Bestand
Rechnungen der Bronnbacher Gültfaktorei Hardheim (Bestand)
Einleitung: Bronnbachischer Besitz in Hardheim ist erstmals 1326 genannt (StAWt-R US 1326 Feb. 6), in einer Zeit, als die Abtei Bronnbach auch auf der "Höhe", der Hochfläche zwischen Erf und Tauber, verstärkt von der Eigen- zur Pachtwirtschaft und damit zum Erwerb von Einkünften (v.a. Gülten und Zinsen) überging (StAWt-R US 1323 Sept. 10, Wolferstetten; US 1324 Feb. 1, Königheim; US 1324 Juni 28, Uissigheim; US 1329 Sept. 28, Hardheim; vgl. Leonhard Scherg: Die Zisterzienserabtei Bronnbach im Mittelalter - Würzburg 1976 S. 125). Ähnlich wie im Raum Königheim begann Bronnbach auch im Raum Hardheim (seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts?), seine Einkünfte durch Gültschultheißen oder -faktoren einziehen zu lassen. Hardheim als mainzischer, seit 1656 würzburgischer Amtssitz schien der Abtei als Sitz für ihre Gültfaktorei besonders geeignet. Spätestens mit dem Gültfaktor Georg Christoph Adelmann beginnt die Reihe jener Gültfaktoren, die hauptamtlich würzburgische Amtsverweser zu Hardheim waren. Im Gegensatz zu den Königheimer Gültfaktoreirechnungen (StAWt-R R 79h) enthalten die Rechnungen der Gültfaktorei Hadheim weder eine Resolvierung noch Ausstandsverzeichnisse. Die Hardheimer Gült wurde erstmals 1678/79 teilweise in Geld entrichtet. Seit 1699 verkaufte der Amtsverweser die gesamte Gült mit Ausnahme der Hafergült und übersandte das Geld nach Bronnbach. Die Beträge finden sich in den Bronnbacher Bursariatsrechnungen unter den Rubriken "Einnahm Geld aus verkauftem Gültkorn" und Einnahm Geld an rückständigen Schulden" (StAWt-R R 79d). Unter den "Ausgaben an Geld" der Faktorei Hardheim sind in erster Linie die Ausgaben für die bronnbachische Lindenmühle (abgegangen; an der Erf unterhalb Hardheim) zu nennen. Für diese Mühle erhielten die Heiligenpfleger zu Hardheim Zinsen von insgesamt 1 1/4 Pfund Wachs und 7 Pfund Unterschlitt (beides in Geld), ferner das Amt Hardheim einen Jahrzins von 3 x für die bei der Mühle gelegene Schleifwehrwiese. Weitere Kosten fielen v.a. an für Baumaßnahmen an der Mühle, für Zehrgeld bei Visitationen durch die Mönche und für die Renovator der Gült- und Zinsbücher. Einkünfte waren zu erheben in Hardheim selbst, in Rüdental und Steinfurt. Über die Korn- und Hafergült zu Rüdental und Steinfurt legte der Gültfaktor für 1701/02-1706/07 eine eigene "Berechnung" vor (weitere Jahrgänge mögen verloren gegangen sein). Seit 1707/08 hatte er außerdem die bronnbachischen Gülten zu Pülfringen einzuziehen. Die Revision erfolgte, soweit sich dies anhand der Rechnungen feststellen ließ, durch den Burserer, der ja auch die Einnahmen aus Hardheim zu verbuchen hatte. Das Rechnungsjahr dürfte, wie bei den anderen Bronnbacher Rechnungen auch, an Cathedra Petri begonnen haben; ein Beleg hierfür findet sich bei den Hardheimer Rechnungen nicht. Rechnungsbeilagen werden zwar in den Rechnungen öfters erwähnt, es haben sich jedoch nur einige wenige Stücke erhalten. Sie liegen in den Rechnungen. Weshalb die Rechnungen 1712/13 abbrechen, ließ sich nicht feststellen (zur selben Zeit, 1712/13, brechen übrigens die Beilagen der Bursariatsrechnungen für 35 Jahre ab). Die Hardheimer Gült jedenfalls wurde auch in den folgenden Jahren entrichtet (StAWt-R R 79d 1733/34: "Einnahm Geldt für rückständiges Güldtkorn undt Haaber zu Rüdenthal und Steinfurth"; "Einnahm Geldt aus verkauftem Güldtkorn: 93 fl 13 x zahlt Daniel Beermayer Glaser zu Hardheimb für die hardheimische Güldt pro 1732 et 33"; "Einnahm Geldt aus verkauftem Güldtdinckel undt Haaber"; [folgen u.a. Gültpflichtige zu Pülfrignen und Steinfurt und der Amtmann zu Hardheim]). Die Begrenzung der Rechnungsserie auf die Jahre 1653/54-1712/13 geht aber auf jeden Fall ins 18. Jahrhundert zurück; sie findet sich schon im "Repertorium documentorum & actorum cancellariae Bronnbacensis confectum anno 1755" Band I S. 637, dort allerdings "ab anno 1653 usque 1710". Diese geringe Verschiebung der Laufzeit dürfte auf eine Störung in der Reihenfolge der Rechnungen zurückzuführen sein; zuoberst lag wohl die Rechnung des Jahres 1710/11. Sie trägt auch als einzige die im Repertorium von 1755 genannte Lokatur E.23.2. Der Bestand StAWt-R R 79i, durchweg Bronnbacher Provenienz, verblieb nach der Säkularisation der Abtei Bronnbach 1802 zunächst im löwenstein-wertheim-rosenbergschen Nebenarchiv Bronnbach, wurde dann aber in das Fürstl. Löwenstein-Wertheim-Rosenberg'sche Archiv in der Wertheimer Hofhaltung verlagert. Hier wurde er zusammen mit anderen Bronnbacher Rechnungsserien zusammengefasst. Im "Repertorium der Rechnungen und Rechnungsurkunden des Fürstlich Löwenstein-Wertheim-Rosenbergischen Archivs" (2. Hälfte 19. Jh.) erscheinen die Rechnungen der Gültfaktorei Hardheim jedoch nur als "Nebenrechnungen" des Bestands R 79. So kam ihre Auffindung anlässlich der Vorordnung dieses Bestands durch den Schüler Stefan Barton im Mai und Juni 1979 einer Neuentdeckung gleich. Im Januar 1981 begann die Angestellte Annemarie Spieler im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme die Verzeichnung des Gesamtbestandes. Die Im Oktober 1981 abgeschlossenen Arbeiten wurden vom Unterfertigten beaufsichtigt. Abschließend wurden die Rechnungen durch den Archivangestellten Manfred Sziele verpackt. Der Bestand StAWt-R R 79i, Rechnungen der bronnbachischen Gültfaktorei Hardheim, umfasst nunmehr ca. 0,1 lfd. m in 44 Einheiten. Wertheim, November 1981 Dr. Norbert Hofmann
Bronnbachische Gültschultheißen in Hardheim: 1653/54 - 1661/62: Nikolaus Kaltschmidt 1670/71 - 1676/77: Bernhard Schmidt 1678/79 - 1684/85: G. F. Baumann 1693/94 - 1694/95: (Theobald Hollerbach) 1695/96 - 1700/01: Georg Christoph Adelmann 1701/02 - 1712/13: (ungenannte würzburgische Amtsverweser zu Hardheim)
Abkürzungsverzeichnis: Beil. = Beilage
F. = Frater (in den vorliegenden Rechnungen Bezeichnung für Patres)
fl (rh) = Gulden (rheinisch)
Gde = Gemeinde
halbbr. = halbbrüchig
Kr. = Kreis
lfd. m = laufende Meter
Ortst. = Ortsteil
Rev. = Revision
RSig. = Registratursignatur
StAWt-R = Staatsarchiv Wertheim, Abt. Fürstlich Löwenstein-Wertheim-Rosenberg'sches ARchiv
US = Urkundenselekt
x = Kreuzer
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, R-R 79i
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Rosenbergisches Archiv >> Selekte und Sammlungen >> Rechnungen
- Bestandslaufzeit
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1653/54-1712/13
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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- Letzte Aktualisierung
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25.03.2024, 13:33 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1653/54-1712/13