Bestand
Evangelische Jungenschaft / Bund Deutscher Bibelkreise (Landesverband Niedersachsen) (Bestand)
Beschreibung: Als in erster
Linie religiösen Überzeugungen verpflichteter Teil der vielfältig sich
ausformenden bürgerlichen Jugendkultur schlossen sich kurz nach der
Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Schüler höherer Lehranstalten der
Altersgruppe 12 bis 18 Jahre reichsweit zu sog. Bibelkreisen zusammen.
Indirekte Vorgänger waren die von pietistischen Einstellungen
getragenen Handwerker- und Jünglingsvereine, direkte Vorgänger die
sog. Bibelkränzchen bibellesender Gymnasiasten, die Mitte der 80er
Jahre des 19. Jh. im westdeutschen Raum und in Berlin entstanden
waren. In Göttingen entstand um 1902 der erste Bibelkreis im Bereich
des späteren Landes Niedersachsen, der in Osnabrück 1907, der
Braunschweiger 1910 und stadthannoversche Bibelkreis entstand 1907.
Wie für die Mitglieder anderer Jugend-Vereinigungen (z. B.
Wandervogel) spielte auch für die „Bibelkreisler“ das durch
Ferienfahrten, Wanderungen, Geländeübungen und Lagerfeuerromantik
vermittelte Natur- und Gemeinschaftserlebnis eine bedeutende
Motivation ihres Handelns.
Im Sommer 1919 organisierten
sich zunächst die Leiter der einzelnen Bibelkreise in der
„Landesleitervereinigung zur Förderung von Bibelkreisen unter Schülern
höherer Lehranstalten in Niedersachsen e. V.“. Dieser Verein gab sich
Anfang 1925 die neue Bezeichnung „Landesverband der Bibelkreise für
Schüler höhere Lehranstalten in Niedersachsen e. V.“. Räumlich war der
Zuständigkeit auf die Provinz Hannover beschränkt. Durch Zuordnung der
Geschäftsstelle des Landesverbandes an das Evangelische
Landesjugendpfarramt wurde Ende 1926 die Anbindung der BK´ler an die
hannoversche Landeskirche organisiert. Zu dieser Zeit gab es in
Niedersachsen 22 Schülerbibelkreise mit ca. 360 Mitgliedern; 50
Prozent der Leiter waren Pastoren. 1931 waren es über 1000 Mitglieder
(Herfahrt S. 12, 19). Seit 1930 nannte man sich: „Evangelische
Jungenschaft, Landesverband Niedersachsen, im Bund Deutscher
Bibelkreise e.V.“. Vereinsorgan war die Zeitschrift
„Niedersachsenwacht“.
1933 begannen unter dem Druck von
Eltern und Schule Austritte. Die den Landeskirchen angeschlossene
evangelische Jugendarbeit wurde schließlich durch einen
„Eingliederungsvertrag“ in die Hitlerjugend überführt; der „Bund
Deutscher Bibelkreise“ löste sich auf. Der Verein „Evangelische
Jungenschaft, Landesverband Niedersachsen“ arbeitete inhaltlich
eingeschränkt und lediglich für Nichtjugendliche, d.h. über
18-jährige, bis zu seiner Auflösung im November 1937 weiter.
1947 wurde die „Evangelische Jungenschaft Niedersachsen“ als
Verein neu gegründet und wirkte einige Jahre durchaus erfolgreich
unter Führung der Personen, die bereits vor 1937 zu den Aktivisten
gehört hatten. Doch auf die immer häufiger artikulierte Forderung nach
einer zeitgemäßen Konzeption wurde nicht adäquat reagiert; 1979 löste
sich der Verein auf, zuletzt hatte er die Bezeichnung “Evangelische
Jugend BK Niedersachsen“.
1990 übergaben frühere
Funktionsträger des Vereins dem Landeskirchlichen Archiv die
Überlieferung der Ev. Jungenschaft in einem von ihnen selbst
festgelegten Ordnungszustand. Dieser wurde beibehalten. Der
Aktenbestand umfasst Unterlagen aus der Geschäftsführung des Verbandes
sowie aus Nachlässen und Handakten ehemaliger Mitglieder. Er betrifft
sowohl die Entwicklung des Landesverbandes als auch einzelner
Ortsgruppen (Alfeld, Bad Sachsa, Barbis, Bramsche, Braunschweig,
Bremen, Bückeburg, Celle, Clausthal-Zellerfeld, Einbeck, Goslar,
Göttingen, Hameln, Hannover, Helmstedt, Hermannsburg, Hildesheim,
Holzminden, Ilfeld, Lage, Lüneburg, Nienburg, Obernkirchen, Osnabrück,
Osterode, Rinteln, Schwarzfeld, Stade, Stadthagen, Tettenborn, Uelzen,
Verden, Wolfenbüttel).
Bestandsgeschichte: 1990
übergaben frühere Funktionsträger des Vereins dem Landeskirchlichen
Archiv die Überlieferung der Ev. Jungenschaft in einem von ihnen
selbst festgelegten Ordnungszustand. Dieser wurde beibehalten. Der
Aktenbestand umfasst Unterlagen aus der Geschäftsführung des Verbandes
sowie aus Nachlässen und Handakten ehemaliger Mitglieder. Er betrifft
sowohl die Entwicklung des Landesverbandes als auch einzelner
Ortsgruppen (Alfeld, Bad Sachsa, Barbis, Bramsche, Braunschweig,
Bremen, Bückeburg, Celle, Clausthal-Zellerfeld, Einbeck, Goslar,
Göttingen, Hameln, Hannover, Helmstedt, Hermannsburg, Hildesheim,
Holzminden, Ilfeld, Lage, Lüneburg, Nienburg, Obernkirchen, Osnabrück,
Osterode, Rinteln, Schwarzfeld, Stade, Stadthagen, Tettenborn, Uelzen,
Verden, Wolfenbüttel).
Findmittel: Findbuch,
maschinenschriftlich
- Bestandssignatur
-
E 42
- Umfang
-
3,0 lfd. M.
- Kontext
-
Landeskirchliches Archiv Hannover (Archivtektonik) >> Gliederung >> Landeskirchliches Archiv >> E - Einrichtungen der Landeskirche, Werke, Vereine
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Literatur: Rudolph Herrfahrdt: Unser Weg. Aus achtzig Jahren evangelischer Schülerarbeit in Niedersachsen im Bund Deutscher Bibelkreise (BK) - Evangelische Jungenschaft Niedersachsen. 1902-1982, Hannover 1983; Es geschah zu Pfingsten 1937. Erste Dokumentation aus dem Archiv. Hrsg. vom Freundeskreis der Alt-Bk´ler und evangelischen Jungenschaft Niedersachsen, o.O., o.J. [1986]; Wilfried Duckstein: Evangelische Jugend und Evangelische Jugendarbeit in Hannover vor dem zweiten Weltkrieg, Examensarbeit Hannover 1986; Cord Cordes: Die hannoverschen Kirchengemeinden 1965-1980. 2. Teil, in: Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 80(1982), S. 147-188; Johannes Jürgensen: Vom Jünglingsverein zur Aktionsgruppe. Kleine Geschichte der evangelischen Jugendarbeit, Gütersloh 1980.
- Bestandslaufzeit
-
1907-1989
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
01.04.2025, 13:47 MESZ
Datenpartner
Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1907-1989