Bestand

A Rep. 020-40 Königstädtische Oberrealschule / Blücher-Schule (Bestand)

Vorwort: A Rep. 020-40 Königstädtische Oberrealschule / Blücher-Schule

1. Schulgeschichte

Am 21. Dezember 1905 beschloss der Magistrat der Stadt Berlin die Gründung der 3. Oberrealschule. Sie wurde am 23. April 1906 unter der Leitung des Rektors Prof. Paul Mellmann provisorisch im Gebäude der 55. Gemeindeschule, im Hause Choriner Straße 74 eröffnet. Die Schülerzahl betrug anfangs 105 Schüler. Alle halbe Jahre wurden neue Klassen aufgenommen. Die erste Schlussprüfung an dieser Schule, zu der sich neun Untersekundaner meldeten, fand vom 07. bis 09. September 1909 statt. Durch Erlass des Preußischen Kultusministers vom 26. September 1909 wurde diese Schule in das Verzeichnis der militärberechtigten Anstalten aufgenommen.
Zu Michaelis 1910 wurde der Lateinunterricht in den obersten drei Klassen eingeführt. Der Besuch dieses Unterrichtes war freiwillig. An diesem Unterricht nahmen die größte Zahl der Obersekundaner und am Ende auch die Primaner teil. Die Kosten wurden vom Magistrat übernommen.
Auf Antrag des Berliner Magistrats vom 13. Mai 1910 genehmigte der Preußische Kultusminister am 22. Juni 1910 die Umbenennung der 3. Oberrealschule in Königstädtische Oberrealschule.
Michaelis desselben Jahres zog die Schule in das neu vom Stadtbaurat Ludwig Hoffmann erbaute Schulgebäude Pasteurstraße 44/46 ein. Der Einzug fand am 1. Oktober 1910 mit 14 Klassen und 546 Schülern statt. Am 27. April 1911 wurde die Schule im neuen Schulgebäude endlich offiziell eingeweiht.
Diese Schule gewann häufig Preise bei Wettbewerben der Berliner Schulen, so waren es z.B. der Bismarck-Schild bei den Bismarckspielen und der erste Preis beim Kaiserrudern. Alle vier Wochen brachten die Schüler der oberen Klassen eine Schülerzeitung heraus. Im Sommer gab es gemeinschaftliche Wanderungen und im Winter gab es ein Weihnachtsfest.
Die erste Reifeprüfung wurde vom 4. bis 6. September 1912 für 17 Oberprimaner durchgeführt, die von diesen bestanden wurde. Am 16. September 1912 wurde diese Schule aufgrund der hervorragenden Prüfungsergebnisse vom Preußischen Kultusminister als Vollanstalt anerkannt. Mit dem Weltkrieg 1914-1918 kam es durch Notexamina und Beurlaubungen der Schüler zum Zweck des vaterländischen Hilfsdienstes zu Einschränkungen. Sechs Lehrer und 154 Schüler kehrten vom Schlachtfeld nicht wieder zurück. 1920 wurde eine Gedenktafel für diese Schüler und Lehrer enthüllt.

Ostern 1921 zählte die Schule 850 Schüler. Ebenfalls zu Ostern 1921 Prof. Mellmann wurde mit Erreichung der Altersgrenze pensioniert und Prof. Junack übernahm die Schulleitung.
Seit dem Jahre 1922 besaß die Schule einen Gartenbau. Der Gartenbau mit 60 Parzellen zu je 40 m2 wurde vom Bezirksamt zur Verfügung gestellt und befand hinter dem Bahnhof Weißensee.
Zu Ostern 1924 berief der Magistrat den Oberschulrat Dr. Lamla in das Amt des Schulleiters, was er bis zu Ostern 1927 ausübte. Nach einer erneuten Vertretung der Schulgeschäfte durch Prof. Junack übernahm zu Ostern 1928 Dr. Hennigsen die Schulleitung.

Mit der Neugestaltung des höheren deutschen Schulwesens durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938 erfolgte die Umbenennung des Königstädtische Oberrealschule in Blücher-Schule. Hintergrund war der Versuch, eine Vereinheitlichung der verschiedenen deutschen Schulformen vorzunehmen, wobei die Oberschule zukünftig die Regelform darstellen sollte. Per Definition handelte es sich bei der "Blücher-Schule" um eine Oberschule für Jungen.
Die Schule zog in das Gebäude Prenzlauer Allee 44/46. An der Schule wurden z.B. die Fächer Englisch, Mathematik, Französisch und Physik unterrichtet.

Im September 1945 wurde im Schulgebäude der Pasteurstraße 44/46 eine Knabenschule eröffnet, die am 24. Juli 1947 den Namen "Pasteur-Schule (Knaben-Oberschule)" erhielt.
1951 wurde die Pasteur-Oberschule mit der Käthe-Kollwitz-Oberschule zusammengelegt, die vereinte Schule trug den Namen "Käthe-Kollwitz-Oberschule".
1975 zog die "Käthe-Kollwitz-Oberschule" in das Schulgebäude in der John-Schehr-Straße 38, die neu gegründete 37. Oberschule und die Volkshochschule Berlin-Prenzlauer Berg zogen nun in das Schulgebäude in der Pasteurstraße.
Die 37. Oberschule erhielt am 31. Oktober 1977 den Namen "Bruno und Maria Stein-Schule"

Im Zuge der Umstrukturierung des Schulwesens im Ostteil der Stadt Berlin wurde am 22. August 1991 das Schulgebäude mit Beginn des Schuljahres 1991/92 von mehreren Einrichtungen genutzt (Abendgymnasium, Filiale des Oberstufenzentrums Handel). 1991 wurde in der Rudi-Arndt-Straße 18 wird das 1. Gymnasium Prenzlauer Berg eröffnet, das 1992 den Namen "Pasteur-Oberschule" erhielt.
Im Juni 1994 bezog die Pasteur-Oberschule das Gebäude in der Pasteurstraße 7-11.

Die Akten wurden dem Stadtarchiv Berlin in den 1970er Jahren übergeben.


2. Bestandsgeschichte

Der Bestand umfasst 103 Akteneinheiten (3,00 lfm) mit der Laufzeit 1906 bis 1950 (1966).
Er beinhaltet v.a. Akten zu den Reifeprüfungen und Zeugnisse. Einige Akten zu den Abgängen der Schüler mit dem Verzeichnis der abgegangenen und die Jahresberichte aus den Jahren 1906 bis 1915 runden den Bestand ab.

Dieser Bestand wurde im Rahmen eines Praktikums mit der Archivsoftware AUGIAS Archiv 8.1. verzeichnet und ist nun über die Findmittel Datenbank und Findbuch zugänglich.

Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs.

Die Akten werden wie folgt zitiert: LAB A Rep. 020-40, Nr. …


3. Korrespondierende Bestände

A Pr.Br.Rep. 030-05-02 Polizeipräsidium Berlin, Theaterzensur (neu)
A Rep. 000-02-01 Stadtverordnetenversammlung zu Berlin
C Rep. 105 Magistrat von Berlin, Abteilung Finanzen.


4. Literatur- und Quellenverzeichnis

Jubiläumsschrift zum 25jährigen Bestehen der Königstädtischen Oberrealschule zu Berlin 1906 - 1931.- Berlin 1931




Berlin, Juli 2009 Claudia Gollnick / Kerstin Bötticher

Fußnote
1910 wurde nach den Plänen des Architekten Ludwig Hoffmann das Schulgebäude erbaut. Das Straßenbild der Pasteurstraße ist stark von den beiden gegenüberliegenden, in die umgebende Blockbebauung eingepassten, im typischen "Ludwig-Hoffmann-Stil" erbauten Schulgebäuden geprägt. Das von den zwei Torhäusern flankierte ursprüngliche Lehrerwohnhaus zwischen den Schultrakten dient noch heute ausschließlich Wohnzwecken. Die Schulanlage bildet im Block einen geschlossenen, annähernd quadratischen Schulhof mit wohlproportionierten, sparsam gegliederten roten Klinkerfassaden und einer mächtigen Dachlandschaft. Die derzeitige, mit einer Wiese, einigen Bäumen und einem Feuchtbiotop aufgelockerte Hofgestaltung verrät nichts mehr von dem ursprünglichen, von Ludwig Hoffmann geplanten, symmetrisch angelegten Schulhof. Zu den Brandwänden der benachbarten Wohngrundstücke schließt die Bebauung mit langen schmalen Lichthöfen ab, welche die großzügigen Flure der einhüftigen Schulanlage belichtet. Trotz der engen Raumschluchten haben die Lichthöfe durchaus ihren Reiz und werden zur Zeit neu gestaltet.
Die Dachdeckung wurde komplett erneuert, jedoch verzichtete man leider auf die Wiederherstellung der schön geschwungenen Gauben. Die Aula wurde in ihrem ursprünglichen Format erhalten, jedoch wurde auf den Wiedereinbau einer Orgel verzichtet. Bei den Umbauten vergrößerte man die Eingänge, da sie im Ursprünglichen nicht den heutigen Sicherheitsstandards entsprachen. Vom Umbau ausgeschlossen wurden der Pendelraum und die darüber liegende Turm-Terrasse, welche eine schöne Aussicht über das Quartier bietet. Quelle: www.pasteur-gymnasium.de
Fußnote: Die Königsstadt (auch Königsviertel, Königsvorstadt, Georgenvorstadt) war ein historischer Stadtteil von Berlin, der in den heutigen Ortsteilen Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain aufgegangen ist.
Die Königsstadt entstand vor dem alten Königstor (bis 1701 Georgentor, noch früher Oderberger Tor) der mittelalterlichen Berliner Stadtmauer bzw. der Memhardt'schen Festungsanlage aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Sie war ursprünglich als Georgenvorstadt bekannt und hatte sich um das dort gelegene, 1272 erstmals urkundlich erwähnte Georgenhospital gebildet. Als mittlere und kleinste der drei Vorstädte des mittelalterlichen Berlins lag sie südöstlich der Spandauer Vorstadt und nordwestlich der Straluer Vorstadt.
Die Bezeichnungen "Königsstadt" bzw. "Königstor" wurden gebräuchlich, nachdem der erste preußische König Friedrich I. nach seiner Krönung in Königsberg 1701 durch Vorstadt und Tor in seine Residenz eingezogen war.
Aufgrund der schweren Schäden im ZweitenWeltkrieg, des anschließend teils neuen Zuschnitts der Straßen und der starken Bebauung mit moderner Architektur, die nicht den traditionellen Berliner Blockstrukturen folgt, ist die einstige städtebauliche Einheit des historischen Kerns der Königsstadt nordöstlich des Alexanderplatzes heute nicht mehr zu erkennen. Die Bezeichnung "Königsstadt" bzw. "Königsviertel" ist aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verschwunden.
Fußnote: Gebhard Leberecht von Blücher, Fürst von Wahlstatt (* 16. Dezember 1742 in Rostock; † 12. September 1819 in Krieblowitz, Schlesien), war preußischer Generalfeldmarschall und hat sich in bedeutenden Schlachten hervorgetan. Seiner offensiven Truppenführung verdankte er den populären Beinamen Marschall Vorwärts.
Fußnote: Louis Pasteur (* 27.Dezember 1822 in Dole im Departement Jura; † 28. September 1895 in Villeneuve-L'Etang bei Paris) war ein französischer Wissenschaftler und Pionier auf dem Gebiet der Mikrobiologie.

Bestandssignatur
A Rep. 020-40

Kontext
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 2 Magistrat der Stadt Berlin >> A 2.4 Nachgeordnete städtische Behörden und Einrichtungen >> A Rep. 020-03 bis A Rep. 020-ff Städtische Schulen
Verwandte Bestände und Literatur
Verwandte Verzeichnungseinheiten: A Rep. 000-02-01 Stadtverordnetenversammlung zu Berlin
C Rep. 105 Magistrat von Berlin, Abteilung Finanzen.

Bestandslaufzeit
1906 - 1945 (1950, 1966)

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Letzte Aktualisierung
28.02.2025, 14:13 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1906 - 1945 (1950, 1966)

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