Bestand

Königsbronn (Bestand)


Inhalt und Bewertung
Zisterzienserkloster 1302-1535, dann Klosterverwaltung bis 1806.

1. Zur Geschichte von Kloster und Klosteramt Königsbronn: Die Vogtei über das von König Albrecht I. 1302 gegründete Zisterzienserkloster Königsbronn war schon im 15. Jahrhundert vorübergehend zweimal (1431-1434 und 1448-1450) bei Württemberg. Während des bayerischen Erbfolgekriegs, als Herzog Albrecht von Bayern (1467-1508) versuchte, das Herzogtum Bayern in seiner Hand zu vereinigen, konnte Herzog Ulrich von Württemberg 1504 mit der Herrschaft Heidenheim die Schutzvogtei über die drei Brenztalklöster Herbrechtingen, Anhausen und Königsbronn erwerben. Versuche des Klosters Königsbronn, sich dem württembergischen Schirm zu entziehen, dauerten bis in die Zeit Herzog Christophs von Württemberg (1550-1568). Dieser führte dort die Reformation durch, richtete eine (bis 1595 bestehende) Klosterschule ein und unterstellte das Klosteramt dem Stuttgarter Kirchenrat. Das zur Reformationszeit eingerichtete Klosteramt Königsbronn umfasste im 18. Jahrhundert die Orte Gnannenweiler, Itzelberg, Küpfendorf, Neuselhalden, Ochsenberg, Sontheim im Stubental, Springen (abgegangen bei Königsbronn) und Zang, den größten Teil der Orte Söhnstetten und Steinheim sowie Teile von Oberkochen und Degenfeld. Außerdem hatte das Kloster Besitz in Heubach, Jagsthausen, Kusterdingen, Nattheim, Oggenhausen, Sachsenhausen und Schlath. In Reutlingen und im entlegenen Pfullendorf (Landkreis Sigmaringen) hatte es Pflegen. Das Klosteramt, später Klosteroberamt, bestand bis 1806. Damals wurde sein Bezirk mit Ausnahme von Degenfeld, Oberkochen und Jagsthausen dem Oberamt Heidenheim zugeteilt.(1)

2. Vorwort von 1880: Das Archiv des Klosters Königsbronn hatte, insbesondere in Folge der Reformation und während des Dreißigjährigen Krieges, ein unruhiges Dasein. Als Herzog Ulrich im Jahr 1542 Besitz vom Kloster nahm, ließ er die wichtigsten Dokumente desselben nach Stuttgart verbringen; im Jahr 1544 erwirkte Abt Ambrosius durch den Kaiser ihre Zurückgabe. Sein protestantischer Nachfolger Johannes nahm, wenigstens nach Angabe seiner Gegner, eine Sichtung des Archivs vor, indem er "die dem Herzog widrigen" Briefe theils vernichtete, theils der herzoglichen Regierung überlieferte. Vor der Occupation des Klosters im Jahr 1630 hatte Abt Melchior einen größeren Teil des Archivs nach Stuttgart geflüchtet, der neue katholische Abt Theodor forderte vom Herzog die Zurückgabe (S. 94).(2) Im Jahr 1637 erhält Abt Wolfgang von Christoph Besold Dokumente zurück, die von Stuttgart nach Ingolstadt "versichert"(3) worden waren (S. 101).(4) Ein Theil des Archivs scheint in das Kloster Wettenhausen.(5) gekommen zu sein (S. 104).(6) Im Jahr 1649 werden Urkunden des Klosters K. von dem Exprälaten Chr. Weeber zurückgefordert (S. 102)(7); im Jahr 1688 kam ein Teil des Archivs nach Stuttgart. - Die wichtigsten Urkunden aber wurden, vielleicht durch den Abt Theodor, im Kloster Salmansweiler deponiert, von wo sie in das Generallandesarchiv in Karlsruhe wanderten, welches sie im Jahr 1878 an das K. Staatsarchiv ausfolgte (im Repertorium mit K bezeichnet). Andere (mit M bezeichnete) Archivalien des Klosters wurden im gleichen Jahr vom K. Allgemeinen Reichsarchiv in München extradiert. So wurden die für die Geschichte des Klosters wichtigsten Bestandtheile seines Archives wieder vereinigt; viele Urkunden sind ihrem Inhalt nach durch beglaubigte Abschriften erhalten, welche in der Mitte des 16. Jahrhunderts aus Anlaß eines über die Reichsunmittelbarkeit des Klosters geführten Prozesses gefertigt wurden. Die den Klosterhof in Pfullendorf betreffenden Archivalien wurden im Jahr 1807 an Baden extradiert, Abschriften von einem größerem Theil derselben enthält ein im Jahr 1874 von Karlsruhe abgegebenes Copeibuch.(8) (Dieses wurde im früheren Repertorium Königsbronn bei den betreffenden Pfullendorfer Urkunden allegirt). Eine, wie es scheint, nur mit Benützung von gedrucktem Material verfaßte Geschichte des Klosters besitzen wir von Dr. K. Pfaff in den Württembergischen Jahrbüchern, Jahrgang 1856. Einzelne Urkunden sind abgedruckt bei [Besold] Documenta rediviva Monasteriorum T[eil].I p[aginae] 635-711, und in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 10, S. 115-123, 251-256, 338-353 (Mone). [Otto von Alberti]

3. Zur Neubearbeitung des Repertoriums: Um das Repertorium A 495 Königsbronn auch im Internet zur Verfügung stellen zu können, wurden die Urkunden des bisherigen handschriftlichen Findbuches von Otto von Alberti von 1880 im Jahr 2006 im Rahmen des Retrokonversionsprojektes unter Anwendung des Computerprogramms Scope neu eingegeben. Danach wurden die Aktentitel von der Unterzeichneten ebenfalls neu aufgenommen und ca. 1 lfd. m Akten, die seither ohne Signaturen dem Aktenbestand angehängt waren, in die entsprechenden Büschel eingeordnet. Weitere Unterlagen über Kloster und Klosteramt Königsbronn finden sich im Hauptstaatsarchiv vor allem in folgenden Beständen: A 206 Oberrat: Ältere Ämterakten; A 213 Oberrat: Jüngere Ämterakten; A 248 Rentkammer: Generalakten; A 249 Rentkammer: Ämterakten; A 284/49 Kirchenrat: Kloster- und Forstverwaltung Königsbronn; A 281 Kirchenvisitationsakten; A 284/80 Kirchenrat: Königsbronner Klosterpflege Reutlingen; A 495 L Klosteramt Königsbronn; A 513 a Königsbronner Klosterpflege Pfullendorf; A 513 a Si Königsbronner Klosterpflege Pfullendorf; H 14 Diplomatare; H 102/39 Geistliche Lagerbücher: Kloster Königsbronn. Für die Neuaufnahme wurde an Literatur herangezogen: Otto v. Alberti, Württembergisches Adels- und Wappenbuch, Bd. 1-2, Stuttgart 1889-1916; Hermann Fischer, Schwäbisches Wörterbuch, Bd. 1-6, Tübingen 1904-1936; Peter-Johannes Schuler, Notare Südwestdeutschlands, Text- und Registerband, Stuttgart 1987; Eugen Haberkern und Joseph Friedrich Wallach, Hilfswörterbuch für Historiker, Bern und München 1964; Walther Pfeilsticker, Neues württembergisches Dienerbuch, Bd. 1-3, Stuttgart 1957-1974; Übersicht über die Bestände des Hauptstaatsarchivs Stuttgart, Altwürttembergisches Archiv, 2. erweiterte Auflage, bearbeitet von Hans-Martin Maurer, Stephan Molitor und Peter Rückert, Stuttgart 1999; Wirtembergisches Urkundenbuch, Bd. 1-11, Stuttgart 1849-1913. Der Bestand A 495 Königsbronn: Urkunden umfasst weiterhin 181 Nummern (U 1-174 und U 18 a, U 45 a, U 49 a, U 160 a, U 161 a-b, U 164 a) im Umfang von ca. 2,7 lfd. m. Das Repertorium enthält zudem 11 Urkundenregesten des Bestandes H 51 Kaiserselekt. Das Findbuch des Bestandes A 495 Königsbronn: Akten enthält nun 116 Nummern (Bü 1 - 93 und Bü 5a, 17a, 19a, 21a, 28a, 32a+b, 65a+b, 70a-c, 74a, 76a, 77a+b, 80a und 81a+b sowie Verweise). Der Aktenbestand besteht aus insgesamt 112 Büscheln und hat einen Umfang von ca. 5,2 lfd. m. Das seitherige Repertorium von O. von Alberti wurde dem Bestand A 605 Ältere Repertorien zugewiesen. Stuttgart, im August / Dezember 2006 Christine Bührlen-Grabinger

(1) Vorbemerkung von Walter Grube vom März 1964 im Bestandsrepertorium A 495 L Klosteramt Königsbronn S. 5 (2) Vgl. Bü 41 (3) In Sicherheit gebracht worden waren (4) Vgl. Bü 54 (5) Wettenhausen, Landkreis Günzburg (6) Vgl. Bü 59 (7) Vgl.Bü 58 (8) Vgl. H 14 Bd. 164

Abkürzungen:
abgeg. abgegangen
Ausf. Ausfertigung
Az. Aktenzeichen
betr. betreffend
Bd. Band
Bl. Blatt
Bü Büschel
bzw. beziehungsweise
dgl. dergleichen
ebd. ebenda
f. folgend(e)
gen. genannt
k. k. kaiserlich königlich
lfd. m. laufende Meter
lt. laut
Nr. Nummer
o. D. ohne Datum
Pap. Papier
Schr. Schriftstück(e)
u. a. unter anderem
vgl. vergleiche
WUB Wirtembergisches Urkundenbuch
ZGO Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 495
Umfang
181 Urkunden, 116 Büschel

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Bezirksbehörden des Kirchenguts und der Universität >> Kloster- und Stiftsgutverwaltungen

Bestandslaufzeit
1209-1807

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1209-1807

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