Arbeitspapier | Working paper

Afrika im Sog der Eurokrise

Die Eurokrise wird sich über den weltweiten Konjunkturzusammenhang auch auf Afrika auswirken. Mit angemessenen außenwirtschafts-, währungs- und fiskalpolitischen Maßnahmen könnten die afrikanischen Regierungen die negativen Folgen für ihre Länder jedoch abmildern. Zu Beginn des neuen Jahrtausends lag das Wirtschaftswachstum Afrikas über dem Weltdurchschnitt. Pro Kopf war der Zuwachs zwar zu gering für eine wirkliche Reduktion der Armut, aber absolut gesehen war das Wachstum in einigen Ländern so hoch, dass diese „afrikanischen Löwen“ den Anschluss an die Entwicklung in anderen Kontinenten zu gewinnen schienen. Die erste Phase der Großen Rezession (2009) überstanden Afrikas Volkswirtschaften unbeschadet – mit Ausnahme Südafrikas und seiner Nachbarn. Im Jahr 2013 jedoch könnten weitere afrikanische Länder vom Sog der europäischen Krise erfasst werden. Krisenimpulse werden über verschiedene Kanäle übertragen. Besonders wichtig sind abnehmende Warenexporte auf Grund des Nachfragerückgangs in Europa sowie der Rückgang im Tourismusgeschäft. Geldüberweisungen der oft nur in prekären Verhältnissen arbeitenden afrikanischen Migranten an ihre Familien im Heimatland sinken, je länger die Massenarbeitslosigkeit in wichtigen Aufenthaltsländern andauert. Europäische Banken ziehen sich aus risikoreichen Auslandsgeschäften zurück und können angesichts der sehr flachen Finanzsektoren afrikanischer Länder dort eine Kreditklemme auslösen. Je kleiner die Binnenwirtschaft eines Landes und je stärker dessen Bindungen an Europa, desto größer ist die potenzielle Gefährdung durch die Eurokrise. Aber auch das einzige Schwellenland des Kontinents – Südafrika – kann den von Europa ausgehenden Krisenimpuls spüren. Die Widerstandsfähigkeit gegen die Übertragung des Krisenimpulses ist abhängig von der Flexibilität des Privatsektors, vom fiskalischen Spielraum und von der Effizienz, mit der die Politik diesen Spielraum nutzt. Ratsam sind eine pragmatische Geld- und Währungspolitik, eine antizyklische, investitionsorientierte Fiskalpolitik und eine auf Diversifikation und regionale Kooperation setzende Außenwirtschaftspolitik.

Afrika im Sog der Eurokrise

Urheber*in: Bass, Hans-Heinrich; Steinbeck, Hans-Hermann

Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International

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ISSN
1862-3581
Umfang
Seite(n): 8
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion; nicht begutachtet

Erschienen in
GIGA Focus Global (2)

Thema
Wirtschaft
Wirtschaftspolitik
Volkswirtschaftstheorie
Wirtschaftsbeziehungen
Auswirkung
Wirtschaftsentwicklung
Außenwirtschaft
Wirtschaftswachstum
Geldpolitik
Kenia
Finanzkrise
Republik Südafrika
Afrika
Euro

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Bass, Hans-Heinrich
Steinbeck, Hans-Hermann
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
GIGA German Institute of Global and Area Studies - Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien
(wo)
Deutschland, Hamburg
(wann)
2013

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-336481
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:27 MESZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Arbeitspapier

Beteiligte

  • Bass, Hans-Heinrich
  • Steinbeck, Hans-Hermann
  • GIGA German Institute of Global and Area Studies - Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien

Entstanden

  • 2013

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