Bestand

Staatliche Polizeiverwaltung Lübeck (Bestand)

Erschließungszustand, Umfang: Findbuch (1999)
3,5 lfm

Verwandte Verzeichnungseinheiten: ASA Interna Bürgerrecht, NSA, Polizeiamt

Vorwort: Mit der Eingliederung Lübecks in die preußische Provinz Schleswig-Holstein zum 1. April 1937 galt auch für die Organisation und Zuständigkeit der Polizeibehörden das Polizeiverwaltungsgesetz (PVG) von 1931, so daß die bisherige Zuständigkeit des Polizeiamts als Landes-, Kreis- und Ortspolizeibehörde nicht mehr bestand. Ortspolizeibehörde wurde der Oberbürgermeister als Polizeiverwalter. Diese "Gemeindepolizei" war zuständig für die Baupolizei, die Feuerlöschpolizei und die Gemeindepolizei (Feld- und Forstpolizei, Naturschutz, Fundsachen, Gewerbeangelegenheiten). Der Polizeipräsident als preußische staatliche Polizeibehörde war zuständig für die Schutzpolizei, die Kriminalpolizei (bis zum 1. Sept. 1937) sowie die Verwaltungspolizei:

" Waffen-, Versammlungs- und Vereinswesen;
" Meldewesen, Paßwesen;
" Wehrpflichtsachen;
" Ausländer- und Namensachen:
" Staatsangehörigkeitssachen;
" Verkehrspolizei;
" Gaststätten, Lustbarkeiten, Polizeistunde, Theater und Lichtspiele;
" stehender Gewerbebetrieb und Gewerbebetrieb im Umherziehen;
" Ehrenpatenschaften, Ehejubelfeiern
" und den Luftschutz.

Besondere Bedeutung erlangte die Ausländerpolizei im Zweiten Weltkrieg, als über 30.000 Ausländer als Arbeitskräfte, besonders bei den Rüstungsbetrieben in Lübeck ansässig waren. Gleichwohl liegen nur etwa 500 Aufenthaltsanzeigen von Ausländern aus dieser Zeit vor.

Auf Anordnung der britischen Militärregierung wurde am 1. April 1946 die staatliche Polizeiverwaltung Lübeck (Polizeipräsidium) und die gemeindliche Verwaltungspolizei zum städtischen Ordnungsamt zusammengefaßt. Bei der Bildung des Ordnungsamtes 1946 wurde außer den Akten auch das Personal übernommen, z. B. die Beamten Mitzlaff, Behrmann, Esemann. Die Dienststelle behielt ihren Sitz weiterhin bis zum März 1958 im Polizeipräsidium, Gr. Bauhof.

Die Mehrzahl der Ausländer-Personalakten, enthaltend die Aufenthaltsanzeigen und -bewilligungen, sind anscheinend Ende des Krieges bzw. danach vernichtet worden.

Die hier verzeichneten Akten wurden 1950 (Judensachen), 1953 (Paßwesen, Ausländersachen, Einbürgerungen, Staatsangehörigkeitswesen, Namensänderungen) vom Ordnungsamt und 1990 (Luftschutzsachen) von der Feuerwehr ans Archiv abgegeben. Einige Akten wurden kassiert, z. B. Amtshilfesachen, etwa die Hälfte der Hefter über Klärung der Staatsangehörigkeitsverhältnisse sowie die bei den Einbürgerungsakten liegenden Reisepässe.
Nicht immer waren die Aktenhefter mit einem Aktenzeichen versehen; in der Regel war dies aber der Fall. Die alten Aktenzeichen sind - wenn vorhanden - den Aktentitel in () beigefügt, so daß die vorher benutzten Akten leicht zu identifizieren sind.

Polizeipräsidenten waren Walter Schröder (1902-1973), Ingenieur, Senator, vom 4. Okt. 1938 bis zum 2. Mai 1945, der von 1933 bis zum 31. März 1937 Polizeiherr und vom 1. April 1937 bis zum 3. Okt. 1938 mit der "Leitung der staatlichen Polizeiverwaltung in Lübeck" beauftragt war und Otto Passarge (1891-1976), Maurer, Geschäftsführer, vom Aug. 1945 bis März 1946, der bis 1933 dem Polizeibeirat als bürgerschaftliches Mitglied angehörte.

Ständige Vertreter des Polizeipräsidenten waren Karl Steinmeyer (geb. 1899), Regierungsrat, 1937-1939, und Dr. Anton Hofbauer (geb. 1902), Regierungsassessor, 1940-1943; zeitweilig auch Joachim Petsch (1891-1963), Oberst der Schutzpolizei.

Polizeiräte - und damit auch Leiter der Verwaltungspolizei - waren Paul Abramowski (1885-1940) vom 17. April 1937 bis zum März 1940, und Max Anton (1886-1970) vom 15. Aug. 1940 bis zum 6. Mai 1945 (interniert bis zum 5. Nov. 1945, aus dem Dienst entlassen am 8. Sept. 1945).

Der Bestand reicht von (1919) 1937-1950 und umfaßt 3,5 lfm.

Der Bestand ist aus datenschutzrechtlichen Gründen gesperrt.

Lübeck, den 21. Juli 1999 Wiehmann

Die Verzeichnungseinheiten des Bestandes 2.6 Staatliche Polizeiverwaltung sind von Frau Birgit Graack in eine Datenbank aufgenommen worden. Die alten Aktenzeichen wurden in ein eigenes Feld eingetragen und sind nun nicht mehr Teil des Titels. Die alten Aktenzeichen sind in der Datenbank recherchierbar.

Die Zitierweise entspricht der Bestellsignatur.

Lübeck, den 18.01.2007 Meike Kruse

siehe auch: Ordnungsamt Erwerb 33/2010
Siehe zu den Veränderung 1937 auch den Artikel im "Lübecker Volksboten" v. 11.4.1937, S. 4 "Die Aufgaben des neuen Polizeipräsidiums" von Polizeisenator Schröder.

Eingrenzung und Inhalt: Passwesen, Ausländer- und Judensachen, Zigeuner, Staatsangehörigkeitswesen,
Einbürgerungen, Namensänderungen, Luftschutz

Verwaltungsgeschichte/biographische Angaben: Mit der Eingliederung Lübecks in die preußische Provinz Schleswig-Holstein zum 1. April 1937 galt auch in Lübeck für die Organisation und Zuständigkeit der Polizeibehörden das Polizeiverwaltungsgesetz (PVG) von 1931, so dass die bisherige Zuständigkeit des Polizeiamts als Landes-, Kreis- und Ortspolizeibehörde nicht mehr bestand. Ortspolizeibehörde wurde der Oberbürgermeister als Polizeiverwalter. Diese "Gemeindepolizei" war zuständig für die Baupolizei, die Feuerlöschpolizei und die Gemeindepolizei (Feld- und Forstpolizei, Naturschutz, Fundsachen, Gewerbeangelegenheiten). Der Polizeipräsident als preußische staatliche Polizeibehörde war zuständig für die Schutzpolizei und die Kriminalpolizei sowie für die Verwaltungspolizei (Waffen-, Versammlungs- und Vereinswesen; Melde- und Passwesen, Wehrpflichtsachen, Ausländer- und Namenssachen, Staatsangehörigkeitssachen; Verkehrspolizei; Gaststätten, Lustbarkeiten, Theater und Lichtspiele, stehende und umherziehende Gewerbebetriebe). Besondere Bedeutung erlangte die Ausländerpolizei im Kriege, als über 30.000 Ausländer als Arbeitskräfte, besonders bei den Rüstungsbetrieben, in Lübeck ansässig waren. Auf Anordnung der britischen Militärregierung wurde am 1. April 1946 die staatliche Polizeiverwaltung Lübeck (Polizeipräsidium) und die gemeindliche Verwaltungspolizei zum städtischen Ordnungsamt zusammengefasst. Die Akten der Polizeiverwaltung Lübeck wurden 1950 (Judensachen) und 1953 vom Ordnungsamt und 1990 von der Feuerwehr ans Archiv abgegeben. Unterlagen der früheren Staatspolizeistelle Lübeck waren nicht vorhanden und sind auch nicht übernommen worden. Soweit die Unterlagen bis zum Jahre 1942 entstanden waren, sind sie beim Luftangriff Palmarum 1942 vernichtet worden. Die danach von der Gestapo Lübeck geführten Karteien und Akten wurden kurz vor der Besetzung Lübecks am 2. Mai 1945 vernichtet.

Reference number of holding
02.06

Context
Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 02 Fremde Behörden und Gerichte

Date of creation of holding
1919-1950

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Last update
30.06.2025, 10:12 AM CEST

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1919-1950

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