Handschriften

Carl Pantenius an Karl Weltzien

Enthält: (1r) Pantenius bezichtigt Weltzien der Undankbarkeit, mangelnder "Solidität" sowie der "Liederlichkeit". Er stellt sein eigenes Beispiel dagegen. Pantenius arbeitet viel, doch zerstreut er sich abends, indem (1v) er dem Körper Dinge zuführt oder daraus herausschafft. Er beschäftigt sich mit der Wirkung von Spirituosen sowie von bitteren und aromatischen Auszügen auf den menschlichen Körper. Deren Dauergebrauch scheint bei "Schleimschwindsucht" nützlich zu sein. Er beschäftigt sich mit Physiologie und Anatomie. Nachdem er die Extremitäten bearbeitet hat, ist er nun mit dem "Centraltheil" des menschlichen Körpers befasst. Pantenius umschreibt in der Gestalt eines abstrahierenden Erfahrungsberichts zur Funktionsweise des Nervensystems seine Erfahrung des Geschlechtsverkehrs. Pantenius setzt den Brief nach einer längeren Pause fort, die durch Arbeit, "Liebesabendteuer" und Jagd verursacht war. Die länger werdenden Abende erinnern Pantenius an die angenehm mit Weltzien verbrachten. (2r) Wright und Peters haben Göttingen verlassen. Pantenius ist jetzt ohne "Landsmann, ohne nähere Bekannte". Pantenius genoss die geringen gesellschaftlichen Verpflichtungen, verlebte angenehme Ferien und denkt mit Schrecken an den bevorstehenden Semesterbeginn. Ein Brief von Weltzien erinnerte ihn an seine Nachlässigkeit im Schreiben. Der Brief wurde im Frühjahr mit den ersten Zeilen begonnen, in den "Herbstferien" fortgesetzt und soll nun vollendet werden. Pantenius hat Weltziens Nachricht, er habe sich "eine Gefährtin fürs Leben erwählt", mit Freude aufgenommen und gratuliert. Bei den guten Zukunftsaussichten Weltziens hält Pantenius diesen Schritt für angemessen. Pantenius sieht in der Lebensgemeinschaft von Mann und Frau allerdings die Gefahr, dass derjenige, der seinen Lebensunterhalt selbst verdienen muss, "im weiblichen Geschlecht nichts erhabenes mehr sieht und so sein Glück für die Zukunft untergräbt". (2v) Pantenius ist froh, in Göttingen ohne gesellschaftliche Ablenkung arbeiten zu können. Er hätte gerne noch drei Jahre Zeit zum Studieren, doch zwingt ihn die absehbare Erschöpfung seiner Mittel, das Examen anzusteuern. Der Gedanke, die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Fach aufzugeben und als "gewöhnlicher Arzt" zu praktizieren, schmerzt ihn. Pantenius berichtet über seinen Tagesablauf: Er stand üblicherweise um "5 1/2" Uhr auf, arbeitete bis 8 Uhr und ging dann in die "Geburtshülfe". Um 9 Uhr kam er in die "Klinik", um 10 Uhr in die Anatomie, von 12 bis 1 Uhr aß er für drei Taler monatlich zu Mittag. Um 1 Uhr ging er in die Anatomie, um 3 Uhr in die Geburtshilfeklinik, um 4 Uhr in die "gerichtliche Medizin", um 5 Uhr zu den "Fantomübungen" und kam um 6 Uhr nach Hause und ging dann zu drei freundlichen Franzosen, die er in Göttingen kennnenlernte. Dort wurde französisch gesprochen und Tee getrunken, der leider keinen Rum enthielt. Das ist auch jetzt der gewöhnliche Tagesablauf. Wenn etwas mehr Zeit ist, werden osteologische Präparate angefertigt und daran bis in den Abend gearbeitet. Pantenius ist mit diesem Leben zufrieden. Ihm fehlen nur Landsleute und besonders Geld. Die Aussicht auf einen um eine Stunde verlängerten Nachtschlaf veranlasst Pantenius gerade, bis "11 1/2" Uhr wach zu bleiben. Pantenius raucht gerade "Petersburg". Das macht in so dankbar, dass er versucht, den Tag "mit allem möglichen voll zu machen". (2v-2r) P.S. Pantenius kennt die von Weltzien genannten Heidelberger nicht und kann deshalb nur sagen, dass sie ihm missfallen. Er sieht Böhm täglich, doch nur in der Vorlesung. Peters praktiziert seit Herbst als Arzt in Mecklenburg und will Pantenius bald schreiben. Der kleine, auch Weltzien bekannte Dr. Reinhold, an den sich Pantenius "später sehr eng anschloß" ist seit dem Herbst in Griechenland und hat von dort noch nicht geschrieben. Pantenius möchte wissen, ob Weltziens Braut in Deutschland ist und ob Weltzien sie häufig sieht. Pantenius bestellt Grüße an Schiemann und (Constantin von) Kleist. Weltzien soll ihnen ausrichten, "das nicht Pariren hätte man überall loß, aber das Pariren nur in Göttingen". Bogen mit druckgrafischer Darstellung des chirurgischen Hospitals in Göttingen

Archivaliensignatur
KIT-Archiv, 27072/367
Umfang
2 Blatt

Bestand
27072 Nachlass Karl Weltzien
Kontext
27072 Nachlass Karl Weltzien >> 1 Korrespondenzstücke in der alphabetischen Folge der Absender >> 1.117 Pantenius, Carl

Indexbegriff Person
Weltzien, Karl (*1813, +1870)
Pantenius, Carl
Wright (Student in Göttingen)
Peters (Student in Göttingen)
Reinhold (Nachname)/Göttingen
Schiemann (Student in Heidelberg)
Kleist, Constantin von (*1812, +1886)
Indexbegriff Ort
Göttingen/DE

Laufzeit
1834 Dezember 19, Göttingen, "Chirurgisches Hospital"

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Letzte Aktualisierung
21.11.2023, 11:50 MEZ

Objekttyp


  • Handschriften

Entstanden


  • 1834 Dezember 19, Göttingen, "Chirurgisches Hospital"

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