Poster
Poster mit Darstellung des Herbstes
Das Poster zeigt eine idealisierte Landschaft. Unter einem bewölkten Himmel lässt sich ein felsiger Berg erkennen, aus dem sich ein rauschender Fluss ergießt. Das strömende Gewässer führt vom Hintergrund bis in den Mittelgrund des Bildes und evoziert Raumtiefe. Im Mittelgrund stehen eine kanadisch inspirierte Hütte, ein »Ranger« auf einem Pferd sowie eine Frau mit Kind auf dem Arm. Zwei grasende Kühe auf der Weide vervollständigen das Bild. Auf der gegenüberliegenden Seite sitzt ein Mann mit einem Hut und einer Pfeife am Ufer und betrachtet das Familienidyll.
Die gesamte Landschaft und die Figuren sollen europäisch wirken. Sie skizzieren gewissermaßen einen Sehnsuchtsort aus »orientalischer« Perspektive. Dafür werden Versatzstücke aus unterschiedlichen Gegenden Europas und der westlichen Welt wahllos aneinandergereiht.
Der Druck des Posters mit dem Titel »Pāiz« (= Herbst) erfolgte durch den Verlag Rezāyi und dient der dekorativen Ausstattung von Privaträumen.
Für die Reproduktion von Kunstwerken war die Erfindung der Lithographie im Jahr 1798 bahnbrechend. Das älteste Flachdruckverfahren gehörte im 19. Jahrhundert zu den am meisten angewendeten Drucktechniken für farbige Drucksachen. Durch dieses Verfahren konnten Kunstwerke vervielfältigt, in Gesamteuropa verbreitet und für jedermann zugänglich gemacht werden.
Hiervon profitierten spätestens zum ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert auch Länder vom Nahen und Mittleren Osten bis Südostasien. Über christliche Missionare, aber auch über die im eigenen Land lebende armenische (christliche) Bevölkerung wurden einheimische Künstler mit der westlichen Kunst und ihren Bildfindungen vertrauter.
Im Lauf der weiteren Entwicklung wurden nicht nur europäische Kunstwerke im Land selbst reproduziert. Vielmehr wurden auch eigene Bildmotive zu weltlichen oder religiösen Ereignissen und Legenden - meist unter dem Eindruck europäischer Gemälde - gedruckt. Die einst europäische Sehnsucht nach dem in orientalistischen Bildern exotisch verklärten »Orient« wurde bald in der islamischen Welt zum Chiffre des Eigenen. Umgekehrt begann man auch, die eigene Sehnsucht nach dem anderen, d. h. Europa, in entsprechende Gemälde zu packen. Heute stehen diese Bilder als Poster einer breiten Bevölkerungsschicht zum Verkauf auf dem Basar oder in Buch- und Bildrahmenhandlungen zur Verfügung.
Literatur: Harald Siebenmorgen, Orte orientalischer Sehnsucht. In: Das fremde Abendland? Orient begegnet Okzident von 1800 bis heute (= Ausstellungskatalog zur Sonderausstellung im Badischen Landesmuseum, Museum beim Markt 2010/2011), hrsg. von Schoole Mostafawy und Harald Siebenmorgen, Stuttgart 2010, S. 110 ff.
- Standort
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Badisches Landesmuseum, Karlsruhe
- Sammlung
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Global Art History
- Inventarnummer
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2009/1006
- Maße
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Höhe: 49.8 cm, Breite: 70.0 cm (Gesamt)
- Material/Technik
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Karton; Farbdruck
- Ereignis
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Herstellung
- (wo)
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Iran
- (wann)
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Anfang 21. Jh.
- Ereignis
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Fund
- (wo)
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Isfahan
- Rechteinformation
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Badisches Landesmuseum
- Letzte Aktualisierung
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12.07.2024, 10:57 MESZ
Datenpartner
Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Poster
Entstanden
- Anfang 21. Jh.