Bestand

Pläne und Ansichten des Schlosses Lichtenstein mit Plänen zum Palais Urach (vormals Palais Taubenheim) in Stuttgart (Bestand)

1. Geschichte des Schlosses Lichtenstein: Der Bestand GU 97 enthält überwiegend Pläne, Aufrisse und Ansichten des Schlosses Lichtenstein bei Honau und vereinzelt auch des Palais' Urach in Stuttgart, des ehemaligen Palais' Taubenheim in der Neckarstraße 68. Während sich Schloss Lichtenstein bis heute im Besitz des Hauses Urach befindet, wurde das Palais Urach im Zweiten Weltkrieg zerstört. Im Folgenden wird auf die Geschichte des Schlosses Lichtenstein und des Palais' Urach eingegangen. Um 1100 errichteten die Herren von Lichtenstein etwa 500 Meter südöstlich des heutigen Schlosses Lichtenstein eine Burg, von der heute nur noch Mauerreste erhalten sind (vgl. GU 20 Büschel 176 und 180). Die Herren von Lichtenstein waren Ministerialen im Dienste der Grafen von Achalm, später der Grafen von Württemberg. Im Verlauf von kriegerischen Auseinandersetzungen im 14. Jahrhundert wurde die Burg Lichtenstein zerstört. Das Haus Württemberg, das seit dem Ende des 14. Jahrhunderts im Besitz der Burg war, baute diese nach 1389 nicht an der alten Stelle wieder auf, sondern auf einem frei stehenden Felsen über dem Echaztal, auf dem Platz, auf dem später das Kernschloss von Schloss Lichtenstein errichtet wurde. Fortan diente die Burg Lichtenstein dem Hause Württemberg als Jagdschloss und Wohnung der Burgvögte. Während des Bauernkrieges 1525 versuchten die Pfullinger vergebens, Burg Lichtenstein einzunehmen. Ab 1567 war der Lichtenstein Sitz eines Forstknechts, der die herzoglichen Wälder in der Umgebung verwaltete und dem Forstmeister in Urach unterstellt war. Daneben fungierte Burg Lichtenstein bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zeitweilig als Jagdschloss der Herzöge von Württemberg. Als im 18. Jahrhundert die Herzöge jedoch andere Jagdgebiete und -schlösser bevorzugten, verfiel die Burg zusehends. Nach einem Brand ließ daher Herzog Friedrich II., der spätere König Friedrich I., im Jahre 1802 den oberen Teil des Gebäudes, das Vorwerk und die Zugbrücke abtragen. Auf den Grundmauern der Burg wurde ein Gebäude mit einem Krüppelwalmdach erbaut, das bis 1837 Sitz eines Revierförsters war. Im Jahre 1837 suchte Wilhelm Graf von Württemberg (1810-1869), der spätere erste Herzog von Urach, einen geeigneten Platz für den Bau einer Ritterburg im "altdeutschen Style", also im Stil der Gotik. Die Burgruinen Hohenurach, Hohenneuffen und Zavelstein kamen aus verschiedenen Gründen dafür nicht in Betracht. Die Wahl fiel schließlich auf den Lichtenstein, wofür die Nähe zu den Besitzungen des Grafen in Urach und die geringe Größe des Objekts sprachen. Andere Burgen und Liegenschaften wären für den Bau und Unterhalt einer Burg nach Aussage des Grafen Wilhelm zu kostspielig geraten (vgl. hierzu das Briefkonzept des Grafen Wilhelm vom 29. November 1837, GU 20 Büschel 225, abgedruckt bei Rolf Bidlingmaier: Schloß Lichtenstein. Die Baugeschichte eines romantischen Symbols. In: Reutlinger Geschichtsblätter NF 33 (1994) S. 113-152, v. a. S. 117-120). Die Entscheidung für den Lichtenstein wurde wahrscheinlich auch durch den Roman "Lichtenstein" von Wilhelm Hauff (1802-1827) inspiriert, der als einer der ersten Historienromane der deutschsprachigen Literatur im Jahre 1826 erschienen war. Schauplätze dieses Romans sind u. a. die Burg Lichtenstein und die Nebelhöhle, in der sich Ulrich Herzog von Württemberg vor den Truppen des Schwäbischen Bundes versteckt hält, um sich nachts auf die Burg Lichtenstein zu begeben, wo er von dem Ritter von Lichtenstein und dessen Tochter Marie verköstigt wird. Der Roman "Lichtenstein" wurde zu einem großen Erfolg, den Wilhelm Hauff aber wegen seines frühen Ablebens nicht mehr genießen konnte. Dem Erbauer des Schlosses Lichtenstein, Wilhelm Graf von Württemberg, war der Roman bekannt. Die Erinnerung an den Dichter Wilhelm Hauff wurde auf dem Lichtenstein auch immer wachgehalten, wie das Hauff-Denkmal in der Nähe des Schlosses Lichtenstein und die Abhaltung einer Feier zum Gedenken an Wilhelm Hauff im Jahre 1927 beweisen (vgl. GU 20 Büschel 3 und 178). Die Verhandlungen über den Kauf des Forsthauses Lichtenstein zwischen Wilhelm Graf von Württemberg und dem württembergischen Finanzministerium wurden in den Jahren 1837 bis 1838 geführt (vgl. dazu GU 20 Büschel 143). Wilhelm I. König von Württemberg gab am 19. März 1838 seine Einwilligung in den Verkauf des Forsthauses Lichtenstein mit den zugehörigen Grundstücken an seinen Vetter Wilhelm Graf von Württemberg. Zuvor hatte das Finanzministerium unter der Bedingung dem Verkauf zugestimmt, dass für den bisher auf dem Lichtenstein ansässigen Förster ein neues Forsthaus errichtet wird. Der Kaufvertrag wurde am 25. August 1838 unterzeichnet (GU 20 Büschel 143). Die ersten Entwürfe zum Kernschloss von Schloss Lichtenstein, die nicht datiert und teilweise vom Zeichner nicht signiert sind, entstanden möglicherweise ebenfalls in dem Zeitraum 1837 bis 1838. Diese Aufrisse, die im vorliegenden Bestand unter Unterrubrik 3.1.1 verwahrt werden, stammen sehr wahrscheinlich von dem württembergischen Hofmaler Franz Seraph Stirnbrand (geboren zwischen 1788 und 1794, gest. 1882). Ein weiterer Entwurf wurde von dem Offizier Wilhelm von Faber du Faur (1780-1857) angefertigt (GU 97 Nr. 64, Unterrubrik 3.1.2). Alle diese genannten Entwürfe, auf die in Abschnitt 2 näher eingegangen wird, weichen erheblich von dem realisierten Schlossbau ab. Schließlich fertigte der Maler, Architekt und Denkmalpfleger Carl Alexander von Heideloff (1789-1865) zu Beginn des Jahres 1838 Pläne für den Bau des Kernschlosses an. Im Bestand GU 97 hat sich lediglich ein Aufriss erhalten, der Heideloff zugeschrieben werden kann. Es handelt sich dabei um den Lageplan des Kernschlosses mit dem Grundriss des Erdgeschosses des Kernschlosses und der Einzeichnung eines geplanten und nicht ausgeführten Brückenkopfes in Form eines Geschützrondells (GU 97 Nr. 57, Unterrubrik 3.1.3). Da Heideloff aufgrund seiner Funktion als Direktor am Polytechnikum Nürnberg und seiner Arbeit als Denkmalpfleger in Franken häufig verhindert war, beauftragte Graf Wilhelm kurzerhand den in Reutlingen ansässigen Architekten und Denkmalpfleger Johann Georg Rupp (1797-1883) mit der Anfertigung von Plänen und Aufrissen zum Bau von Schloss Lichtenstein. Heideloff blieb dennoch in die Planungen involviert, indem er etwa Stellungnahmen zu Rupps Plänen lieferte. Rupp legte in den folgenden Jahren mehrere Aufrisse der Fassaden (Unterrubrik 3.1.4.1), Grundrisse (Unterrubrik 3.1.4.2) und einen Querschnitt (Unterrubrik 3.1.4.3) des Kernschlosses von Schloss Lichtenstein vor, die im Großen und Ganzen dem tatsächlich realisierten Bau ähneln. Über die Vorstellungen des Grafen Wilhelm zum Bau des Schlosses Lichtenstein sind wir durch einen Brief seines Sekretärs genau informiert (GU 20 Büschel 143, abgedruckt bei Bidlingmaier. a.a.O. S. 126-128). Graf Wilhelm nahm selbst Einfluss auf die Planungen, wie seine handschriftlichen Korrekturen auf den Plänen und Entwurfszeichnungen Rupps im vorliegenden Bestand beweisen. Die Bauarbeiten wurden in den Jahren 1839 bis 1842 ausgeführt. Am 27. Mai 1842 weihte Wilhelm I. König von Württemberg das Schloss ein. Die Schlossanlage umfasste nach der Fertigstellung neben dem Kernschloss auf dem Felsen über dem Echaztal den Ritterbau (rechts vom Eingangstor), den Fremdenbau (links vom Eingangstor) und die Festungsanlage. Wenn in diesem Repertorium und in dem des Bestandes GU 20 der Begriff Kernschloss Verwendung findet, so ist damit der auf dem Echazfelsen befindliche Schlossbau, gewissermaßen der Kern der Schlossanlage, gemeint. In den Jahren 1854 bis 1857 plante Graf Wilhelm den Um- und Ausbau der Festungsanlage, der dann in den Jahren 1856 bis 1857 teilweise verwirklicht wurde. Der Ausbau der Festungsanlage erfolgte wohl auch mit Blick auf die revolutionären Ereignisse der Jahre 1848 bis 1849 (siehe GU 20 Büschel 141 und 155). Wahrscheinlich wollte Graf Wilhelm für sich und seine Familie ein sicheres Refugium errichten, das im Falle eines Aufstandes Schutz bieten konnte (vgl. hierzu Christian Ottersbach: Befestigte Schlossbauten im Deutschen Bund 1815-1866. Petersberg 2007. S. 104f.). Graf Wilhelm, der ab 1857 Gouverneur der Bundesfestung Ulm war und daher auf dem neuesten Stand der Festungsbaukunst war, fertigte selbst die Pläne und Zeichnungen zum Ausbau der Festungsanlage an. Ein von Graf Wilhelm gezeichneter großformatiger Übersichtsplan stellt die gesamte Schlossanlage mit den geplanten Umbauten und Maßnahmen zur Verstärkung der Festungsanlage dar (GU 97 Nr. 62, Unterrubrik 3.2.1). Die in Unterrubrik 3.2.2 verwahrten Zeichnungen und Skizzen des Grafen Wilhelm zeigen die geplanten Maßnahmen zum Ausbau der Festung. Der Graf hatte u. a. die Absicht, Vorwerke vor die Bastionen und Kaponnieren zu errichten. In den Bastionen sollten außerdem Reduits mit Kaponnieren entstehen. Realisiert von den Bauvorhaben wurden lediglich die Erhöhung und Verstärkung der vier Türme und Bastionen (Mathildenturm, Eugenien-Bastion, Marien-Bastion und Augustenturm) sowie Umbauten am Kaponnierenturm (Karlsturm) und am sog. Grabenkoffer. Um 1900 entstanden weitere Anbauten an die bisherigen Wohnbauten. 1899 wurde der Gerobau als Anbau an den Fremdenbau errichtet. Im Gerobau, der seinen Namen nach Karl Gero Herzog von Urach (1899-1981) erhielt, waren u. a. Räume für die Kinder von Wilhelm (II.) Herzog von Urach und Amalie Herzogin von Urach (geb. Herzogin in Bayern) untergebracht (Unterrubrik 3.3.3). In den Jahren 1908 bis 1910 erfolgte der Bau des Fürstenbaus, der im Anschluss an den Ritterbau gebaut wurde (Unterrubrik 3.3.5). Für die Planung und Ausführung dieser Wohnbauten zeichnete der Stuttgarter Architekt Karl Mayer verantwortlich. Schloss Lichtenstein erregte bereits kurz nach seiner Fertigstellung die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit: Der Sondelfinger Pfarrer Carl Christian Gratianus (1780-1852) veröffentlichte 1844 ein kleines Bändchen unter dem Titel "Die Ritterburg Lichtenstein. Landsitz Sr. Erlaucht des Grav Wilhelm von Wirtemberg. Vergangenheit und Gegenwart" (Hauptstaatsarchiv Bibliothek A 3048). 1852 erschien das Werk "Der im mittelalterlichen Style neu erbaute Lichtenstein. Burg Sr. Erlaucht des Herrn Grafen Wilhelm von Württemberg. Eine Zusammenstellung von Ansichten, Plänen, ornamentalen & architektonischen Details in Farbendruck, nebst Text mit Holzschnitten" (GU 97 Nr. 5), das von dem Maler und Architekten Georg Eberlein (1819-1884) herausgegeben wurde. Eberlein, ein Schüler Carl Alexander von Heideloffs, war auch an der Ausmalung der Innenräume des Schlosses maßgeblich beteiligt. In den letzten Jahren wurde Schloss Lichtenstein renoviert. Das Schloss ist im Besitz des Hauses Urach, wird aber nicht mehr ständig von Mitgliedern des Hauses bewohnt. Der Bestand GU 97 enthält - wie eingangs bereits angedeutet - auch Grundrisse und Aufrisse zum Bau des Palais' Urach in Stuttgart, des vormaligen Palais' Taubenheim in der Neckarstraße 68 (Rubrik 8, GU 97 Nr. 104-111). Das Palais Urach (Neckarstraße 68) wurde in den 1860er Jahren von August Wilhelm Graf von Taubenheim (1805-1894), der Oberststallmeister und Oberhofratspräsident des Königs von Württemberg war, erbaut. Danach ging das Palais in den Besitz seiner Schwägerin Florestine Herzogin von Urach Gräfin von Württemberg (geb. Prinzessin von Monaco) (1833-1897) über. Herzogin Florestine, die das Palais bis zu ihrem Ableben bewohnte, vererbte dieses an ihren jüngeren Sohn Karl Fürst von Urach Graf von Württemberg (1865-1925). Dieser richtete in dem Palais 1893 bis 1925 die sogenannten "Arabischen Räume" ein (siehe dazu GU 120 Büschel 20, 83 und 316). Dabei handelte es sich um Zimmer im orientalischen Stil. Fürst Karl, der jahrelang den Orient bereiste und in Heliopolis bei Kairo sogar ein Haus besaß, sammelte auf diesen Reisen orientalische Kunstwerke, die er in den "Arabischen Räumen" ausstellte (vgl. hierzu Eberhard Merk: Karl Fürst von Urach. Ein Orientreisender aus dem Haus Württemberg. In: Archivnachrichten Nr. 40 März 2010 S. 10-12). Aufnahmen von den "Arabischen Räumen" finden sich in den Beständen GU 99 (Fotoarchiv des Hauses Urach, Nr. 546 a und b, 557 a und b, 741, 1190, 1305, 1419, 1420 und 1496), GU 119 (Wiltrud Herzogin von Urach Gräfin von Württemberg geb. Prinzessin von Bayern, Büschel 39) und GU 120 (Karl Fürst von Urach Graf von Württemberg, Büschel 80). Die "Arabischen Räume", die auch nach Voranmeldung in den 1920er Jahren besichtigt werden konnten (vgl. GU 120 Büschel 20), sind ein interessantes Zeugnis für die Liebe eines deutschen Adligen zum Orient und für die Faszination, die der Orient und seine Kultur auf Europäer ausübte. Nach dem Ableben des kinderlosen Fürsten Karl ging das Palais in den Besitz seines Bruders Wilhelm (II.) Herzog von Urach Graf von Württemberg und seiner Neffen und Nichten über. Wilhelm (III.) Fürst von Urach, ein Neffe des Fürsten Karl, und Karls älterer Bruder Herzog Wilhelm (II.) tauchen in den Stuttgarter Adressbüchern ab 1923 als Bewohner bzw. Eigentümer des Palais' auf. Das Palais wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Dabei wurden auch die "Arabischen Räume" vernichtet.

2. Inhalt des Bestandes: Den Auftakt bilden die in Rubrik 1 vereinigten Lagepläne des Schlosses Lichtenstein und des Forsthauses auf dem Lichtenstein, das von 1802 bis 1839 bestand. Eine Vorstellung vom Aussehen des erwähnten Forsthauses auf dem Lichtenstein geben die in Rubrik 2 befindlichen Ansichten, Grundrisse und der Querschnitt desselben (GU 97 Nr. 130 und 128). Rubrik 3 ist die mit Abstand umfangreichste des Bestandes. Sie beinhaltet Pläne, Aufrisse und Entwürfe zu den einzelnen Gebäuden der Schlossanlage Lichtenstein. Die Aufrisse, Grundrisse und der Querschnitt zum sogenannten Kernschloss der Schlossanlage Lichtenstein finden sich in Unterrubrik 3.1. Am Beginn dieser Unterrubrik stehen die in Abschnitt 1 bereits genannten, größtenteils nicht signierten und datierten Entwürfe zu den Fassaden, die wahrscheinlich von Franz Seraph Stirnbrand stammen (Unterrubrik 3.1.1, GU 97 Nr. 49, 51-55, 65 und 66). Auf den Blättern GU 97 Nr. 65 und Nr. 66 ist der Name Stirnbrand angebracht, was als Verfasserangabe interpretiert werden kann. Da die übrigen Blätter ohne Verfasserangabe in der Art der Darstellung den beiden Blättern mit dem Namen Stirnbrands entsprechen, muss davon ausgegangen werden, dass auch die nicht signierten Zeichnungen von Stirnbrand angefertigt wurden. Stirnbrands Entwürfe zeichnen sich durch eine künstlerisch versierte und sehr professionelle Darstellung aus. Die sorgfältig ausgeführten, mit grauen Wasserfarben kolorierten Federzeichnungen zeigen Aufrisse der Fassaden des geplanten Kernschlosses von Schloss Lichtenstein, die - wie bereits erwähnt - zum Teil erheblich von dem realisierten Bau abweichen. Die Zeichnungen Stirnbrands unterscheiden sich auch untereinander. Von den Aufrissen seien hier nur zwei Nummern erwähnt: Die Entwürfe GU 97 Nr. 49 haben einen Schlossbau zum Gegenstand, bei dem der burgenhafte bzw. wehrhafte Charakter des Schlosses stark betont ist. Die Fassaden weisen kaum Dekorationselemente auf. Im Unterschied dazu präsentieren die Entwürfe GU 97 Nr. 53 einen Schlossbau mit gotischen Ornamenten und anderen Stilelementen. An der Nordwestseite war ein eingeschossiger Bau vorgesehen, der den Rittersaal aufnehmen sollte. Über dem Rittersaal sollte ein gotischer Baldachin angebracht werden, unter dem sich eine geharnischte Figur, also ein Mann in Ritterrüstung, befand. Bei dieser Skulptur handelt es sich sehr wahrscheinlich um Ulrich Herzog von Württemberg, der im Jahre 1534 die Reformation in Württemberg einführte und eine der Hauptfiguren von Wilhelm Hauffs Roman "Lichtenstein" ist. Der ganze Entwurf und vor allem die Figur waren stark auf Fernwirkung ausgerichtet, so dass die Anreisenden aus Richtung Honau und Reutlingen die Skulptur und damit die literarischen Anspielungen und die Thematik des Schlosses sehen konnten. Außer den Bezügen zu Hauffs Roman "Lichtenstein" weckt die Abbildung Herzog Ulrichs noch andere Assoziationen. Die Skulptur des Herzogs erinnert sehr an die Darstellung von Heiligenfiguren. Vielleicht sollte hier Herzog Ulrich als eine Art "protestantischer Heiliger" verherrlicht werden. Leider sind die Zeichnungen Stirnbrands nicht datiert, so dass nicht festgestellt werden konnte, in welcher Reihenfolge die Entwürfe entstanden. Auch fehlt bislang eine wissenschaftliche Aufarbeitung dieser Aufrisse. Bidlingmaier, dem diese Zeichnungen nicht bekannt waren, geht daher in seinem Aufsatz nicht auf diese ein (Bidlingmaier. a.a.O.), während Ottersbach die Entwürfe nur nebenbei erwähnt (Ottersbach. a.a.O. 2007. S. 102, S. 251 Anmerkung 517). Die beiden Zeichnungen in Rubrik 3.1.2 (GU 97 Nr. 64) mit den Ansichten der Südwestfassade und der Nordostfassade des geplanten Kernschlosses Lichtenstein wurden von dem württembergischen Generalmajor und Maler Christian Wilhelm von Faber du Faur erstellt. Dieser war mit Wilhelm Graf von Württemberg befreundet und hatte wie der Graf auch reiche Erfahrungen im Festungsbau gesammelt. Einem breiteren Publikum wurde Faber du Faur durch seine Bilder bekannt, die er vom Russlandfeldzug Napoleons im Jahre 1812 angefertigt hat und die später auch veröffentlicht wurden. Auch Faber du Faurs Abbildungen des geplanten Kernschlosses zeigen künstlerische Qualitäten, sind jedoch im Unterschied zu den Zeichnungen Stirnbrands weniger sorgfältig ausgeführt. Die beiden lavierten Federzeichnungen sahen an der Nordwestfassade einen zinnenbekrönten Turm mit einem zylinderförmigen Aufsatz vor, der gewisse Ähnlichkeiten mit der Emichsburg, einer künstlichen Burg im Schlosspark Ludwigsburg, aufweist. An der Nordostfassade wollte Faber du Faur eine sogenannte Serliana anbringen. Dabei handelt es sich um ein venezianisches Rundfenster, das auf beiden Seiten von jeweils einem rechteckigen Fenster flankiert wird. Diese Fensterform kommt häufig an Bauten des venezianischen Renaissance-Architekten Andrea Palladio vor. Faber du Faur verwandte also an einem Schlossbau, der ansonsten von eher gotischen bzw. mittelalterlichen Stilelementen geprägt ist, ein Stilmerkmal der Renaissance. Dies ist ein schönes Beispiel für die Vermischung von unterschiedlichen Stilmerkmalen in der Zeit des Historismus. Unterrubrik 3.1.3 besteht nur aus einem Lageplan des Kernschlosses Lichtenstein mit dem Grundriss des Erdgeschosses und der Darstellung des geplanten, aber nicht gebauten Brückenkopfes in Form eines Geschützrondells (GU 97 Nr. 57). In diesem Rondell sollten die Geschütze des Wilhelm Graf von Württemberg aufgestellt werden. Der Künstler dieses Plans ist Christian Ottersbach (vgl. Ottersbach. a.a.O.. 2007. S. 102-103, mit Abb. S. 103) zufolge Carl Alexander von Heideloff. In Unterrubrik 3.1.4 sind die Pläne und Aufrisse zum Bau des Kernschlosses von Schloss Lichtenstein, die der Reutlinger Architekt und Denkmalpfleger Johann Georg Rupp anfertigte, vereinigt.

Da Rupp zusammen mit Heideloff der maßgebliche Architekt des Schlosses Lichtenstein ist, weist die Unterrubrik 3.1.4 somit die wichtigsten und bedeutendsten Archivalien zur Baugeschichte des Schlosses Lichtenstein auf. Während die o.g. Entwürfe und Fassadenaufrisse von Stirnbrand und Faber du Faur erheblich von tatsächlich gebauten Bau des Kernschlosses abweichen, zeigen die in Unterrubrik 3.1.4.1 befindlichen Aufrisse der Fassaden von der Hand des Johann Georg Rupp größere Ähnlichkeiten mit dem heutigen Schlossbau. Von den Entwürfen sollen hier nachfolgend ebenfalls nur einzelne Zeichnungen herausgegriffen werden. Der wahrscheinlich früheste Entwurf Rupps ist der Aufriss der Südwestfassade und der Grundriss des ersten Obergeschosses auf dem Blatt GU 97 Nr. 27, der laut Bidlingmaier aus dem Jahre 1838 stammt (Bidlingmaier. a.a.O. S. 127). Die Zeichnung der Südwestfassade stellt einen aus zwei Gebäudeteilen bestehenden Bau des Kernschlosses dar. Im nördlichen Teil, in dem der Rittersaal untergebracht ist, sind größere spitzbogige Biforienfenster vorgesehen, während der südliche Teil dagegen zwei Stockwerke mit spitzbogigen Fenstern aufweist. Der zinnenbekrönte Turm ist noch nicht erhöht. An der Südostfassade befindet sich ein Treppenturm, der in dieser Form nicht gebaut wurde. Der Grundriss des ersten Obergeschosses oberhalb des Fassadenaufrisses zeigt den Rittersaal und fünf weitere kleinere Räume. Nachträglich angebrachte Einzeichnungen und Korrekturen mit Bleistift in den Grundriss und in den Aufriss sahen anstelle eines halbrunden Abschlusses an der Nordwestfassade einen rechtwinkligen Abschluss vor und anstelle eines dreistöckigen Treppenturmes an der Südostfassade nur einen erniedrigten Treppenturm. Zudem ist der Zinnenkranz als Begrenzung des Daches ausgestrichen. Diese Einzeichnungen und Korrekturen mit Bleistift auf diesem Blatt und in den übrigen Aufrissen und Grundrissen Rupps stammen vom Bauherrn Wilhelm Graf von Württemberg, der damit seine Änderungswünsche zum Ausdruck brachte und Einfluss auf die Planungen ausübte. Die von Graf Wilhelm gewünschten Änderungen wurden auch von Rupp in seine nächsten Fassadenaufrisse eingearbeitet, wie die nachfolgend beschriebenen Aufrisse im Bestand GU 97 beweisen. In der Ansicht der Südwestfassade, die zusammen mit den Entwürfen der Südost- und der Nordwestfassade auf dem Blatt GU 97 Nr. 46 angebracht ist, wurde der Zinnenkranz als Begrenzung des Daches an der Südwestfassade etwa weggelassen. Aufgrund der großen Ähnlichkeit des Aufrisses der Südwestfassade auf dem Blatt GU 97 Nr. 46 mit dem Fassadenaufriss der Südwestfassade auf dem Blatt GU 97 Nr. 27 kann davon ausgegangen werden, dass die Zeichnungen auf Blatt GU 97 Nr. 46 auch im Jahre 1838 entstanden sind. Auch in einem weiteren Entwurf fanden die Wünsche des Grafen Wilhelm Berücksichtigung. Die nach Bidlingmaier (Bidlingmaier. a.a.O. S. 130) vermutlich ebenfalls im Jahre 1838 vorgelegte Ansicht der Südostfassade (GU 97 Nr. 20) in Form einer kolorierten Federzeichnung zeigt folglich einen Treppenturm, der um ein Stockwerk niedriger ist, an der Südostfassade. Dieser Entwurf der Südostfassade und der dazugehörige Aufriss der Nordwestfassade (GU 97 Nr. 21) bestechen beide durch die Sorgfalt der Darstellung. Letzteres gilt noch mehr für die beiden großformatigen Ansichten der Südost- und der Nordwestfassade (GU 97 Nr. 1 und 2), die bezüglich ihrer Größe und der sorgfältigen Ausführung aus der Reihe der Aufrisse Rupps hervorstechen. Der Aufriss der Nordwestfassade auf Blatt GU 97 Nr. 1 weicht jedoch von der Ansicht auf Blatt GU 97 Nr. 21 insoweit ab, als eine Doppeltür vom Rittersaal auf den Altan führt. Zudem fehlen die beiden spitzbogigen Triforienfenster beiderseits der Doppeltür. Außerdem sahen die Entwürfe GU 97 Nr. 20 und 21 ein Zwerchhaus an der Nordostfassade vor, das auf den Aufrissen GU 97 Nr. 1 und 2 fehlt. Auf der Ansicht der Südostfassade (GU 97 Nr. 2) erscheint im Erdgeschoss zudem ein gotisches Arkadenfenster, das den Blick von der Hirschstube (Trinkstube) nach draußen ermöglicht und in dieser Form auch tatsächlich verwirklicht wurde. Von den übrigen Fassadenaufrissen sei hier nur kurz auf die Zeichnungen eingegangen, die ein Zwerchhaus auf dem Dach der Nordostfassade zeigen (GU 97 Nr. 20-24, 37, 47 und 55), das nicht zur Ausführung kam. Blendarkaden im Erdgeschoss an der Nordostfassade sehen dagegen die Fassadenaufrisse GU 97 Nr. 41, 42 und 48 vor. Die in Unterrubrik 3.1.4.2 enthaltenen Grundrisse Rupps veranschaulichen - analog zu den Aufrissen in Unterrubrik 3.1.4.1 - die verschiedenen Phasen der Planungen zum Bau des Kernschlosses. Da auch hier nicht detailliert auf die Pläne eingegangen werden kann, werden hier nur einzelne Änderungen oder Abweichungen skizziert. Auf dem Plan GU 97 Nr. 45 ist an der Nordwestfassade ein halbrunder Abschluss im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss eingezeichnet. Der auf dem Plan GU 97 Nr. 60 vorgesehene Treppenturm an der Südostfassade wurde in dieser Form nicht gebaut. Der von Rupp gezeichnete Querschnitt des Kernschlosses (Unterrubrik 3.1.4.3, GU 97 Nr. 24) bildet den Abschluss der Unterrubrik 3.1.4. Leider sind die von Rupp angefertigten Aufrisse der Fassaden und der Grundrisse alle nicht datiert. Auch sind diese teilweise nicht signiert, d. h. sie weisen keine Angaben über den Autor bzw. Künstler auf. Bei der Datierung der undatierten Aufrisse der Fassaden und der Grundrisse von der Hand Rupps folgte der Bearbeiter den von Bidlingmaier vorgenommenen Datierungen (Bidlingmaier. a.a.O.), soweit diese Aufrisse und Grundrisse Bidlingmaier überhaupt bekannt waren und in seinem Aufsatz Erwähnung finden. Bei den übrigen Aufrissen und Grundrissen, die bei Bidlingmaier nicht genannt sind, wurde - mit Ausnahme von GU 97 Nr. 46 - keine Datierung vom Bearbeiter angegeben. Die Pläne und Aufrisse in der Unterrubrik 3.1.4, die keine Verfasserangaben enthalten, wurden aufgrund von Vergleichen mit signierten Werken Rupps in diesem Bestand bezüglich der Darstellung Johann Georg Rupp zugeschrieben. Während der Erschließungsarbeiten wurde häufig festgestellt, dass viele Bereiche der Baugeschichte des Schlosses Lichtenstein noch unerforscht sind. Daher sind Datierungen kaum und Zuschreibungen von Aufrissen und Plänen an Zeichner nur teilweise möglich. Manche Datierungen und Zuschreibungen sind ohnedies nur aufgrund von umfangreichen baugeschichtlichen Untersuchungen machbar, die der Bearbeiter dieses Bestandes aus zeitlichen Gründen nicht erbringen konnte. Das Repertorium kann und soll eine solche bauhistorische Arbeit auch nicht ersetzen. Eine umfassende Baugeschichte des Schlosses, die alle Bauteile mit einbezieht, ist daher nach wie vor ein Desiderat. Vielleicht fördert die Fertigstellung der Findmittel zu den Beständen GU 20 und GU 97, den beiden grundlegenden Beständen für die Baugeschichte des Schlosses, die Abfassung einer solchen Baugeschichte. Wünschenswert wäre dies auf jeden Fall, handelt es sich doch bei Schloss Lichtenstein um eines der bedeutendsten Bauwerke des Historismus und eines der markantesten Schlossbauten in Baden-Württemberg. Aufrisse zum Vorwerk des Kernschlosses von einem namentlich nicht genannten Zeichner und Skizzen des Wilhelm Graf von Württemberg zur Zugbrücke des Kernschlosses sind in Unterrubrik 3.1.5 zu erwarten. Unterrubrik 3.1.6 umfasst Entwürfe des Malers und Architekten Georg Eberlein (1819-1884) zu Wand- und Deckenmalereien sowie zu Türen und Fenstern des Kernschlosses von Schloss Lichtenstein. Eberlein, ein Schüler von Carl Alexander von Heideloff, oblag die Federführung für die Ausmalung der Räume des Kernschlosses. Unter seinen im Bestand GU 97 erhaltenen Entwürfen finden sich Wandaufrisse der Trinkstube (Unterrubrik 3.1.6.1), des Rittersaals (Unterrubrik 3.1.6.2), des Königszimmers (Unterrubrik 3.1.6.3), des Erkerzimmers (Unterrubrik 3.1.6.4), des "Zimmers No. 2" (Unterrubrik 3.1.6.5) und solche Entwürfe, die mehrere Räume betreffen, sowie Entwürfe zu Wappen (Unterrubrik 3.1.6.6). Erwähnenswert sind v. a. Eberleins Zeichnungen zur Ausstattung der Trinkstube (GU 97 Nr. 92 und Nr. 98), zu einer Tür im Rittersaal (GU 97 Nr. 89), zu einem Deckengemälde im Königszimmer (GU 97 Nr. 95) und zur Dekoration des Erkerzimmers (GU 97 Nr. 93), handelt es sich doch dabei überwiegend um sorgfältig ausgeführte, kolorierte Federzeichnungen. Zeichnungen des Wilhelm Graf von Württemberg mit Entwürfen zu Möbeln und zu gotischen Ornamenten finden sich in Unterrubrik 3.1.8. Unterrubrik 3.2 vereinigt Zeichnungen und Pläne zur Festungsanlage des Schlosses Lichtenstein. Am Beginn der Unterrubrik steht der bereits genannte Gesamtplan der Festungsanlage des Schlosses Lichtenstein (GU 97 Nr. 62, Unterrubrik 3.2.1) von der Hand des Wilhelm Graf von Württemberg aus den Jahren 1855-1856. Der Plan gibt einen Überblick über die Schlossanlage und die geplanten, aber teilweise nicht ausgeführten Maßnahmen zur Verstärkung der Festungsanlage, wie sie bereits in Abschnitt 1 beschrieben wurden. Auf dem Plan ist überdies die Altertümer- und Kuriositätenhalle, welche die umfangreichen Kunst- und Altertümersammlungen des Grafen Wilhelm aufnehmen sollte, im Aufriss und im Grundriss eingezeichnet (siehe dazu auch GU 20 Büschel 161 und GU 97 Büschel 12). Auch dieses Bauvorhaben wurde nicht verwirklicht. In Unterrubrik 3.2.1 sind vor allem die Zeichnungen und Entwürfe des Grafen Wilhelm zu den Kurtinen, Kaponnieren und Gräben der Schlossanlage sowie die Pläne und Zeichnungen zu den Türmen und Bastionen (Unterrubriken 3.2.3.1 Augustenturm, 3.2.3.2 Marien-Bastion, 3.2.3.3 Eugenien-Bastion, 3.2.3.4 Mathildenturm und 3.2.3.5 Torhaus und Torturm) enthalten, die im Detail die Bauvorhaben des Grafen Wilhelm zur Verstärkung der Festungsanlagen zeigen. Die genannten Pläne und Zeichnungen weisen Graf Wilhelm als erfahrenen Festungsbaumeister und gekonnten Zeichner aus. Erwähnung verdient noch die sorgfältig ausgeführte, kolorierte Federzeichnung mit einer Ansicht des Augustenturms (GU 97 Nr. 84) in Unterrubrik 3.2.3.1. Sie stammt sehr wahrscheinlich von dem Stuttgarter Architekten Karl Mayer, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und im beginnenden 20. Jahrhundert Pläne für die Bau- und Renovierungsarbeiten auf Schloss Lichtenstein anfertigte und als Bauleiter diese Maßnahmen leitete. Mayer war der Architekt des im Jahre 1899 errichteten Gerobaus und des 1908-1910 erbauten Fürstenbaus. Neben Carl Alexander von Heideloff, Johann Georg Rupp und nicht zuletzt dem Bauherrn Wilhelm Graf von Württemberg selbst, ist Mayer der vierte Architekt des Schlosses Lichtenstein. Zwei nicht kolorierte Lichtpausen mit identischen Ansichten des Mathildenturms, die wahrscheinlich ebenfalls von Karl Mayer stammen, finden sich in Unterrubrik 3.2.3.4 (GU 97 Nr. 85 und 141). Ebenfalls von Architekt Karl Mayer angefertigt wurde der Großteil der in Unterrubrik 3.3 vorhandenen Pläne, Risse, Blaupausen und Zeichnungen zu den Wohnbauten auf Schloss Lichtenstein. Die Unterrubrik versammelt Planmaterial zum Fremdenbau bzw. Gästebau (Unterrubrik 3.3.1), zum Ritterbau (Unterrubrik 3.3.2), zum Gerobau (Unterrubrik 3.3.3), zur Gartenhalle bzw. Gartensalon (Unterrubrik 3.3.4) und zum Fürstenbau (Unterrubrik 3.3.5). Mayer lieferte u. a. Pläne zu Umbaumaßnahmen an den in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandenen Wohnbauten, etwa zum Bau von Zwerchhäusern auf dem Fremdenbau (GU 97 Nr. 146 und 162) und auf dem Ritterbau (GU 97 Nr. 16) und zur Neugestaltung des Giebels der sogenannten Gartenhalle (GU 97 Nr. 161). Diese Gartenhalle, die auch als Gartensalon bezeichnet wird, war an den Ritterbau angebaut und befand sich an der Stelle, an der später der Fürstenbau errichtet wurde.

Eigenständige Bauten bzw. neue Bauvorhaben Mayers waren dagegen - wie bereits erwähnt - der Gerobau (Unterrubrik 3.3.3) und der Fürstenbau (Unterrubrik 3.3.5). Das Baugesuch mit Planmaterial zum Gerobau findet sich in GU 97 Nr. 140. Von allen genannten Bauvorhaben der Wohnbauten ist der Bau des Fürstenbaus am besten dokumentiert (Unterrubrik 3.3.5). Neben Grundrissen und Aufrissen der Fassaden finden sich Längs- und Querschnitte, Ansichten des Daches, aber auch Pläne zu den Schreinerarbeiten, Türen und Fenster in der Unterrubrik. Pläne und Entwürfe zu Wirtschaftsgebäuden sind in Unterrubrik 3.5 zu erwarten. Neben Plänen zu einer Wagen-Remise bzw. einem Wagen-Schuppen (Unterrubrik 3.5.2) sind darin Pläne zum Bau von Stallungen in der Eugenien-Bastion und im Ritterbau vorhanden (GU 97 Nr. 142 und 153). Unter GU 97 Nr. 165 sind weitere Pläne zu Stallungen auf Schloss Lichtenstein und Pläne zu einem Stallgebäude des Max Freiherr von Tessin in Grafeneck und zu einer Stallbaracke des Generalkommandos z.b.V. Nr. 64 versammelt. Letztere gelangten sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Funktion des Wilhelm (II.) Herzog von Urach als Kommandeur des Generalkommandos z.b.V. Nr. 64 ins Archiv der Herzöge und Fürsten von Urach Grafen von Württemberg. Die technischen Einrichtungen wie die Wasserversorgung und die Blitzableiteranlage des Schlosses hat Rubrik 3.6 zum Gegenstand. Rubrik 3.7 umfasst Pläne und Aufrisse zu geplanten, aber in dieser Form nicht realisierten Bauvorhaben auf Schloss Lichtenstein. Grundrisse und Aufrisse von Wilhelm Graf von Württemberg zu der bereits erwähnten Altertümer- und Kuriositätenhalle, welche für die umfangreichen Kunst- und Altertümersammlungen des Grafen Wilhelm errichtet werden sollte, sind unter der Signatur GU 97 Nr. 12 vereinigt. Wandaufrisse und Grundrisse zu einem in dieser Form nicht verwirklichten Kapellenbau auf Schloss Lichtenstein sind in Unterrubrik 3.7.2 vorhanden. Erwähnung verdienen dabei die sorgfältig ausgeführten Zeichnungen zur Dekoration der geplanten Kapelle von Georg Eberlein (GU 97 Nr. 91) und die Grundrisse, Aufrisse und Bleistiftskizzen zu dieser Kapelle von Wilhelm Graf von Württemberg (GU 97 Nr. 19). Schließlich weist Rubrik 3.7 noch Blaupausen mit Entwürfen des Architekten Karl Mayer zu einem Speisesaal neben dem Gerobau und Fremdenbau auf. Ansichten des Schlosses Lichtenstein und der Vorgängerbauten vereinigt Rubrik 4. In Unterrubrik 4.1 finden sich größtenteils nicht zeitgenössische Ansichten der Burg Lichtenstein, die sich bis 1802 auf dem Echazfelsen, also an dem Platz des heutigen Kernschlosses von Schloss Lichtenstein, befand. Nur die unter GU 97 Nr. 83 verwahrte Ansicht der Burg Lichtenstein ist zeitgenössisch. Dabei handelt es sich um eine flüchtige, wenig differenzierte Federzeichnung, die wohl 1802 angefertigt wurde. Zwei Ansichten der Burg (GU 97 Nr. 75 und 77) stammen möglicherweise von Albrecht Fürst von Urach (1903-1969). Unterrubrik 4.2 umfasst Ansichten des Forsthauses auf dem Lichtenstein, das 1802-1839 auf dem Echazfelsen stand. Die in der Unterrubrik enthaltenen Ansichten von Theodor Rauscher (GU 97 Nr. 71), Ferdinand Friedrich Wagner (GU 97 Nr. 69) und von Obach und Küstner (GU 97 Nr. 72) sind Drucke bzw. Lithografien, die außer im Bestand GU 97 auch in anderen Einrichtungen und Beständen zu erwarten sind. Ansichten des Kernschlosses Lichtenstein finden sich in Unterrubrik 4.3. Erwähnenswert sind u. a. die von Wieser hergestellten Lithografien nach Zeichnungen von Ferdinand Friedrich Wagner (GU 97 Nr. 67, 68 und 79) und die Ansicht "Maiennacht am Lichtenstein" von Robert August Rudolf Schietzoldt (GU 97 Nr. 74). Letzere ist möglicherweise ein Entwurf für ein Werbeplakat. Die Ansicht GU 97 Nr. 80 stammt möglicherweise ebenfalls von Albrecht Fürst von Urach. Ein Beispiel für die Popularität des Schlosses Lichtenstein ist das Foto der Weihnachtskrippe der Katholischen Pfarrkirche St. Johannes Evangelista in Tübingen (GU 97 Nr. 168), in der sich ein Modell des Kernschlosses von Schloss Lichtenstein befindet. Rubrik 5 besteht lediglich aus der Veröffentlichung "Der im mittelalterlichen Style erbaute Lichtenstein, Burg Sr. Erlaucht des Herrn Wilhelm von Württemberg. Eine Zusammenstellung von Ansichten, Plänen, ornamentalen & architektonischen Details im Farbendruck, nebst Texten mit Holzschnitten", hg. von Georg Eberlein (GU 97 Nr. 5). Das 1852 erschienene Werk enthält Grundrisse und Lithografien mit Innenansichten einzelner Räume des Kernschlosses von Schloss Lichtenstein sowie einen Abriss der Geschichte des Schlosses. Ursprünglich war die Edition auf acht Hefte angelegt, jedoch ist nur das erste Heft erschienen. Einzelne Vorentwürfe Eberleins zu der Ausgabe in Form von Federzeichnungen zu dem Druckwerk werden in GU 97 Nr. 88 verwahrt. Die umfangreichen Sammlungen, vor allem an Kunstwerken, die auf Schloss Lichtenstein verwahrt werden, sind Gegenstand von Rubrik 6. Fast alle der in dieser Rubrik erwähnten Sammlungen gehen auf Wilhelm Graf von Württemberg zurück. Die Sammlungen sind ein beredtes Zeugnis für das rege Interesse und die profunden Kenntnisse des Grafen in den Fächern Geschichte, Kunstgeschichte und Militärgeschichte (siehe dazu auch Rubrik 5 im Bestand GU 20). Von besonderer Bedeutung sind die auf Schloss Lichtenstein befindlichen Figuren, die ursprünglich an dem in den Jahren 1584 bis 1593 von Georg Beer (1522-1600) unter Mitwirkung von Heinrich Schickhardt (1558-1635) erbauten Neuen Lusthaus in Stuttgart angebracht waren. Dieses Neue Lusthaus, das 1750 unter Carl Eugen Herzog von Württemberg von Leopold Retti zum Opernhaus umfunktioniert worden war, erfuhr 1845 erneut Umbaumaßnahmen. Der letztgenannte Umbau stellte einen erheblichen Eingriff in die Bausubstanz des Neuen Lusthauses dar. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurde auch der reiche Skulpturenschmuck am Neuen Lusthaus abgenommen. Einige der Skulpturen und Bauteile des Neuen Lusthauses wurden im Park der 1845 bis 1853 nach Plänen von Christian Friedrich Leins im Auftrag von Karl Kronprinz und Olga Kronprinzessin von Württemberg (geb. Großfürstin von Russland) erbauten Villa Berg in Stuttgart aufgestellt. Andere Bauteile kamen in das Städtische Lapidarium in Stuttgart. Schließlich übernahm Wilhelm Graf von Württemberg zahlreiche Lusthausskulpturen, die er nach Schloss Lichtenstein verbringen ließ. Dort wurden sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts teilweise von den Bildhauern Ernst Macholdt und August Schwenzer restauriert (vgl. dazu GU 20 Büschel 159, 161 und 210). Wilhelm (II.) Herzog von Urach Graf von Württemberg veranlasste außerdem die Aufstellung der Skulpturen in der Schlossanlage Lichtenstein. Darüber geben Skizzen und Zeichnungen über die Aufstellung der Figuren unter Nr. 125 und 154 im vorliegenden Bestand Auskunft (Unterrubrik 6.1.1). Neben der Konservierung und Aufstellung der Lusthausfiguren erfolgte auch deren wissenschaftliche Aufarbeitung, die von dem Stuttgarter Kunstforscher und Rechtsanwalt Karl Walcher (1831-1906) vorgenommen wurde. Walcher legte eine umfangreiche Materialsammlung zu den Figuren an, die jetzt in Unterrubrik 5.2.1 des Bestandes GU 20 verwahrt wird. Als Ergebnis seiner Forschungen veröffentlichte er im Jahre 1887 bis 1892 das Werk "Die schönsten Porträt-Büsten des Neuen Lusthauses zu Stuttgart in Lichtdruckbildern. Mit einer Einleitung zur Orientierung über die jetzt noch vorhandenen Skulpturen dieses Hauses" in mehreren Heften und 1886 einen Aufsatz in den "Württembergischen Vierteljahresheften" (beide in GU 20 Büschel 157). Der Besucher von Schloss Lichtenstein kann heute die Lusthausfiguren etwa an den Außenmauern des Fremdenbaus, an den Gebäuden der Festungsanlage und im Treppenturm des Kernschlosses bewundern. Der Umbau des Neuen Lusthauses im Jahre 1845 stellte - wie bereits erwähnt - einen massiven Eingriff in die Bausubstanz des Renaissance-Baus dar. Der Architekt Karl (Carl) Friedrich Beisbarth (1808-1878) war sich über die Folgen dieser Maßnahmen durchaus bewusst. Gleichzeitig erkannte er auch die Bedeutung des Neuen Lusthauses für die Architektur- und Kunstgeschichte. Daher hat Beisbarth wenigstens den baulichen Zustand des Neuen Lusthauses vor den einschneidenden Baumaßnahmen 1845 in Form von sorgfältig ausgeführten, kolorierten Federzeichnungen umfassend dokumentiert. Diese Zeichnungen werden heute unter der Signatur Inv. Z. 102t. in der Universitätsbibliothek Stuttgart verwahrt. Beisbarth hat darin die Fassaden, Grundrisse und architektonischen Details und Dekorationselemente detailliert dargestellt. Zusätzlich zu dieser Dokumentation fertigte Beisbarth weitere Zeichnungen an, die heute im Bestand GU 97 Unterrubrik 6.1.2 (GU 97 Nummern 136 und 137) verwahrt werden. Dabei handelt es sich meist um Feder- und Bleistiftzeichnungen, vereinzelt auch um kolorierte Federzeichnungen, die ebenfalls Ansichten der Fassade, Grundrisse und architektonische Details und Dekorationselemente zeigen. Da die Zeichnungen im Bestand GU 97 größtenteils auf Transparentpapier gezeichnet sind, ist davon auszugehen, dass sie Kopien oder Pauszeichnungen der in der Universitätsbibliothek Stuttgart befindlichen Originale sind. Wahrscheinlich hat Wilhelm Graf von Württemberg Beisbarth beauftragt, diese Kopien für ihn anzufertigen. Dieser Auftrag des Grafen Wilhelm steht wohl im Zusammenhang mit der bereits genannten Übernahme der Lusthausfiguren in seine Kunstsammlung. Die genannten Zeichnungen Beisbarths zum Bau des Neuen Lusthauses dokumentieren auf eindrucksvolle Weise die Bausubstanz eines der bedeutendsten Renaissance-Bauten Deutschlands. Während die Zeichnungen Beisbarths in der Universitätsbibliothek bereits in der Literatur behandelt wurden (vor allem Ulrike Weber-Karge: "Einem irdischen Paradeiß zu vergleichen..." Das neue Lusthaus in Stuttgart: Untersuchungen zu einer Bauaufgabe der deutschen Renaissance. Sigmaringen 1989), sind die im vorliegenden Bestand enthaltenen Zeichnungen noch völlig unbekannt und unerforscht. Eine wissenschaftliche Bearbeitung der Zeichnungen wäre auf jeden Fall sinnvoll. Von herausragendem kunsthistorischen Wert ist auch die auf Schloss Lichtenstein befindliche Gemäldesammlung. Ein Teil der Gemäldesammlung wird im zweiten Obergeschoss des Kernschlosses in einem eigens dafür eingerichteten Galerieraum präsentiert, der im Rahmen von Sonderführungen auch besichtigt werden kann. In Unterrubrik 6.2 sind ein Übersichtsplan der Gemälde auf Schloss Lichtenstein (GU 97 Nr. 169) und Wandaufrisse zur Hängung der Gemälde (GU 97 Nr. 155) vorhanden. Auch die Gemäldesammlung wurde von Wilhelm Graf von Württemberg begründet. Er hat im Zuge der Säkularisation auf den Kunstmarkt gelangte sakrale Skulpturen und Gemälde, darunter Werke des sogenannten Meisters vom Lichtenstein und des Michael Wolgemut, aufgekauft und diese Kunstwerke damit vor dem Verkauf ins Ausland oder dem Untergang gerettet. Neben der Gemälde- und Skulpturensammlung sind noch ein Entwurf zu einer Ahnentafel des Hauses Leuchtenberg (GU 97 Nr. 156), zu dem über Graf Wilhelms erste Gemahlin Theodolinde Gräfin von Württemberg geb. Prinzessin von Leuchtenberg (1814-1857) enge verwandtschaftliche Beziehungen bestanden, und die Zeichnung einer Ritterrüstung (GU 97 Nr. 158) in Rubrik 6 zu erwarten. Ein historistisches Bauwerk wie Schloss Lichtenstein konnte ohne Vorbilder und Inspirationen der Architekten und des Bauherrn nicht gebaut werden. Es ist daher nicht überraschend, dass sich in dem vorliegenden Bestand auch solches Material befindet, das gewissermaßen "als Quelle der Inspiration" diente, wie die in Rubrik 7 versammelten Zeichnungen. Die sorgfältig ausgeführte Bleistiftzeichnung des Altaraufsatzes der Katholischen Filialkirche St. Wolfgang in Pipping (GU 97 Nr. 97), die von einem nicht genannten Zeichner stammt, sollte möglicherweise Anregungen für die Gestaltung des Altars der Theodolindenkapelle im Kernschloss oder der Marienkapelle in der Marien-Bastion liefern. Als Materialsammlung für den Bau der Festungsanlage sind die sieben Zeichnungen und Grundrisse der Gräben und der Wallanlagen anzusehen (GU 97 Nr. 17). Sehr wahrscheinlich handelt es sich dabei um Nachzeichnungen nach einem Werk der Festungsbaukunst, die auf Wunsch des Grafen Wilhelm entstanden sind. Die Pläne und Aufrisse des mehrfach erwähnten Palais' Urach in Stuttgart, des ehemaligen Palais' Taubenheim (Neckarstraße 68), bilden die Rubrik 8. Unterrubrik 8.1 enthält die von Obergeometer Wall angefertigten Lagepläne des Palais' (GU 97 Nr. 104-106). Die Grundrisse und die Aufrisse der geplanten Fassaden des Palais' Taubenheim bzw. Urach, die beide von dem renommierten Architekten Professor Heinrich Wagner (1834-1897) stammen, sind in den Unterrubriken 8.2 bzw. 8.3 anzutreffen (GU 97 Nr. 108-110). In Unterrubrik 8.4 sind Grundrisse und Aufrisse zu einem Stallgebäude und projektierten Wintergebäude neben dem Palais Urach (GU 97 Nr. 111) enthalten. Der Bestand GU 97 enthält auch gedruckte Karten: Rubrik 9 vereinigt eine Karte der Gemarkung Oberhausen im Maßstab 1 : 2 500 aus dem Jahre 1819 (GU 97 Nr. 134), sowie eine Karte der Umgebung von Honau im Maßstab 1 : 25 000 (GU 97 Nr. 132). Schließlich findet sich eine Generalkarte der Postrouten und -stationen Frankreichs ("Tableau Général des Postes") aus dem Jahre 1784 (GU 97 Nr. 171) in der Rubrik. Die in dem vorliegenden Bestand vorhandenen Pläne, Aufrisse und Ansichten bilden zusammen mit dem Bestand GU 20 die zentralen Quellen für die Baugeschichte des Schlosses Lichtenstein. Für Forschungen zum Bau des Schlosses Lichtenstein und zu An- und Umbaumaßnahmen ist es sinnvoll, in den beiden Beständen GU 20 und GU 97 parallel zu recherchieren. Auch für die Biografie des Wilhelm (I.) Herzog von Urach Graf von Württemberg, des Erbauers von Schloss Lichtenstein, sind die Materialien von Interesse. Die Archivalien des vorliegenden Bestandes haben Bedeutung für die Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Kulturgeschichte.

3. Ordnung und Verzeichnung des Bestandes: Der Bestand GU 97 gelangte zusammen mit dem Archiv der Herzöge und Fürsten von Urach Grafen von Württemberg im Jahre 1987 als Depositum ins Hauptstaatsarchiv. Dort bildet das Archiv des Hauses Urach innerhalb der Tektonik (Beständegliederung) die GU-Beständeserie. Bei der Neuordnung des Archivs durch Ltd. Archivdirektor Wolfgang Schmierer erhielten die Pläne, Aufrisse und Ansichten des Schlosses Lichtenstein und des Palais' Urach (Neckarstraße 68) die Signatur GU 97. Bereits lange vor der Abgabe der Archivalien an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart gab es Versuche, einen Teil der Akten und Pläne zum Bau des Schlosses Lichtenstein zu ordnen, um einen besseren und schnelleren Zugriff auf benötigte Dokumente zu erhalten. Auf einigen Mappen mit Plänen des vorliegenden Bestandes und auf den Aktendeckeln des Bestandes GU 20 sind daher Vorsignaturen vorhanden, die bei den Konkordanzen der Vorsignaturen in diesem Repertorium unter den Vorsignaturen 1 aufgeführt sind. Einzelne Vorsignaturen auf den Aktendeckeln stammen möglicherweise von Wilhelm (II.) Herzog von Urach Graf von Würtemberg (1864-1928) selbst. Bei all diesen Maßnahmen handelte es sich jedoch nur um Ansätze zu einer groben Ordnung, die nur kleine Teile der heutigen Bestände GU 20 und GU 97 betrafen. Im Jahre 1984 wurden schließlich die Akten und Pläne zum Bau des Schlosses, die jetzt den Beständen GU 20 und GU 97 zugewiesen sind, teilweise neu geordnet. Auf den Aktendeckeln und auf den Mappen wurden in diesem Zusammenhang handschriftliche Verzeichnisse mit sehr knappen Angaben zum Inhalt angebracht. Auch diese Ordnung bezog sich jedoch nur auf einen begrenzten Teil der Unterlagen. Die bei dieser Vorordnung vergebenen Signaturen in Form von arabischen Ziffern finden im Repertorium bei den Konkordanzen als Vorsignatur 4 Erwähnung. Da die Bestände GU 20 und GU 97 noch vor deren Neuverzeichnung Benutzern zugänglich gemacht wurden, sind häufig die 1984 vergebenen Vorsignaturen in der Literatur genannt (v. a. bei Bidlingmaier. a.a.O; Christian Ottersbach. a.a.O.), da andere Signaturen für Zitatnachweise damals nicht zur Verfügung standen. Bei der Neuverzeichnung des Bestandes wurden die Pläne, Aufrisse und Ansichten größtenteils sehr detailliert mit Hilfe von Fachbegriffen aus der Kunstgeschichte, der Architektur und der Militärbaukunst beschrieben. Die Ausführlichkeit der Titelaufnahmen ist mit Blick auf die Bedeutung der Einzelstücke auf jeden Fall gerechtfertigt. Da für die Archivalien des vorliegenden Bestandes keine Ordnung vorlag, musste vom Bearbeiter eine Klassifikation entwickelt werden. Im Zuge der Erschließung wurden aus dem vorliegenden Bestand Unterlagen entnommen und vor allem den Beständen GU 20 (Schloss Lichtenstein: Bau, Nutzung und Verwaltung) und GU 117 (Wilhelm (II.) Herzog von Urach Graf von Württemberg) zugewiesen. Die Archivalien des Bestandes GU 97 dürfen nur nach vorheriger Genehmigung des Chefs des Hauses Urach eingesehen werden. Das Repertorium des Bestandes GU 97 wurde im Mai 2010 fertiggestellt. Der Bestand umfasst 174 Nummern mit 880 Blättern. Stuttgart, im Mai 2010 Eberhard Merk

Literatur über Schloss Lichtenstein und das Haus Urach: Carl Christian Gratianus: Die Ritterburg Lichtenstein. Landsitz Sr. Erlaucht des Grav Wilhelm von Wirtemberg. Vergangenheit und Gegenwart. Tübingen 1844. Georg Eberlein: Der im mittelalterlichen Styl neu erbaute Lichtenstein. Burg Sr. Erlaucht des Herrn Graven Wilhelm von Württemberg. eine Zusammenstellung von Ansichten, Plänen, ornamentalen & architektonischen Details in Farbendruck, nebst Text mit Holzschnitten. Reutlingen 1852. Friedrich Pfäfflin (Bearbeiter): Wilhelm Hauff und der Lichtenstein. [Ausstellung von März bis Juni 1981 im Schiller-Nationalmuseum Marbach am Neckar] (Marbacher Magazine 18). Marbach am Neckar 1981. Rolf Bidlingmaier: Schloß Lichtenstein. Die Baugeschichte eines romantischen Symbols. In: Reutlinger Geschichtsblätter NF 33 (1994) S. 113-152. Wolfgang Schmierer: Die Seitenlinie der Herzöge von Urach (seit 1867). In: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon. Hg. von Sönke Lorenz, Dieter Mertens, Volker Press. Stuttgart 1997. S. 376-398. Christian Ottersbach: Befestigte Schlossbauten der Romantik. Die Schlösser Lichtenstein ob Honau und Hohenzollern. Magister-Hausarbeit im Fach Kunstgeschichte. Marburg 1998. Katharina und Nikola Hild: Lichtenstein. Reutlingen 2000. Hans-Christoph Dittscheid: Erfindung als Erinnerung. Burg Lichtenstein zwischen Hauffs poetischer Fiktion und Heideloffs künstlerischer Konkretisierung. In: Wilhelm Hauff oder Die Virtuosität der Einbildungskraft. Hg. von Ernst Osterkamp, Andrea Polaschegg und Erhard Schütz in Verbindung mit der Deutschen Schillergesellschaft. Göttingen 2005. Architektur wie sie im Buche steht. Fiktive Bauten und Städte in der Literatur. Katalog anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Architekturmuseum der Technischen Universität München in der Pinakothek der Moderne vom 8. Dezember 2006 bis 11. März 2007. München 2006. S. 477-480. Christian Ottersbach: Befestigte Schlossbauten im Deutschen Bund. Petersberg 2007. Andrea Knop: Carl Alexander Heideloff und sein romantisches Architekturprogramm. Monographie und Werkkatalog (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte Bd. 67). Nürnberg 2009. Eberhard Merk: Karl Fürst von Urach. Ein Orientreisender aus dem Haus Württemberg. In: Archivnachrichten Nr. 40 März 2010 S. 10-12. Literatur über das Neue Lusthaus in Stuttgart (Auswahl): Karl Walcher: Die Skulpturen des Stuttgarter Lusthauses auf dem Schloß Lichtenstein. In: Württembergische Vierteljahreshefte 1886 S. 161-191. Karl Walcher: Die Skulpturen des Stuttgarter Lusthauses auf dem Schloß Lichtenstein. Stuttgart 1886. Karl Walcher: Skulpturen des Stuttgarter Lusthauses auf dem Schloß Lichtenstein. Nachträge. Stuttgart 1887. Die schönsten Porträt-Büsten des Neuen Lusthauses zu Stuttgart in Lichtdruckbildern. Mit einer Einleitung zur Orientierung über die jetzt noch vorhandenen Skulpturen dieses Hauses. Hg. von Karl Walcher. Erstes Heft. Tafel I-V. Stuttgart 1887. Die schönsten Porträt-Büsten des Stuttgarter Lusthauses in Lichtdruckbildern. Mit einer Vorbemerkung betreffend die neuesten Funde und Feststellungen und einer Abhandlung über die Bemalung der Büsten. Hg. von Karl Walcher. Zweites Heft. Tafel VI-XI. Stuttgart 1888. Die schönsten Porträt-Büsten des Stuttgarter Lusthauses in Lichtdruckbildern. Mit einer Abhandlung über die Aufstellung der Porträt-Büsten am Lusthaus unter Beigabe einer perspektivischen Ansicht der Bogenhalle und einem Anhang enthaltend Lusthaus-Notizen vom K. Staats-Archiv zu Stuttgart. Hg. von Karl Walcher. Drittes Heft. Tafel XII-XVI. Stuttgart 1889. Die schönsten Porträt-Büsten des Neuen Lusthauses zu Stuttgart in Lichtdruckbildern mit einer Abhandlung über die Urheberschaft der Porträtbüsten unter Beigabe zweier zinkographisch hergestellter Porträts und einem Nachtrag zum I. Heft. Hg. von Karl Walcher. Viertes Heft. Tafel XVII-XXII. Dabei ein Farbenlichtdruckbild. Stuttgart 1890. Die schönsten Porträt-Büsten des Stuttgarter Lusthauses in Lichtdruckbildern. Mit Bemerkungen zu der wiederaufgefundenen Büste von Georg Beer und Nachträgen zu den früheren Heften. Hg. von Karl Walcher. Fünftes Heft. Tafel XXIII-XXVII. Stuttgart 1891. Sechs Lichtdruckbilder von Lusthaus-Figuren auf Schloss Lichtenstein. Nachtrag zu dem Werke Die schönsten Porträt-Büsten des Stuttgarter Lusthauses Fünf Hefte. Großfolio mit Text 1887-1891 von Karl Walcher. Stuttgart 1892. C. Beisbarth: Das Lusthaus und seine Erbauer Georg Beer und Heinrich Schickard. In: Neues Tagblatt vom 14. Februar 1903. Werner Fleischhauer: Renaissance im Herzogtum Württemberg. Stuttgart o. J. [1971]. Ulrike Weber-Karge: "... einem irdischen Paradeiß zu vergleichen ..." Das Neue Lusthaus in Stuttgart. Untersuchungen zu einer Bauaufgabe der deutschen Renaissance. Sigmaringen 1989.

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, GU 97
Umfang
174 Nummern

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Archiv der Herzöge von Urach

Bestandslaufzeit
1784, 1802, 1819, 1835-1874, 1890-1918, [1930er Jahre] und o. J.

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

Objekttyp


  • Bestand

Entstanden


  • 1784, 1802, 1819, 1835-1874, 1890-1918, [1930er Jahre] und o. J.

Ähnliche Objekte (12)