- Standort
-
Museum für Asiatische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin
- Inventarnummer
-
5809
- Maße
-
Höhe x Breite x Tiefe: 28,9 x 20,2 x 5,3 cm (Kartonumschlag)
Bildmaß: 28,3 x 39,2 cm (=Blattmaß/Doppelblatt; je)
Höhe x Breite x Tiefe: 28,3 x 19,6 cm (Album)
Gewicht: < 2 kg
- Material/Technik
-
Album, Tusche und Farben auf Papier
- Inschrift/Beschriftung
-
Blatt 22; Nachschrift und Siegel des Shen Yanzeng (um 1835) Allenthalben Jahr für Jahr gab es nur Katastrophen. [Zheng Zhao] berechnet, was den armseligen Hütten zu geben sei, und sammelt Reis und Hirse. Dies ist wahrlich die so hoch gepriesene Maßnahme mit dem staatlich subventionierten Preis.813 Der Aufruf zur Rechtschaffenheit ging aus vom Dorf des Herrn Zheng. Wer keine Stiftungen macht, wird zum »Sklaven seines Geldes.« Dieses berühmte Wort läßt an den Wellenbändiger Ma814 denken. Die Wildgänse kreischen und kreischen nun überall auf den Feldern. Da macht er Pläne, wie das Leben weitergehen kann, und fragt Euch, was ihr tut. Für Herrn [Zheng Zhao] Xiaoshan, der diese Sätze korrigieren möge. Shen Yanzeng. Siegel: Shen Yanzeng yin (i); Shimei (r). Nachschrift und Siegel des Jiang Zhining (um 1835) Unter Maulbeer- und Katalpabäumen ist [das Volk] zufrieden, wenn es die Hände voll von Halmen hält. Bevor Sie die Hilfsgelder ausgaben, haben Sie den Ertrag berechnet. In Ihrer Familie Herr [Zheng] gab es in alter Zeit bereits das vom Torbeamten gemalte Bild. Im bewässerten Land, Jahr für Jahr, rechnen Sie mit einer Überschwemmung. Weshalb sollte sich die hohe Regierung noch Li Kui zum Vorbild nehmen müssen? Hilfe zu sammeln und den rechten Weg zu weisen ist auch Ihre Fähigkeit. Nach rechtschaffenem Trank und wohltuender Speise halten alle dankbar Ausschau. Sie folgen nach und übertreffen noch Qian Ao, der kam um Speisen auszuteilen. Am Fest der Herbstmitte des yiwei-Jahres [1835] geschrieben auf Ver. langen von Herrn [Zheng Zhao] Xiaoshan. Jiang Zhining aus Danhuai.
Blatt 4; Gedicht von ZhongxiangDie Halme keimen, doch die Reisfelder sind überschwemmt. Acht Strophen nach der Art der kleinen Musikamtslieder über die Hilfsmaßnahmen auf den Dörfern. Gemacht für Herrn (Zheng Zhao) Xiaoshan. Textentwurf von Zhongxiang. Die Halme keimen: Auf den Reisfeldern stauen sich die Wasser, die Fluten kennen keine Grenzen. Geduldig in der Kälte mit nackten Füßen drehen [die Bauern] die Wasserräder. Tief sinken beide Beine, und kommen hervor so mager wie Stengel von Hanf. Schon während der Ernte im letzten Herbst hörte der Regen nie auf. Wer hätte gedacht, daß es im heurigen Herbst wieder genauso sein würde? Sie hoffen auf drei Zentner Ertrag pro Feld, doch sie sehen nur zehn Hekatomben von Wasser. Die Keime auf dem Halme treiben jeden Tag, der Mut der Bauern sinkt mit jedem Tag.
Blatt 23; Nachschrift und Siegel des Chen Biao (um 1835) Die Fünf Klimata sind nicht im Rhythmus, Wasserschlangen und Drachen bringen Unglück. Die drei Ernten819 waren nutzlos, die Wildgänse künden vom Jammer. (Erster Vers) Südlich des Yangzi lebt das Volk am Rande der Existenz. Östlich vom Wu-Fluss treiben böse Geister ein noch übleres Spiel. (Zweiter Vers) Es schwillt das Wasser, es steigt der Hunger, in allen Dörfern sind die Leute erschöpft. Im Marschland ist es leer und kahl, die Berge sind entblößt und flach. (Dritter Vers) Den Himmel dauert des Volkes Armut, das läßt er unserem Herrn Lin [Zexu] wissen. Der gibt seine Hilfe mit Verstand, Seine Menschlichkeit reicht weit. (Vierter Vers) Er bemüht nicht die Regierungsbürokraten, er bemüht nicht die Kreisbeamten. Er ruft nur unsere guten Amtsanwärter, und leitet nur unsere Reichen an. (Fünfter Vers) Er stiftet rechtschaffenes Getreide, er gibt jedem einzelnen Kleidung. Auf die Knochen der Leute kommt wieder Fleisch, und auch Herr [Lin] ist von ganzem Herzen zufrieden. (Sechster Vers) Früher, als das Landvolk in Not war, da tönte Geheule und wildes Gejammer. Doch jetzt an den stabilen Alleen gibt es nur Freudengetrommel. (Siebter Vers) Früher noch waren die Jahre so schlecht, doch jetzt sind sie fruchtbar, eins nach dem anderen. Doch auch in der Ruhe müssen wir der Gefahr gedenken, und ermahnen unsere trägen Bauern. (Siebter Vers)820 Das Volk hat nun auch die Gelegenheit zu arbeiten und kann sein kleines Glück genießen. Eine Illustration zur Erinnerung an dieses Geschehen, wer sagt, das wäre nicht passend? (Achter Vers) Die Berge in Wu sind wieder dicht bewachsen, die Wasser in Wu sind wieder groß und weit. Die Tugend des Herrn, der es speiste, wird das Volk niemals vergessen. (Neunter Vers) Im yiwei-Jahr [1835], am Fest des Langen Lebens. Der jüngere Mitstu- dent Chen Biao aus Changzhou [Suzhou].
Blatt 3; Aufschrift und Siegel des MalersDie Halme keimen, doch die Reisfelder sind überschwemmt.
Blatt 24; Nachschrift und Siegel des Wu Ganhuan (um 1834) Wohin das Auge schweift, es trifft auf Bitternis. Das neue Bild erinnert an Zheng Qian.821 Bei der Katastrophenhilfe verließen sie sich auf den großen Beamten. Um Getreide auszugeben, stützte dieser sich auf die Notablen des Orts. Im Dorf wird jetzt die Rettung des Lebens gefeiert. Und jede Familie bebaut nun wieder ihr Feld zum Lebensunterhalt. Wollt Ihr hören die Maxime der Humanität? »Im Mitleid der erste unter den Menschen sein.«822 Ehrerbietig überreiche ich meine Beischrift zu den Illustrationen der Rettungsorganisation im jiawu-Jahr [1834] und übergebe sie Herrn [Zheng] Xiaoshan zur Korrektur meiner Sätze. Im Bergstudio, wo ich Kiefernzweiglein abschneide um Lotoswurzeln damit zu kochen. Wu Ganhuan. Siegel: Ganhuan (r); Changsha wangsun (r). Nachschrift und Siegel des Wang Yun (um 1835)823 Der Herbst ist gekommen, Wind und Sonne sind frisch und klar. Allenthalben auf den Feldern hört man fröhliche Stimmen. Wir haben Glück gehabt, ein fruchtbares Jahr ist gekommen. Und wieder erfüllt unseren Busen das Gefühl der Rettung von der Flut. Als man verteilte in den Dörfern, die Vorräte an die Haushalte, und in einem besonderen Erlaß den subventionierten Preis proklamierte. Es ist als ob wir jetzt wieder die Bilder des Torbeamten sehen,824 und immer noch hören wir das Schreien der Wildgänse im Sumpf. Im achten Monat, im Herbst des yiwei-Jahres [1835] auf Verlangen von Herrn [Zheng Zhao] Xiaoshan geschrieben. Wang Yun.
Blatt 25; Nachschrift und Siegel des Chu Fengchun (um 1835) Die Wasserfluten reichten von Wu bis Yue. An die Katastrophe hier, erinnern wir uns noch vom letzten Jahr. Da kam das Rettungsschiff der subventionierten Getreidepreise. An die Haushalte wurden verteilt, die Gelder vom Wasserbauamt. Die Maßnahmen der Regierung ließen denken an Liu Yan826. Diese neuen Illustrationen übertreffen noch die des Zheng Qian.827 Bis heute werden noch immer buddhistische Preislieder gemacht. Und über die Organisation der Hilfe kann man in den Dokumenten viel nachlesen. Als in jenem Jahre im Herbst der Wind sich erhob, da weilte ich gerade in Zhengzhou. Die Briefe von zu Hause las ich erschreckt des Nachts. Die Kerze der Amtsstube leuchtete über mein Heimweh. Die Hilfe durch Ausleihen von Korn war eine gute Maßnahme, und für die Entwässerungskanäle gab es auch weitreichende Pläne. Das Volk muß man beschützen wie man einen Säugling beschützt. In Dankbarkeit fließen seine Tränen herab. Sie, Herr, sind ein Nachfahre des Torbeamten. Da waren nur Vertriebene, soweit Ihre Blicke reichten. In Fürsorge um die Nachbarn schütteten Sie rechtschaffenes Getreide aus. Sie prüften die Tatsachen und gingen selbst in die verwüsteten Dörfer. Ihr Vorgehen ist vom Geist der Menschlichkeit durchtränkt, Fürwahr, nur im Altertum hat es so aufrichtige Freundschaft gegeben. »Im Mitleid der Erste sein« ist die Maxime unserer Gruppe. Wie wollten wir damit lediglich unsere Güte demonstrieren? Unter den Dichtern von Songling828 gab es in alter Zeit einen ehrwürdigen Gelehrten (er hieß Wang Yannong). Als jemand Wasser malte, gab es dazu die Nachschrift von Jin.829 Wie schade, daß ich Sie noch nicht persönlich treffen konnte. Teile ich doch mit Ihnen, mein Herr, den gleichen Sinn. Ich sollte mich aufmachen und ein kleines Ruderboot kaufen. Euch aufsuchen entlang dem nebelverhangenen Fluß. Da sollten wir dann sprechen über die Freuden des fruchtbaren Jahres. Da sollten wir abwechselnd die irdenen Instrumente schlagen.830 Im Neuherbst des yiwei-Jahres [1835] für meinen gütigen älteren Bru der, Herrn Xiaoshan, geschrieben zur Korrektur. Chu Fengchun aus Changzhou.831
Blatt 26; Nachschrift und Siegel des Tang Yuguang (um 1835) Feuchte Wolken hängen nieder auf die Erde, die Wildgänse jammern im Sumpf. Man sieht nur arme Leute schlurfend daherkommen. Alle wissen, daß die Steuern erlassen wurden auf Bitten des Yuan Jie.832 Bei der Verteilung in den Dörfern ging es rechtschaffen zu, das war die Leistung von fähigen Amtsanwärtern.833 Gestützt auf ihre kranken Knochen kamen sie im Morgengraun zur Stadt. Inmitten der Trostlosigkeit steigt nun schon wieder ein wenig Rauch am Rand des Wassers auf. Sie vertrauten darauf, daß Ihr Herren alle ihnen Euer Mitleid zuwenden würdet. Und so ist nun für diese Leute der Frühling zurückgekehrt. Respektvoll überreiche ich meine Beischrift zu den Illustrationen der Flutkatastrophe. Für den Großen Bruder Liangbo [Zheng Zhao] zur gefälligen Korrektur. Tang Yuguang aus Wanzai. Siegel: Yuguang (i). Nachschrift und Siegel des Zhu Shou Erst nach wiederholten Katastrophen glauben wir wieder an die Freude eines fruchtbaren Jahres. Überwältigt von Gefahr hielten wir uns vertrauensvoll an die Liebe des Großen Beamten [Lin Zexu]. Heutzutage ist unsere Heimat Wu wieder ganz voll von Reis. Doch laßt uns Sturm und Regen nicht vergessen zu der Zeit als wir die Katastrophe untersuchten. Geschrieben im Frühherbst des yiwei-Jahres der Ara daoguang [18351 und Herrn Liangbo [Zheng Zhao] zur Korrektur überreicht. Zhu Sho.
Blatt 27; Nachschrift und Siegel des Yao Xie (1805–1864)Bericht zu den Illustrationen der Hilfe für die Dörfer von Shengze. Der Fluß Sheng bildet die Grenze zwischen Jiangsu und Zhejiang nahe dem Juqu [Taihu] See. Im Süden fließt er nach Shanqing in den Wang- Kanal. Auf einer Breite von fünf Meilen konnte sein flaches Bett das Wasser nicht mehr fassen. Acht Fuß hoch stürzten die Wogen dahin. Die Wolkenbrüche kannten kein Maß. Der Wassergott Yanghou war hemmungslos in seiner Grausamkeit, Elend und Armut brachen herein, die Felder wurden zum Meer, die Leute zu Fischen. Wer konnte dem Sterben Einhalt gebieten, wer sann auf Hilfe, wer hatte Mitleid ange- sichts der Flut? Diese Illustrationen der Hilfe für die Dörfer halten die Ereignisse im guiwei-Jahr der Ära daoguang [1823] fest.835 Da toben die Herbststür- me bereits im Sommer los, die Sonne bleibt auch tagsüber verborgen, auch die Vegetation ist niedergeschlagen, Ströme von Wasser fluten allüberall, die Finsternis reicht tausend Meilen weit, zehn Tage lang gibt es Wolkenbrüche ohne Unterlaß. Hohe Dämme brechen zusammen, feste Schleusen werden voller Risse, keine Steinblöcke bieten mehr Halt, keine steilen Dämme mehr Schutz, keine Flüsse und Bäche leiten das Wasser mehr ab, keine Becken und Seen halten es auf. Uferpflan- zen hängen in den Baumkronen, Katzen und Hunde treffen sich dort mit den Wildenten. Wohin das Auge auch über die Felder schweift, da schreit und weint das Landvolk. Seine Hacken sind wertlos, seine Wasserräder ohne Nut- zen. Schwache Reispflanzen werden mit Wurzeln weggeschwemmt, an kräftigen Reispflanzen vermodern die Blätter, Keime werden von Wür- mern zerfressen, sprießende Pflänzchen vom Schlamm zugedeckt. Die Leute machen ihre Pflüge zu Kleinholz und schlachten die Zugtiere, sie starren sich gegenseitig an in Erwartung des Hungertods. Wie dann da der Reis im Wasser keimt, zeigt die Illustration »Die Halme keimen«. Als es nichts mehr zu essen gibt, trifft es auch die Weberinnen. Hanffa- sern und Baumwollballen, alles ist vom Wasser durchtränkt. Ach ist das schrecklich! In den Strohhütten wird es frostig und still, des abends hat man die Weberschiffchen nicht mehr. Die Stricke auf den leeren Bettg stellen schneiden ins Fleisch, Bettdecken zum Einhüllen sind auch hich mehr da.
Blatt 28; Nachschrift und Siegel des Yao Xie (1805–1864)Körbe wirft man aus der Tür, Webstühle steckt man als Brennholz in den Ofen. Auf den Spinnrädern bleiben die heruntergefallenen Blätter liegen, auf den Waschsteinen wächst das Unkraut. In seiner Armselig- keit, in seinem bitteren Leid, an wen kann das Volk sich wenden? Wie dann da die Weberinnen ihre Arbeit verlieren, zeigt die Illustration »Das Geräusch der Weberschiffchen hat aufgehört«. Schließlich kommt es soweit, daß der gestrenge Himmel die Kreaturen tötet. Eisige Winde und klirrende Kälte brechen die Rinde der Bäume an den Bächen auf und verzehren das Mark des Sumpfgemüses. In lee- ren Speichern baumeln die Klöppel, kein Körnchen könnte man mehr wegwerfen. In ihren versteckten Nestern hoch oben im Gebälk erwischt es selbst die kleinen Kücken. Dazu quillt ein düsterer Hauch auf in den Eingeweiden der Menschen, schneidende Dämpfe ätzen ihr Fleisch. Über ihren Knochen zerknittert die Haut, aschfahl sind ihre Gesichter. Das bringt die Alten und die Kinder an den Rand des Todes, Kranke und Gebrechliche säumen die Straßen. Verhungernde liegen unter freiem Himmel, verlassene Kinder sind ihre Kissen. Die schwache Sonne scheint auf nichts als Leid herab, allentalben hört man nur Weinen. Auf den Dachziegeln bildet sich gefrorener Reif, in ungezählten Kaminen gibt es kaum noch Rauch. Ohne Unterlaß kommen die schlimmsten Strafen herab, als solle jedes Lebenszeichen getilgt werden. Was da das verhungernde Volk zu leiden hat, zeigt die Illustration »Die Wildgänse jammern.« Doch glücklicherweise trifft es sich, daß Generalgouverneur Lin Shao- mu [Zexu] Inspektionskommissar ist, und daß er das Volk ernsthaft aus seinem Leiden erretten will. Wo immer es nötig ist, prüft er Unklarhei- ten, von morgens bis abends informiert er sich. Sein Bild von den Flüchtlingen836 und seinen Bericht legt er dem Kaiser dar, worauf die- ser mit einem Edikt Hilfsmittel zur Verfügung stellt. Doch einmal reicht nicht hundertmal, ein Löffel schöpft noch keinen Kessel aus. Die Gnade des Kaisers stößt auf Hindernisse in dem verwüsteten Landstrich, seine Tugend trifft auf Ränke und bösen Willen. fast auswegslosen Situation die drohende Krise noch abwenden? Da läßt er das Land im Detail vermessen, und aufzeichnen die Grenzen kann Lin Zexu in dieser der
Blatt 29; Nachschrift und Siegel des Yao Xie (1805–1864)Felder. Er bringt die Notablen des Ortes zusammen, damit sie den Dorf- bewohnern in ihrer Not unter die Arme greifen. Doch wenn er nicht am richtigen Ort den richtigen Mann gefunden hätte, der sich auf genaue Untersuchungen verstand, und der die Verteilung der Hilfe auf seine Schultern genommen hätte, dann hätte die Sache nicht durchgeführt werden können! Sie, Herr Zheng Liangbo, sind ein in jeder Hinsicht fähiger Mann mit sicherem Urteilsvermögen. Wir alle schätzen ihre angeborene Tugend und respektieren ihre gewaltige Rechtschaffenheit. Ihr Blick ist weit, im Kleinen wie im Großen ist ihre Absicht präzise. Dazu gibt es [die Illu- stration]: »Die reichen Leute sind zusammengebracht und werden auf- gefordert, Hilfsgüter zu spenden«. Auch ihre Freunde und Verwandten melden sich, genau wird verzeich- net, wieviel jeder von ihnen stiftet. Angestellte öffnen Speichertore, Diener tragen Säcke. Wer viel hat, häuft es vor seiner Schwelle auf, wer wenig hat, trägt es auf dem Rücken der Lasttiere herbei. Wer nichts besitzt, bietet seine Körperkraft an, wer reichhaltig hat, kauft Reis mit Geld. Im Handumdrehen, bereits am folgenden Tag, reiben sich die Leute erstaunt die Augen angesichts der sich stapelnden Berge. Nur ein einziges Bankett muß eingespart werden, um den Hunger von zehn Menschen zu stillen, die Vorräte von drei Jahren werden ausgeteilt, um in diesem einen Augenblick von Nutzen zu sein. Dann gibt es [die Illustration]: »Über Feldwege gehen und die Häuser der Armen in Augenschein nehmen.« Zuerst werden die Haushalte wie in einem Netz erfaßt und dann die Bewohner wie die einzelnen Maschen. Man geht in die Nachbarschaft, um Unklarheiten auszuräu- men, man sucht die Wildnis auf, um die dortigen Schwierigkeiten zu überprüfen. Immer noch hocken alte Weiber an verlassenen Brunnen, und wen wundert's, wenn sich noch armselige Kerle in Schilfhütten finden? Selbst ihre Blöße ist nicht bedeckt. Auch in den ehemals feinen Haus- halten finden sich nun keine Dreschflegel mehr in den leeren Korrido- ren. Bei allen, die sich bis dahin noch nicht gemeldet haben, prüft man, um Mißbrauch auszuschließen und Täuschung vorzubauen, alles auf Grund der amtlichen Register und verläßt sich nicht aufs Hörensagen. Dann gibt es [die Illustration]: »Die Vorratsspeicher öffnen und Geld und Reis ausgeben.« Postenketten in getrennten Arbeitsschichten teilen die Marken in angemessener Zahl zu. Männer und Frauen kommen im Gänsemarsch, auch Greise und
Blatt 30; Nachschrift und Siegel des Yao Xie (1805–1864)Kleinkinder stehen dort Schlange. Mal schlurfen sie vorwärts, mal ste- hen sie still, und ihre Tränen tropfen, wenn sie im Gras hocken. Gestank aus menschlichem Kot steigt auf, Dunst von Schweiß und Aus- wurf zieht vorbei. Ordner ermahnen die Lärmenden zur Ruhe, doch ohne Peitschenschläge und Gebrüll. Sie passen auf, daß die Starken die Schwachen nicht zurückdrücken und lehren sie mit Stöcken und Seile das Fürchten. Von sieben Uhr morgens bis sieben Uhr abends – diese Regel gilt für alle gleichermaßen. Wer schon zu neun Zehnteln tot war atmet noch einmal auf, wer nur die Gnade einer einzigen Speisung erfährt, weiß dies zu würdigen. Dann gibt es [die Illustration]: »Medikamente verteilen, um vor den Seuchen zu schützen.« Ach, dann kommen die Übel stiftenden, lebens- gefährlichen Krankheiten. Die Menschen haben ihre Abwehrkräfte ver- loren, ihre Regenerationskräfte sind geschädigt, ihr Fleisch ist verfault, ihre Eingeweide brennen, und durch ihre Schwären blickt man bis ins Mark hinein. Ihnen fühlt man den Puls, prüft ihre Temperatur, verab- reicht ihnen auf Löffelchen dosierte Medizin und belehrt sie über die geeignete Diät. Wenn sie Fieber haben und kurzatmig sind, flößt man ihnen gegorenen Trank ein. Man operiert sie, wenn sie betäubt sind, und bettet sie dann auf Matten. Solche guten Werke bringen Rettung aus der Lebensgefahr, solche ver- dienstvollen Taten wirken noch besser als die Bewässerung eines ver- dorrten Baumes. Zwar hat der Himmel unser Volk nicht geliebt und Ver- derben über es gebracht, doch die Menschen schauen [zu ihren Wohltätern] auf, weil sie ihnen das Leben wiedergeschenkt haben. All dies ist in großen Zügen, was an Hilfe bei der Not und zur Rettung aus der Katastrophe geschehen ist. So folgt nun Ruhe auf die Not, das Trigramm »Wendezeit« (fu) triumphiert über das Trigramm »Zersplitte- rung« (bo).837 Die Zikaden kommen aus ihrem Winterschlafversteck und wuseln herum als gute Vorzeichen. Das Tal der dunklen Gefahren ist überwunden, in stürmischem Galopp geht es wieder aufwärts. Im darauffolgenden Jahr gibt es einen guten Herbst, aufsprießende Rels- keime schmücken wieder die Wegesränder, die steinernen Gräben lel- ten wieder die Wasser. Der Flußgott Hebo bringt die Macht der Fluten zum Erliegen, und die Feldgötter erhören die Gebete. Man braucht sich nicht mehr zu sorgen, daß die Würmchen kommen, man kann sıch freuen, daß die Vögel wieder fressen. Hier stehen die Pflaumenbäume am Markthügel, dort ist das Viertel des Dufthaines,
Blatt 31; Nachschrift und Siegel des Yao Xie (1805–1864) wie die Pfade am Bach des Tao Qian,838 wie die Stege im Berg des Yi Yin.839 Es ist wie wenn Eis aufbricht und zerschmilzt, wie ein Aufstieg aus dem Abgrund in den Himmel. Man brät wieder die Lämmchen und speist die Gäste, man schenkt wieder den Wein aus und feiert das Win. teropfer. So wird nun diese Folge von acht Bildern mit der Illustration »welch Segen, daß es wieder reift« und daraufhin »ein fruchtbares lahr ist gekommen« abgeschlossen. Sie, mein Herr, haben mir das mit kostbarer Seide montierte Album gezeigt und mich gebeten, einen Bericht dazu zu verfassen. Wie hätte ich, obwohl ich nur ein kleiner Schwätzer bin, es wagen können, dies abzulehnen und damit Ihre großartige Leistung verschwinden zu lassen? Ja, wenn ein unerwartetes Unglück hereinbricht wie Felsen vom Berg herunterstürzen, wenn es so schwierig wird, sich festzuhalten wie in einem Sandsturm, dann muß man zum rechten Zeitpunkt den Abzug ziehen, das Ziel genau ins Visier nehmen, die Lecks abdichten, mit Ein- fallsreichtum neue Pfade eröffnen, auf andere Weise die Strecken aus- messen, und mit einem einzigen Schritt den Kreis abschreiten. Wenn man dazu noch eifrige Helfer findet, dann dürfte es kaum noch vor- kommen, daß sich der Erfolg nicht einstellt. Wenn diese ertrinken, zie- hen wir sie heraus, wenn jene rücksichtslos sind, weisen wir sie in die Schranken. Das ist die Tugend des Kaisers, da zeigt sich das Herz des Heiligen; das gleiche gilt für Sie. Nun bin ich schon mehrfach auf diesen Gewässern gerudert und auch früher schon immer mal wieder hier vorbeigekommen. Zu Seiten der breiten Ströme fällt mein Auge auf frisches Grün, auf den aufsteigenden Hügeln seh' ich Türkis. Des Abends zieht wieder der Rauch aus den Kaminen über die Lotosweiher, auf den bewachsenen Abhängen liegt der Morgendunst. Nur noch gemächlich fließt das Naß, gebändigt sind
Blatt 32; Nachschrift und Siegel des Yao Xie (1805–1864)wie schön! Wie blühend, wie bescheiden! Wo sind die Ahnung von Leid geblieben, wo Klage und Angst? Wer verbirgt noch seinen Kopf in den Armen, wem klappern noch die Zähne? Wer stützt noch das Kinn in die Hände, wem zittern noch die Wangen? Wenn sich die Leute von den vergangenen Gefahren erzählen, schluchzen sie ob der unermeß- lichen Gnade, und seufzen voll Dankbarkeit. Deshalb nun habe ich dies alles aufgezählt, damit nachfolgende Gene- rationen in diesen Dörfern ihre ehrwürdigen Altvorderen preisen mögen, damit die Kinder und Enkel in diesen Familien das Andenken an ihre Ahnen tugendhaft bewahren können. Ja, dafür legen diese Illu- strationen Zeugnis ab. An einem Wintertag des jihai-Jahres der Ära daoguang [1839] respekt- voll zusammengestellt von dem jüngeren Bruder, Yao Xie Meibo.
Blatt 5; Aufschrift und Siegel des MalersDas Geräusch der Weberschiffchen hat aufgehört, die Weber haben ihre Arbeit verloren.
Blatt 33; Nachschrift und Siegel des Zheng Zhao Die Stadt Shengze liegt 70 Meilen östlich von der Kreisstadt Wu- jiang.842 Viele der einfachen Leute dort haben die Weberei zu ihrem Geschäft gemacht. Wenn sie mit den Seidenraupen auf ihren Maulbeer- bäumen die richtige Zeit abpassen, so hat die Bevölkerung selbst in einem armen Jahr keine allzu großen Schwierigkeiten, weil sie nicht völlig auf die Bauern angewiesen ist. Nun hatten seit einigen Jahren die Händler keinen Gewinn mehr gemacht. Die Weber konnten ihrem Geschäft nicht mehr regelmäßig nachgehen, und ihr Lebensunterhalt wurde täglich weniger. Als dann im vorigen Jahr die Flutkatastrophe kam, wurde das Gebiet im Osten von Wujiang, wo das Land tief liegt, noch schlimmer überflutet. Alte und Schwache, Frauen und Mädchen weinten vor Hunger und schrien vor Kälte, sie trafen aufeinander an den Wegkreuzungen. Daraufhin hat der jetzige Großzensor, Herr Lin [Zexu], uns, die ihm untergebenen Amtsanwärter angewiesen, Vorräte zur Verfügung zu stel- len. Außerdem hat er die reichen Leute aufgefordert, Mittel locker zu machen, um zu helfen. Zunächst jedoch ließ er in der Kommandantur- stadt [Shengze] die Haushaltsregister der Armen prüfen, damit ihnen Hilfsgüter ausgeteilt werden könnten. Damit betraute er uns Amtsan- wärter und verließ sich nicht auf die Machenschaften der kleinen Büro- kraten. So hat er einigen hunderttausend Menschen das Leben gerettet. Shengze liegt im Grenzgebiet von Jiangsu und Zhejiang. Als wir mit der Organisation betraut worden waren, wandten wir uns an die Behörde und baten, vom fünften bis zum sechzehnten Damm der Stadt Vertei- lungspunkte für die Austeilung von Geld an die armen Haushalte ein- zurichten, wie bei einer militärischen Maßnahme. So hatte die Behörde, bevor die Hilfsgüter noch gesammelt waren, bereits provisorisch 70 Tage lang Austeilungen vorgenommen. Als dann die Hilfsgüter gesammelt waren, wurden noch einmal 60 Tage lang Austeilungen durchgeführt. Was man austeilte, war nicht übertrieben, sodaß tatsächlich jeder von der Güte profitierte. Das war alles der gu- ten Methode des Großzensors zuzuschreiben. Ich habe selbst an den Planungen für diese Maßnahmen keinen Anteil gehabt, sondern ich bin nur mit den Kollegen mitgelaufen. Aber in allen Dörfern und den kleinsten Gassen habe ich die Spuren verfolgt, und das ganze Leid des von der Katastrophe heimgesuchten Volkes mit ejge. nen Augen geschaut. Nun ist glücklicherweise der Regen zum Stillstand und die Sonne wie- der herausgekommen, als könnten wir uns auf eine Reihe von frucht- baren Jahren verlassen. Ich fürchte nur, daß die Leute wieder sorglos und verschwenderisch werden, sobald sie auf ein glückliches Jahr treffen, und die Pein der Kälte und des Hungers mit einem Mal wieder vergessen. Daraufhin bat ich Herrn Zhu Jinli [Angzhi] aus Wumen, ein Album mit acht Illustrationen zu malen, und ich werde meine Kollegen auffordern, viele poetische Nachschriften hinzuzufügen und von der Gnade zu berichten, mit der der Großzensor die Hilfe organsierte. Aber es soll auch gezeigt werden, daß man sich in reichen Tagen, in denen man die Fruchtbarkeit genießt, der Unsicherheiten und der Mühsal des Pflan- zens und Erntens bewußt bleiben möge. Nach der Monatsmitte des siebten Monats im shenwu-Jahr der Ara dao- guang (1834] aufgezeichnet von Herrn Zheng Zhao Xiaoshan. Die Stadt Shengze liegt 70 Meilen östlich von der Kreisstadt Wu- jiang.842 Viele der einfachen Leute dort haben die Weberei zu ihrem Geschäft gemacht. Wenn sie mit den Seidenraupen auf ihren Maulbeer- bäumen die richtige Zeit abpassen, so hat die Bevölkerung selbst in einem armen Jahr keine allzu großen Schwierigkeiten, weil sie nicht völlig auf die Bauern angewiesen ist. Nun hatten seit einigen Jahren die Händler keinen Gewinn mehr gemacht. Die Weber konnten ihrem Geschäft nicht mehr regelmäßig nachgehen, und ihr Lebensunterhalt wurde täglich weniger. Als dann im vorigen Jahr die Flutkatastrophe kam, wurde das Gebiet im Osten von Wujiang, wo das Land tief liegt, noch schlimmer überflutet. Alte und Schwache, Frauen und Mädchen weinten vor Hunger und schrien vor Kälte, sie trafen aufeinander an den Wegkreuzungen. Daraufhin hat der jetzige Großzensor, Herr Lin [Zexu], uns, die ihm untergebenen Amtsanwärter angewiesen, Vorräte zur Verfügung zu stel- len. Außerdem hat er die reichen Leute aufgefordert, Mittel locker zu machen, um zu helfen. Zunächst jedoch ließ er in der Kommandantur- stadt [Shengze] die Haushaltsregister der Armen prüfen, damit ihnen Hilfsgüter ausgeteilt werden könnten. Damit betraute er uns Amtsan- wärter und verließ sich nicht auf die Machenschaften der kleinen Büro- kraten. So hat er einigen hunderttausend Menschen das Leben gerettet. Shengze liegt im Grenzgebiet von Jiangsu und Zhejiang. Als wir mit der Organisation betraut worden waren, wandten wir uns an die Behörde und baten, vom fünften bis zum sechzehnten Damm der Stadt Vertei- lungspunkte für die Austeilung von Geld an die armen Haushalte ein- zurichten, wie bei einer militärischen Maßnahme. So hatte die Behörde, bevor die Hilfsgüter noch gesammelt waren, bereits provisorisch 70 Tage lang Austeilungen vorgenommen. Als dann die Hilfsgüter gesammelt waren, wurden noch einmal 60 Tage lang Austeilungen durchgeführt. Was man austeilte, war nicht übertrieben, sodaß tatsächlich jeder von der Güte profitierte. Das war alles der gu- ten Methode des Großzensors zuzuschreiben. Ich habe selbst an den Planungen für diese Maßnahmen keinen Anteil gehabt, sondern ich bin nur mit den Kollegen mitgelaufen. Aber in allen Dörfern und den kleinsten Gassen habe ich die Spuren verfolgt, und das ganze Leid des von der Katastrophe heimgesuchten Volkes mit ejge. nen Augen geschaut. Nun ist glücklicherweise der Regen zum Stillstand und die Sonne wie- der herausgekommen, als könnten wir uns auf eine Reihe von frucht- baren Jahren verlassen. Ich fürchte nur, daß die Leute wieder sorglos und verschwenderisch werden, sobald sie auf ein glückliches Jahr treffen, und die Pein der Kälte und des Hungers mit einem Mal wieder vergessen. Daraufhin bat ich Herrn Zhu Jinli [Angzhi] aus Wumen, ein Album mit acht Illustrationen zu malen, und ich werde meine Kollegen auffordern, viele poetische Nachschriften hinzuzufügen und von der Gnade zu berichten, mit der der Großzensor die Hilfe organsierte. Aber es soll auch gezeigt werden, daß man sich in reichen Tagen, in denen man die Fruchtbarkeit genießt, der Unsicherheiten und der Mühsal des Pflan- zens und Erntens bewußt bleiben möge. Nach der Monatsmitte des siebten Monats im shenwu-Jahr der Ara dao- guang (1834] aufgezeichnet von Herrn Zheng Zhao Xiaoshan.
Blatt 6; Gedicht von Zhongxiang Das Geräusch der Weberschiffchen hat aufgehört, die Weber haben ihre Arbeit verloren. Das Geräusch der Weberschiffchen hat aufgehört, Das Geräusch der Weberschiffchen hat aufgehört! In den Osthäusern sind die Garnspulen schon leer, aus den Westhäusern sind die Webrahmen schon weggestellt. Du fragst aus welchem Grund, die Weber ganz still geworden sind? Sie antworten: »Weil die Schildchen zerschnitten sind, ist Ausverkauf.« (umgangsprachlich sagen sie »Schildchen« statt »Preis«, und »Ausverkauf« statt »auswegslos«). Selbst für ein ganzes Tagewerk gewebter Seide ist's schon schwer, einen Becher Reis zu tauschen. Der Reis wird täglich teurer, die Seide täglich billiger. Das wenige Kapital ist ganz und gar fürs Essen draufgegangen. In den zerbrochenen Hütten mit ihren drei Zimmern gibt's fünf hungrige Münder. Unaufhörlich hört man die Zikaden zirpen im Wind.
Blatt 7; Aufschrift und Siegel des Malers Die Wildgänse jammern, es leidet das hungernde Volk.
Blatt 8; Gedicht von Zhongxiang Die Wildgänse jammern, es leidet das hungernde Volk. Die Wildgänse jammern: Weshalb jammern die Wildgänse? Pflüger und Weber sind zusammen von der Katastrophe getroffen. Gemeinsam betteln sie um Nahrung, so kommen sie die Straßen entlang. Sie kommen die Straßen entlang, schaun herein bei jeder Tür, Alte und Schwache, Männer wie Frauen, ihr Antlitz [ausgemergelt] wie Schwäne, ihre Leiber wie Tauben. Vor Hunger schreien zehntausend Münder, die Wildgänse jammern und jammern. Doch obwohl dem so ist, gibt es immer noch Reiche, die hartherzig dasitzen und zuschaun. Bei der Verhandlung um das Stiften von Geldern, reagieren sie vielfach noch zögernd und zweifelnd und lassen die Leute dahinvegetieren mit Spreu und Abfall vom Reis.
Blatt 9; Aufschrift und Siegel des MalersDie reichen Leute zusammenbringen und sie auffordern, Kapital zu spenden.
Blatt 10; Gedicht von Zhongxiang Die reichen Leute zusammenbringen und sie auffordern, Kapital zu spenden. Die reichen Leute sind zusammengebracht, ein Beamter fordert sie zu Stiftungen auf: Ein einziger Beamter und die Gruppe der Reichen reden und reden in der Runde. Sie handeln miteinander über den Ertrag der Felder, und schieben sich gegenseitig vor. Den ganzen Tag werden sie aufgefordert zu stiften, doch wieviel Geld ist denn gestiftet worden? Wer zeigt Eifer für das öffentliche Wohl? Wem ist es eine Freude, Gutes zu tun? Einige haben Mitleid mit dem hungernden Volk, andere sind angsichts des hohen Beamten unter Druck gesetzt. Selbstlose Freigiebigkeit oder knickeriger Geiz, hier tritt's zu Tage. Oh ach, oh weh! Sollte denn nicht, um Dörfer zu erhalten Familienbesitz gering veranschlagt werden? Auch heute schauen die Menschen noch erwartungsvoll zur Terrasse der Bewahrten Reinheit.
Blatt 11; Aufschrift und Siegel des MalersÜber Feldwege gehen und die Häuser der Armen inspizieren.
Blatt 12; Gedicht von Zhongxiang Über Feldwege gehen und die Häuser der Armen inspizieren. Über Feldwege gehen und die Haushalte inspizieren: Der Dorfschulze voran, die Amtsanwärter hinterdrein, mit Kappe und Beamtenrobe und dem Katasterregister in der Hand. Wie oft kommen sie in ein Haus, wo nirgends eines Menschen Stimme, nur leise hört man aus den Ecken das Knurren hungriger Mägen. Erschöpft sind sie, aber einige von ihnen helfen sich gegenseitig auf. Jedoch auf Befragen haben sie keine Kraft mehr, ihre Namen zu nennen. Auch gibt es arme Witwen, sie warten an die Tür gelehnt und richten an die Besucher das Wort, während ihre Tränen fließen: »Mein Sohn, meine Schwiegertochter und auch meine Enkel sind verhungert, nur noch ich alleine übrig.« bin ganz Oh Graus, oh weh! Es ist nicht zu ertragen, dies zu sehen, es ist nicht zu ertragen, dies zu hören! So ließ er [Lin Zexu] die Amtsanwärter jeden einzelnen am eigenen Leibe diese Erfahrungen machen. Das war genau die Absicht des edlen Gouverneurs!
Blatt 1 und 2; Titel und Siegel von Shi Yunyu (1756-1837)Maßnahmen nach der Flutkatastrophe in Wumen.
Blatt 13; Aufschrift und Siegel des MalersDie Vorratsspeicher öffnen und Geld und Reis austeilen.
Blatt 14; Gedicht von Zhongxiang Die Vorratsspeicher öffnen und Geld und Reis austeilen. Die Vorratsspeicher öffnen und Geld und Reis ausgeben. Die Vorratsspeicher öffnen: Jedesmal für zehn Tage, sechs Mal im ganzen, gibt es gegen Bezugsscheine Geld, die Leute kommen einer nach dem anderen. Für Erwachsene gibt's acht Münzen, und für Kinder vier. Doch für jeden Haushalt braucht nur eine Person hinzugehn. [Die Beamten] verschwenden keine Zeit, noch versäumen sie ihre Pflicht. Lug und Trug können sie unterbinden, und auch vor dem Gedränge haben sie keine Sorge. Unter den Maßnahmen zur Linderung der Katastrophe war diese am erfolgreichsten. Das hungernde Volk freut sich, aber die Betrüger sind enttäuscht. Die Betrüger sind enttäuscht, ihre Tricks haben nichts gebracht. Sie blicken nur gierig, während sie vor dem Amtsgebäude stehen.
Blatt 15; Aufschrift und Siegel des Malers Medikamente verteilen, um vor den Seuchen zu schützen.
Blatt 16; Gedicht von Zhongxiang Medikamente verteilen, um vor den Seuchen zu schützen. Medikamente verteilen: Nach der Katastrophe entstehen jetzt noch Seuchen. Die hungrigen Geister und die Krankheitsdämonen helfen sich gegenseitig beim Tun des Bösen. Ach die Armen! Gerade noch haben sie bitteren Hunger erlitten, wie sollen sie in ihrer Angst nach Medi in ihrer Angst den Arzt aufsuchen? Zu dieser Zeit sieht man im Unkraut wahrlich Dahinsiechende liegen. amenten fragen, Wenn keine Medikamente verteilt werden, so müssen viele ihr Leben lassen. Aber auch wenn Medikamente verteilt werden, ist der Erfolg immmer noch schwer auszumachen. Denkt man an die Schmerzen der Krankheit, so zieht sich einem das Herz zusammen. Doch wenn es nur gelingt, alle Menschen mit dieser Art von Mitleid zu erfüllen, so braucht man nicht mehr zu fürchten, daß die Seuchen nicht ausgemerzt werden können. Beischrift von Qian Yong (1759-1844) Im vierten Monat des 16. Jahres der Ara daoguang [1836] auf Verlangen des ehrwürdigen älteren Bruders [Zheng Zhao] Xiaoshan geschrieben von Qian Yong in seinem 78. Jahr.
Blatt 17; Aufschrift und Siegel des Malers Ein fruchtbares Jahr ist gekommen, welch Segen, daß es wieder reift! An einem Herbsttag im jiawu-Jahr [1834]. Gemacht von Angzhi, genannt Jinli.
Blatt 18; Gedicht von ZhongxiangEin fruchtbares Jahr ist gekommen, welch Segen, daß es wieder reift! Ein fruchtbares Jahr ist gekommen, welch Segen, daß es wieder reift! Ein fruchtbares Jahr ist gekommen: Dieses fruchtbare Jahr ist nicht leicht gekommen. In Wu gab es in den letzten Jahren immer wieder Katastrophen. Der kaiserliche Herr mit seinen großherzigen Edikten, der edle Minister mit seinen ernsthaften Eingaben,807 mit vereinter Tugend haben sie bewirkt, daß der Himmel wieder Mitgefühl zeigt. Nach dem Regen kommt die Sonne wieder zu ihrer Zeit. Ei ja, welch Glück!
Blatt 19; Nachschrift und Siegel des Malers Als im guisi-Jahr der Ära daoguang [1833] in Wu eine große Flut die Ernte vernichtete, und im Winter darauf Hungersnot herrschte, hat der Großzensor Herr Lin [Zexu; 1785-1850] die Hilfsmaßmahmen organi- siert. Da er fürchtete, daß die kleinen Bürokraten unehrlich sein möch- ten, hat er sich persönlich mit den reichen Haushalten verständigt, Hilfsgüter zu spenden, und es den Amtsanwärtern anvertraut, diese zu verteilen. Die Stadt Shengze gehört zum Kreis Wujiang in der Provinz [Jiang]su. Das Land dort ist flach, und Gewässer gibt es reichlich. Herr Zheng [Zhao] Xiaoshan aus Xiushui hatte damals sein Haus in Shengze. Ent- sprechend den Instruktionen des verehrten Großzensors organsierte er Spenden und die Katastrophenhilfe. Auch verteilte er Medikamente zum Schutz gegen Krankheiten. Erst nach mehr als einhundert Tagen wurde er fertig. Was er in dieser ganzen Zeit an Elend sah, an Hunger, Kälte, Krankheit und Leid, kann ein gütiger Mensch kaum über die Lippen bringen. Doch er trug sich mit dem Gedanken, die Erinnerung daran festzuhalten, als eine Warnung, die die Leichtsinnigen und die Überfrohen friedfertig halten möge. Daraufhin teilte er das ganze Geschehen in acht Themen, zu denen jeweils ein Gedicht gehört, und er forderte mich auf, die Illustrationen dazu zu machen. Meine Malerei ist wirr und linkisch; ich fürchte, sie entspricht nicht dem, was sich Herr Zheng vorstellte. Aber seine Hilfe bei der Katastrophe und bei der Rettung aus den Leiden der Krankheit wollte ich doch illustrieren, damit als Ansporn für die ferne Zukunft tradiert werden möge, von welcher Art sein gütiger Sinn war. So konnte ich wohl kaum wegen meiner Unbeholfenheit ablehnen. Darum habe ich es nun einfach so gemacht, und hier auch über die Entstehungs- geschichte berichtet. [Zhu] Angzhi, genannt Jinli.
Blatt 20; Nachschrift und Siegel von Luo Yizhi (um 1834/35) Die Halme keimen, doch die Reisfelder sind überschwemmt. Drei Monate lang Wolkenbrüche, in den Feldern quaken die Frösche. Die niedrigen Felder sind überschwemmt, und stehen alle unter Wasser. Selbst die hohen Felder sind völlig ertrunken in Schlamm und Sand. Um das Wasser aus den Feldern zu schöpfen, treten sie die Wassserräder. Wasser gibt es viel, Räder wenig, lang sind die Seufzer. Die Wurzeln in den Reisfeldern sind halb verrottet, doch es keimen die Halme. Doch es keimen die Halme, ohne Aussicht auf Ernte. Ferkelbeinchen und Weinschälchen,808 opfern sie weder auf den winzigen Felder oben, noch auf den triefenden Feldern unten. Sie opfern sie vielmehr den acht Mündern der Familie,809 um das kommende Jahr, noch als Bauern zu erleben. Das Geräusch der Weberschiffchen hat aufgehört, die Weber haben ihre Arbeit verloren. Das Geräusch der Weberschiffchen hat aufgehört, Jungen und Mädchen wimmern vor Hunger ihr Wehgeschrei geht durch Mark und Bein. ist da ein Haus mit noch etwas Korn und Tuch? Die Reichen sind genauso hilflos wie die Armen. Doch die Armen können es noch weniger ertragen, im Wasser löst sich auf das Blut des hungernden Volkes. Wie bei einem Fisch im Eisenkessel, bei einer Weichschildkröte im Kochtopf. Ach, ihr armseligen Jungen und Mädchen, es zerreißt einem das Herz. Noch bevor das Geräusch der Weberschiffchen aufgehört hatte, hatten die Küchenfeuer schon aufgehört. Die Wildgänse jammern, es leidet das hungernde Volk. Wassernot, Wassernot! Das Wasser kam, es hat Unglück gebracht. Es kreischen die Wildgänse, in allen Richtungen künden sie von ihrem Schmerz. Die Menschen wandern ziellos von Ort zu Ort, sie führen die Alten, tragen die Kinder. Kaum können sie sich mit Reis am Leben erhalten, das Geld in ihrer Hand wiegt leicht. In dieser bitteren Not, wohin sollen sie gehen? Wo es etwas zu Essen gibt, dort drängt ein jeder hin. Ein Bild sehen wir heute wieder, wie Zheng Xia eines gemalt hat.810 Das ziehende Volk hält Ausschau nach seiner Heimat, es schaut bis ihm die Augen platzen. Es möchte davonfliegen können wie die Wildgänse, und erst später wieder zurückkehren. Die reichen Leute zusammenbringen und sie auffordern, Hilfsgüter zu spenden. Himmelsschleusen kann man nicht schließen, wie ist das schlimme Leid zu heilen? Die reichen Leute sind zusammengebracht, ermahnt werden die Notablen. Zu bringen das Korn, zu geben den Reis, zu helfen, Friede zu bringen. Friede zu bringen den Flüchtlingen, die lieben ihr schönes Land. Wie kann man zehn Jahre warten und Pläne machen zuhauf? Oh weh! Vor dem Jin-Tor und dem Chang-Tor von Suzhou gibt es noch immer Gesang und Tanz. Abend für Abend bei ihren Festmählern, ergötzen sich die Kaufleute. Über Feldwege gehen und die Häuser der Armen in Augenschein nehmen. Über Feldwege gehen, über Feldwege gehen. Beamte kommen die Katastrophe zu untersuchen und die Felder zu registrieren. Wasser erstreckt sich grenzenlos, das Wasser und der Preis für Reis stiegen gleichzeitig. Die völlig verarmten Familien haben keine Rücklagen. Und noch dazu haben sie Angst, daß die kleinen Bürokraten über die Bevölkerung nur berichten: »Aus hungrigen Augen schauen sie einen an wie gierige Adler.« Die Vorratsspeicher öffnen und Geld und Reis ausgeben. Die Vorratsspeicher öffnen und das hungernde Volk retten. Geld und Reis ausgeben und öffentliche Gelder verteilen. Der heilige und große Beamte (Gemeint ist Herr Lin Shaomu) erstattet Bericht über die Flutkatastrophe. Er setzt sich ein für das Leben des Volkes und verteilt dann die kaiserlichen Wohltaten. Wenn er Hilfe bietet, ist er auf das wahre Wohl des Volks bedacht. Er fürchtet sich nicht davor, mühselige Aufgaben durchzuführen. Für die Rettung aus der Katastrophe trifft er gute Maßnahmen. Bei der Durchführung seiner Maßnahmen achtet er vor allem darauf, welche Mitarbeiter er hat. Medikamente verteilen, um vor den Seuchen zu schützen. Die Überschwemmung greift weiter um sich, ist noch kein Ende abzusehen? Die Wassermassen sind noch nicht verschwunden, da entstehen schon Seuchen. Die Hungernden werden ohnehin zu Grunde gehen, doch nun müssen auch die Satten noch sterben. Die neuen und die alten Dämonen füllen mit ihrem Geheul die Ohren. Elend, wohin das Auge blickt. Ach, so entsetzlich ist das! Auch das Austeilen der Medikamente hat seine Grenzen, doch etwas besseres gibt es nicht. Das Leiden erfaßt alle Menschen, kann man so tun, als sähe man nichts? Ein fruchtbares Jahr ist gekommen, welch Segen, daß es wieder reift! Ein fruchtbares Jahr ist gekommen, das kleine Volk ist wieder froh. So hoch ist der azurblaue Himmel, Zum Himmel kann man rufen. Auch ihn reut das Unglück, ja des Himmels Sinn ist im Grunde nicht frivol. Von jetzt ab fällt der kostbare Regen stets in regelmäßigen Abständen. Das Leid ist nun zu Ende, doch in Erinnerung an das Leid handeln sie mit ganzer Kraft. Die drei Distrikte von Wu sind ja immer noch ein wohlhabendes Gebiet. Sie planen für die Not in der Zeit des Überflusses, so sind sie sparsam und bescheiden. Daß der Wassergott Yanghou ungebändigt sei, fürchten sie nun nicht mehr. Dank der Harmonie des Himmels ist ein fruchtbares Jahr gekommen! Im guiwei-Jahr der Ära daoguang [1823] gab es eine große Über- schwemmung in Wu. Generalgouverneur Shaomu [Lin Zexu] war damals Inspektionskommissar und stellte die Hilfe für das Gebiet von Shengze bereit. Herr [Zheng Zhao] Xiaoshan, der die Sache verwaltete, ließ acht Illustrationen zur Erinnerung daran herstellen. Ehrerbietig angemerkt und vorgelegt zur Korrektur. Luo Yizhi aus Qian- tang.
Blatt 21; Nachschrift und Siegel von Songgui (um 1835) Bei Hungersnot und Flut wandten sie sich dankbaren Herzens an den großen Beamten [Lin Zexu]. So konnten sie nach dem Regen die Sonne zurückbringen und ein fruchtbares Jahr werden lassen. Wir Kollegen bewundern diesen Herrn in Wu [Zheng Zhao]. In Leid und Freud denkt er fürwahr an die Welt zuerst.812 Im 7. Monat im Herbst des yiwei-Jahres [1835]. Dem großen älteren Bruder [Zheng Zhao] Xiaoshan zur Korrektur. Songgui.
- Ereignis
-
Erwerb
- (Beschreibung)
-
Auktion von Rudolph Lepke, Berlin am 02.06.1931
- Ereignis
-
Herstellung
- (wo)
-
China
- (wann)
-
Qing (Mandschu) –Dynastie (Mitte)
- Rechteinformation
-
Museum für Asiatische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin
- Letzte Aktualisierung
-
13.06.2023, 14:07 MESZ
Datenpartner
Museum für Asiatische Kunst. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Malerei
Entstanden
- Qing (Mandschu) –Dynastie (Mitte)