Poster
Poster mit Darstellung von Mutter und Kind
Das Poster zeigt eine nach links gewandte Frau im Profil in nomadisch anmutender Kleidung mit einem Kind auf dem Arm. Das Kind, dessen Köpfchen auf der Schulter der Mutter ruht, schaut zum Betrachter. Mutter und Kind werden im Innenraum eines modernen Hauses wiedergegeben, in dem traditionelle Einrichtungsgegenstände, wie ein Samowar oder eine Karaffe, aufgestellt sind.
Der Druck folgt einem Ölgemälde des zeitgenössischen Künstlers Manouchehr Malekshāhi, dessen Werke beliebte Motive auf populären Kunsterzeugnissen des Iran sind.
Für die Darstellung der Frau im Alltagsleben sind bis heute in enger Anlehnung an den Themenkatalog der »Orientalisten« drei Zuweisungen kennzeichnend: die Hetäre, die Amazone und die Mutter analog dem männlich-sexuell geprägten Wunschbild, Angstbild und dem sexuell neutralisierten Geschöpf, das durch die Ehefrau und Mutter verkörpert wird. Auf letzteres nimmt das vorliegende Motiv Bezug. Das Bild orientiert sich mit dem Stillleben und dem geöffneten Fenster im Hintergrund an klassische europäische Meisterwerke der Malerei.
Für die Reproduktion von Kunstwerken war die Erfindung der Lithographie im Jahr 1798 bahnbrechend. Das älteste Flachdruckverfahren gehörte im 19. Jahrhundert zu den am meisten angewendeten Drucktechniken für farbige Drucksachen. Durch dieses Verfahren konnten Kunstwerke vervielfältigt, in Gesamteuropa verbreitet und für jedermann zugänglich gemacht werden.
Hiervon profitierten spätestens zum ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert auch Länder vom Nahen und Mittleren Osten bis Südostasien. Über christliche Missionare, aber auch über die im eigenen Land lebende armenische (christliche) Bevölkerung wurden einheimische Künstler mit der westlichen Kunst und ihren Bildfindungen vertrauter.
Im Lauf der weiteren Entwicklung wurden nicht nur europäische Kunstwerke im Land selbst reproduziert. Vielmehr wurden auch eigene Bildmotive zu weltlichen oder religiösen Ereignissen und Legenden - meist unter dem Eindruck europäischer Gemälde - gedruckt. Die einst europäische Sehnsucht nach dem in orientalistischen Bildern exotisch verklärten »Orient« wurde bald in der islamischen Welt zum Chiffre des Eigenen. Entsprechend trugen europäische Gemälde und Fotographien wesentlich zur Bildung einer eigenen orientalischen Identität mit orientalistischen oder folkloristischen Zügen bei.
Mit dem wachsenden Interesse an den antiken Stätten des »Orients« wurden auch die Ausgrabungsergebnisse europäischer Archäologen und damit die vorislamische Zeit identitätsstiftend. Darauf reagierte die Entstehung eines neuen Genres in der Malerei, das sich den historischen oder mythologischen Figuren der eigenen Antike widmet. Heute stehen diese Bilder als Poster einer breiten Bevölkerungsschicht zum Verkauf auf dem Basar oder in Buch- und Bildrahmenhandlungen zur Verfügung.
Literatur: Schoole Mostafawy, Im Spiegel der fremden Frau. In: Das fremde Abendland? Orient begegnet Okzident von 1800 bis heute (= Ausstellungskatalog zur Sonderausstellung im Badischen Landesmuseum, Museum beim Markt 2010/2011), hrsg. von Schoole Mostafawy und Harald Siebenmorgen, Stuttgart 2010, S. 118 ff.
- Location
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Badisches Landesmuseum, Karlsruhe
- Collection
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Global Art History
- Inventory number
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2009/1009
- Measurements
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Höhe: 68.5 cm, Breite: 47.6 cm (Gesamt)
- Material/Technique
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Karton; Farbdruck
- Event
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Herstellung
- (who)
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Manouchehr Malekshahi
- (where)
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Teheran
Iran
- (when)
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Anfang 21. Jh.
- Event
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Fund
- (where)
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Isfahan
- Rights
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Badisches Landesmuseum
- Last update
-
12.07.2024, 10:56 AM CEST
Data provider
Badisches Landesmuseum Karlsruhe. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Poster
Associated
- Manouchehr Malekshahi
Time of origin
- Anfang 21. Jh.