Malerei
Blumenstrauß vor Vorhang und Landschaft
Zwischen 1933 und 1945 malte Lachnit im Auftrag des Dresdner Kunsthändlers Friedrich Axt zahlreiche Blumenstillleben, die als politisch unbedenklich gelten konnten. Allerdings ist dieses Stillleben in besonderer Weise ein Kommentar zur Situation der Kunst unter der Nazidiktatur. Auf der Analogie von Kunstschönem und Naturschönheit der Blumen basiert in etwa zeitgleich (unter Rückgriff auf Sandro Botticellis Frühlingsallegorie) die Aussage des Bildes „Der trauriger Frühling“ (A IV 223). Auch hier ist der prächtig leuchtende Blumenstrauß eine Ding-Metapher für die Kunst. Er steht in einem schlichten Glasgefäß auf einer Art Brüstung vor einer weiten Landschaft. Von der freien Natur sind die Schnittblumen jedoch recht theatralisch getrennt durch ein weißes Tuch, das von einer volutengeschmückten Stange herabhängt, die unmittelbar unter dem oberen Bildrand direkt am blauen Himmel angeschraubt zu sein scheint. An dieser Stelle bricht das ganze System der traditionellen Kunstgriffe malerischer Illusion in sich zusammen. Doch im kalkulierten Zusammenbruch erfüllt sich der eigentliche Sinn des Bildes: Die unverfängliche Darstellung mutiert durch ihre Selbstdestruktion zu einem Verdikt gegen das herrschende politische System, das die Freiheit der Kunst zu beschneiden sucht. Dabei fällt die Verdammung – und das ist eine echt lachnitsche Pointe – umso bitterer aus, je süßer die malerische Illusion zuvor gelungen war. | Kyllikki Zacharias
- Material/Technik
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Öl auf Leinwand auf Holz
- Maße
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Höhe x Breite: 75 x 54,5 cm
Rahmenmaß: 94 x 74 x 10,5 cm
- Standort
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Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
- Inventarnummer
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A IV 283
- Rechteinformation
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Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
- Letzte Aktualisierung
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08.05.2023, 07:18 MESZ
Objekttyp
- Malerei
Entstanden
- um 1933