Bestand

K 19 - Evangelischer Bund - Landesverband Württemberg (Bestand)

Einleitung: Zur Geschichte des Evangelischen Bunds - Landesverband Württemberg
Im ausgehenden 19. Jahrhundert, der Kulturkampf war gerade zu Ende gegangen, sahen sich die Protestanten in Deutschland vielfältigen Schwierigkeiten gegenüber. Ihre Kirche war in 27 verschiedene Landeskirchen zersplittert und ihre Vertreter beschäftigten sich mit inhaltlichen Auseinandersetzungen und Flügelkämpfen. Ein gänzlich anderes Erscheinungsbild bot dagegen die katholische Kirche. Sie besaß ein klares theologisches Profil und mit der Zentrumspartei auch ein Forum für Macht und politischen Einfluss.
In dieser Situation wurde am 15. Januar 1887 in 108 deutschen Tageszeitungen der öffentliche Aufruf zur Gründung des Evangelischen Bundes publiziert. Seine Gründungsväter hatten in erster Linie die Förderung des innerevangelischen Friedens und den Ausbau der landeskirchlichen Beziehungen im Auge. Dieses Engagement fand großen Zuspruch. Nur wenige Monate später - im August - hatte der Bund bereits rund 10.000 Mitglieder. Die erste Mitgliederversammlung des Evangelischen Bundes fand auf geschichtsträchtigem Boden, in der Frankfurter Paulskirche, statt. Auch in den kommenden Jahren gewann er stetig an Bedeutung. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war die Zahl seiner Mitglieder auf eine halbe Million angewachsen. Damit war der Evangelische Bund zum Beginn des 20. Jahrhunderts der größte evangelische und drittgrößte deutsche Verein. In den folgenden Jahrzehnten konnte er diese erfolgreiche gesellschaftliche Position nicht in gleichem Maße erhalten, denn insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg setzte ein kontinuierlicher Rückgang der Mitgliederzahlen ein. Auch die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen des NS-Regimes unterstützten und forcierten den zunehmenden Bedeutungsverlust kirchlicher Verbände.
Nach 1945 sollte diese Entwicklung jedoch gestoppt werden. Um den Evangelischen Bund wieder stärker ins gesellschaftliche Bewusstsein im allgemeinen und ins protestantische Leben im besonderen zu verankern, wurde im Jahr 1947 das Konfessionskundliche Institut in Bensheim a. d. Bergstraße gegründet. Als wissenschaftliche Arbeitsstätte des Evangelischen Bundes dient es bis heute als eine der zentralen Forschungsstellen für religiöse und weltanschauliche Lehren und christliches Leben in Deutschland. Verschiedene Publikationen und Veranstaltungen tragen seine Ergebnisse an die Öffentlichkeit.
Die inhaltliche Arbeit des Evangelischen Bundes sollte nicht allein dem Gesamtverband vorbehalten bleiben. Gezielt wurde die Gründung einzelner Landesverbände initiiert. Insbesondere die direkte Ansprache der Gemeinden und die Berücksichtigung regionaler Besonderheiten konnte durch diese dezentrale Gliederung besser bewältigt werden. Bis heute existieren 17 einzelne Landesverbände. Zusätzlich gibt es seit 1903 auch den Evangelischen Bund Österreich.
Die Gründung des Württembergischen Landesverbandes erfolgte am 5. Juli 1887 in Stuttgart, er zählte damit zu den ersten Landesverbänden. Entsprechend der Mitgliederentwicklung im Gesamtverband stiegen auch in Württemberg die Zahlen rasch an. Schon im April des folgenden Jahres waren ca. 3.500 Mitstreiter gefunden. Auch heute nach gehört der Württembergische zu den größeren Landesverbänden. Er ermöglicht sowohl Einzelmitgliedschaften als auch korporative Mitgliedschaften, die beispielsweise von Kirchengemeinden genutzt werden.
Der Landesverband bietet insbesondere mit seinen Versammlungen und Tagungen ein Forum für die Diskussion über aktuelle religiöse und weltanschauliche Fragen. Darüber hinaus vermittelt er Vorträge für Kirchengemeinden und bringt auf diese Weise und durch die Verteilung verschiedener Publikationen (z.B. Materialdienst, Buchreihen und Faltblätter) die Forschungsergebnisse des Konfessionskundlichen Instituts zu den Menschen. Abgerundet wird sein Aufgabenfeld durch die Veranstaltung von Studienreisen gemeinsam mit dem Gustav-Adolf-Werk, in denen vor allem interkonfessionelle Begegnungen und Dialoge Platz finden.
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Inhalt und Umfang
Schwerpunkt des verzeichneten Aktenbestandes ist die Arbeit des württembergischen Landesverbandes. Darüber hinaus wird jedoch auch die vielfältige Vernetzung mit anderen Instanzen des Evangelischen Bundes, vor allem mit dem Gesamtverband und dem Konfessionskundlichen Institut, deutlich.
Eine große Anzahl der Akten befasst sich mit der Organisation und Durchführung verschiedener Versammlungen (Mitglieder-, Abgeordneten- und Generalversammlungen) von Landes- und Gesamtverband. Darin zeigt sich die große Bedeutung der Tagungsarbeit im Rahmen des Tätigkeitsspektrums des Evangelischen Bundes.
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Bestandsbearbeitung
Insgesamt umfasst der Bestand 204 Aktentitel auf 8 lfd. m. Er enthält Material aus einem Zeitraum, der von den 1950er- bis hinein in die 1990er-Jahre reicht. Die erste Verzeichnung erfolgte im Laufe des Jahres 2008, der Nachtrag wurde im Laufe der Jahre 2009-2010 bearbeitet. Der Bestand wurde von Inga Bing-von Häfen erschlossen.

Einleitung: Im ausgehenden 19. Jahrhundert, der Kulturkampf war gerade zu Ende gegangen, sahen sich die Protestanten in Deutschland vielfältigen Schwierigkeiten gegenüber. Ihre Kirche war in 27 verschiedene Landeskirchen zersplittert und ihre Vertreter beschäftigten sich mit inhaltlichen Auseinandersetzungen und Flügelkämpfen. Ein gänzlich anderes Erscheinungsbild bot dagegen die katholische Kirche. Sie besaß ein klares theologisches Profil und mit der Zentrumspartei auch ein Forum für Macht und politischen Einfluss.
In dieser Situation wurde am 15. Januar 1887 in 108 deutschen Tageszeitungen der öffentliche Aufruf zur Gründung des Evangelischen Bundes publiziert. Seine Gründungsväter hatten in erster Linie die Förderung des innerevangelischen Friedens und den Ausbau der landeskirchlichen Beziehungen im Auge. Dieses Engagement fand großen Zuspruch. Nur wenige Monate später - im August - hatte der Bund bereits rund 10.000 Mitglieder. Die erste Mitgliederversammlung des Evangelischen Bundes fand auf geschichtsträchtigem Boden, in der Frankfurter Paulskirche, statt. Auch in den kommenden Jahren gewann er stetig an Bedeutung. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war die Zahl seiner Mitglieder auf eine halbe Million angewachsen. Damit war der Evangelische Bund zum Beginn des 20. Jahrhunderts der größte evangelische und drittgrößte deutsche Verein. In den folgenden Jahrzehnten konnte er diese erfolgreiche gesellschaftliche Position nicht in gleichem Maße erhalten, denn insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg setzte ein kontinuierlicher Rückgang der Mitgliederzahlen ein. Auch die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen des NS-Regimes unterstützten und forcierten den zunehmenden Bedeutungsverlust kirchlicher Verbände.
Nach 1945 sollte diese Entwicklung jedoch gestoppt werden. Um den Evangelischen Bund wieder stärker ins gesellschaftliche Bewusstsein im allgemeinen und ins protestantische Leben im besonderen zu verankern, wurde im Jahr 1947 das Konfessionskundliche Institut in Bensheim a. d. Bergstraße gegründet. Als wissenschaftliche Arbeitsstätte des Evangelischen Bundes dient es bis heute als eine der zentralen Forschungsstellen für religiöse und weltanschauliche Lehren und christliches Leben in Deutschland. Verschiedene Publikationen und Veranstaltungen tragen seine Ergebnisse an die Öffentlichkeit.
Die inhaltliche Arbeit des Evangelischen Bundes sollte nicht allein dem Gesamtverband vorbehalten bleiben. Gezielt wurde die Gründung einzelner Landesverbände initiiert. Insbesondere die direkte Ansprache der Gemeinden und die Berücksichtigung regionaler Besonderheiten konnte durch diese dezentrale Gliederung besser bewältigt werden. Bis heute existieren 17 einzelne Landesverbände. Zusätzlich gibt es seit 1903 auch den Evangelischen Bund Österreich.
Die Gründung des Württembergischen Landesverbandes erfolgte am 5. Juli 1887 in Stuttgart, er zählte damit zu den ersten Landesverbänden. Entsprechend der Mitgliederentwicklung im Gesamtverband stiegen auch in Württemberg die Zahlen rasch an. Schon im April des folgenden Jahres waren ca. 3.500 Mitstreiter gefunden. Auch heute nach gehört der Württembergische zu den größeren Landesverbänden. Er ermöglicht sowohl Einzelmitgliedschaften als auch korporative Mitgliedschaften, die beispielsweise von Kirchengemeinden genutzt werden.
Der Landesverband bietet insbesondere mit seinen Versammlungen und Tagungen ein Forum für die Diskussion über aktuelle religiöse und weltanschauliche Fragen. Darüber hinaus vermittelt er Vorträge für Kirchengemeinden und bringt auf diese Weise und durch die Verteilung verschiedener Publikationen (z.B. Materialdienst, Buchreihen und Faltblätter) die Forschungsergebnisse des Konfessionskundlichen Instituts zu den Menschen. Abgerundet wird sein Aufgabenfeld durch die Veranstaltung von Studienreisen gemeinsam mit dem Gustav-Adolf-Werk, in denen vor allem interkonfessionelle Begegnungen und Dialoge Platz finden.
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Schwerpunkt des verzeichneten Aktenbestandes ist die Arbeit des württembergischen Landesverbandes. Darüber hinaus wird jedoch auch die vielfältige Vernetzung mit anderen Instanzen des Evangelischen Bundes, vor allem mit dem Gesamtverband und dem Konfessionskundlichen Institut, deutlich.
Eine große Anzahl der Akten befasst sich mit der Organisation und Durchführung verschiedener Versammlungen (Mitglieder-, Abgeordneten- und Generalversammlungen) von Landes- und Gesamtverband. Darin zeigt sich die große Bedeutung der Tagungsarbeit im Rahmen des Tätigkeitsspektrums des Evangelischen Bundes.
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Reference number of holding
K 19
Extent
8 lfd. m

Context
Landeskirchliches Archiv Stuttgart (Archivtektonik) >> K - Einrichtungen, Werke, Vereine

Indexbegriff subject
Evangelischer Bund
Evangelischer Bund. Landesverband Württemberg

Date of creation of holding
1905-2008

Other object pages
Last update
27.03.2025, 11:46 AM CET

Data provider

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1905-2008

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