Malerei

Selbstbildnis mit Sohn

1933 wurde die Novembergruppe, deren letzter Vorsitzender Neuschul war, auf Geheiß des nationalsozialistischen Regimes geschlossen. Als Kommunist und Jude sah sich Neuschul gezwungen, Berlin zu verlassen. 1934 heiratete er die Malerin Christl Bell, die bis 1933 auch als Restauratorin am Berliner Kaiser-Friedrich-Museum (dem heutigen Bode-Museum) tätig gewesen war. Im selben Jahr zogen sie zunächst in Neuschuls Geburtsstadt Aussig (heute Ústí nad Labem), wo ihr erstes Kind, Tyl, geboren wurde, 1935/1936 dann nach Moskau. Das „Selbstbildnis mit Sohn“ entstand nach ihrer Rückkehr in Aussig. Es zeigt den Maler mit seinem Sohn Tyl, der später unter dem Namen Khalil selbst ein Maler werden sollte. Das Vater-Sohn-Idyll, mit heimeligem Vorhang im Hinter- und großer Palette im Vordergrund, auf der beide gemeinsam die Farben zu mischen scheinen, gibt nur eine vage Ahnung der russischen Erfahrungen, die Neuschul noch in den Knochen sitzen mussten: Nach anfänglichen Erfolgen – Neuschul erhielt im Museum für Neue Westliche Kunst eine Einzelausstellung, wurde in den sowjetischen Künstlerverband aufgenommen und beauftragt, Josef Wissarionowitsch Stalin zu porträtieren – war es ihm nur durch die Warnung eines später selbst ermordeten Volkskommissars gelungen, den stalinistischen „Säuberungen“ zu entfliehen. Auch in seiner Heimatstadt konnte er sich nicht in Sicherheit wähnen. Die Neuschuls zogen weiter nach Prag, von wo aus sie im März 1939 in letzter Minute über Deutschland und Holland nach Großbritannien flohen. | Kyllikki Zacharias

Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Höhe x Breite: 90 x 70 cm
Standort
Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
Inventarnummer
A IV 220

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1968 Geschenk des Künstlers
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1937

Rechteinformation
Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
Letzte Aktualisierung
08.05.2023, 07:18 MESZ

Objekttyp


  • Malerei

Beteiligte


Entstanden


  • 1937

Ähnliche Objekte (12)