte Beschreibungen experimenteller Vorgänge wurden oft gekürzt. Auch bei ausführlicheren Regesten sollte stets damit gerechnet werden, dass nicht alle Inhalte des Schriftstücks angegeben sind.
Blattzahlen in der Umfangsangabe bezeichnen die Zahl der beschrifteten Blätter.
Die in den Regesten genannten Blattzahlen sind nicht auf den Archivalien notiert.
Bei der Wiedergabe chemischer Formeln gesetzte Angaben zur Hochstellung, Tiefstellung oder Durchstreichung ([hoch]/[tief]/[durchstrichen]) beziehen sich jeweils nur auf das direkt nachfolgende Zeichen, bei Zahlen jedoch stets auf die ganze, gegebenenfalls auch mehrstellige Zahl.
Erwähnte Anlagen fehlen in der Regel. Abweichungen davon sind ausgewiesen.
Schreiben ohne Angabe der Sprache sind auf Deutsch verfasst.
Wenn Vornamen nicht in der Quelle erscheinen, sind diese soweit wie möglich in runden Klammern, innerhalb von Zitaten in eckigen Klammern ergänzt. Die Identifizierung ist teilweise mit Unsicherheiten behaftet, insbesondere bei weniger bekannten Personen. Die durchgängige Angabe der Vornamen auch sehr bekannter Personen soll insbesondere Benutzern helfen, die mit Weltziens Zeit- und Fachgenossen weniger vertraut sind. Auch die Perspektive auf eine Auffindung einzelner Regesten durch Internetrecherchen unterschiedlicher Benutzer war ein Motiv für diese über die Bedürfnisse eines Fachpublikums hinausgehende Aufbereitung. Ebenso stehen in Klammern ergänzte Informationen, insbesondere zur Identifizierung von Institutionen und Publikationen.
Datierungen erfolgen nach dem gregorianischen Kalender. Zusätzliche Datierungen nach dem julianischen Kalender sind ausgewiesen, wenn sie für das Textverständnis erforderlich sind.
Der Vorname Karl Weltziens wird hier nach der Namensansetzung der Gemeinsamen Normdatei der Deutschen Nationalbibliothek mit K geschrieben. Die Quellen und auch Weltzien schreiben den Vornamen jedoch überwiegend mit C. Ebenso werden auch andere Vornamen nach der Gemeinsamen Normdatei geschrieben, auch wenn die betreffende Quelle eine andere Form enthält. Diese Abweichungen von der Quelle werden nur in besonders auffälligen Fällen ausgewiesen.
Ortsnamen werden im geografischen Index mit den zweistelligen Ländercodes nach ISO 3166-1 gesetzt. Maßgeblich für die Zuordnung ist die Landeszugehörigkeit zum Zeitpunkt der Eschließung. Alternative Ortsbezeichnungen erscheinen im Index in Klammern und in der Regel auch zusätzlich als eigener Indexeintrag.
Literaturverweise sind in den Regesten nach Möglichkeit durch vollständige Titelangaben ersetzt. Wegen der möglicherweise isolierten Präsentation einzelner Regesten im Internet werden sich wiederholende Titelangaben in jedem Regest vollständig geboten.

Klassifikationsübersicht: 1 Briefe an Karl Weltzien
2 Tagebücher
3 Sonstige Aufzeichnungen

Bestandssignatur
KIT-Archiv, 27072
Umfang
0,2 m

Kontext
KIT-Archiv (Archivtektonik) >> 2 Karlsruher Institut für Technologie und Vorläufer >> 27 Nachlässe und Sammlungen zu Personen

Indexbegriff Person
Weltzien, Karl
Indexbegriff Ort
Karlsruhe

Bestandslaufzeit
1834-1870
Provenienz
Karl Weltzien

Weitere Objektseiten
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Zugangsbeschränkungen
Benutzungbeschränkungen: Die Kalender (Signatur 1001 bis 1032) sind vor dem Abschluss einer für diese Teile des Bestands geltenden Nutzungsvereinbarung für die allgemeine Nutzung gesperrt.
Letzte Aktualisierung
16.08.2023, 09:32 MESZ

Objekttyp


  • Handschriften

Beteiligte


  • Karl Weltzien

Entstanden


  • 1834-1870

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