Bestand

Kirchengemeinde Rotthausen (Bestand)

Das Archiv der Ev. Kirchengemeinde Rotthausen (Ev. Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid) wurde 2013 im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld verzeichnet. Es umfasst 516 Verzeichnungseinheiten (davon 491 Akten und Amtsbücher, 20 Bauzeichnungen und 5 Kirchenbücher) und erstreckt sich über den Zeitraum von 1888 bis 2010. Das Archiv liegt als Depositum im Landeskirchlichen Archiv unter der Bestandsnummer 4.253, Lagerungsort für die Bauzeichnungen ist der Bestand 15 des Landeskirchlichen Archivs und für die Kirchenbücher der Bestand 8.3.Die 1893 erfolgte Gründung der Kirchengemeinde ist gut dokumentiert. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich die frühere Bauernschaft Rotthausen durch den Bergbau zu einer typischen Ruhrgebietsgemeinde entwickelt. 1871 wurde die evangelische Volksschule in Rotthausen eröffnet. Mit dieser Nachricht beginnt das erste Protokollbuch des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Rotthausen (LkA EKvW 4.253 Nr. 30). Daraus kann u.a. gefolgert werden, dass die Rotthauser Gemeindeglieder die Einrichtung einer eigenen evangelischen Volksschule schon als einen ersten Schritt auf dem Wege zur selbständigen Gemeinde verstanden haben (Walter, Richard: Kirchen vor Ort. 100 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Rotthausen. Eine Kirchengemeinde in den Umbrüchen und Herausforderungen ihrer Zeit. - Bielefeld: Luther-Verlag, 1993, S.25). Die pfarramtliche Versorgung der Evangelischen wurde zwar die nächsten 20 Jahren in bisher gewohnter Weise durch die Kirchengemeinde Gelsenkirchen vollzogen, doch wird im Protokollbuch auf "manche Unannehmlichkeiten" hingewiesen. Mit dem weiteren Wachstum der evangelischen Bevölkerung kam es schließlich zur Trennung von der Muttergemeinde Gelsenkirchen und Errichtung einer selbständigen Kirchengemeinde (Errichtungsurkunde in: LkA EKvW 4.253 Nr. 118) .Alle Bereiche der Verwaltung und des kirchlichen Lebens sind durch Archivunterlagen gut belegt. Einen Schwerpunkt bilden Akten über den Kirchenkampf, der in Rotthausen mit großer Härte geführt wurde (LkA EKvW 4.253 Nr. 36, 63, 76, 78, 175, 255, 348) . Während Pfarrer Meyer sich aus den Aktionen zur Neuwahl der Gemeindeorgane im Sommer 1933 heraushielt, stellten sich die Pfarrer Rüter und Käsemann im Juni 1933 auf die Seite der Deutschen Christen. Im Dezember 1933 und Januar 1934 kam es aber zum offenen Bruch mit den Deutschen Christen. Pfarrer Käsemann hat sich gegen die Eingliederung der evangelischen Jugend in die Hitlerjugend ausgesprochen, außerdem warf er dem Reichsbischof Müller Verrat an der Kirche vor. Neben ständiger Bespitzelung und Verleumdung häuften sich ab 1936 auch die Vorladungen Käsemanns durch die SA. Am 18.08.1937 wurde er - drei Tage nach einem Bittgottesdienst, in dessen Predigt er proklamierte, dass Gott allein den Menschen total beanspruchen dürfe - wegen Vergehens gegen die Heimtückeverordnung für einige Wochen verhaftet.Weitere Schwerpunkte bilden die Akten über Vereinsaktivitäten und über die Bautätigkeit der Kirchengemeinde.Als Besonderheit der Überlieferung ist ein Konfirmanden-Buch, geführt 1902 bis 1938 von Pfarrer Karl Rüter, zu nennen (LkA EKvW 4.253 Nr. 225). Das Buch ist mit Anmerkungen des Pfarrers zu künftigen Lebensläufen der Konfirmanden versehen. Viele Konfirmanden sind im Ersten Weltkrieg ums Leben gekommen. So ist eine eindrucksvolle historische Quelle entstanden, die einzelne Schicksale mit der Weltgeschichte verbindet.Der Bestand wurde unter Zugrundelegung internationaler Verzeichnungsgrundsätze nach ISAD (G) erschlossen. Bei der Verzeichnung erhielten die Akten fortlaufende Nummern, die als gültige Archivsignaturen in der Bestellsignatur jeder Verzeichnungseinheit als letzte arabische Nummer oder im Findbuch ganz links neben dem jeweiligen Aktentitel aufgeführt sind. Unterhalb des Aktentitels geben die Vermerke „Enthält, Enthält nur, Enthält u.a., Enthält v.a., Enthält auch“ eingrenzende oder weiterführende Auskünfte über den Inhalt. Unter „Darin“ sind besondere Schriftgutarten wie Druckschriften, Presseberichte, Bauzeichnungen oder Fotos aufgelistet. Nach den Erschließungsvermerken folgt die alte Archivsignatur oder das Aktenzeichen, falls sie auf der Akte vermerkt waren. Ganz rechts schließen sich die Laufzeiten der Archivalien an. Zu beachten sind hier zwei verschiedene Arten von Klammern: ( ) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, [ ] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke.Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der Aufbewahrungs- und Kassationsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen vom 20.02.2003 in der Fassung vom 29.10.2020 bzw. des Aufbewahrungs- und Kassationsplans der EKvW vom 29.10.2020.Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß § 7 Abs. 1 Kirchengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kirche der Union (Archivgesetz - ArchivG) vom 6.5.2000 sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach dem Ende ihrer Laufzeit). Für Archivgut, das sich nach seiner Zweckbestimmung oder nach seinem wesentlichen Inhalt auf natürliche Personen bezieht, gelten laut § 7 Abs. 2 ArchivG zusätzliche Schutzfristen. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist frühestens 10 Jahre nach dem Tod der betroffenen Person(en) benutzt werden. Ist das Todesjahr nicht feststellbar, endet die Schutzfrist 90 Jahre nach Geburt. Ist auch das Geburtsjahr nicht bekannt, endet die Schutzfrist 60 Jahre nach Entstehung der Unterlagen.Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: LkA EKvW 4.253 Nr. ... (hier folgt die Archivsignatur der entsprechenden Archivalie). Das Kürzel steht in dieser Reihenfolge für "Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Bestand 4.253, Akte Nr. ...".Bielefeld, im April 2013Anna Warkentin Literatur zur Gemeindegeschichte (Auswahl): Evangelische Kirchengemeinde Rotthausen / Evangelische Kirchengemeinde Rotthausen (Hrsg.). - Essen, 1928. - 40 S. 1893-1993. Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Evangelischen Kirchengemeinde Rott-hausen / hrsg. von Detlef Brandenburger, 1993. - 80 S. Walter, Richard: Kirchen vor Ort. 100 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Rotthausen. Eine Kirchengemeinde in den Umbrüchen und Herausforderungen ihrer Zeit. - Bielefeld: Luther-Verlag, 1993. - 192 S.Murken, Dr. Jens: Die evangelischen Gemeinden in Westfalen. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, Bd. 2: Ibbenbüren bis Rünthe. - Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte und Luther-Verlag, 2017

Form und Inhalt: Das Archiv der Ev. Kirchengemeinde Rotthausen (Ev. Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid) wurde 2013 im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld verzeichnet. Es umfasst 516 Verzeichnungseinheiten (davon 491 Akten und Amtsbücher, 20 Bauzeichnungen und 5 Kirchenbücher) und erstreckt sich über den Zeitraum von 1888 bis 2010. Das Archiv liegt als Depositum im Landeskirchlichen Archiv unter der Bestandsnummer 4.253, Lagerungsort für die Bauzeichnungen ist der Bestand 15 des Landeskirchlichen Archivs und für die Kirchenbücher der Bestand 8.3.
Die 1893 erfolgte Gründung der Kirchengemeinde ist gut dokumentiert. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich die frühere Bauernschaft Rotthausen durch den Bergbau zu einer typischen Ruhrgebietsgemeinde entwickelt. 1871 wurde die evangelische Volksschule in Rotthausen eröffnet. Mit dieser Nachricht beginnt das erste Protokollbuch des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Rotthausen (LkA EKvW 4.253 Nr. 30). Daraus kann u.a. gefolgert werden, dass die Rotthauser Gemeindeglieder die Einrichtung einer eigenen evangelischen Volksschule schon als einen ersten Schritt auf dem Wege zur selbständigen Gemeinde verstanden haben (Walter, Richard: Kirchen vor Ort. 100 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Rotthausen. Eine Kirchengemeinde in den Umbrüchen und Herausforderungen ihrer Zeit. - Bielefeld: Luther-Verlag, 1993, S.25). Die pfarramtliche Versorgung der Evangelischen wurde zwar die nächsten 20 Jahren in bisher gewohnter Weise durch die Kirchengemeinde Gelsenkirchen vollzogen, doch wird im Protokollbuch auf "manche Unannehmlichkeiten" hingewiesen. Mit dem weiteren Wachstum der evangelischen Bevölkerung kam es schließlich zur Trennung von der Muttergemeinde Gelsenkirchen und Errichtung einer selbständigen Kirchengemeinde (Errichtungsurkunde in: LkA EKvW 4.253 Nr. 118) .
Alle Bereiche der Verwaltung und des kirchlichen Lebens sind durch Archivunterlagen gut belegt.
Einen Schwerpunkt bilden Akten über den Kirchenkampf, der in Rotthausen mit großer Härte geführt wurde (LkA EKvW 4.253 Nr. 36, 63, 76, 78, 175, 255, 348) . Während Pfarrer Meyer sich aus den Aktionen zur Neuwahl der Gemeinde-organe im Sommer 1933 heraushielt, stellten sich die Pfarrer Rüter und Käsemann im Juni 1933 auf die Seite der Deutschen Christen. Im Dezember 1933 und Januar 1934 kam es aber zum offenen Bruch mit den Deutschen Christen. Pfarrer Käsemann hat sich gegen die Eingliederung der evangelischen Jugend in die Hitlerjugend ausgesprochen, außerdem warf er dem Reichsbischof Müller Verrat an der Kirche vor. Neben ständiger Bespitzelung und Verleumdung häuften sich ab 1936 auch die Vorladungen Käsemanns durch die SA. Am 18.08.1937 wurde er - drei Tage nach einem Bittgottesdienst, in dessen Predigt er proklamier-te, dass Gott allein den Menschen total beanspruchen dürfe - wegen Vergehens gegen die Heimtückeverordnung für einige Wochen verhaftet.
Weitere Schwerpunkte bilden die Akten über Vereinsaktivitäten und über die Bautätigkeit der Kirchengemeinde.
Als Besonderheit der Überlieferung ist ein Konfirmanden-Buch, geführt 1902 bis 1938 von Pfarrer Karl Rüter, zu nennen (LkA EKvW 4.253 Nr. 225). Das Buch ist mit Anmerkungen des Pfarrers zu künftigen Lebensläufen der Konfirmanden versehen. Viele Konfirmanden sind im Ersten Weltkrieg ums Leben gekommen. So ist eine eindrucksvolle historische Quelle entstanden, die einzelne Schicksale mit der Weltgeschichte verbindet.
Der Bestand wurde unter Zugrundelegung internationaler Verzeichnungsgrundsätze nach ISAD (G) erschlossen. Bei der Verzeichnung erhielten die Akten fortlaufende Nummern, die als gültige Archivsignaturen in der Bestellsignatur jeder Verzeichnungseinheit als letzte arabische Nummer oder im Findbuch ganz links neben dem jeweiligen Aktentitel aufgeführt sind. Unterhalb des Aktentitels geben die Vermerke ”Enthält, Enthält nur, Enthält u.a., Enthält v.a., Enthält auch“ eingrenzende oder weiterführende Auskünfte über den Inhalt. Unter ”Darin“ sind besondere Schriftgutarten wie Druckschriften, Presseberichte, Bauzeichnungen oder Fotos aufgelistet. Nach den Erschließungsvermerken folgt die alte Archivsignatur oder das Aktenzeichen, falls sie auf der Akte vermerkt waren. Ganz rechts schließen sich die Laufzeiten der Archivalien an. Zu beachten sind hier zwei verschiedene Arten von Klammern: ( ) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, [ ] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke.
Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der Aufbewahrungs- und Kassationsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen vom 20.02.2003 in der Fassung vom 29.10.2020 bzw. des Aufbewahrungs- und Kassationsplans der EKvW vom 29.10.2020.
Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß § 7 Abs. 1 Kirchengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kirche der Union (Archivgesetz - ArchivG) vom 6.5.2000 sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach dem Ende ihrer Laufzeit). Für Archivgut, das sich nach seiner Zweckbestimmung oder nach seinem wesentlichen Inhalt auf natürliche Personen bezieht, gelten laut § 7 Abs. 2 ArchivG zusätzliche Schutzfristen. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist frühestens 10 Jahre nach dem Tod der betroffenen Person(en) benutzt werden. Ist das Todesjahr nicht feststellbar, endet die Schutzfrist 90 Jahre nach Geburt. Ist auch das Geburtsjahr nicht bekannt, endet die Schutzfrist 60 Jahre nach Entstehung der Unterlagen.
Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: LkA EKvW 4.253 Nr. ... (hier folgt die Archivsignatur der entsprechenden Archivalie). Das Kürzel steht in dieser Reihenfolge für "Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Bestand 4.253, Akte Nr. ...".
Bielefeld, im April 2013
Anna Warkentin
Literatur zur Gemeindegeschichte (Auswahl):
Evangelische Kirchengemeinde Rotthausen / Evangelische Kirchengemeinde Rotthausen (Hrsg.). - Essen, 1928. - 40 S.
1893-1993. Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Evangelischen Kirchengemeinde Rott-hausen / hrsg. von Detlef Brandenburger, 1993. - 80 S.
Walter, Richard: Kirchen vor Ort. 100 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Rotthausen. Eine Kirchengemeinde in den Umbrüchen und Herausforderungen ihrer Zeit. - Bielefeld: Luther-Verlag, 1993. - 192 S.
Murken, Dr. Jens: Die evangelischen Gemeinden in Westfalen. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, Bd. 2: Ibbenbüren bis Rünthe. - Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte und Luther-Verlag, 2017

Reference number of holding
4.253

Context
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen (Archivtektonik) >> 04. Deposita von Kirchenkreisen und Kirchengemeinden >> 04.2. KG Kirchengemeinden >> 04.2.04. Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid

Date of creation of holding
1888-2010

Other object pages
Delivered via
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Last update
23.06.2025, 8:11 AM CEST

Data provider

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1888-2010

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