Gebäude
Heidelberg-Weststadt Gaisbergstraße 93
Das Wohn- und (Gaststätten-) Haus steht über seine Traufseite im Osten der Gaisbergstraße, und zählt vier Fensterachsen sowie zwei Obergeschosse. Man erkennt bei m ersten Anblick eine Symmetrie: Die nördliche (links im Bild) und die südliche Achse tragen Doppelfenster in den Obergeschossen und sind als Risalit ausgebildet. Die beiden mittleren Achsen tragen je ein Fenster pro Obergeschoß. Der Hauseingang, mehr eine Durchfahrt in den hinteren Hörbereich liegt im Norden. Der Rest des Erdgeschosses birgt die gewerbliche Nutzung als Gaststätte. Es ist schwer zu übersehen, dass die Fassade erneuert wurde, allerdings sicher durch gewichtige Gründe bedingt nicht in der Art, wie es auch bei anderen Gebäuden möglich war, nämlich in der historisierenden Weise. Die schiefergraue Farbe kontrastiert zum Ziegelrot der in Backstein aufgeführten Obergeschosse nicht in angenehmer Weise. Ein kräftiges Gurtgesims trennt das Erd- vom ersten Obergeschoss, gefolgt von einem weiteren im Abstand einer großen Elle, welches an den Fensterbrettern entlangzieht. Dass hier Ornamentik in reicher Anordnung verwendet wird, sieht man auf den ersten Blick (möglicherweise war das auch an der "abgegangenen" Erdgeschoßfassade so.). Ideenreich hat der Architekt sich der Stilmittel des Historismus bedient, die der (Neo-Renaissance) zuzuordnen sind. Unter den Fensterbrettern der Nord- und Südachse sitzen je drei als Rollwerk ausgearbeitete Konsolen, während unter den Fenstern der beiden Mittelachsen flache Konsolen mit einem Antefix als Schmuck versehen, platziert sind. Die Gewände der Fenster sind abgetreppt und ebenfalls mit einfachen Ornamenten versehen, die Doppelfenster der äußeren Achsen durcheinen abgestuften Pfeiler getrennt. Unter dem horizontalen Gewändeschluss verläuft ein hervorgehobenes Band aus Sand- bzw. Ziegelstein, einem Blendgesims gleich, das an den Kanten der Risalite mit je einer Diamantbosse geziert ist. Optisch besonders interessant hat der Architekt den Übergang zum zweiten Obergeschoss gestaltet: An den beiden Risaliten sind über dem horizontalen Gewändeschluss der Doppelfenster drei als Rollwerk ausgearbeitete Konsolen angesetzt, die einen doppelt abgestuften, hervortretenden Sturz tragen. Auf diesen sitzen zwei mit Kreisornamenten gezierte Segmentbögen auf, die dann die hervortretenden Fensterbretter des Doppelfensters im zweiten Obergeschoss tragen. Unter dem Fensterbrett, also an den Segmentbögen, sind wiederum drei kleine, in Rollwerk auslaufende Schmuck-Konsolen angebracht. Bei den Fenstern der mittleren Achsen spannt sich über dem horizontalen, mit Kreisornamenten geschmückten Gewändeschluss jeweils ein gemauerter Segmentbogen, in welchem eine zweifarbige Malerei, ein Baum mit Ast- und Blattwerk als Hommage an die Klassizistik oder den beginnenden Jugendstil platziert ist. Über diesem an der Unterseite der vorgezogenen Fensterbretter, die gleichzeitig Teil des hier das erste- vom zweiten Obergeschoß trennenden Gurtgesimses, dem ein gleichbreites Blendgesims aus glattem Sandstein unterlegt ist, sind, sitzt ein horizontaler Bloch, der mit Antefix und Abhänglingen geschmückt ist und zwischen den tieferen Endteilen ein Zahnfries enthält. Die Fenster im zweiten Obergeschoß, ebenfalls mit abgestuften und einfach ornamentierten Gewänden gefasst, tragen in ihren horizontalen Gewändeabschlüssen ein Zahnfries. In Höhe der Unterkante des horizontalen Gewändeschlusses verläuft ein Blendgesims aus flachem Sandstein oder Mauerziegeln, so wie im ersten Obergeschoß. Einen abschließenden Blickfang hat sich der Architekt für den Übergang zum Dach einfallen lassen: Am Kranzgesims sitzen in gleichmäßigen Abständen sich nach oben verbreiternde, die vorkragende Dachauflage tragende Konsolen an, die jeweils von einer als Rollwerk ausgebildeten Konsole getragen werden. Schließlich schließen die beiden äußeren Achsen mit je einer doppelfenstrigen, und die mittleren Achsen mit je einen einfenstrigen Dachgaube ab. Wir haben hier ein weiteres Kleinod der Architektur mit einem Ideen- und Detailreichtum, bei dem es sich lohnt, intensiv zum Betrachten zu verweilen. Gerne sieht man auch dann über die Modernisierung der Erdgeschossfassade (beinahe) hinweg. (Baujahr: 1894-95. Bauplanung/Ausführung: Joseph Eirich. Quelle: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland; Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg; Band II.5.2; Stadtkreis Heidelberg; Teilband 2 von Melanie Mertens; ISBN 978-3-7995-0426-3; 2013 Landesamt für Denkmalpflege, Esslingen am Neckar.) .
Erhaltungszustand: Gut
- Location
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Heidelberg
- Collection
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Städte und Dörfer
- Material/Technique
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Werkstein; Sandstein; Mauern; Steinmetz
- Related object and literature
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Teil von: Heidelberg-Weststadt Gaisbergstraße
- Classification
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Geschäftshaus (Gattung)
Historismus (Stilistische Einordnung)
- Subject (what)
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Architektur
Gurtgesims
Kranzgesims
Konsole
Rollwerk
Fries
Ornament
Risalit
Dachgaupe
- Sponsorship
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Pietschmann, Dieter-Robert
- Last update
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05.03.2025, 4:25 PM CET
Data provider
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Universitätsbibliothek. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Gebäude
Associated
Time of origin
- 1894 - 1895