Bestand

Pfarrer Philipp Bleek (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Pfarrer Philipp Bleek (1878-1948) Als Synodalassessor Pfarrer Philipp Bleek am 27.06.1937 wegen „Vergehens gegen das Heimtückegesetz“ verhaftet wird, ist er bereits seit 33 Jahren Pfarrer in Malstatt. Eine Rückkehr in seine Gemeinde wird ihm nicht mehr gewährt. 1904-1908 ist er Hilfspfarrer und am 06.08.1905 ordiniert durch Synodalassessor Hubert Nold in Malstatt. 1925 wird er zum Synodalassessor des Kirchenkreises Saarbrücken gewählt. Nach dem Tode von Superintendenten Dr. Nold 1935 übernimmt Assessor Bleek die Leitung des Kirchenkreises Saarbrücken als stellvertretender Superintendent. In Zusammenhang mit dem „Fechinger Pfarrerstreit“ gerät Bleek in das Blickfeld der Gestapo. (1) Als „Schmach von Fechingen“ fasst er selbst die Ereignisse vom 12. - 20. September 1936 zusammen. (VZ 1) Am 24. Juni 1937 fordert Pfarrer Bleek zusammen mit anderen Mitgliedern der Bekennenden Kirche die Gemeinden in einem Flugblatt zum Wahlboykott bei den Kirchenwahlen auf. Daraufhin wird Bleek am 27.06.1937 verhaftet und einen Tag später wird Haftbefehl wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz erlassen, der am 29.12.1937 aufgehoben wird. Bereits einen Tag zuvor geht ein weiterer Haftbefehl des Sondergerichts Saarbrücken unter anderem wegen den Auseinandersetzungen in Fechingen ein. (VZ 1) Nach achtmonatiger Haft in der Strafanstalt Saarbrücken-Lerchesflur wird Pfarrer Bleek am 28.02.1938 entlassen und erhält anschließend ein Aufenthaltsverbot im Saarland. (VZ 10) Einen schweren Einschnitt in Pfarrer Philipp Bleeks Leben stellt die Beschlagnahmung seines gesamten Vermögens am 25.04.1938 infolge der Ermittlungssache wegen Devisenvergehens dar. (VZ 6) Obwohl das Saarbrücker Sondergerichtsverfahren erst 1940 eingestellt wird, bekommt der Angeklagte Philipp Bleek am 10.05.1939 eine Genehmigung zu einer Reise nach Buenos Aires von Mitte Mai bis Mitte November 1939, um seine Devisenangelegenheiten als Gesellschafter an seinem argentinischen Familienbesitz zu regeln (VZ 6). „Mit etwas bekümmertem Herzen und beschwerten Gewissen“ geht es für Pfarrer Bleek und seine Frau Ada am 16. Mai 1939 von Hamburg nach Argentinien. Eine Rückkehr ist wegen des begonnen Zweiten Weltkrieges nicht mehr möglich. Am 17.07.1948 stirbt er an den Folgen seines Herzleidens auf der "Estancia" in der argentinischen Provinz Santa Fe. Das Nachlassfragment beinhaltet vorwiegend die Zeit nach dem „Fechinger Pfarrerstreit“ im Jahr 1936 bis zur Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus durch den „Wiedergutmachungsbescheid“ vom 20.01.1953. Der Bestand ist weitestgehend chronologisch geordnet. Einen Schwerpunkt bildet die Strafsache des Sondergerichts Saarbrücken (VZ 1), die sich von 1937-1940 hinzog. Die Sachakte enthält unter anderem Gerichtsbeschlüsse und Korresspondenz mit Anwälten in chronologischer Reihenfolge von 1937 bis April 1939. Auch ist eine persönliche Stellungnahme von Philipp Bleek zu den Vorwürfen und Anzeigen vorhanden. Seine Ausarbeitung zu den Psalmen (VZ 2) und die Materialsammlung „Geistliche und geistige Grundlagen“ (VZ 12) geben einen Eindruck über seine persönliche und religiöse Grundanschauung. Verzeichnungseinheit Nr. 6 beinhaltet die Devisenstrafsache, die von 1938-1939 dokumentiert ist. In Besonderem sei auf das kirchliche Verfahren gegen Pfarrer Philipp Bleek hingewiesen. (VZ 7) Pfarrer Bleek wird Dienstunfähigkeit vorgeworfen und Versetzung in den Wartestand angedroht, gegen die er sich mit juristischen Mitteln bis zu seiner angeordneten Versetzung in den Ruhestand 1944 wehrt. Am 28.06.1952 wird eine Kirchenamtliche Bescheinigung der Ev. Kirche im Rheinland auf Antrag von Frau Pfarrer Bleek auf Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus ausgehändigt, in der Pfarrer Bleek „zu den unerschrockensten und tapfersten Zeugen der Evangelischen Kirche an der Saar während des Dritten Reiches“ gezählt wird. (VZ 10) (1) Conrad, Joachim: Philipp Bleek, in: Zwischen Bekenntnis und Ideologie. 100 Lebensbilder des rheinischen Protestantismus im 20. Jahrhundert, Hrsg. T. M. Schneider, J. Conrad, S. Flesch, Leipzig 2018, S. 74 (2) Rauthe, Simone: Scharfe Gegner. Die Disziplinierung kirchlicher Mitarbeitender durch das Evangelische Konsistorium der Rheinprovinz und seine Finanzabteilung von 1933 bis 1945, Bonn 2003, S. 131 Literatur · ·Bleek, Wilhelm: In die weite Welt - und zurück in die Heimatsstadt. Auswanderung und Rückkehr einer Bonner Geschwisterschar in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in: Bonner Geschichtsblätter. Jahrbuch des Bonner Heimat- und Geschichtsvereins, Band 71, hrsg. vom Bonner Heimat- und Geschichtsverein und dem Stadtarchiv Bonn, Bonn 2021, S. ·Conrad, Joachim: Philipp Bleek, in: Zwischen Bekenntnis und Ideologie. 100 Lebensbilder des rheinischen Protestantismus im 20. Jahrhundert, Hrsg. T. M. Schneider, J. Conrad, S. Flesch, Leipzig 2018, S. 73-75. ·Rauthe, Simone: Scharfe Gegner. Die Disziplinierung kirchlicher Mitarbeitender durch das Evangelische Konsistorium der Rheinprovinz und seine Finanzabteilung von 1933 bis 1945, Bonn 2003. ·Saarland Biografien: Bleek Philipp, http://www.saarland-biografien.de/frontend/php/ergebnis_detail.php?id=14, aufgerufen am 30.03.2022. Hinweis Ergänzender Bestand: 1OB009 Personalakte PA 51 B 162

Form und Inhalt: Pfarrer Philipp Bleek (1878-1948)
Als Synodalassessor Pfarrer Philipp Bleek am 27.06.1937 wegen „Vergehens gegen das Heimtückegesetz“ verhaftet wird, ist er bereits seit 33 Jahren Pfarrer in Malstatt. Eine Rückkehr in seine Gemeinde wird ihm nicht mehr gewährt.
1904-1908 ist er Hilfspfarrer und am 06.08.1905 ordiniert durch Synodalassessor Hubert Nold in Malstatt. 1925 wird er zum Synodalassessor des Kirchenkreises Saarbrücken gewählt. Nach dem Tode von Superintendenten Dr. Nold 1935 übernimmt Assessor Bleek die Leitung des Kirchenkreises Saarbrücken als stellvertretender Superintendent.
In Zusammenhang mit dem „Fechinger Pfarrerstreit“ gerät Bleek in das Blickfeld der Gestapo. (1) Als „Schmach von Fechingen“ fasst er selbst die Ereignisse vom 12. - 20. September 1936 zusammen. (VZ 1)
Am 24. Juni 1937 fordert Pfarrer Bleek zusammen mit anderen Mitgliedern der Bekennenden Kirche die Gemeinden in einem Flugblatt zum Wahlboykott bei den Kirchenwahlen auf. Daraufhin wird Bleek am 27.06.1937 verhaftet und einen Tag später wird Haftbefehl wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz erlassen, der am 29.12.1937 aufgehoben wird. Bereits einen Tag zuvor geht ein weiterer Haftbefehl des Sondergerichts Saarbrücken unter anderem wegen den Auseinandersetzungen in Fechingen ein. (VZ 1)
Nach achtmonatiger Haft in der Strafanstalt Saarbrücken-Lerchesflur wird Pfarrer Bleek am 28.02.1938 entlassen und erhält anschließend ein Aufenthaltsverbot im Saarland. (VZ 10)
Einen schweren Einschnitt in Pfarrer Philipp Bleeks Leben stellt die Beschlagnahmung seines gesamten Vermögens am 25.04.1938 infolge der Ermittlungssache wegen Devisenvergehens dar. (VZ 6)
Obwohl das Saarbrücker Sondergerichtsverfahren erst 1940 eingestellt wird, bekommt der Angeklagte Philipp Bleek am 10.05.1939 eine Genehmigung zu einer Reise nach Buenos Aires von Mitte Mai bis Mitte November 1939, um seine Devisenangelegenheiten als Gesellschafter an seinem argentinischen Familienbesitz zu regeln (VZ 6). „Mit etwas bekümmertem Herzen und beschwerten Gewissen“ geht es für Pfarrer Bleek und seine Frau Ada am 16. Mai 1939 von Hamburg nach Argentinien. Eine Rückkehr ist wegen des begonnen Zweiten Weltkrieges nicht mehr möglich. Am 17.07.1948 stirbt er an den Folgen seines Herzleidens auf der "Estancia" in der argentinischen Provinz Santa Fe.
Das Nachlassfragment beinhaltet vorwiegend die Zeit nach dem „Fechinger Pfarrerstreit“ im Jahr 1936 bis zur Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus durch den „Wiedergutmachungsbescheid“ vom 20.01.1953.
Der Bestand ist weitestgehend chronologisch geordnet. Einen Schwerpunkt bildet die Strafsache des Sondergerichts Saarbrücken (VZ 1), die sich von 1937-1940 hinzog. Die Sachakte enthält unter anderem Gerichtsbeschlüsse und Korresspondenz mit Anwälten in chronologischer Reihenfolge von 1937 bis April 1939. Auch ist eine persönliche Stellungnahme von Philipp Bleek zu den Vorwürfen und Anzeigen vorhanden.
Seine Ausarbeitung zu den Psalmen (VZ 2) und die Materialsammlung „Geistliche und geistige Grundlagen“ (VZ 12) geben einen Eindruck über seine persönliche und religiöse Grundanschauung.
Verzeichnungseinheit Nr. 6 beinhaltet die Devisenstrafsache, die von 1938-1939 dokumentiert ist.
In Besonderem sei auf das kirchliche Verfahren gegen Pfarrer Philipp Bleek hingewiesen. (VZ 7) Pfarrer Bleek wird Dienstunfähigkeit vorgeworfen und Versetzung in den Wartestand angedroht, gegen die er sich mit juristischen Mitteln bis zu seiner angeordneten Versetzung in den Ruhestand 1944 wehrt. Am 28.06.1952 wird eine Kirchenamtliche Bescheinigung der Ev. Kirche im Rheinland auf Antrag von Frau Pfarrer Bleek auf Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus ausgehändigt, in der Pfarrer Bleek „zu den unerschrockensten und tapfersten Zeugen der Evangelischen Kirche an der Saar während des Dritten Reiches“ gezählt wird. (VZ 10)
(1) Conrad, Joachim: Philipp Bleek, in: Zwischen Bekenntnis und Ideologie. 100 Lebensbilder des rheinischen Protestantismus im 20. Jahrhundert, Hrsg. T. M. Schneider, J. Conrad, S. Flesch, Leipzig 2018, S. 74
(2) Rauthe, Simone: Scharfe Gegner. Die Disziplinierung kirchlicher Mitarbeitender durch das Evangelische Konsistorium der Rheinprovinz und seine Finanzabteilung von 1933 bis 1945, Bonn 2003, S. 131
Literatur
· ·Bleek, Wilhelm: In die weite Welt - und zurück in die Heimatsstadt. Auswanderung und Rückkehr einer Bonner Geschwisterschar in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in: Bonner Geschichtsblätter. Jahrbuch des Bonner Heimat- und Geschichtsvereins, Band 71, hrsg. vom Bonner Heimat- und Geschichtsverein und dem Stadtarchiv Bonn, Bonn 2021, S.
·Conrad, Joachim: Philipp Bleek, in: Zwischen Bekenntnis und Ideologie. 100 Lebensbilder des rheinischen Protestantismus im 20. Jahrhundert, Hrsg. T. M. Schneider, J. Conrad, S. Flesch, Leipzig 2018, S. 73-75.
·Rauthe, Simone: Scharfe Gegner. Die Disziplinierung kirchlicher Mitarbeitender durch das Evangelische Konsistorium der Rheinprovinz und seine Finanzabteilung von 1933 bis 1945, Bonn 2003.
·Saarland Biografien: Bleek Philipp, http://www.saarland-biografien.de/frontend/php/ergebnis_detail.php?id=14, aufgerufen am 30.03.2022.
Hinweis
Ergänzender Bestand: 1OB009 Personalakte PA 51 B 162

Reference number of holding
7NL 221 7NL 221 Pfarrer Philipp Bleek
Extent
1 Karton

Context
Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (Archivtektonik) >> 7NL Nachlässe >> 7NL 221 Pfarrer Philipp Bleek

Date of creation of holding
1896, 1936-1953, 2019

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  • Bestand

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  • 1896, 1936-1953, 2019

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