Bestand
Amtsoberamt Stuttgart (Bestand)
1. Zur Geschichte des Oberamtes (1960): Die altwürttembergische Vogtei Stuttgart Amt (ab 1759 Amtsoberamt Stuttgart genannt) entstand 1606 durch Loslösung von der Stadtvogtei. Ein eigener Vogt war "wegen der Vielheit der täglichen Malefizgeschäfte" nötig geworden. Das Amt behielt dabei den alten Stuttgarter Vogt Johann Schindelin, die Stadt erhielt einen neuen Vogt. Diese erste Trennung dauerte zunächst aber nur von Georgii (April 23) 1606 bis Georgii 1608. Erst im Jahr 1675 bekam das Amt in Ludwig Albrecht Schmierer wieder einen eigenen Vogt. Er war vorher Klosterhofmeister in Nellingen und behielt diesen Ort als Amtssitz. 1687 ist Johann Valentin Moser Stadt- und Amtsvogt, 1694 wird dann wieder ein eigener Amtsvogt berufen. 1698-1699 sind beide Vogteien in der Hand Jakob Christoph Korns vereint, bis 1699 mit Ferdinand Crafft die ununterbrochene Reihe der Amtsvögte einsetzt. Ob im Einzelfall die Amtsvogtei mit der Stadtvogtei wirklich wiedervereint wurde oder ob es sich nur um eine personelle Zusammenfassung unter einem Vogt handelte, ist an Hand der vorliegenden Archivalien und der spärlichen Angaben in der Literatur nicht zu entscheiden. Organisatorisch vollzog sich die Trennung erst allmählich und stufenweise. Die erhaltenen Vogteirechnungen (vgl. Bestand A 302, Altwürttembergische weltliche Rechnungen, Bü 11755 ff.) sind für die Jahre 1609-1610, 1619-1620, 1639-1640, 1649-1650, 1659-1660 und 1669-1670 gemeinsam, 1679-1680 getrennt, 1689-1690 wieder gemeinsam und ab 1699-1700 wieder getrennt. Die erhaltenen Gerichtsprotokolle der Amtsvogtei in causis civilibus beginnen 1681 (vgl. Bestand A 306, Amts- und Sitzungsprotokolle altwürttembergischer Behörden, Stuttgart Büschel 1 ff.). Der erste erhaltene Band lässt jedoch darauf schließen, dass es auch schon früher derartige Protokolle gegeben haben wird. Die Amtsversammlungs- und Deputationsprotokolle der Amtsvogtei (vgl. Bestand A 306 Stuttgart Büschel 52 ff.) setzen erst 1699 mit der Amtseinführung des neuen Vogts Ferdinand Crafft ein. Die Kanzlei beider Vogteien blieb zunächst noch gemeinsam. 1677 lehnte Herzog Wilhelm Ludwig die Trennung von Stadtschreiberei und Amtsschreiberei ab, bestimmte jedoch, dass der Stadtschreiber vier Substituten halten müsse, von denen zwei dem Amt "Pflicht ablegen" und nur Amtsgeschäfte erledigen sollen (vgl. Büschel 25). Erst 1759 wurde ein eigener Amtsschreiber bestellt. Die Wohnung des Amtsvogtes war ab 1699 in Stuttgart, wo das Amt 1700 ein eigenes Amtshaus erwarb. Die Sitzungen fanden zum Teil in Bernhausen statt. Das Amtsoberamt umfasste im Jahr 1806 nach Ausweis des Württ. Adressbuchs folgende Orte: Bernhausen, Birkach, Bonladen, Botnang, Degerloch, Echterdingen, Feuerbach, Gaisburg, Harthausen, Hegensberg, Heumaden, Kaltental, Kemnat, Kimmichsweiler, Leinfelden, Musberg, Nellingen, Oberaichen, Oberesslingen, Obersielmingen, Plattenhardt, Plieningen, Plochingen, Riedenberg, Rohr, Ruit, Scharnhausen, Steinenbronn, Unteraichen, Untersielmingen, Weidach und Waldenbuch.
2. Zur Geschichte des Bestandes: Die Akten der Amtsvogtei wurden laut Beschluss der Amtsversammlung vom 10.6.1700 im Rathaus von Bernhausen in einem Kasten verwahrt. Bereits 1739 lagen sie in der Oberamteiwohnung in Stuttgart und wurden in einem Repertorium verzeichnet. Unsachgemäße Lagerung führte dort zu Verlusten durch Feuchtigkeit und Mäusefraß. 1770 befand sich die Registratur in großer Unordnung. So wurde nach dem Umzug in das neue Oberamteigebäude (1775-1776) Neuordnung nötig, die 1787-1793 durchgeführt wurde. Das dabei angelegte Repertorium ist noch erhalten (Büschel 57)1. Um 1830 wurden die Gerichtsakten an das Amtsgericht abgegeben, 1835 bei der Neueinrichtung der Registratur viele Akten kassiert. Nur ein kleiner Bruchteil kam 1923 und in den folgenden Jahren vom Amtsoberamt Stuttgart an das Staatsarchiv.
3. Einrichtung des Repertoriums: Die Neuordnung des Bestandes erfolgte nach sachlichen Gesichtspunkten. Die Gruppentitel wurden in Anlehnung an die bei anderen Oberämtern verwandten gebildet. Die Wiederherstellung der alten Ordnung wäre mit Hilfe des Repertoriums von 1793 bei den meisten Büscheln möglich gewesen, erschien aber nicht sinnvoll. Von den sechs Gruppen des alten Repertoriums (Verfassung, stabsamtliche Registratur, Oberamts-Rechnungen, Heiligen-Rechnung, Bücher, alte Registratur) sind nur aus den beiden ersten Akten ins Archiv gelangt. Die 46 Stichworte der zweiten Gruppe sind für den verhältnismäßig kleinen Bestand zu differenziert. Akten aus der Zeit vor der Trennung von Stadt- und Amtsvogtei, von denen nicht mehr festgestellt werden konnte, welcher Registratur sie später angehörten, wurden in den vorliegenden Bestand aufgenommen, wenn sie Orte im späteren Amtsoberamt betreffen. Die Rechnungen des Amtsoberamts werden in Bestand A 302 (Altwürttembergische weltliche Rechnungen), Protokolle in Bestand A 306 (Amts- und Sitzungsprotokolle altwürttembergischer Behörden) verwahrt. Zwei eingemengte Einzelschriftstücke anderer Provenienz wurden den entsprechenden Beständen zugewiesen, Kassationen nicht vorgenommen. Das älteste Schriftstück des Bestandes stammt von 1554; außerdem enthält er Abschriften von Verträgen ab 1447. Die Akten schließen mit dem Jahr 1805. Nur in Büschel 35 und 52 sind Nachakten bzw. Nachträge von 1840 bzw. 1886 enthalten. Die Verzeichnung des Bestandes wurde von Dr. K. O. Müller um 1930 begonnen, im Krieg von Pfarrer Kammerer fortgeführt und nach dem Kriege von Dr. Grube akzessorisch ergänzt. 1959-1960 hat der Unterzeichnete die Neuverzeichnung abgeschlossen und die Neugliederung durchgeführt. Der Bestand umfasst nunmehr 58 Büschel in 0,5 lfd. m. Ludwigsburg, Januar 1960 Dr. Gerhard Kaller 1 Jetzt im Bestand A 605 Ältere Repertorien (unter A 403 L)
4. Vorbemerkung von 2003: Im Rahmen der Retrokonversion und im Zuge der Rückstandsbearbeitung wurden im Herbst 2003 von der Unterzeichneten diejenigen Akten aufgenommen (drei Büschel), die 1991 mit Tgb.Nr. 1287 vom Staatsarchiv Ludwigsburg ins Hauptstaatsarchiv gekommen (Az. 7511.6) und seither unverzeichnet waren. Dabei ergaben sich bei Anlage und Aufbau des vorliegenden Repertoriums folgende Änderungen: Abteilung 1.3 erhielt den Titel "Verhältnis von Stadt und Amt, Gemeindeangelegenheiten" (bisher: "Verhältnis von Stadt und Amt, Rechte der Gemeinden"). Hier wurden die Bü 26a (1991 vom Staatsarchiv Ludwigsburg eingekommen) und Bü 26 b (seither Bü 56) eingereiht. Abt. 1.8 erhielt den Titel: "Wirtschaft und Landwirtschaft" (seither: "Sonstige Amtsangelegenheiten - Fischrechte, Fuhrlohn, altes Repertorium, Vorschrift für Schreibarbeiten"). Hier wurden die Bü 56 und 57 eingeordnet (neu belegt, beide 1991 vom Staatsarchiv Ludwigsburg eingekommen). Der Inhalt des seitherigen Bü 57, ein Repertorium der Amtsoberamtsregistratur von 1793, befindet sich jetzt im Bestand A 605 Ältere Repertorien (unter A 403 L). Die Neuanfertigung des Repertoriums von A 403 L erfolgte im September 2003 unter Anwendung des Computerprogramms Midosa 95 durch Frau Anna Maria Diener. Das online-Findbuch wurde von Diplomarchivar Johannes Renz ins Netz gestellt. Der vorliegende Bestand A 403 L besteht nun aus 61 Büscheln (Bü 1-58 sowie 26 a, 26 b und 54 a) im Umfang von 0,7 lfd. m. Das seitherige Findbuch von G. Kaller wurde in den Bestand A 605 Ältere Repertorien eingeordnet. Stuttgart, im Oktober 2003 Christine Bührlen-Grabinger
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 403 L
- Umfang
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61 Büschel (Bü 1-58 sowie 26 a, 26 b und 54 a)
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Topographische Auslesebestände und Bezirksbehörden >> Oberämter, Kellereien und Geistliche Verwaltungen >> Heimsheim - Winnenden
- Bestandslaufzeit
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(1447-) 1554 - 1805, (1840,1886)
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- (1447-) 1554 - 1805, (1840,1886)