Bestand

Asperg, Festung und Kellerei (Bestand)


Inhalt und Bewertung
Akten über die Verwaltung der Festung und des Ortes.

1. Geschichte von Festung und Kellerei Asperg: Der Asperg, im 6. Jahrhundert erstmals schriftlich erwähnt, wurde schon in vor- und frühgeschichtlicher Zeit als Fliehburg und Fürstensitz genutzt. In fränkischer Zeit erlangte der Asperg als Herrensitz und Gerichtsstätte zunehmend an Bedeutung. Im Jahr 1181 werden die Pfalzgrafen von Tübingen als Besitzer von Burg und Berg genannt, wobei sich eine Seitenlinie der Pfalzgrafen seit 1228 "Grafen von Asperg" nannte. Unter deren Herrschaft erfolgte zudem die Gründung des ebenfalls auf der Höhe liegenden gleichnamigen Dörfchens, welches mitsamt der Burg 1308 an die Grafen von Württemberg verkauft wurde. Nach der Zerstörung 1312 infolge des Reichskriegs zwischen Eberhard I., Graf von Württemberg, und König Heinrich VII., wurde nicht nur die Ortschaft wiederaufgebaut, sondern auch die Befestigungsanlagen der Burg wiederhergestellt und verstärkt. In der Folgezeit erhielt die Siedlung u. a. mit zwei Freiheitsbriefen 1450 und 1493 besondere Rechte und Freiheiten. 1510 erfolgte durch die Verleihung des Tübinger Stadtrechts von 1493 durch Herzog Ulrich von Württemberg die offizielle Stadterhebung der im Spätmittelalter stark gewachsenen und ausgebauten Siedlung. 1519 erlebte die Burg Hohenasperg aufgrund von Herzog Ulrichs Angriff auf die Reichsstadt Reutlingen die Belagerung und schließlich Eroberung durch den Schwäbischen Bund. Zwar wurden in der Folge während der österreichischen Statthalterschaft im Herzogtum Württemberg (1519-1534) kleinere Baumaßnahmen an der Burg vorgenommen, jedoch erst ab Herzog Ulrichs Rückkehr im Jahr 1534 erfolgte ein umfassender Ausbau des Hohenaspergs zur frühneuzeitlichen Festung, der bis 1546 weitestgehend fertiggestellt war. Als eine der sieben württembergischen Landesfestungen zählte die Befestigung Hohenaspergs, mit Wall, Graben, Mauern und mächtigen Rundbastionen versehen, hinter der Stadtfestung Schorndorf und mit dem Schloss Hohentübingen mit Gesamtkosten von 110.000 fl. zu einem der teuersten Bauprojekte des württembergischen Herzogs. Als Baumeister wirkte dabei maßgeblich der von Philipp von Hessen empfohlene Baumeister Heinz von Lutter. Um Platz für den großflächigen Ausbau des Höhenplateaus zur erhalten, begann man schon in den 1520er Jahren mit der Verlegung Aspergs an den Fuß des Berges, wo sie zusammen mit dem Dorf Weihenburg die Stadt "Unterasperg" bildete. Zwar bewahrte sich die Stadt bis 1714 die Stadtgerechtigkeit und war bis 1715/35 Amtssitz des Oberamtes Asperg, im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts jedoch verlor Unterasperg zunehmend ihren Stadtcharakter und sank - ab 1781 dem Oberamt Ludwigsburg zugewiesen - zunehmend zur dörflichen Ansiedlung herab. Das im Jahr 1875 zurückerhaltene Stadtrecht änderte daran wenig.

Der Niedergang der Stadt Asperg ist auf den zunehmenden Ausbau der Festung Hohenasperg im 16. und 17. Jahrhundert und ihrer damit zukommenden Bedeutung zurückzuführen. Als einer der zentralen Rückzugs- und Verteidigungsstandorte im Herzogtum beherrschte die Landesfestung ihre Umgebung in militärischer und wirtschaftlicher Hinsicht und wurde durch die Errichtung eines "Landschlosses" zeitweise als herzoglicher Aufenthaltsort genutzt. Nach der Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg gegen Kaiser Karl V., in dem auch der zum neuen Glauben übergetretene Herzog Ulrich beteiligt gewesen war, wurde der Hohenasperg von 1547 bis 1553 durch spanische Truppen besetzt. Unter Herzog Christoph, dem Sohn Ulrichs, erfolgten zwischen den Jahren 1553 und 1568 für 40.000 fl. weitere Festungsausbauten, die maßgeblich durch die erfahrenen Baumeister Aberlin Tretsch, Wilhelm von Janowitz und des schon in Ingolstadt tätig gewesenen Zeug-, Büchsen- und Baumeisters Georg Stern durchgeführt wurden. Zu den in dieser Zeit entstandenen Neuerungen zählten mehrere Gebäude wie die Kellerei, die Kanzlei und das Zeughaus, die Kasematten unter dem Wall an der Westseite sowie vermutlich die stumpfwinkeligen Bastionen auf der Südost- und Nordostseite, die noch heute das Bild der Festung prägen. Im 30-jährigen Krieg trotzte die Festung nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 einer 10-monatigen Belagerung durch die kaiserlichen Truppen. In den Jahren 1688 und 1693 zerstörten französische Soldaten die Festung teilweise. Danach erfolgte eine Instandsetzung und Erweiterung der Anlage, die den weiteren Ausbau der Wälle mit Kasematten, den Graben und den Glacis sowie mächtige Außenwerke mit Eingangsportal, umfasste. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Festung zum Garnisonsstandort und Staatsgefängnis. Zum sogenannten "Demokratenbuckel" umgebaut, wurden auf dem Hohenasperg vor allem politische Gegner inhaftiert. Zu nennen sind hier u. a. der Geheime Finanzrat Herzog Karl Alexanders, Joseph Süß Oppenheimer (1737-1738), der Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart (1777-1787), der Wirtschaftstheoretiker Friedrich List (1824-1825), verschiedene Revolutionäre des Jahres 1848 sowie der württembergische Staatspräsident Eugen Bolz 1933. Im Jahr 1943 wurde der Hohenasperg als Tbc-Krankenhaus genutzt, diente der amerikanischen Besatzung 1946/47 als Internierungslager und war ab 1949 das Zentralkrankenhaus der württembergischen und badischen Strafanstalten. Seit 1963 ist auf der Festung das Justizvollzugkrankenhaus untergebracht.

2. Geschichte und Verzeichnung des Bestandes: Der vorliegende Bestand Festung und Kellerei Asperg nimmt in der Serie der topographischen Auslesebestände eine Sonderstellung ein. Er beinhaltet sowohl in Stuttgart entstandenes Schriftgut zentralbehördlicher Provenienzen als auch auf dem Hohenasperg selbst entstandene Akten der Kellerei und des Festungskommandos. Es handelt sich also um einen Mischbestand, der sich in einer Art Zwitterstellung zwischen altwürttembergischem Membrum und topographischem Auslesebestand befindet. Die Unterlagen setzen im Jahr 1516 mit der Verpflichtungserklärung des Junkers Hans Lienhart von Reischach für seine Ernennung zum Burgvogt von Hohenasperg ein. Inhaltliche Schwerpunkte liegen dabei zum einen auf der Verwaltung der für die Festung benötigten Mittel wie Hausrat, Munition und Geschütze durch den Burgvogt und zum anderen auf der Beziehung der Festung mit dem Dorf Unterasperg und seinen Bewohnern. Der Großteil des Bestandes fällt zeitlich dabei auf das 16. und die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts. Besonders herausstechend sind dabei Berichte die sich auf den Festungsausbau unter Herzog Christoph in den 1550er und 1560er Jahren beziehen. Neben Schreiben und kolorierten Skizzen des bereits an der Befestigung Ingolstadts beteiligten Zeug-, Büchsen- und Baumeisters Georg Stern, sind zahlreiche Berichte des Baumeisters und Hauptmanns Wilhelm von Janowitz, ebenfalls zum Ausbau einzelner Festungselemente im vorliegenden Bestand vorhanden. Der ursprüngliche Bestand reicht zeitlich bis 1714. Angereichert wurde der Bestand außerdem mit den 1880 eingefügten Dokumenten um die Verhaftung des Dichters Christian Friedrich Daniel Schubart, der 1777 verhaftet wurde und daraufhin 10 Jahre auf dem Hohenasperg inhaftiert war. Das von W. F. L. Scheffer 1796 angefertigte handschriftliche Repertorium wurde von Lea Beck und Tobias Bidlingmaier im März 2019 in die Datenbank ScopeArchiv eingegeben. Die Titelaufnahmen wurden dabei weitgehend beibehalten. Geringfügige sprachliche Anpassungen wurden von der Unterzeichneten im Rahmen der Endredaktion vorgenommen. Orts- und Personenindex wurden unter Verwendung von Normdaten neu angelegt. Der Bestand umfasst 15 Urkunden und 17 Büschel. Da der Bestand oftmals aus Sammelakten mit verschiedenen Betreffen besteht, wurden bereits von W. F. L. Scheffer zahlreiche Unterstufen gebildet, die nun nach ISAD (G) formiert wurden, so dass der Bestand insgesamt 78 Verzeichnungseinheiten umfasst. Er belegt 0,70 lfd. m Regalfläche. Stuttgart, im März 2019 Lea Beck

3. Literatur: Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, Bd. III, Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar, hg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Stuttgart 1978. Maurer, Hans-Martin: Die landesherrliche Burg in Wirtemberg im 15. und 16. Jahrhundert. Studien zu den landesherrlich-eigenen Burgen, Schlösser und Festungen (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1), Stuttgart 1958. Sauer, Paul: Der Hohenasperg. Fürstensitz - Höhenburg - Bollwerk der Landesverteidigung, Leinfelden-Echterdingen 2004. https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/876/Asperg (letzter Zugriff: 14.03.2019)

4. Korrespondierende Bestände: Weitere Unterlagen über den Hohenasperg und den Ort Asperg finden sich u. a. in folgenden Beständen: A 14 a Kabinett: Militärangelegenheiten A 30 b Württembergische Kommandobehörden A 32 Kriegsrechnungen A 206 Oberrat: Ältere Ämterakten A 213 Oberrat: Jüngere Ämterakten A 281 Kirchenvisitationsakten A 302 Weltliche Ämterrechnungen E 31 Geheimer Rat E 270 a Geheime Kriegskanzlei E 270 c Generaladjutant von Dillen E 271 c Kriegsministerium E 271 e Kriegsdepartement, Kriegsratskollegium/1. (Administrations-)Sektion/Kriegsrat E 285 Gouvernements, Kommandanturen E 288 Kommandobehörden der Infanterie E 296 a Landwehrformationen E 298 Militärische Rechnungen M 17/1 Intendantur XIII. Armeekorps M 22 Evangelische Feldpropstei M 703 Militärhistorische Bildersammlung N 200 Pläne und Zeichnungen betreffend Altwürttemberg aus der Zeit bis 1806 R 20/003 17 Realschule Besigheim (mit Dokumentationen über den Hohenasperg)

5. Festungskommandanten/-hauptmänner: 1515-1516 Hans Leonard von Reischach 1522-1528 Sebastian Emhart 1529-1534 Hans Dietrich Speth von Schülzburg 1536-1540 Hans Thüring 1540-1547 Laux von Horb 1546 Hans Eckle 1551 Erasmus Fesel (Fasel) 1553-1562 Wilhelm von Janowitz 1562-1564/65 Balthasar Eiselin (Yselin) 1576 Johannes Jakob Ha(a)n 1580-1585 Hans Hemminger d. J. 1585-1590 Marx Hecker (Hacker, Hieckher) 1593 Jakob Bleifuß 1591-1594 Hans Wilhelm Vohl von Wildnau 1595-1596 Johannes König (Künig, Kynig) 1598-1605 Jakob Bleifuß 1605-1607 Georg Bühler (Biller) 1613-1616 Stephan Steinlin (Stainlin) 1616-1632 Melchior Ratgeb (Rottgeb) 1632-1634 Kaspar Eckstein 1649 Johannes Hermann von Kessel 1650-1668 Georg Wilhelm Kleinsträttel (Kleisdrötel) 1668-1674 Andreas Hailenmann 1674-1681 Thomas Hof(f) 1681-1688 Johannes Schappart (Schappert) 1688-1689 Friedrich Heinrich Keller

Abkürzungsverzeichnis:
Bd. Band
betr. betreffend
Bm. Bürgermeister
Bü Büschel
d. Ä. der Ältere
Fasz. Faszikel
fl. Gulden
h Heller
hg. Herausgegeben
kr. Kreuzer
lb. Pfund
LB Landkreis Ludwigsburg
lfd. m laufende Meter
o. D. ohne Datum
PF Stadtkreis Pforzheim, Enzkreis
Qu. Quadrangel
Schr. Schriftstück(e)
ß Schilling
U Urkunde
u. a. unter anderem, und andere

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 313
Umfang
15 Urkunden, 17 Büschel (0,70 lfd. m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Topographische Auslesebestände und Bezirksbehörden >> Oberämter, Kellereien und Geistliche Verwaltungen >> Altensteig - Güglingen

Bestandslaufzeit
1519-1805

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1519-1805

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