Bestand
Rechnungen der Bronnbacher Gültfaktorei Königheim (Bestand)
Vorbemerkungen: Zur Grundausstattung des Klosters Bronnbach gehörte u.a. auch Besitz in Königheim (StAWt-R US 1165 Juni 14). Seit dem 14. Jahrhundert ging die Abtei von der Eigen- zur Pachtwirtschaft und damit zum Erwerb von Einkünften (v.a. Zinsen und Gülten) über (Leonhard Scherg: Die Zisterzienserabtei Bronnbach im Mittelalter - Würzburg 1976 S. 125). Deutlich sichtbar wird diese Entwicklung am Beispiel eines Tauschgeschäfts mit Eberhard von Rosenberg, bei dem das Kloster Zinsen und Gülten in Schweinberg, Königheim und Hochhausen erwarb (StAWt-R Lit. A 436 fol. 53' f.). Wann Bronnbach begann, Einkünfte aus entlegeneren Besitzungen durch Gültschultheißen oder Gültfaktore (in den Rechnungen werden beide Bezeichnungen verwendet) einziehen zu lassen, ist noch ungeklärt. Die Rechnungen der Gültfaktorei Königheim setzen jedenfalls mit dem Jahr 1612/13 ein, was für die Bronnbacher Rechnungsüberlieferung relativ früh ist (die älteste erhaltene Klosterrechnung stammt von 1547). Der bronnbachische Gültschultheiß in Königheim hatte die Gefälle des Klosters in Königheim selbst, in Brehmen, Dienstadt, Dittwar, Gissigheim, Heckfeld, Königshofen, Kupprichhausen (Mühle), Oberlauda, Schweinberg und Weikerstetten einzusammeln und in das Kloster zu liefern. Dafür erhielt er eine Jahresbesoldung von 7 bzw. 8 Malter Roggen (Korn), Zehrgeld, Futterhafer und weitere kleine Vergünstigungen. Am Beginn der Königheimer Gültfaktoreirechnungen steht die Resolvierung, welche die Münz- und Maßrelationen der gängigen Sorten und Maße aufführt. Münzrelationen finden sich in den Jahrgängen 1637/38 - 1694/95, Getreidemaßrelationen (Kornmaß, Dinkel- und Hafermaß) 1641/42-1752/53, Weinmaßrelationen nur 1644/45-1647/48. Die Einnahmen und Ausgaben an Getreide und Geld schließen jeweils mit einer Resolution, d.h. einer Abrechnung der Ausgaben von den Einnahmen. Den Abschluss bilden die Ausstandsverzeichnisse, Listen von schuldig gebliebenen oder nicht einzutreibenden Gülten und Zinsen. Die Rechnungen wurden, wie Prüfungsvermerke schon in den ersten Jahrgängen zeigen, durchgehend revidiert. Der älteste Revisionsvermerk vom 15. März 1621 findet sich in der Rechnung 1619/20. Anfänglich erfolgte die Revision durch den Abt selbst (1650/51 durch den Sekretär der Abtei), z.T. im Beisein des Burserers (1667/68-1669/70 durch den Burserer im Beisein des Abts). Seit dem Amtsantritt des Gültfaktors Stephan Baumann (1695/96-1725/26) war die Revision durchgehend Aufgabe des Burserers. Das Rechnungsjahr begann, wie auch bei den übrigen Rechnungen der Abtei, an Cathedra Petri (22. Februar). Alte Signaturen fanden sich nur in drei Fällen (1637/38, 1641/42, 1642/43); sie sind bisher nicht einzuordnen. Die Rechnungsquittungen beschränken sich, wie eine Durchsicht der Rechnungen zeigt, auf wenige Stücke. Einzelne Quittungen sind erst 1648/49 erhalten; sie liegen in den Rechnungsheften. Numeriert sind sie nach arabischen Zahlen, in der Amtszeit des letzten Faktors Franz Renckh (1729/30-1752/53) nach Großbuchstaben. Die Gülten wurden anfangs in Naturalien an die Abtei abgeliefert und in der Klosterrechnung (StAWt-R R 79) verbucht. Seit der Amtsübernahme durch den Gültfaktor Stephan Baumann 1695/96 gingen die Einkünfte aus der Faktorei Königheim an das Bursariat. Dessen Rechnungen (StAWt-R R 79d, Geld- und Fruchtmanual) enthalten in den ersten Jahren den Vermerk, die Getreidegülten nehme der Gültschultheiß zu Königheim ein. Die Gülten wurden also seit dieser Zeit nicht mehr in Naturalien, sondern in Geld geliefert. Anfangs wurden diese Beträge in der Bursariatsrechnung unter der Rubrik "Einnahm Geld insgemein" verbucht, auch unter "Einnahm Geld an rückständigen Schulden"; seit dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts finden sie sich bei den "Einnahmen aus verkauftem Gültkorn". Dabei ist der abzuliefernde Betrag eines Rechnungsjahres jeweils im nächsten oder übernächsten Jahrgang der Bursariatsrechnung verbucht. Seit dem Ende der Gültfaktoreirechnungen fehlen auch die diesbezüglichen Vermerke in den Bursariatsrechnungen (StAWt-R R 79d 1753/54: "63 fl 22 x zahlt Factor zu Königheim auf Abschlag für seine pro 1752 schuldige Rechnung". 1754/55: "zu Königheim nichts"). Vermutlich ging das Kloster damals dazu über, die Gülten mindestens teilweise durch die Gültpflichtigen selbst nach Bronnbach liefern zu lassen. Die Gültpflichtigen von Weikerstetten bekamen jedenfalls nach einem Vertrag von 1789 bei der Lieferung im Kloster 5 Maß Wein, 5 Flecken (wohl der sog. "Schneiderfleck") oder 40 x (StAWt-R R 79e 1798/99 S. 26). Der Bestand StAWt-R R 79h enthält keine Fremd- oder Mischprovenienzen, sondern nur die Provenienz Abtei Bronnbach: Bursariat. Nach der Aufhebung der Abtei Bronnbach verblieb er vorerst im dort eingerichteten löwenstein-wertheim-rosenbergschen Nebenarchiv, wurde dann aber in die Wertheimer Hofhaltung überführt. Hier wurde er zusammen mit dem Gesamtbestand R 79, Rechnungen der Abtei Bronnbach, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstmals verzeichnet. Die Rechnungen der Gültfaktorei erscheinen allerdings im "Repertorium der Rechnungen und Rechnungsurkunden des Fürstlich Löwenstein-Wertheim-Rosenbergischen Archivs" neben anderen lediglich als "Nebenrechnungen". Um einen genauen Überblick über den Gesamtbestand zu erhalten, war es nötig, ihn in seine einzelnen Rechnungsserien aufzuteilen. Im Mai und Juni 1979 leistete der Schüler Stefan Barton hierzu die Vorarbeiten, indem er die einzelnen Serien trennte. Im Januar 1981 begann die Angestellte Annemarie Spieler im Rahmen einer ABM-Maßnahme die Verzeichnung des Gesamtbestandes. Die im Oktober 1981 abgeschlossenen Arbeiten wurden vom Unterfertigten beaufsichtigt. Der Bestand StAWt-R R 79h, Rechnungen der bronnbachischen Gültfaktorei Königheim, umfasst nunmehr ca. 0m,5 lfd. m in 112 Einheiten. Wertheim, November 1981 Dr. Norbert Hofmann
Bronnbachische Gültschultheißen in Königheim: 1612/13 - 1629/30: Hans Müller 1637/38 - 1647/48: Jakob Volpert 1648/49 - 1655/56: Hans Heffner (Häffner) 1656/57 - 1694/95: Nikolau Heffner (Häffner) 1695/96 - 1725/26: Stephan Baumann 1729/30 - 1752/53: Franz Renckh
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, R-R 79h
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Rosenbergisches Archiv >> Selekte und Sammlungen >> Rechnungen
- Bestandslaufzeit
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1612/13-1752/53
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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- Letzte Aktualisierung
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25.03.2024, 13:33 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1612/13-1752/53