Bestand
Geistliche Lagerbücher: Kloster Bebenhausen (Bestand)
1. Zur Überlieferung des Bestandes: Die urbariellen Aufzeichnungen des Zisterzienserklosters Bebenhausen setzten bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts ein und bildeten eine wichtige Grundlage zur Dokumentation der wirtschaftlichen Situation des Klosters. Damit wird ein detaillierter Blick auf den umfangreichen Güterbesitz im späten Mittelalter möglich. Die große Masse der erhaltenen Lagerbücher fällt naturgemäß in die Zeit nach der Reformation. Wie das Archiv insgesamt waren auch die Lagerbücher einer Verlustgefahr ausgesetzt, wobei die Geschichte des Klosterarchivs seit der Reformation 1535 exemplarisch zeigt, wie mehrmals Plünderungen, Teilungen und Extraktionen den archivalischen Bestand reduzierten. Der Großteil der Lagerbücher verblieb wohl in Stuttgart. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges erlitt das Klosterarchiv erhebliche Verluste und auch die Restitutionsversuche nach dem Westfälischen Frieden zeigen schlaglichtartig, wie konfus die Kenntnis um den Bestand war. Abt Joachim von Bebenhausen, der letzte katholische Abt, flüchtete 1649 in den Schutz der französischen Truppen und führte dabei auch einen Teil des Bebenhäuser Archivs mit: zwei Fässer mit Lagerbüchern, Rechnungen und Urkunden werden erwähnt; andere Archivalien verwahrte sein Esslinger Pfleger Beller, und noch um 1660 berichteten württembergische Klosterbeamte, dass die Witwe Bellers Bebenhäuser Lagerbücher und andere Dokumente in Verwahrung hätte, die man nicht restituieren könne. Die Bemühungen Württembergs um die Wiedererlangung des Bebenhäuser Archivs zogen sich bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hin, erst dann konnte das Bebenhäuser Archiv über Kloster Salem und das Großherzogliche Archiv in Karlsruhe restituiert werden. In der von Paul Stälin 1869 vorgenommenen Verzeichnung des Bestandes werden insgesamt 20 Lagerbücher erwähnt, die Mitte des 19. Jahrhunderts den Weg von Karlsruhe nach Stuttgart fanden.
2. Zur Verzeichnung des Bestandes: Die württembergischen Lagerbuchbestände wurden in den Jahren zwischen 1950 und 1960 eine umfassenden Neuordnung unterzogen und konsequent nach dem Provenienzprinzip geordnet. Die erhaltenen Lagerbücher des Klosters Bebenhausen wurden dabei insgesamt acht Untergruppen zugeordnet: Dem Kloster Bebenhausen selbst (Bd. 1-35), der Pflege Esslingen (Bd. 36-37), der Pflege Lustnau (Bd. 38-47), der Pflege Roseck (Bd. 48-167), der Pflege Stuttgart (Bd. 168-230), der Pflege Tübingen (Bd. 231-306), der Pflege Weil der Stadt (Bd. 307-326) und der Pflege Weil im Schönbuch (Bd. 327-368). Mit einem Umfang von 368 Bänden bilden sie neben Maulbronn den zweiten großen Bestand innerhalb der Geistlichen Lagerbücher. In den Jahren 1957 und 1959/60 wurde ein erstes handschriftliches Repertorium durch Hans-Michael Pettke und Paul Waldherr angefertigt, einzelne Bände wurden 1986 durch Herbert Natale neu verzeichnet. Im Rahmen der Ausbildung wurde ein Großteil der Einträge aus dem handschriftlichen Repertorium in Scope erfasst und unter Leitung von Dr. Franz Moegle-Hofacker und Andrea Heck überprüft und redigiert. Im Herbst 2014 wurden die fehlenden Bände durch Alexandra Haas und Dr. Erwin Frauenknecht unter Mithilfe von Barbara Trosse und Daniel Wilhelm (Referendarsausbildung) eingearbeitet. Technische Abschlussarbeiten übernahm Johannes Renz. Der Bestand umfasst jetzt 368 Bände im Umfang von 20,8 lfd. m. Im Findbuch ausgewiesen sind zusätzlich die Abschriften von 306 Einzelurkunden (Urkundenabschriften), die zum Teil mehrfach in verschiedenen Lagerbüchern überliefert sind. Wenn vorhanden, ist der Hinweis auf das Original (vorrangig im Bestand A 474) mit angegeben. Eine Edition des Urbars von 1356 (H 102/8 Bd. 3) wird derzeit von Wolfgang Wille vorbereitet und erscheint voraussichtlich 2015.
3. Literatur: Bernd Ottnad: Das Schicksal des Bebenhäuser Klosterarchivs. Ein Beitrag zur württembergischen Archivgeschichte. In: Neue Beiträge zur südwestdeutschen Landesgeschichte. Festschrift für Max Miller (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg B 21), Stuttgart 1962, S. 223-236. Peter Rückert: Mittelalterliche Schriftkultur in Bebenhausen: Skriptorium - Bibliothek - Archiv. In: Kloster Bebenhausen. Neue Forschungen. Tagung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg und des Kunsthistorischen Instituts der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel am 30. und 31. Juli 2011 im Kloster Bebenhausen, hg. von Klaus Gereon Beuckers und Patricia Peschel, (Wissenschaftliche Beiträge der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, 1), Bruchsal 2011, S. 187-200. Wilfried Setzler, Artikel "Bebenhausen". In: Klöster in Baden-Württemberg (http://www.kloester-bw.de/klostertexte.php?kreis=&bistum=&alle=&ungeteilt=&art=&orden=&orte=1&buchstabe=B&nr=551&thema=Geschichte) Jürgen Sydow (Bearb.): Die Zisterzienserabtei Bebenhausen (Germania Sacra NF 16), Berlin 1984.
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H 102/8
- Extent
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368 Bände (20,80 lfd. m)
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Selekte >> Altwürttembergische Lagerbücher >> Hauptreihen des Kammer- und Kirchenguts >> Geistliche Lagerbücher der Kirchengutsverwaltung (gesamt)
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20.01.2023, 3:09 PM CET
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