Bestand

Kloster Beuron: Urkunden, Akten und Amtsbücher (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Vorbericht:
Die Abteilung "Klosterherrschaft Beuron" gehört in geschichtlicher Beziehung zu den interessantesten des fürstl[ich] hohenz[ollerischen] Domänen-Archivs. Sie birgt nicht nur ein reichhaltiges Material - wiewohl dasselbe immerhin nur ein Bruchteil sämtlicher acta Beuronis sein dürfte - sondern es haben auch einzelne Bestandteile derselben hohen Wert. An erster Stelle steht die Urkunde des Königs Lothars III. vom 28.03.1131 (der zwei Jahre später Kaiser wurde), welche in der Gelehrtenwelt Ruf erworben hat und dem fürstl[ich] hohenz[ollerischen] Archiv zur Zierde gereicht. Diesem archivalischen Platz schließen sich viele päpstliche Urkunden an, beginnend mit der ältesten, dem Bestätigungs- und Freiheitsbrief des Papstes Urban II. vom Jahre 1097. Höchstwahrscheinlich ist diese Urkunde überhaupt die erste päpstliche für das Kloster Beuron. Der Papst spricht nämlich nicht von irgendeiner Urkunde, die von einem seiner, in die Geschichte des Klosters Beuron der Zeit nach fallenden Vorgänger, gegeben worden wäre. Auch eine in derselben Abteilung verhandene sehr ausführliche Klosterchronik in lateinischer Sprache stellt nicht einmal Vermutungen auf über eine frühere päpstliche Urkunde. Bei der Reichhaltigkeit des Materials der Abteilung "Klosterherrschaft Beuron" (sie umfaßt nicht weniger als 1204 Nummern, worunter drei große Urkundenkopialbücher und mehrere Chroniken [sind]) ist es eher erklärlich, dass dieselbe auch sonst vielen Stoff in sprachlicher, kulturhistorischer und lokalgeschichtlicher Beziehung enthält.
Das auf der rechten Seite der Donau, sieben Stunden von Sigmaringen und drei Stunden von Meßkirch, inmitten eines weiten Talkessels gelegene Kloster Beuron, soll nicht das erste seines Namens sein. Wiewohl über dieses, in den Chroniken Altbeuron genannte Kloster, durchaus keine zuverlässigen urkundlichen Belege existieren, wenigstens unbekannt sind, so musste der Überlieferung bezüglich dieser angeblichen Stiftung doch hier Erwähnung geschehen, weil in der Abteilung "Klosterherrschaft Beuron" eine sogenannte "Copia antiquissima confirmationis primae fundationis monasterii Pußen-Buron a Carlo Magno Francorum rege d[e] d[ato] III. Kal. julii Indict anno XVIII regni domi. Karoli" [Kopie der ältesten Bestätigung der Gründung des Klosters Beuron] vorhanden ist. Diese angebliche Kopie vom 29. Juni 786 hat aber durchaus keinen historischen Wert, weil die Kopie nur von einem Faszikel genommen worden sein kann, wenn ihr überhaupt ein Original vorlag. Die Chronisten des Klosters Beuron wollen zwar alle von einem Kloster Altbeuron, gestiftet "circa annum DCCLXXVII [777] tempore Caroli Magni a Ge[r]oldo, comite Pußenio, welcher graf und stifter seinen wohnsitz in dem Schloss auf dem berg Pußen gehabt und, wie einige scribenten melden, ein Bruder zu der Hiltegardis, des Kaysers Caroli Magni gemahlin, gewesen seyn solle" wissen. Diese Notiz schreibt jedoch einer dem andern ab und die Quelle ist ein Fragment, betitelt "Liber fundationum, advocatum, praepositorum et possessionum tum vestris tum moderni Monasterii Buron" [Rubrik 137,7; Buch über die Gründung, Rechte und den Besitz des alten und neuen Klosters Beuron]. Leider ist von dieser ältesten, auf Pergament geschriebenen Chronik des Klosters Beuron, wenn auch diese zur Geschichte des mythischen Klosters Altbeuron keinen stichhaltigen Beitrag liefern konnte - nur noch ein einziges Blatt vorhanden. Dasselbe durfte sich in Besitz der Herren von Enzberg zu Mühlheim befinden, da eine Notiz aus jener Zeit meldet, dass die Enzberg 1571 am 21. November Beuron mit bewaffeneter Hand überfielen und das Buch nebst anderen Dokumenten raubten. Einer des Patres konnte dem Sohn Johann Rudolfs von Enzberg nur das eine Blatt entreißen. Wenn eine andere Chronik sagt, mit Bezug auf das Kloster Altbeur on: " Von diesem uralten Stifft und gotshaus, welches jenseits der Donau in der grafschaft hochberg auf dem berg unweit Fridingen gestanden, seynd noch heutigen tages die rudera [der Schutt?] zu sehen, und wird dießer Kloster Plaz enjezo Eschen-akher benambßet und von dem gottshaus mit dem pflueg bebauet und besäet" so wird auch hierdurch die einstige Existenz Altbeurons nicht wahrscheinlicher.
Selbst die mit der Miene der Sicherheit auftretende Nachricht über die Namen der sechs letzten Vorsteher des Klosters Altbeuron nimmt gegen die Zuverlässigkeit der Mitteilung respektive der Überlieferung ein, weil denselben Namen von Adelsgeschlechtern beigelegt werden, was ein Anachronismus ist, da damals Geschlechtsnamen in dieser Form, von Bürgen oder Besitzungen hergeleitet, noch nicht vorkommen. [Anton] Birlinger ([Die Hohenzollerischen Orts-, Flur- und Waldnamen, in:] Alemannia VI. [1878], [S. 129-158, hier] S. 131) will die bei den Chronisten vorkommende Bezeichnung "Pussen-Puron" dahin erklären, dass ein altes Beuron auf der Höhe gelegen habe und nach Übersiedlung des Klosters ins Tal das Wort "Pussen" (s[iehe] u[nten]) naturgemäß weggefallen sei. Diese etymologische Deduktion ist aber durchaus kein Beweis für die einstige Existenz des Kloster[s] Altbeuron, den Birlinger aber auch nicht führen will. Ein Altbeuron hat somit nie existiert, oder es ist bis jetz durchaus kein Beweis beigebracht worden, dass es einstmals bestanden habe.
Was nun den Stiftungstag des historischen Klosters Beuron anbetrifft, so liegt zu dessen Fixierung eine urkundliche Nachricht nicht vor. Der Tradition zufolge berichten die Chronisten des Klosters, dass dasselbe "anno dominicae incarnationis MLXXVII in die assumptionis B. Mariae virginiae, Indict XV", also am Dienstag, den 15. August 1077, eingeweiht worden sei. Anwesend sollen bei der Feier neben dem Stifter noch u[nter] a[nderem] gewesen sein: Graf Burkhard von Nellenburg und Graf Mangold von Veringen, der aber damals noch Mangold von Altshausen hieß. Dem "liber fundationum [etc.]" (cf. oben) zufolge, wurde Graf Burhard Schirmvogt des Klosters, und es blieb dieses Amt angeblich 80 Jahre bei seiner Familie. Chronologisch ist hier kein Widerspruch vorhanden (cf. [Ludwig] Schmid: Geschichte der Grafen von Zollern-Hohenberg, [2. Bde., Stuttgart 1862, hier: Bd. 1, S.] IX). Was nun den Stifter des Klosters, Peregrinus, anbelangt, so wird derselbe zu einem dux sive princeps de Suevia sive Alamannaniae [das heißt zu einem Herzog oder Fürsten von Schwaben oder Alemannien] gemacht, der seinen Sitz auf dem Bussen bei Riedlingen gehabt haben soll. Diese Behauptung ist durchaus hinfällig. Peregrinus war weder dux noch princeps, sondern einfach nobilis vir, d[as] h[eißt] Freiherr. Auch besaß er nicht den Bussen, weil sich dieser damals im Besitz der Veringern [sic!] als Grafen von Friedberg befand. Keine Urkunde nennt ihn dux oder princeps. Papst Urban [II.] spricht in seiner Freiheits- und Bestätigungsurkunde von 1097 nur von "Peregrinus filius noster" ["unserem Sohn Peregrinus"]. Papst Honorius [II.] heißt ihn 1124 "illustris vir et nobilis" ["vornehmer und edler Mann"] , und König Lothar III. nennt ihn 1131 einfach "Peregrinus". Wer aber war nun dieser Stifter Peregrinus? [Sebastian] Locher lenkt in seinen "Regesten zur Geschichte der Grafen von Veringen" (cf. Mitt[heilungen des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Hohenzollern] 2 [1868/69, S. 1-48, hier:] S. 13) die Aufmerksamkeit auf das Geschlecht der "von Virst" (First), (s[iehe] a[uch] [Ludwig] Schmid: Geschichte der Grafen von Zollern-Hohenberg, [2. Bde., Stuttgart 1862, hier: Bd. 1, S.] XVIII-XX), welche der "notitia fundationis des Klosters St. Georgen auf dem Schwarzwalde" zufolge (cf. [Franz Bader, in:] Zeitschrift für die Geschichte des Oberrh eins 9 [1858, S. 193-225, hier zitiert] S. 212) bei der "villa Bero sita in comitatu montium, qui vocantur Berrae", also bei Beuron in der Grafschaft der Berge (Hohenberg) im Scherragau begütert waren. Wenn [Sebastian] Locher (a[m] a[ngegebenen] O[rt]) meint: "[E]in Peregrin aus dem Geschlecht der 'Fürste' in Schwaben, der auf seiner Burg Bussenburen bei Beuron wohnte und starb, wird wohl der Stifter des Klosters Beuron gewesen sein", so ist das nur eine Mutmaßung, die vollständig in der Luft schwebt. Jener Virst hieß wie alle seiner Familie in jener Zeit Hesso, von einem Peregrin aus diesem Geschlecht ist durchaus nichts bekannt. Auch von einer Burg Bussenburren ist nichts bekannt; dieselbe ist ganz sicher apokryph [das heißt: zweifelhaft], da schon der Name gegen die einstmalige Existenz der Burg spricht; Bussen und Burren sind gleichbedeutende Ausdrücke für Erhöhung, Buckel, cf. [Michael Richard] Buck: Oberdeutsches Flurnamenbuch, Stuttgart 1880], S. 41. Eine Anfrage bei [Sebastian] Locher, woher er den Peregrin und die Burg Bussenburren habe, führte zu keinem Resultat; es war ber eine hypthetische Annahme. Dass der Name Pussen-Buron vorkommt (s[iehe] o[ben]) fällt hier gar nicht in die Waagschale. Die Beuroner Chronisten haben das Wort Pußen von dem angeblichen Stifter, der auf dem Bussen bei Riedlingen gesessen haben soll, hergeleitet. Dass also einer aus dem Geschlecht der Virst Stifter des Klosters Beuron gewesen sei, ist nicht erwiesen.
Ohne vorläufig urkundliche Belege zur Bekräftigung meiner Ansicht beibringen zu können, möchte ich wenigstens versuchen einen Beitrag zu dieser interessanten Frage zu liefern. In der schon mehrere Male zitierten "notitia fundationis des Klosters St. Georgen auf dem Schwarzwalde" (cf. [Franz Bader, in:] Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 9 [1858, S. 193-225], hier S. 197 § 8) findet sich ein Pilegrinus de Husenkirchen (Großkirch, O[ber]a[mt] Saulgau) und dieser könnte möglicherweise der Stifter des Klosters Beuron sein. Die Großkircher waren wirklich viri nobiles und bei ihnen kommt auch der sonst in Schwaben sehr seltene Name Peregrin, Pilgrin, vor, ja er soll sogar nur noch einem Geschlecht außer den Großkirchen gefunden werden. Dieser Pilegrinus de Husenkirchen wird 1083 erwähnt; also der Zeit nach stimmte das mit der Gründung des Klosters überein. Derselbe Pelegrin erscheint auch noch in anderen Urkunden, so u[nter] a[nderem] als Schenker eines Gutes an das Kloster Schaffhausen. Weitere Gründe waren gegenwärtig nicht vorliegend und bleibt somit die Frage immer noch eine offene.
Was nun die fernere Entwicklung des Klosters Beuron anbetrifft, so erreichte es allerdings nie jene Höhe, zu welcher sich die hochberühmten Benediktinerklöster Reichenau, St. Gallen, Fulda, u[nd] a[ndere] m[ehr] emporschwangen. Hierbei fallen eben eine Reihe innerer Gründe ins Gewicht, die den Orden der Benediktiner wesentlich von den regulierten Chorherren des H[eiligen] Augustinus unterscheiden. Die Hauptaufgabe der letzteren bestand fast ausschließlich in der Seelsorge. Den höchsten geistigen Aufschwung nahm das Kloster wohl im 18. Jahrhundert. Ohne gerade reich zu sein, erwarb Beuron doch ziemlich viele Besitzungen, bald näher, bald ferner von seinem Sitz gelegen.
Im Jahre 1253 (cf. Mon[umenta] Zoll[erana], [Bd.] I, [S.68] Nr. CLXXIX) wurde Graf Friedrich von Zollern Schirmvogt des Klosters. Damals besaß Beuron Leute und Güter in folgenden Ortschaften: Ober-und Unterschwandorf, Worndorf, Thalheim, Buchhein, Leibertingen, Irrendorf, Kolbingen, Dürbheim, Spaichingen, Mahlstetten, Böttingen, Renquishausen, Königsheim, Delkofen, Oberdigisheim, Oberhausen, Thieringen, Winzeln, Hossingen, Meßstetten, Heinstetten, Straßberg, Starzeln zu Steinhofen. Im Laufe der Zeit gingen von diesen Besitzungen manche ab, wogegen andere hinzutraten. Ein sehr störender Nachbar waren die in Mühlheim ansässigen Herren von Enzberg, mit denen Beuron mehrere hundert Jahre in Fehde lag. Wie akut diese Streitigkeiten werden konnten beweist der eingangs gemeldete Vorgang. Ganz besonders bitter machten sich die Folgen des Dreißigjährigen Krieges für Beuron bemerkbar. Das Kloster siechte so stark hin, dass Propst Sigmund (1660-1682) abdanken wollte und sogar an Auflösung des Klosters gedacht wurde. Auffallend rasch hob sich dann aber das schwer heimgesuchte "Gotteshaus". Am 6. Mai 1687 wurde Beuron, bisher Propstei, durch päpstlichen Erlass zur Abtei erhoben. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts machte das Kloster sowohl in Pflege der Wissenschaften als auch durch Verbesserung seine finanziellen Verhältnisse ganz bedeutende Fortschritte. Es erreichte in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts seine höchste Blüte. Am 25. Februar 1803 wurde es jedoch durch Reichsdeputationsbeschluss aufgehoben und dem Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen als Entschädigung für dessen verloren gegangene niederländische Besitzungen zugewiesen. Abt und Konventualen wurden jedoch keineswegs ausgewiesen, vielmehr bewillgte Fürst Anton Aloys [von Hohenzollern-Sigmaringen] ihnen durchaus auskömmliche Pensionen und ließ sie ihr Leben in den Klosterräumen beschließen.
Eine neue Ära erblüte dem verweisten Kloster als 1863 Benediktiner daselbst eine Niederlassung unter der tüchtigen Leitung ihres Propstes Dr. Maurus Wolter aus Bonn gründete[n], die dank der wirksamen Unterstützungen seitens des fürstl[ichen] Hauses Hohenzollern einen raschen Ausschwung nahm. Schon 1865 wurde der bisherige Propst zum Abt erhoben, und es hatte allen Anschein, dass das neue Beuron der Benediktiner das alte der regulierten Chorherren weit überholen werde, als die blühende und segensreiche Niederlassung leider der Zeitrichtung, genannt "Kulturkampf", zum Opfer fiel. Am 3. Dezember 1875 verließen die Mönche das Kloster und abermals stehen die Räume verlassen.
Die Nummern der Abteilung "Klosterherrschaft Beuron" setzen sich aus den Urkunden und Akten des fürstl[ichen] Domänen Archivs, aus den von dem königlichen Staatsarchiv zu Sigmaringen ausgefolgten Akten und endlich aus einigen, den soge[nannten] "alte Hofkammer-Akten" entnommenen Faszikel zusammen.
Das vorliegende Repertorium ist nach Rubriken auf Grund der Hofkammerlichen Registraturordnung veranlagt. Über den speziellen wie summarischen Inhalt siehe die beigefügten Register.
Sigmaringen im August 1880
Dr. C[arl] Th[eodor] Zingeler,
f[ürstlich] h[ohenzollernscher] Archiv-Assessor
Inhalt und Bewertung
Im Frühjahr 2016 wurden die Titelaufnahmen des Findbuchs im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projekts zur Retrokonversion archivischer Findmittel durch Frau Yvonne Arras digitalisiert.

Bestandssignatur
Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, FAS DS 26 T 1
Umfang
649 Urkunden, 666 Akten und Bände (12,4 lfd.m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen (Archivtektonik) >> Fürstlich Hohenzollernsches Haus- und Domänenarchiv (Dep. 39) >> Domänenarchiv Hohenzollern-Sigmaringen >> Erworbene weltliche Herrschaften, säkularisierte Klöster und Stifte >> Geistliche Herrschaften und Stifte

Indexbegriff Ort
Beuron SIG; Augustinerchorherrenstift

Bestandslaufzeit
29. Juni 786-21. Mai 1873

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 08:37 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 29. Juni 786-21. Mai 1873

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