Forschungsbericht

Transformation des Mobilitätsverhaltens durch coronabedingte Ein-schränkungen und neue Erfahrungen - Analysen und transformative Forschung

Zusammenfassung: Durch die COVID-19 Pandemie hat sich das Mobilitätsverhalten, sowohl im Ausmaß als auch in der Art der Mobilität gravierend verändert. Mit Blick auf die große Transformation zur Nach-haltigkeit ist die zentrale Forschungsfrage: Welche Auswirkungen haben die Beschränkungen und die dadurch ermöglichten neuen Erfahrungen auf den langfristigen Trend zu Klimaschutz und nachhaltiger Mobilität? Aus psychologischer Sicht kann erwartet werden, dass temporäre Veränderungen der alltäglichen Mobilitätssituation auch für dauerhafte Verhaltensänderungen förderlich sind; insbesondere, wenn eine ohnehin hohe Veränderungsmotivation bereits be-stand, und wenn durch die temporären Veränderungen positive Erfahrungen ermöglicht wer-den. Das Projekt gliederte sich in zwei Forschungskomplexe; zum einen Alltags- und Urlaubsmobili-tät und zum anderen Konferenzmobilität von Wissenschaftler*innen. In Forschungskomplex 1 wurde eine Längsschnittuntersuchung mit drei Befragungen im Ab-stand von jeweils einem Jahr (Juni/Juli 2020, Juni 2021 und Juni 2022) durchgeführt (N = 586). Die Analysen zeigten einen übergreifenden Rückgang individueller Mobilität im ersten Jahr der Corona-Pandemie im Vergleich zum Vorjahr und eine erneute Zunahme im Folgejahr. Vom Vor-jahr der Pandemie bis zum zweiten Jahr der Pandemie zeigte sich mit einer signifikant geringe-ren Nutzung des Autos im Alltag und des Flugzeuges für Urlaubsreisen eine positive Entwicklung in Richtung nachhaltigerer Mobilität – bei den anderen Verkehrsmitteln gab es keine überdau-ernden Veränderungen. Die Untersuchung von Mobilitätsgewohnheiten, welche ein starker Prädiktor für Mobilitätsverhalten sind, zeigte erst einen Rückgang der Gewohnheit der ÖV-Nut-zung von 2020 auf 2021, im Folgejahr dann jedoch wieder eine signifikante Zunahme. Über den Gesamtzeitraum gab es eine signifikante Zunahme, sowohl bei der Alltags- als auch Urlaubsmo-bilität. Gleichzeitig zeigte sich eine signifikante Reduktion der Gewohnheit der Autonutzung über diesen Zeitraum im Alltag und für Urlaubsreisen. Diese Veränderungen spiegelten sich auch in Wünsche und Vorstellungen des zukünftigen Mobilitätsverhaltens wider und lassen da-rauf hoffen, dass sich der Trend in Richtung nachhaltigerer Mobilität weiter fortsetzen wird. Analysen zum 9-Euro-Ticket bestätigten dieses als Möglichkeit zur Stärkung des Trends und ga-ben Hinweise auf eine Zunahme der Gewohnheit der ÖV-Nutzung bei Käufer*innen des Tickets. In Forschungskomplex 2 wurden Bedürfnisse an Konferenzmobilität und Optionen zur nachhal-tigeren Gestaltung des Konferenzgeschehens mit Hilfe einer Literaturrecherche, Workshops, Expert*innengesprächen mit N = 18 Personen (Konferenzteilnehmende und –ausrichtende) und einer anschließenden Befragung mit N = 73 Wissenschaftler*innen herausgearbeitet. Es wurden verschiedene inhaltsbezogene und soziale Bedürfnisse hinsichtlich einer Konferenzteil-nahme identifiziert, wobei v. a. die Inspiration für die eigene Forschung, der informelle Aus-tausch mit anderen Wissenschaftler*innen und das Netzwerken in den Vordergrund gestellt wurden. In einer selbst organisierten internationalen zweitägigen virtuellen Konferenz mit N = 98 Registrierten wurden relevante Akteure wie Konferenzausrichtende, CO2-Reduktions-Initiativen und Dienstleistende in den transformativen Prozess einbezogen. Wissenschaftliche Erkenntnisse wurden präsentiert und diskutiert, Ideen wurden ausgetauscht und alternative Konferenzformate und –plattformen konnten erlebt werden. Bei der Erarbeitung von Maßnah-men zur Reduktion der Konferenzmobilität wurde deutlich, dass die Verantwortung nicht nur bei den Individuen liegt, sondern auch Veränderungen im akademischen System nötig sind und Akteure wie Universitäten, Konferenzausrichtende und Fördergebende ebenfalls handeln müs-sen. Es wurden Ideen zusammengetragen, um die Funktionen, die Konferenzen erfüllen, in ei-ner nachhaltigeren Weise zu erfüllen und Prinzipien zur Gestaltung virtueller Konferenzen er-arbeitet. Die Studie wurde durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (AZ 37374) gefördert und am Lehrstuhl für Umweltpsychologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg durchgeführt

Standort
Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt am Main
Umfang
1 Online-Ressource (112 Seiten)
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Illustrationen
Literaturverzeichnis: Seite 46 - 47

Klassifikation
Wirtschaft
Schlagwort
Nachhaltigkeit
Mobilität
Verkehrsmittelwahl
Pandemie
COVID-19
Regionale Mobilität
Deutschland

Ereignis
Veröffentlichung
(wo)
Magdeburg
(wer)
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
(wann)
2023
Urheber
Matthies, Ellen
Holzen, Veronique
Beteiligte Personen und Organisationen

URN
urn:nbn:de:101:1-2410101724171.638307619767
Rechteinformation
Der Zugriff auf das Objekt ist unbeschränkt möglich.
Letzte Aktualisierung
25.03.2025, 13:46 MEZ

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Objekttyp

  • Forschungsbericht

Beteiligte

Entstanden

  • 2023

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