Bestand

A Rep. 020-16 Siemens-Oberrealschule / Siemens-Schule (Bestand)

Vorwort: A Rep. 020-16 Siemens-Oberrealschule / Siemens-Schule

1. Schulgeschichte

1786 wurde in der damaligen Charlottenburger Kirchstraße eine Schulanstalt mit drei Klassen und 250 Schülern eingerichtet. 1825 führte der Superindendant Mann eine Schulvisitation in Charlottenburg durch und erarbeitete in einer Denkschrift die notwendige Einrichtung dreier Schulen (Armenschule, Elementar-Bürgerschule und höhere Bürgerschule) heraus. Im Januar 1827 wurden diese Schulen sowohl von der Stadtverordnetenversammlung als auch der Regierung genehmigt. 1830 wurde das Gebäude in der Wilmersdorfer Straße zu einem Schulhaus umgebaut und 1843 die Bürgerschule in eine sechsklassige Anstalt umgewandelt. 1873 entstand die Mittelschule, die aus Schülern der Bürgerknabenschule gebildet wurde. Daraus entstand später das Realprogymnasium bzw. das Schiller-Realgymnasium. Die übrigen Schüler wurden mit der vierklassigen mittleren Bürgerschule zu einer sechsklassigen Volksschule zusammengefasst. 1875 nannte sie sich Bürgerknabenschule. Die Schülerzahlen stiegen, so dass Ostern 1880 eine siebente Klasse eingerichtet werden musste, die bereits Ostern 1882 geteilt wurde. Ostern 1883 bezog man das neue Schulhaus in der Schloßstraße 2, aber bereits Ostern 1886 wieder in das Gebäude Wilmersdorfer Straße zurückzog. 1887 übernahm Dr. Gropp das Rektorat der Anstalt, das er bis zum Erreichen der Altersgrenze 1919 inne hatte. Bereits 1888 beschlossen die städtischen Behörden die Bürgerknabenschule in eine höhere Bürgerschule mit Vorklassen umzuwandeln. Erst zu Ostern 1890 wurde die Charlottenburger Bürger-Knabenschule als eine in der Entwicklung begriffene "Höhere Bürgerschule" mit vier Klassen und drei Vorklassen mit 529 Schülern eröffnet. Am 12. Oktober 1891 ist sie aus der Wilmersdorfer Straße/Brauhofstraße in die Schloßstraße 27 verlegt worden. Im Juni 1892 erfolgte die Anerkennung als Realschule und wurde zu Ostern 1896 als "Oberrealschule I" erweitert. Im Februar 1897 besuchten 791 Schüler die Anstalt. Ostern 1901 wurde an der Anstalt ein vom Provinzialschulkollegium ein pädagogisches Seminar zur praktischen Ausbildung der Kandidaten für das höhere Lehramt überwiesen, welches bis 1927 existierte. Durch Ministerialgenehmigung vom 27. Juni 1910 erhielt die Anstalt den Namen "Siemens-Oberrealschule".
1910 führte die Anstalt einen Schülerbestand von 1020 Schülern, wovon 690 die Oberrealschule und 330 die Vorschule besuchten.
Im 1. Weltkrieg wurden zahlreiche Lehrer und Schüler zum Militärdienst berufen, während sich die übrigen Lehrkräfte und Schüler sich am Heimatdienst, den zahlreichen Metall- und sonstigen Geldsammlungen und Kulturveranstaltungen und Lazaretten beteiligten. 1915 wurde in einem schlichten Festakt das 25jährige Jubiläum der Anstalt gefeiert.
Im Winterhalbjahr 1918 musste die Schule für das Freikorps Tüllmann geräumt werden. Zahlreiche Beschädigungen am Gebäude und Inventar waren die Folge. Im Sommer 1919 konnte die Schule endlich wieder in ihrem eigenen Schulgebäude den Schulunterricht absolvieren. Am 1. Oktober 1919 übernahm Dr. Knuth das Rektorat der Schule, das er bis Ende März 1935 inne hatte. Ab dem 1. April 1925 wurde der Siemens-Oberrealschule ein Reform-Realgymnasium angegliedert. Die Schülerzahlen stiegen weiterhin an, 1928 waren es 27 Klassen mit 914 Schülern und 40 Lehrern. Im April 1937 übernahm Dr. Burkowitz die Leitung der Schule.
Mit der Neugestaltung des höheren deutschen Schulwesens durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938 erfolgte die Umbenennung der Siemens-Oberrealschule in Siemens-Schule. Hintergrund war der Versuch, eine Vereinheitlichung der verschiedenen deutschen Schulformen vorzunehmen, wobei die Oberschule zukünftig die Regelform darstellen sollte. Per Definition handelte es sich bei der "Siemens-Schule" um eine Oberschule für Jungen.
Seit dem 11. September 1939 benutzte die Siemens-Schule das Schulgebäude der Moltke-Schule (Schillerstraße 125/127) mit, da ihr Schulhaus in der Schloßstraße 27 durch die Hilfspolizei belegt wurde. Oberstudienrat Dr. Brüggemann übernahm die Schulleitung. 1940 feierte die Siemens-Schule das 50jährige Bestehen der Anstalt. Die Firma Siemens und Halske und die Siemens-Schuckert-Werke spendeten aus diesem Anlass der Schule 1000 RM zur Beschaffung von naturwissenschaftlichen Apparaten. 1940 gab es 19 Klassen mit 562 Schülern und 23 Lehrern, während 1942 die Zahlen sanken auf 17 Klassen mit 470 Schülern. 1944 wurden zahlreiche Reifeprüfungen im Kinderlandverschickungslager Kloster Seelau durchgeführt.
1945 existierte die Anstalt nur noch als Vereinigte Clausewitz-Moltke-Siemens-Schule im Gebäude der Schiller-Schule in der Schillerstraße 127 und wurde als eigene Schule nicht mehr reaktiviert, da das Schulgebäude in der Schloßstraße 27 stark zerstört war und in den weitere Jahren abgeräumt wurde. Heute befindet sich auf dem Gelände ein Seniorenwohnheim.

Die Schulakten wurden im Jahr 2000 als Zugang 5517 dem Landesarchiv Berlin vom BIL (Gutachterstelle für deutsches Schul- und Studienwesen im Berliner Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung und Schulentwicklung früher Pädagogisches Zentrum) übergeben.


2. Bestandsgeschichte

Der Bestand umfasst 194 Akten (2,55 lfm) mit der Laufzeit 1888 - 1945. Der Bestand beinhaltet Akten der Schulleitung und Schriftwechsel zu Lehrerpersonalangelegenheiten. Darüber hinaus sind Akten zu den Reifeprüfungen und Zeugnisse (Abgangszeugnisse, Luftwaffenhelferzeugnisse und Reifezeugnisse) überliefert. Einige Akten zur Schulchronik und zur 50-Jahrfeier der Siemensoberrealschule runden den Bestand ab.

Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs.

Der Bestand wird wie folgt zitiert: Landesarchiv Berlin, A Rep. 020-16 Nr. ... .

3. Korrespondierende Bestände

A Rep. 020-01 Magistrat der Stadt Berlin, Schuldeputation/Hauptschulamt
B Rep. 042 - Amtsgericht Charlottenburg Nr. 27454: Verein ehemaliger Schüler der Siemens-Oberrealschule zu Charlottenburg (1921 - 1956)
B Rep. 207 Bezirksamt Charlottenburg von Berlin

4. Literatur- und Quellenverzeichnis

Schulordnung für die Siemens-Oberrealschule zu Charlottenburg vom 03.02.1913 - Boll (1913).

Verwaltungsbericht der Stadt Berlin 1924-1927, Heft 15 Verwaltungsbezirk Charlottenburg.- Berlin 1930.



Berlin, Juni 2013 Stephan Neitmann und Kerstin Bötticher


Fußnote
Werner von Siemens
Ernst Werner Siemens, ab 1888 von Siemens, (* 13. Dezember 1816 in Lenthe, heute Gehrden; † 6. Dezember 1892 in Berlin) war ein deutscher Erfinder, Begründer der Elektrotechnik und Industrieller. Er gründete zusammen mit Johann Georg Halske am 12. Oktober 1847 die „Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske“ (die heutige Siemens AG). Das Unternehmen entwickelte sich innerhalb weniger Jahrzehnte von einer kleinen Werkstatt, die neben Telegraphen vor allem Eisenbahnläutwerke, Drahtisolierungen und Wassermesser herstellte, zu einem der weltweit größten Elektrounternehmen. Heute beschäftigt Siemens mehr als 400.000 Mitarbeiter und ist in über 190 Ländern präsent. Das Geschäftsvolumen beträgt jährlich etwa 80 Milliarden Euro.

Bestandssignatur
A Rep. 020-16

Kontext
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 2 Magistrat der Stadt Berlin >> A 2.4 Nachgeordnete städtische Behörden und Einrichtungen >> A Rep. 020-03 bis A Rep. 020-ff Städtische Schulen
Verwandte Bestände und Literatur
Verwandte Verzeichnungseinheiten: LAB A Rep. 020-01 Magistrat der Stadt Berlin, Schuldeputation/Hauptschulamt

Bestandslaufzeit
1888 - 1945

Weitere Objektseiten
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Letzte Aktualisierung
28.02.2025, 14:13 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1888 - 1945

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