Malerei
Schnitter im Kornfeld (in der Manier von Vincent van Gogh)
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1929 zeigte die Nationalgalerie eine Ausstellung mit 143 Werken Vincent van Goghs. 1928 war dessen Œuvre-Verzeichnis von Jacob Baart de la Faille in Paris und Brüssel erschienen, das auch gut dreißig von Otto Wacker in den Handel gebrachte Fälschungen enthielt. Nach einer Anzeige der Berliner Firma Paul Cassirer und des Verbandes des Deutschen Kunst- und Antiquitätenhandels gab es zu dieser Zeit bereits Ermittlungen gegen Otto Wacker, die von der Presse lebhaft verfolgt wurden. Nationalgalerie-Direktor Ludwig Justi nahm mit seiner Ausstellung auf den Skandal Bezug. In einem Artikel in der „Vossischen Zeitung“ schrieb er: „Eine Fülle von echten Bildern van Goghs ist jetzt im Kronprinzenpalais ausgestellt. Zwei von Wacker kommende hängen in der Nachbarschaft. Acht weitere, deren öffentliche Ausstellung nicht genehmigt ist, werden Sachverständigen gezeigt. Eines, genauer gesagt, ist bei Wackers Bruder, Maler und Restaurator in Düsseldorf, beschlagnahmt“ (Justi, Van Gogh, die Kenner und Schriftsteller, in: Kunst und Künstler, 30. Jg. [1932], S. 195). Zu der erwähnten und jetzt in der Nationalgalerie befindlichen Fälschung „Schnitter im Kornfeld“ hatte die Polizei im Atelier von Leonhard Wacker zusätzlich eine Vorstudie, signiert und datiert „LW 27“, gefunden, die die Autorschaft Leonhard Wackers für diese Fälschung bestätigte. Ludwig Thormaehlen, Kustos an der Nationalgalerie, schrieb in seinem Gutachten vom 9. Juli 1929 über diese: „Ohne viel Vorzeichnung sind in etwa 6 Farb-Einheiten die von Wacker für ein Original des van Goghschen Getreidefeldes vermuteten Farben in kräftigen Pinselzügen hingesetzt. […] eine Reproduktion und kein Original [hat] Leonhard Wacker während der Bemalung der Leinwand vor Augen gestanden“ (SMB-ZA, I/NG 723). Zu den in der Nationalgalerie untergestellten Fälschungen verschiedener Besitzer kamen im Mai 1929 noch Fälschungen aus dem Atelier des Vaters, Hans Wacker, hinzu. 1929 erwarb Justi in Paris das im Motiv ähnliche Gemälde „Kornfeld mit Mäher“, das ihm als Vergleichsbild zu der Wacker-Fälschung diente (1937 beschlagnahmt, heutiger Standort unbekannt; inzwischen wird auch dessen Authentizität bezweifelt). Erst im April/Mai 1932 fand der Prozess gegen Otto Wacker statt, der mit dessen Verurteilung, nicht aber mit denen von Bruder und Vater, endete. Zu dem vermeintlichen Original und der Fälschung hatte Kurt Wehlte vergleichende Röntgenuntersuchungen angestellt und damit die technische Bilduntersuchung in den Strafprozess eingeführt. | Angelika Wesenberg
- Location
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Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
- Inventory number
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ohne Nr.
- Measurements
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Höhe x Breite: 40 x 55 cm
- Material/Technique
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Mischtechnik auf Papier
- Event
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Erwerb
- (description)
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1928 durch die Polizei in der Werkstatt von Leonhard Wacker, Düsseldorf, beschlagnahmt und der Nationalgalerie überwiesen
- Event
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Herstellung
- (who)
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Leonhard Wacker (1895 - Todesdatum unbekannt), Maler*in
- (when)
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um 1928
- Last update
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08.08.2023, 11:02 AM CEST
Data provider
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Object type
- Malerei
Associated
- Leonhard Wacker (1895 - Todesdatum unbekannt), Maler*in
Time of origin
- um 1928