Poster
Poster mit Darstellung von »Khātun«
Das Poster zeigt eine Frau in qajarzeitlich inspiriertem, historisierendem Gewand und einem Diadem im Haar. Auf dem Rahmen wird sie mit »Khātun« (Khātun = Anrede für weibliche Angehörige der Noblesse) bezeichnet. Sie sitzt in einem Pavillon und präsentiert dem Betrachter ihre »setār« (iranische viersaitige Langhalslaute). Vor ihr steht ein Tisch mit einer Obstschale, neben ihr eine Metallvase mit Blumen.
Sowohl auf der Obstschale als auch auf dem Medaillon auf ihrer Brust gibt sich ein Herrscherportrait aus der Dynastie der Qadjaren (1779-1925) zu erkennen. Im Hintergrund öffnet sich durch einen Rundbogen des Pavillons mit zurückgezogenem Vorhang hindurch eine Landschaft mit Blick auf Bäume, Gewässer und Berge. Die Darstellung folgt klassischen europäischen Herrscherbildnissen mit einem sich in den Bildhintergrund öffnenden Landschaftsprospekt.
Der Druck erfolgte durch den Verlag Rezāyi und dient der dekorativen Ausstattung von Privaträumen.
Für die Reproduktion von Kunstwerken war die Erfindung der Lithographie im Jahr 1798 bahnbrechend. Das älteste Flachdruckverfahren gehörte im 19. Jahrhundert zu den am meisten angewendeten Drucktechniken für farbige Drucksachen. Durch dieses Verfahren konnten Kunstwerke vervielfältigt, in Gesamteuropa verbreitet und für jedermann zugänglich gemacht werden.
Hiervon profitierten spätestens zum ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert auch Länder vom Nahen und Mittleren Osten bis Südostasien. Über christliche Missionare, aber auch über die im eigenen Land lebende armenische (christliche) Bevölkerung wurden einheimische Künstler mit der westlichen Kunst und ihren Bildfindungen vertrauter.
Im Lauf der weiteren Entwicklung wurden nicht nur europäische Kunstwerke im Land selbst reproduziert. Vielmehr wurden auch eigene Bildmotive zu weltlichen oder religiösen Ereignissen und Legenden - meist unter dem Eindruck europäischer Gemälde - gedruckt. Die einst europäische Sehnsucht nach dem in orientalistischen Bildern exotisch verklärten »Orient« wurde bald in der islamischen Welt zum Chiffre des Eigenen. Entsprechend trugen europäische Gemälde und Fotographien wesentlich zur Bildung einer eigenen orientalischen Identität mit orientalistischen oder folkloristischen Zügen bei.
Mit dem wachsenden Interesse an den antiken Stätten des »Orients« wurden auch die Ausgrabungsergebnisse europäischer Archäologen und damit die vorislamische Zeit identitätsstiftend. Darauf reagierte die Entstehung eines neuen Genres in der Malerei, das sich den historischen oder mythologischen Figuren der eigenen Antike widmet. Heute stehen diese Bilder als Poster einer breiten Bevölkerungsschicht zum Verkauf auf dem Basar oder in Buch- und Bildrahmenhandlungen zur Verfügung.
Literatur: Jakob Möller, Identifikation und Identitätsstiftung mit Einrichtungsgegenständen. In: Das fremde Abendland? Orient begegnet Okzident von 1800 bis heute (= Ausstellungskatalog zur Sonderausstellung im Badischen Landesmuseum, Museum beim Markt 2010/2011), hrsg. von Schoole Mostafawy und Harald Siebenmorgen, Stuttgart 2010, S. 145 ff.
- Location
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Badisches Landesmuseum, Karlsruhe
- Collection
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Global Art History
- Inventory number
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2009/991
- Measurements
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Höhe: 70.0 cm, Breite: 49.8 cm (Gesamt)
- Material/Technique
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Karton; Farbdruck
- Event
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Herstellung
- (where)
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Iran
- (when)
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Anfang 21. Jh.
- Event
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Fund
- (where)
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Isfahan
- Rights
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Badisches Landesmuseum
- Last update
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12.07.2024, 10:56 AM CEST
Data provider
Badisches Landesmuseum Karlsruhe. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Poster
Time of origin
- Anfang 21. Jh.