Malerei

Leuchtturm an der Bretonischen Küste

Théodore Gudin, der in den dreißiger Jahren mehrfach in Berlin, sowohl in der Akademie wie auch im Kunstsalon Sachse, ausgestellt hatte, war seit 1837 Mitglied der Akademie. Der junge Menzel erwähnt ihn lobend in einem Brief vom 29. Dezember 1836 (vgl. A. Menzel, Briefe, Bd. 1, Berlin 2009, S. 89). Am 24. Januar 1845 wurde er mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnet und hielt sich wohl deshalb im Frühjahr 1845 in Berlin auf. Wie das »Kunst-Blatt« berichtete, machte er »in der vornehmen Kunstwelt Furore«. Dennoch wies »ein vermögender Kunstfreund in Potsdam« ein großes Bild zurück, das er bestellt hatte, »da es zum größten Theil aus einem Nebel besteht« (Kunst-Blatt, Beilage des Morgenblatts für gebildete Stände, 27. Jg., 1846, H. 3, S. 11). Daß Gudin auch auf kontinentalen Reisen unverdrossen seine Meeresmotive wiederholte, unterstreicht den Anteil der Spezialisten-Routine an seiner Arbeit. Als das Bild »Leuchtturm an der Bretonischen Küste« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. W.S. 62) in Berlin bekannt wurde, nannte man es ›die Laterna magica‹. Der Leuchtturm, dessen Wirkung mit diesem Beinamen beschrieben wird, ragt unerschüttert aber nutzlos über der stürmischen See, die sein rötliches Licht zurückwirft, und den Überresten des zerschellten Schiffes, dessen Insassen sich retten konnten. Der Schiffbruch ist eines der bevorzugten Bildthemen der Romantik. Ein »gestrandetes Schiff« stellte Gudin im Juni desselben Jahres 1845 bei der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag aus (Kunst-Blatt, Beilage des Morgenblatts für gebildete Stände, 26. Jg., 1845, H. 52, S. 216). Der im Vergleich mit dem düster-dumpfen Gegenstück deutlich freiere Vortrag in Gudins »Schleichhändler-Felouke vor der Küste von Biskaya« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. W.S. 63), die lebhaftere und frischere, französisch geprägte Farbigkeit sind auch inhaltlich begründet. Das Bild, wie der Maler an Wagener schrieb, »stellt die Abfahrt des Schiffes dar, das auf dem Pendant ›Leuchtturm‹ vor der Küste zerschellt ist. Hier ist alles Licht, Hoffnung und Freude, in dem anderen ist alles Trauer« (Brief von Gudin an Wagener vom 4.4.1845, SMB-ZA, IV/NL Wagener, Künstlerbriefe, im Original französisch). | Claude Keisch

Vorderseite | Fotograf*in: Andres Kilger

Public Domain Mark 1.0 Universell

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Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
W.S. 62
Maße
Höhe x Breite: 38,2 x 33 cm
Rahmenmaß: 61 x 55 x 6 cm
Material/Technik
Öl auf Leinwand

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1861 Vermächtnis des Bankiers Joachim Heinrich Wilhelm Wagener als Gründungssammlung der Nationalgalerie
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1845

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

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Objekttyp

  • Malerei

Beteiligte

Entstanden

  • 1845

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