Bestand
Oelde Urkunden (Bestand)
Form und Inhalt: Kreisarchiv Warendorf, Oelde Urkunden
Verwaltungsgeschichte:
Wigbold Oelde
Das Wigbold Oelde gehörte zum fürstbischöflichen Amt Stromberg. Jährlich am Dreikönigsfest (6. Januar) - allerdings zwischen 1772 und 1775 am 1. Mai - wurden der Bürgermeister, ein Stadtvertreter, acht Ratsherren, zwei Armenprovisoren, zwei Himmelträger und zwei Feuerschauer von den Kurherren, die durch das Los bestimmt wurden, gewählt. Der jeweilige Pfarrer musste das Wahlprotokoll zur Genehmigung mitunterzeichnen. Bestätigt wurde die Wahl schließlich von den Amtsdrosten und Amtsrentmeistern zu Stromberg.
Der erste Bürgermeister leitete die gesamte Verwaltung, sowie die Polizei (Ordnungsbehörde), Schatzungsangelegenheiten und die Kassengeschäfte. Am Tag vor der Wahl des Rates und Bürgermeisters legte er seine Rechnung ab. Alle Schreibarbeiten erledigte er selbst, er übte das Markenrichter-Amt in der Gemeinheit Altenfeld aus und er präsidierte in den Rats-Versammlungen. Er erhielt ein Gehalt von 25 Rtl. und Einkünfte für das Umschreiben einer verkauften Hude im Altenfeld, von jeder Bürgeraufnahme und er erhielt von jedem im Altenfeld gefällten Baum das Astholz.
Die Ratsherren wurden bei jedem wichtigen Gegenstand, der zur Entscheidung anstand, der Ratsversammlung zu Rate gezogen. Die im Rat gefassten Beschlüsse bedurften nur bei größeren Bauten, Grunderwerbungen und Veräußerungen oder bei Prozessen der Genehmigung der Beamten des Amtes.
Die Feuerschauer hatten die Aufsicht auf Forst- und Weidefrevel im Altenfeld, brannten die in der Gemeinheit getriebenen Mastschweine und revidierten 4-6 Mal jährlich die Feuerstellen, Kamine und sonstigen Feueranlagen. Außerdem waren sie bei der 3-maligen Revision der Feuerspritze anwesend.
Das Zusammenleben regelte die sog. "Polizeiordnung" aus dem Jahre 1561, die 1608 erneuert wurde.
Kirchspiel Oelde
Die kommunalen Angelegenheiten des Kirchspiels Oelde wurden durch einige der begüterten Eingesessenen wahrgenommen. Sie trugen den Namen Provisoren. In jeder Bauerschaft gab es einen Bauerrichter, die die Eingesessenen bei besonderen Anlässen zusammenzurufen hatten. Früher werden sie - wie der Name aussagt - richterliche Befugnisse gehabt haben. In der Bauerschaft Menninghausen wechselte das Amt unter den Kolonen, den größeren Bauern. In der Bauerschaft Bergeler lag das Amt beim Hof Erdland, in Ahmenhorst beim Hof Heiringhoff, in Keitlinghausen beim Hof Greßhoff.
Die Kirchspiels-Rezeptoren waren für die Finanzen zuständig. Sie mussten alle zwei Jahre Rechnung ablegen. Diese wurde unter den begüterten Gutsherren zur Einsicht herumgeschickt. Danach wurde von den Beamten zu Stromberg ein Termin zur Rechnungslegung öffentlich bekannt gemacht. Die Revision war dann öffentlich vor den Beamten, Gutsherren, Provisoren und Bauerrichtern. Jedem Eingesessenen stand der Zutritt frei. Der Rezeptor erhielt dafür ein Gehalt von 150 Rtlr.
Wigbold Stromberg:
Das Wigbold Stromberg hatte ebenfalls wie das Wigbold Oelde das Recht der freien Ratswahl. Es wählte jährlich am 1. Mai durch vier durchs Los bestimmte Kürherren acht Ratsmitglieder und von diesen zwei Vorsteher, die durch die Beamten des Amtes Stromberg bestätigt werden mussten. Der erste Bürgermeister leistete die gesamte Verwaltug wie bereits beim Wigbold Oelde geschildert wurde. Er erhielt jedoch kein festes Gehalt, sondern waren nur von jeglichen Wigbolddiensten (Servis) in Höhe von 14 bis 21 Schilling befreit.
Archiv- und Bestandsgeschichte:
Erstmals wird ein Archiv im Jahre 1723 erwähnt (A 10b Seite 15-16): am 1. Mai dieses Jahres wird die Übergabe des Archives an den neuen Bürgermeister Franz Adam Populoh protokolliert. Aus dem Jahre 1809 wird das genannte alphabetische Verzeichnis (Nr. B 141) des alten Archivs angelegt. 1821 wurden auf Verordnung der Regierung in Münster die vorhandenen Archive erstmals aufgenommen, so dass uns eine "Übersicht der wichtigsten Papiere in dem Archiv der Bürgermeistereien Oelde und Ennigerloh" überliefert ist. Hinzu kommt noch ein "Verzeichnis über das Kirchen- und Armen-Archiv zu Ennigerloh" aus dem Jahre 1822 (ebenda). 1833 wurden die vorhandenen Archive erneut auf Grund einer Regierungsverordnung aufgenommen. In diesem Zusammenhang sind uns "ein Repertorium über die schriftlichen Nachrichten, welche in Schul-, Armen- und Kirchen-Archiv zu Stromberg vorhanden sind" (ebenda) und ein Urkunden- und Aktenverzeichnis von Oelde aus dem Jahre 1835 überliefert (ebenda).
1823 werden zwei Registratur-Kästen für das Verwaltungszimmer beschafft. 1873 wurden insgesamt 71 Akten aus der Zeit von 1805 bis 1871 als Altpapier verkauft (Liste in Nr. B 138). Weitere Altaktenverkäufe fanden 1887 und 1894 (Listen ebenda) statt. Am 7. Dezember 1919 verfasste der Amtssekretär Bäcker eine "Denkschrift über die Notwendigkeit der Neueinrichtung der Registratur des Amtes Oelde". Er schreibt unter anderem: "Die hiesige Registratur ist im Jahre 1869 angelegt, wurde damals aber auf der bereits vorhandenen aufgebaut. Kleinere Änderungen wurden 1880 und zuletzt 1900 vorgenommen". Er begründet die Notwendigkeit mit mangelhafter Registraturführung aus Zeitmangel und Unkenntnis der Registraturzusammenhänge und vor allem wegen der "Entstehung neuer Arbeitsgebiete", also Aufgabengebiete. Er legte daraufhin die oben erwähnten sechs Registraturen an (Nr. B 146 und 147) und zeichnete die Akten neu aus . Zusätzlich wurden neue Registraturschränke beschafft. Danach hat sich die Registratur nicht mehr geändert, wurden die jüngeren Akten entweder in das vorhandene Registraturschema eingearbeitet oder auch gar nicht mehr mit Aktenzeichen versehen.
Bestandsgeschichte:
Die Urkunden wurden mit den Archivakten des Amtes Oelde wurden im Jahre 1973 in das Kreisarchiv übernommen und neu geordnet. Der Bestand setzt sich zusammen aus Urkunden der Stadt Oelde, des Kirchspiels Oelde, des Wigbolds und Kirchspiels Stromberg und teilweise des Kirchspiels Ennigerloh.
Nutzung des Bestandes und Zitierweise:
Der Bestand unterliegt keinerlei Nutzungsbeschränkung und kann zu den Öffnungszeiten des Kreisarchivs im Lesesaal eingesehen werden.
Der Bestand ist folgendermaßen zu zitieren:
Kreisarchiv Warendorf, Oelde U Nr. ...
- Bestandssignatur
-
Oel U Oel U Oelde Urkunden
- Kontext
-
Kreisarchiv Warendorf (Archivtektonik)
- Bestandslaufzeit
-
27.10.1600-27.05.1804
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
Kreis Warendorf. Kreisarchiv, Kreisverwaltung. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 27.10.1600-27.05.1804