Heidelberg-Weststadt Gaisbergstraße 64a

Gebäude

Jugendstil vom Feinsten erwartete den Betrachter bei diesem Wohnhaus. Drei Fensterachsen zählend und zwei Obergeschosse tragend, steht es mit der östlichen Traufseite westlich in der Gaisbergstraße. Architektonisch gesehen ist es eine Mischung aus Symmetrie und Asymmetrie, aber nicht nur bezüglich der Fensterachsen. Die erste und dritte Achse trägt in den Obergeschossen je ein rechteckiges Fenster, welches im oberen Drittel auch mit schmückender Ornamentik umgeben ist. Die Fenster im ersten Obergeschoss sind von Linienornamentik mit Kreisen und in den Ecken aufsitzendem Blütenwerk geziert, die im zweiten Obergeschoss dagegen von Ranken und Blütenwerk. Hier finden wir die im Jugendstil verwendeten Gegensätze: von strengen Linien und Ornamenten bis zum Ranken-, Blüten- und Blattwerk. Der Mittelachse kommt ein besonderer Schwerpunkt zu. Sie ist ab dem das Erd- vom ersten Obergeschoss trennenden kräftigen Gurtgesims von mit Längsprofilen geschmückten und unterteilten flachen Wandpfeilern flankiert und wird dadurch schon optisch aufgewertet. Zudem sind in jedem Obergeschoß dreigeteilte, rundbogig gewandete Fenster platziert, welche der größeren Breite der Mittelachse entsprechen. Am ersten Obergeschoss sitzt ein kleiner, von zwei in Rollwerk auslaufenden Konsolen getragener Balkon mit schmiedeeisernem Geländer. Dachseitig ist eine ausgebaute Gaube mit drei durch schmale Pfeiler getrennten Fenstern aufgesetzt. Am Giebelansatz, bis zu dem sich die Wandpfeiler fortsetzen, beginnt ein schwungvoller, allerdings flach gehaltener Giebel, der von einem großen, palmmettenartigen Ornament dominiert wird. Die beiden äußeren Achsen schließen mit je einer kleinen Gaube ab. Über dem Fenster des ersten Obergeschosses leitet ein großflächigen Ranken- und Blatt Relief mit eingearbeiteten Vögeln zum zweiten Obergeschoss über. Das Fenster des zweiten Obergeschosses wird oberhalb von einer leeren, ovalen, von Zopfwerk umgebenen Kartusche geschmückt, welche wiederum von strengen Linien- und Quadrat-Ornamenten flankiert wird. Ein großartiges Spiel mit der frischen Art des Jugendstils! Das Erdgeschoß schließlich trägt im Norden den Hauseingang, der im rundbogigen, abgestuften Gewändeschluss eine Agraffe mit stilisiertem Steinkopf trägt. Gleiches gilt für das dreigeteilte Fenster in der Südachse. Die Mittelachse trägt ein breiteres, dreigeteiltes Fenster mit gleichem Gewändeschluss, dessen abschließende Agraffe aber einen plastischen Frauenkopf trägt. Somit ist das Erdgeschoß ein architektonischer Bereich für sich, der durch die vier die Fensterachsen flankierenden und unterteilenden Wandpfeiler mit abschließenden Kapitellen, denen die Gewändeabschlüsse der Fenster aufliegen, nochmals betont wird. (Baujahr: 1906-07). Bauplanung/Ausführung: Karl Frauenfeld. Quelle: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland; Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg; Band II.5.2; Stadtkreis Heidelberg; Teilband 2 von Melanie Mertens; ISBN 978-3-7995-0426-3; 2013 Landesamt für Denkmalpflege, Esslingen am Neckar.) .
Erhaltungszustand: Gut

Angaben zum Objekt

• Standort: Heidelberg
• Sammlung: Städte und Dörfer
• Material/Technik: Werkstein; Sandstein; Schmiedeeisen; Mauern; Steinmetz; Schmieden

Verweise und Beziehungen

• Verwandtes Objekt und Literatur: Teil von: Heidelberg-Weststadt Gaisbergstraße

Klassifikation und Themen

• Klassifikation: Haus (Gattung) ; Jugendstil (Stilistische Einordnung)
• Bezug (was): Architektur ; Wandpfeiler ; Balkon ; Geländer ; Agraffe ; Steinplastik ; Giebel ; Ornament ; Dachgaupe ; Kartusche ; Jugendstil ; Kapitell ; Palmette ; Kolossalordnung

Beteiligte, Orts- und Zeitangaben

• Ereignis: Herstellung
• (wer): Frauenfeld, Karl (Architekt/Architektin)
• (wann): 1906 - 1907

Weitere Informationen

• Förderung: Pietschmann, Dieter-Robert
• Letzte Aktualisierung: 05.03.2025, 16:25 MEZ