Bestand

Stadtarchiv Sigmaringen: Gemeindearchiv Gutenstein - Amtsbücher (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Vorbemerkung
1. Zur Geschichte von Herrschaft und Gemeinde Gutenstein
Die heutige Sigmaringer Teilgemeinde im oberen Donautal verdankt ihre Entstehung der St. Gallen lehenbaren Burg Gutenstein. Sie war Sitz eines gleichnamigen Ministerialengeschlechts (bezeugt 1212, 1216 und 1279). Ende des 13. Jahrhunderts erwarben die Habsburger das St. Gallener Lehen von den Herren von Wildenstein (Nebenlinie der Herren von Justingen). Es bildete damals eine kleine Herrschaft, die die Ortschaften Gutenstein, Engelswies (Gemeinde Inzigkofen), Kaltenbrunnen (Kaltenbrunner Hof, Gemeinde Leibertingen), Vilsingen und den Nickhof (beide Gemeinde Inzigkofen) umfasste. Der Nickhof und Vilsingen gelangten um 1300 an den Reischacher Besitzkomplex Dietfurt (Gemeinde Inzigkofen) und 1421 schließlich an die werdenbergische Herrschaft Jungnau (Nr. 53). Bereits 1292 verpfändeten die Habsburger Gutenstein mit Zubehör an die Herren von Magenbuch. Diese erhielten 1362 einen Forstbezirk um Gutenstein zugewiesen. 1398-1455 hatten dann die Herren von Ramsberg die Herrschaft inne. Ihre Nachfolger waren die Freiherren bzw. Grafen von Zimmern. Unter ihnen bildete sich eine neue Herrschaft mit dem Mittelpunkt Gutenstein heraus, sie umfasste die Ortschaften Gutenstein, Altheim (Gemeinde Leibertingen), Engelswies und Ablach (Gemeinde Krauchenwies). Die Grafenrechte übten die Inhaber der Herrschaft jedoch nur in Gutenstein selbst aus; in Ablach, Engelswies und Altheim stand die Hochgerichtsbarkeit (seit 1460) den Grafen von Sigmaringen zu. Nach dem Aussterben des Grafengeschlechts der Zimmern 1594 fiel die Pfandschaft Gutenstein nebst Zubehör an Österreich zurück. Dieses verlieh Gutenstein 1613 an den Markgrafen Karl von Burgau und 1621 auf Lebzeiten an den Grafen (seit 1623 Fürsten) Johann von Hohenzollern-Sigmaringen (gestorben 1638). 1735 kam Herrschaft schließlich in den Besitz der Grafen Schenk von Castell, die sie jedoch aus wirtschaftlichen Gründen an das Kloster Salem verpfänden mussten. Die Obervogtei wurde der Herrschaft Stetten am kalten Markt eingegliedert.
Die Herrschaft Gutenstein wurde 1805 der württembergischen und 1810 der badischen Landeshoheit unterstellt. Der zur Herrschaft gehörige Ort Ablach gelangte 1812 im Tausch mit dem Ort Rast (Gemeinde Sauldorf) unter hohenzollern-sigmaringische Landeshoheit. 1813 gehörte das Dorf Gutenstein zum Bezirksamt Meßkirch, 1824 zum Amt Pfullendorf und 1936 zum Bezirksamt (seit 1938 Kreis) Stockach. Im Zuge der Kreis- und Kommunalreform wurde das Dorf Gutenstein 1974 in die Kreisstadt Sigmaringen eingeordnet. 1977 wurde dann der Ortsteil Thiergarten der Gemeinde Beuron zugewiesen. Die damalige Grundherrschaft Gutenstein veräußerte 1834 Ludwig Anton Graf Schenk von Castell zu Gutenstein an das Gräflich Langenstein´sche Rentamt Stetten an kalten Markt. 1872 fiel das Gut Gutenstein auf dem Erbweg an die Grafen von Douglas. 2. Zur Ordnung und Verzeichnung des Teilarchivs
Die Amtsbücher des Gemeindearchivs Gutenstein wurden im Archivlokal des ehemaligen Rathauses der heutigen Teilortsgemeinde verwahrt. Die Archivalien waren nur grob vorgeordnet. Ein eigenes Verzeichnis lag nicht vor. Im Januar 1999 begann der Unterzeichnete mit Herrn Ottmar Kreutle aus Gutenstein mit der Inventarisierung der Amtsbücher. Bei der Durchsicht konnten 26 Gruppen gleichartiger Amtsbuchtypen ermittelt werden (s. Inhaltsverzeichnis). Innerhalb dieser Gruppen wurden die einzelnen Bände nach ihrer Entstehung chronologisch geordnet. Die auf diese Weise strukturierten Bände wurden auf Steckzetteln mit fortlaufenden arabischen Zahlen durchnumeriert. Da nachträglich immer wieder Bände von bereits aufgenommenen Gruppen auftauchten, mussten auch einzelne Nummern mit lateinischen Buchstaben versehen werden. Das handschriftliche Verzeichnis der Bände erstellte Herr Kreutle.
Am 22. Juli 1999 lieferten Mitarbeiter des Sigmaringer Bauhofs die Bände des Gemeindearchivs Gutenstein im Staatsarchiv Sigmaringen ab. Dort überprüfte die Schülerin Miriam Collett die Akzession anhand des erarbeiteten Verzeichnisses auf ihre Vollständigkeit. Dieser wurden nachträglich noch vier Lagerbücher der Gemeinde einverleibt, die vom Liegenschaftsamt der Stadt Sigmaringen zu einem früheren Zeitpunkt ans Staatsarchiv abgegeben worden waren.
Anschließend verfasste der Unterzeichnete die Vormerkung zum Repertorium. Die Signierung der einzelnen Bände und die Reinschrift des Findbuchs wurden von der Schülerin Collett besorgt.
Das vorliegende Teilarchiv des Gemeindearchivs Gutenstein im Depositum 1 umfasst insgesamt 231 Bände aus dem Zeitraum von 1774 bis 1946 und misst ca. 8,75 Regalmeter.
Die einzelnen Bände des Teilarchivs sind zu zitieren: StAS Dep. 1 T 22 [Bestellnummer].
Sigmaringen, im Juli 1999
Dr. Otto H. Becker
Leon Körbel übernahm im Juli und August 2012 die Retrokonversion des maschinenschriftlichen Findbuches in scopeArchiv. Yvonne Rundel-Schätzle führte im März 2017 die erforderlichen redaktionellen Nacharbeiten durch.
Sibylle Brühl
Inhalt und Bewertung
Enthält:
Pfandbücher Gutenstein; Pfandbuch Thiergarten; Bereinigung des Unterpfandbuches; Beilagen zum Pfandbuch; Grundbücher Gutenstein; Beilagen zu den Grundbüchern; Grundbuch Thiergarten; Flurbuch Gutenstein; Feuerversicherungsbuch Gutenstein; Besitzstandsregister Gutenstein; Lagerbücher Gutenstein; Hauptbücher über Rechtsverhältnisse an Gutenstein; Gemeinderechungen mit Beilagen; Schafweiderechnungen; Pfarrzehnt; Armenfondsrechnungen; Schulfondsrechnungen; Katastervermessungskosten; Veränderungsverzeichnisse Gutenstein und Thiergarten; Befehlbuch; Begräbnisbuch; Verzeichnis der Fahrnisgegenstände der Gemeinde Gutenstein; Hauptbuch über die Rechtsverhältnisse an Grundstücken der Eisenbahnverwaltung und der Fürstenbergischen Standesherrschaft in Thiergarten; Schuldentilgungsplan Zehntablösung; Ablösungsbuch.

Bestandssignatur
Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, Dep. 1 T 22

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen (Archivtektonik) >> Deposita (ohne FAS - Dep. 39) >> Stadtarchiv Sigmaringen >> Teilgemeinden >> Gutenstein

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 08:37 MESZ

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