Bestand
Musikalien des herzoglichen Theaters in Braunschweig (Bestand)
Enthält: Musik-Handschriften aus dem 18. Jh., meist Opernpartituren und Aufführungsmaterial überwiegend von italienischen und deutschen Komponisten. Ms-Fb. Druck: Inventare und kleine Schriften 5.
Bestandsgeschichte: Umfang und Struktur des in den Staatsarchiven verwahrten Schriftgutes erlaubt in den meisten Fällen keine Verzeichnung von Einzelschriftstücken. Ausnahmsweise angebracht ist eine solche Intensiverschließung jedoch bei Spezialbeständen, die für die wissenschaftliche Forschung von herausragendem Wert sind. So entschloß sich das Staatsarchiv im Jahre 1983 das Inventar des von H. Kleinau detailliert erschlossenen Briefbestandes (298 N) in zwei Bänden zu veröffentlichen.
Mit dem Repertorium zum Bestand "Musikalien des herzoglichen Theaters in Braunschweig" (46 Alt), der bisher im Staatsarchiv mit der Bezeichnung "Opernhaus" geführt wurde, wird eine weitere Intensiverschließung von Schriftgut einer wissenschaftlichen Spezialdisziplin vorgelegt.
Sie wurde angeregt von der deutschen Arbeitsgruppe des "Répertoire International des Sources Musicales (RISM)", die ihren Mitarbeiter Herrn Klaus Kindler mit einer Einzelverzeichnung sämtlicher im Bestand 46 Alt vereinigten Musikhandschriften betraute. Wegen der Zweckbestimmung für das "Répertoire" weicht die Verzeichnung der Musikalien von der sonst im Staatsarchiv üblichen Form insofern ab, als zunächst der Komponist und erst an zweiter Stelle die Signatur angegeben wird.
Das Staatsarchiv Wolfenbüttel ist Herrn Kindler für die zeitaufwendige Erschließung und sachkundige Kommentierung der Musikalien sowie für die Herstellung der komplizierten Druckvorlage sehr dankbar. Es hat seiner im Einvernehmen mit dem RISM gegebenen Anregung zum Druck des Inventars gern zugestimmt und legt dieses nun als Heft S seiner Reihe "Inventare und kleinere Schriften" vor.
Stand: Februar 1989
Der Band kann erst jetzt erscheinen. Da an der Kommentierung weitergearbeitet wurde, entspricht er dem gegenwärtigen Forschungsstand. Mit seiner Veröffentlichung möchte das Staatsarchiv zum 300jährigen Jubiläum der Braunschweiger Oper im Jahre 1990 beitragen.
Stand: Mai 1990
Vorbemerkung
Bestandsgeschichte: Der Bestand "46 Alt" enthält im wesentlichen Musikalien aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die aus dem ehemaligen Landestheater Braunschweig stammen. Es sind vorrangig handgeschriebene Opernpartituren und Einzelstücke der damals in Braunschweig aufgeführten oder für eine Aufführung vorgesehenen musikalischen Bühnenwerke. Ferner sind enthalten einige Oratorien, geistliche und weltliche Kantaten, Messensätze und Psalmvertonungen für Feste und Feierlichkeiten des herzoglichen Hofes. Besondere Beachtung verdienen die über 60 Manuskripte und 16 Drucke mit Violinmusik aus dem 18. Jahrhundert. Ebenso ist der Bestand an 25 französischen Opern-Partiturdrucken aus der Zeit vor und um 1800 erwähnenswert. Schließlich sind 10 handgeschriebene Opern-Chorparticells aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu nennen.
Die Partituren der Opern- und Oratorienmanuskripte haben zumeist einen festen Einband. Stimmenmaterial ist nur in wenigen Fällen vorhanden, so etwa bei den geistlichen Werken und einzelnen Ensemblesätzen. Ein Vergleich mit den nachgewiesenen Aufführungen zeigt, daß überhaupt nur ein Teil der dazugehörenden Musikalien existiert; andererseits findet man Partituren von Opern und Oratorien, die nicht zur Aufführung gelangt sind, ungebunden und in Lagen übereinandergeschichtet.
Bestandsgeschichte: Wann diese Sammlung angelegt worden ist, läßt sich heute nicht mehr genau feststellen; in dieser Form besteht sie sicher seit über 130 Jahren, wie sich aus einigen Notizen des Braunschweiger Komponisten Wilhelm Meves ergibt, der sie 1862 im Zusammenhang mit dem Neubau des Theaters durchgesehen hat. Die alte Numerierung, die auch Meves erwähnt(1), befindet sich noch heute auf den Exemplaren und ist nahezu lückenlos rekonstruierbar. Hin und wieder gibt es ältere, durchstrichene Nummern auf manchen Titelblättern, die auf eine noch frühere Ordnung der Musikalien hinweisen. So schreibt zum Beispiel Louis Spohr in seiner Selbstbiographie, daß er als Schüler (1797) Partituren zum Studium "aus der Theaterbibliothek geliehen bekam"(2).
Da die Musikalien ziemlich exakt zwischen 1749 und 1799 zu datieren sind - wobei die französischen Operndrucke noch bis in die ersten Jahre nach 1800 reichen -, darf man davon ausgehen, daß die Sammlung noch in der Regierungszeit des Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand (1780-1806) angelegt und danach nur geringfügig ergänzt worden ist. Ihre enge Beziehung zum herzoglichen Hof erklärt auch das Vorhandensein der geistlichen Kompositionen und der Kammermusik zwischen den Bühnenwerken. Die Violinmusik deutet direkt auf Carl Wilhelm Ferdinand hin, der ein ausgezeichneter Geiger war, jedoch 1782 sein Violinspiel einstellte und seinen musikalischen Nachlaß - wahrscheinlich an die Musiker der Hofkapelle - verschenkte.(3)
Der größte Teil des Opernmaterials stammt aus der Theaterzeit zwischen 1749 und 1769, jener Hochblüte der italienischen Oper in Braunschweig, als der Impresario Nicolini das gesamte Theaterwesen beherrschte, darunter fallen in erster Linie die autographen Partituren der Hofkapellmeister Ignazio Fiorillo (1750-1762) und Johann Gottfried Schwanenberger (1762-1804) sowie die der "secondi maestri" Giuseppe Brunetti (1762-1763) und Antonio Tozzi (1763-1767) und auch die Kopien aus Venedig, Dresden und Prag.
Bestandsgeschichte: Braunschweig besaß damals zwei Spielstätten, das alte Opernhaus am Hagenmarkt, das "Gran Ducal Teatro" und die "Opera pantomima”. Dieses kleine Theater am Burgplatz wurde 1749 eigens für Nicolini errichtet, zunächst um dessen überaus populäre Kinderpantomimen besser in Szene setzen zu können, dann aber auch als Schauplatz für die komischen Opern und Intermezzi, während das Große Haus für die Opere serie zur Verfügung stand. In Wolfenbüttel fanden seit dem Umzug des Hofes in das neue Schloß in Braunschweig (1753) keine Aufführungen mehr statt.
Aus der Zeit nach 1769, als die ständige Oper in Braunschweig wegen der zerrütteten Landesfinanzen aufgelöst und von reisenden Schauspieltruppen bespielt wurde, existieren keinerlei Musikalien. Ein weiterer bedeutender Teil stammt aus den achtziger Jahren, vor allem aus der Zeit der Patrassi-Simoni-Truppe, die einige Jahre ein festes Engagement hatte. Hier weisen die Partiturabschriften vor allem nach Wien, Neapel und Rom, vereinzelt aber auch nach Oberitalien.
Die heute sehr seltenen französischen Opern-Partiturdrucke stehen in engem Zusammenhang mit der französischen Oper der Madame Bursay, die mit ihrem Ensemble ab 1800 mehrere Jahre ständig in Braunschweig spielte. Der bekannte Musikalienhändler Joseph-Henri Mees war kurze Zeit der musikalische Leiter dieses Unternehmens und hatte Partituren aus seiner Hamburger Officin mitgebracht.
Bestandsgeschichte: Zum ersten Mal berichteten Fred Hamel und Albert Rodemann vor gut 60 Jahren über die wertvollen Handschriften und Drucke, auf die sie im Landestheater zufällig gestoßen waren. Ihr kurzes Titelverzeichnis der Bühnenwerke und eine zusammenfassende Erwähnung der anderen Funde schlossen sie mit dem Kommentar: "Eine wissenschaftliche Bearbeitung des Materials an Ort und Stelle ist wegen der Raumverhältnisse kaum möglich. Doch besteht die Aussicht, daß die Werke zur Erleichterung der Benutzung in die Herzog-August-Bibliothek überführt werden, wie die dortige Direktion gütigst mitteilte."(4)
Das Musikschriftgut wurde jedoch zuständigkeitshalber laut Verfügung des damaligen braunschweigischen Ministers für Volksbildung vom 31. Dezember 1929 an das Landeshauptarchiv (das heutige Staatsarchiv) Wolfenbüttel abgegeben.(5) Das Zugangsbuch vermerkt unter dem Datum vom 15. Februar 1930, daß Dipl. Ing. Albert Küster die Handschriften und Drucke des Landestheaters Braunschweig geordnet und gebündelt habe. Küster hat außerdem einige Hinweiszettel in die Bände gelegt, die manche Identifizierung anonymer Partituren erleichterten. Werner Bollert, der bei seinen Forschungen über die Buffoopern Galuppis mit den Materialien des Landeshauptarchivs gearbeitet hat, berichtet, daß Küster eine "ausführliche Arbeit über die Braunschweiger Oper in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts" vorbereite.(6) Zu einer Veröffentlichung ist es nicht gekommen.
Die von Küster stammenden Bündelsignaturen und die früheren alten Nummern wurden im Staatsarchiv am 1. März 1987 durch numeri currentes ersetzt und damit eine bessere Obersicht und vereinfachte Benutzung des Bestandes 46 Alt ermöglicht.
Bestandsgeschichte: Im Sommer 1987 machte Herr Dr. Richard Schaal, Bad Wiessee, die deutsche Arbeitsgruppe des Repertoire International des Sources Musicales (RISM) in München auf die Sammlung aufmerksam. Im Rahmen des RISM-Arbeitsprogramms konnten die Katalogisierungsarbeiten bald zügig durchgeführt werden. Hinzu kam die Erfassung der hier befindlichen, kaum bekannten Librettosammlung mit etwa 200 Titeln, eine zum Teil überaus wichtige Ergänzung des Notenmaterials.
Der Initiative von Herrn Ltd. Archivdirektor Dr. Günter Scheel ist es zu verdanken, daß das Ergebnis dieser Arbeiten als Findbuch in der Veröffentlichungsreihe der Niedersächsischen Archivverwaltung erscheinen und damit der Forschung auf diese Weise zugänglich gemacht werden kann.
Herrn Dr. Scheel sowie den Herren Dr. Matthes und Dr. Schwarz vom Niedersächsischen Staatsarchiv Wolfenbüttel gebührt besonders herzlicher Dank für die mit viel Geduld ertragene begleitende Betreuung und Förderung dieser Arbeit. Für manch wertvollen Hinweis und die freundliche Bereitstellung ergänzender Materialien danke ich vor allem Herrn Dr. Haase (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel), Frau Dr. Haberkamp (RISM München), Herrn Dr. Ernst (Universitätsbibliothek Münster) und Herrn Dr. Angermüller (Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg) sowie dem Stadtarchiv und der Stadtbibliothek Braunschweig.
Stand: Februar 1989
Anmerkungen:
(1) s. S. 92. Nr.328
(2) L.Spohr, Lebenserinnerungen, S.5
(3) C.W.Pockels, Carl Wilhelm Ferdinand. S.141
(4) Unbekannte Musikalien aus dem Braunschweiger Landestheater, in: Gedenkschrift für Hermann Abert (1928), S.73
(5) Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, 36 Alt 73/2
(6) Die Buffoopern Baldassare Galuppis (Diss.1934). Bottrop 1935, S.52.
Sigel und Bibliographisches Glossar:
Bestandsgeschichte: AMZ Allgemeine Musikalische Zeitung
B Berlin, Staatsbibliothek (Stiftung Preußischer Kulturbesitz)
Bollert Die Buffoopern Baldassare Galuppis
BS Braunschweig, Stadtarchiv und Stadtbibliothek
Cramer Mag. Magazin der Musik (hrsg.v. C. Fr. Cramer)
Deutsch Mozart. Die Dokumente seines Lebens
DTB Denkmäler der Tonkunst in Bayern
Eitner Biographisch-bibliographisches Quellen-Lexikon
Gs Göttingen, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek
HVl Hannover, Niedersächsische Landesbibliothek
KBM Kataloge Bayerischer Musiksammlungen
KNth Köln, Theatermuseum
Loewenberg Annals of Opera, 1597-1940
LÜh Lübeck, Bibliothek der Hansestadt Lübeck
MHrm Mannheim, Reiss-Museum
MÜs Münster, Sammlung Santini in der Diözesanbibliothek
NBZ Neue Braunschweiger Zeitung
New Grove Dictionary of Music and Musicians
PEM Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters
Rép. gen. Repertoire genéral (Theaterzettelsammlung BS)
RH Rheda, Fürst zu Bentheim-Tecklenburgische Bibliothek in der Universitätsbibliothek Münster
RISM Répertoire International des Sources Musicales
Schm Gustav Friedrich Schmidt, Neue Beiträge
Sonneck Catalogue of Opera Librettos printed before 1800
Strohm Italienische Opernarien des frühen Settecento
Terry John Christian Bach
Thea. Kat. Gérard Thematic, Bibliographical and Critical Catalogue of the Works of Luigi Boccherini
Them.Kat. Gradenwitz Johann Stamitz; II: Thematischer Katalog
Them.Kat. Jenkins/Churgin Thematic Catalogue of the Works of Giovanni Battista Sammartini
Them.Kat. Lee Franz Benda. A Thematic Catalogue of his Works
Them.Kat. Würtz Ignaz Fränzl
W Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek
W HAB (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel), Thiel/Rohr, Libretti
Wa Wolfenbüttel, Niedersächsisches Staatsarchiv
Wa S. Nieders. Staatsarchiv Wolfenbüttel, Libretto-Sammlung
WIl Wiesbaden, Hessische Landesbibliothek
Zielske K.E.Ackermanns Braunschweiger Spielplan vom Sommer 1769
(Detaillierte Literaturangaben im Literaturverzeichnis, S. 303-305.)
Abkürzungsverzeichnis:
Bestandsgeschichte: A Alt
arpa Harfe
B Bass (vokal)
b Bass (instrumental)
Bd., Bde. Band, Bände
bez. beziffert
Bl., Bll. Blatt, Blätter
ca. circa
cemb Cembalo
cl Klarinette
cor Horn
cor ingl Englischhorn
etc. et cetera
fag Fagott
fl Flöte
ident. identisch
identifiziert
Jhdt. Jahrhundert
Libr. Libretto
No. Numero
Nr. Nummer
o.B. ohne Bezeichnung
o.J. ohne Jahresangabe
o.Nr. ohne Nummer
o.O. ohne Ortsangabe
o.V. ohne Verlagsangabe
ob Oboe
obl obligat
org Orgel
p. Pagina
pet petit
princ principale
Rec. Rezitativ
S Sopran
S. Seite
sord Sordino
St. Stimme
T Tenor
T. Takt
tamb Trommel
Them.Kat. Thematischer Katalog
timp Pauken
tr Trompete
trb Posaune
Tz. Theaterzettel
u.a. und andere
Überschr. Überschrift
unbez. unbeziffert
ursprgl. ursprünglich
vgl. vergleiche
vl Violine
vla Viola
vlc Violoncello
vlne Violone
Groß- und Kleinbuchstaben im Zusammenhang mit Instrumentalsätzen geben die Tonart in Dur oder Moll an.
Inhaltsverzeichnis des Findbuchs:
Bestandsgeschichte: Vorwort: S. VII
Vorbemerkung: S. IX
Inventar: S. 1
Benutzungshinweise: S. 3
Sigel und Bibliographisches Glossar: S. 5
Abkürzungsverzeichnis: S. 7
Register: S. 215
A: Komponisten: S. 217
B: Operntitel: S. 235
C: Oratorientitel: S. 244
D: Textanfänge: S. 245
E: Kleinere Vokalwerke: S. 251
F: Chorparticells: S. 252
G: Opern-Drucke: S. 253
H: Instrumentalwerke: S. 254
Aufführungskalender 1749-1799: S. 255
Faksimiles: S. 299
Literaturverzeichnis: S. 303
Personen: S. 307
Retrokonvertiert mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Jahre 2012.
Bearbeiter: Klaus Kindler (1989: Vorbemerkung)
Bearbeiter: Dr. Günter Scheel (1989)
Bearbeiter: Dr. Horst-Rüdiger Jarck (1990)
Zusatzinformationen: Abgeschlossen: Nein
Zusatzinformationen: teilweise verzeichnet
- Reference number of holding
-
Nds. Landesarchiv, Abt. Wolfenbüttel, NLA WO, 46 Alt
- Extent
-
12,2
- Context
-
Nds. Landesarchiv, Abt. Wolfenbüttel (Archivtektonik) >> Gliederung >> 3 Akten (Alt / W / Neu / Nds / R / Bund) >> 3.1 Fürstentümer Wolfenbüttel und Blankenburg (Alt) >> 3.1.6 Fachbehörden
- Related materials
-
Literatur: Klaus Kindler (Bearb.), Findbuch zum Bestand Musikalien des herzoglichen Theaters in Braunschweig 18.-19. Jh. (46 Alt) (Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung. Inventare und kleinere Schriften des Staatsarchivs in Wolfenbüttel Heft 5), Wolfenbüttel, Selbstverlag des Niedersächsischen Staatsarchivs, 1990 (ISBN 3-927 495-01-8)
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
04.06.0002, 4:51 PM CET
Data provider
Niedersächsisches Landesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand