Malerei
Müdes Mädchen
Das hervorstechende Merkmal der Sitzfigur vor einem nahezu monochromen bläulich-türkisen Hintergrund ist die erschreckende Leichenblässe des Mädchens, die durch die tiefschwarze Kleidung noch hervorgehoben wird. Das Inkarnat scheint von einer grundsätzlich anderen Qualität als der Hintergrund, die Kleidung oder der Stuhl zu sein. Es ist, als leuchte der blutentleerte Körper, obwohl in tödlicher Erschöpfung zur Seite geneigt, dennoch von innen heraus. Im Gegensatz zum ungebrochenen Optimismus des „Arbeiters mit Maschine“ (A IV 27) kommt hier ein innerer Widerspruch zum Ausdruck, der für Lachnits Existenz als Künstler wesentlich werden sollte: das Auseinandertreten von Allgemeinheit und Identität, von gesellschaftlicher Norm und persönlichem Anspruch, äußerer Anpassung und innerer Opposition in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur sowie später, unter veränderten Vorzeichen, im „real existierenden Sozialismus“ der DDR. Ein solches Auseinanderdriften kündigte sich im Jahr 1931 an, als Lachnit von den Studierenden der Dresdner Kunstakademie als Professor vorgeschlagen, von der Direktion aber als vorgeblich zu jung zurückgewiesen wurde. In der Zeitschrift „Stoß von links“ der Assoziation revolutionärer bildender Künstler Deutschlands (ASSO) vermutete man, dass Lachnit abgelehnt werde, weil er „nicht Faschist, sondern Kommunist“ sei. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 und die Gleichschaltung der Kulturpolitik scheinen dafür zu sprechen. | Kyllikki Zacharias
- Material/Technik
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Öl und Tempera auf Holz
- Maße
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Höhe x Breite: 78 x 64,5 cm
Rahmenmaß: 89,5 x 76,5 x 5,5 cm
- Standort
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Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
- Inventarnummer
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A IV 263
- Rechteinformation
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Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
- Letzte Aktualisierung
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08.05.2023, 07:18 MESZ
Objekttyp
- Malerei
Entstanden
- 1932