Bestand
Stadtarchiv Sigmaringen: Gemeindearchiv Jungnau - Akten (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Jungnau (833 Einwohner, auf 610 m Höhe gelegen) ist ein Ortsteil im unteren Laucherttal der baden-württembergischen Stadt Sigmaringen im Landkreis Sigmaringen. Bis zur Baden-Württembergischen Kreisreform des Jahres 1973 war Jungnau eine selbstständige Gemeinde; zum 1. Februar 1974 wurde der Ort in die Kreisstadt Sigmaringen eingemeindet.
Archäologische Funde weisen eine Besiedlung während der Bronzezeit nach. Später gehörte das Laucherttal zum Siedlungsraum der Kelten bzw. zum Herrschaftsgebiet der Römer. Die endgültige Besiedlung durch alemannische Ethnien erfolgte wohl im 3./4. Jahrhundert n. Chr. Um 1316 wurde die hier liegende Burg Schiltau an die Herren von Jungingen, die in unmittelbarer Nähe eine eigene Burg besaßen, verkauft. Im Umfeld dieser Befestigungen entstand wohl der Ort, der seinen Namen von den Grundherren erhielt (Junging-au = Jungingen im Flusstal = Jungnau) und 1333 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Die gesamten Güter gingen 1367 an die Herren von Reischach, 1418 an die Grafen von Werdenberg und nach deren Aussterben 1534 an die Grafen von Fürstenberg über. Die beiden Burgen scheinen in dieser Zeit zunehmend verfallen zu sein und im Laufe des 15. Jhs. ihre militärische Bedeutung völlig verloren zu haben. Gleichzeitig entstand in Jungnau ein Fürstenbergisches Vogteiamt zur Verwaltung der umliegenden Besitzungen.
Bei der Auflösung der alten Ordnung 1806 wurde das mittlerweile als Obervogteiamt bezeichnete Jungnau unter die Landeshoheit Hohenzollern-Sigmaringens gestellt. Die Fürstenberger behielten allerdings die Polizeigewalt und niedere Gerichtsbarkeit in einem Patrimonialamt (mit den Orten Blättringen, Jungnau, Inneringen, Hochberg, Ober- und Unterschmeien, Vilsingen, Nickhof, Thiergarten, Dietfurt und Storzingen), das 1840 endgültig aufgehoben wurde. Seither gehörte Jungnau zum hohenzollerischen (ab 1850 preußischen) Oberamt Sigmaringen.
Das überwiegend landwirtschaftlich geprägte Dorf war kirchlich eine Filialgemeinde von Veringendorf. Eine eigene Kirche mit dem Patrozinium St. Anna wurde ab 1738/39 erbaut (geweiht 1742). Erst 1889 wurde Jungnau eine eigene Pfarrei, die später dann von Veringenstadt und Sigmaringen seelsorgerisch betreut wurde. Neben Ackerbau hatten in Jungnau vor allem Viehzucht (Schafweide) und Waldwirtschaft Bedeutung, Handwerk und Gewerbe spielten nur eine untergeordnete Rolle. Der größte nicht-landwirtschaftliche Betrieb war lange Zeit die Lauchertmühle von Adolf Hirschbühl, von der zu Beginn des 20. Jhs. auch die Elektrifizierung des Ortes ausging. Seit 1951 arbeitet hier eine Perlmuttschleiferei.
Wichtige Elemente bei der Entwicklung Jungnaus waren im engen Laucherttal auch der Ausbau der Landstraße (die heutige B32/313) im 19. Jh. und die Anlegung der Hohenzollerischen Landesbahn ab 1907. Am 27. Februar 1945 starben 32 Menschen bei einem Tieffliegerangriff auf einen Personenzug. Beim Hochwasser Ende Mai/Anfang Juni 2013 trat nach tagelangen Starkregenfällen auch die Lauchert über die Ufer, Teile Jungnaus standen unter Wasser.
Inhalt und Bewertung
Die Aktenüberlieferung von Jungnau befand sich vermutlich ¿ wie im ländlichen Raum allgemein üblich ¿ lange Zeit beim jeweiligen Ortsvorsteher und wurde beim Amtswechsel mehr oder weniger vollständig an den Nachfolger übergeben. Ein Rathaus gibt es im Ort erst seit 1952; Teile der Akten wurden aber auch unter ungünstigen Verhältnissen auf der Bühne des Schulhauses gelagert. Eine erste Abgabe von ca. 17 lfd. Metern Akten sowie Amtsbüchern an das Stadtarchiv Sigmaringen erfolgte im Jahr 2013 (Zugang 2013/66) und wurde als Teilbestand des Depositums Stadt Sigmaringen im Staatsarchiv Sigmaringen untergebracht. Dieser Bestand, der die Akten vom Beginn der Überlieferung im 19. Jh. bis etwa in die Mitte des 20. Jh. umfasst, wurde in den Jahren 2017 ¿ 2019 vom Unterzeichnenden geordnet und verzeichnet. Die so gebildeten Akten wurden dann von Michaela Klaiber und Jana Schaible archivgerecht verpackt.
Eine erste Tranche von ca 8 m war in Paketen verschnürt, auf denen Zettel einen Hinweis auf den thematischen Inhalt gaben. Diese sachthematische Ordnung ist von der Ablage im Lagerraum übernommen worden und folgt im Wesentlichen dem hohenzollerischen Aktenplan des 19. Jhds.. Zeitlich enthielt die Gruppe die frühesten Überlieferungen, den bei weitem größten Teil der Akten aus dem 19. Jh., reichte aber mit einer Reihe von Haushaltsplänen bis zum Jahre 1973. In dieser Gruppe befanden sich sehr viele Akten mit Fadenheftung, neben zahlreichen losen Aktenbündeln. Die Akten der stehenden Registratur wurden im Mai 1953, die auf der Schulhausbühne lagernden im Juli 1954 jeweils vom Registrator Müssle aus Saulgau geordnet und verzeichnet; die entstandene Verzeichnisse befinden sich in der Akte Dep 1 T 64 Nr 520.
Die zweite Gruppe enthielt einige wenige Akten aus dem 19. Jh., der Schwerpunkt lag hier mehr in der Zeit ab 1900 bis gegen Ende der 1940er Jahre. Dabei bestanden die meisten Bündel aus lose zusammengeschnürten und erheblich verschmutzten Papieren. Außerdem gab es eine Reihe von Akten in Leitzordnern. Eine zu Grunde liegende Ordnung war bei diesen Archivalien nicht zu erkennen; die Akten wurden aufgrund der zeitlichen Verteilung nach dem Flattichplan verzeichnet.
Die Ablage der Unterlagen in der Gemeinde scheint im Laufe der Jahre recht unsystematisch und inkonsequent erfolgt zu sein. Bei zahlreichen Sachbezügen finden sich parallel laufende Überlieferungen mit weitgehender zeitlicher Deckung. Andererseits scheinen bei anderen langfristig angelegten Rubriken einzelne Bände/Jahrgänge zu fehlen. Systematische Aussonderungen sind aber nicht bekannt.
- Bestandssignatur
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Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, Dep. 1 T 64
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen (Archivtektonik) >> Deposita (ohne FAS - Dep. 39) >> Stadtarchiv Sigmaringen >> Teilgemeinden >> Jungnau
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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- Letzte Aktualisierung
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03.04.2025, 08:37 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand