Bestand
Postamt Lübeck (Bestand)
Erschließungszustand, Umfang: Findbuch und Datenbank (2003)
8 lfm
Verwandte Verzeichnungseinheiten: Altes Senatsarchiv Interna Postwesen, Neues Senatsarchiv XIV A Post, Bürgerschaft III und IV, Kaufmannschaft zu Lübeck und Handelskammer, Postdepartement, Fürstlich Thurn und Taxissches Postamt in Lübeck, Hauptamt, Hochbauamt, Sammlung Ahlers zur Postgeschichte, Dokumentation
Literaturhinweis: 100 Jahre Oberpostdirektion Hamburg 1873-1973, Ergänzungsband: Ämterdokumentation, S. 25-28
Vorwort: 1. Behördengeschichte Postamt Lübeck
1.1 Geschichte, Aufgaben und Organisation des Postamtes (Nähere Angaben zur Verwaltungsgeschichte s. Postamt Lübeck (PAL) Nr. 192)
Nach Auflösung der Thurn- und Taxisschen Postämter infolge des preußisch-österreichischen Krieges übetrug Preußen zum 1.7.1867 dem Stadtpostamt die Postverwaltung, das in ein "Königlich-Preußisches Postamt" umbenannt wurde.
Am 1.1.1868 ging das lübeckische Postwesen auf den Norddeutschen Bund über. Das Postamt wurde in ein "Oberpostamt" umgewandelt und erhielt die Befugnisse einer Oberpostdirektion, die dem General-Postamt in Berlin direkt unterstellt war. Zum Oberpostdirektor wurde der bisherige Vorsteher des Stadtpostamtes Hermann Lingnau ernannt. Am 1.1.1876 wurde der Amtsbezirk des Oberpostamtes Lübeck, einschließlich Travemünde mit der Oberpostdirektion Hamburg vereinigt. Lübeck behielt jedoch den Status des Oberpostamtes bis zur Pensionierung des Oberpostdirektors Lingnau am 31.5.1884; danach wurde dieses in ein Postamt umgewandelt mit der Bezeichnung Lübeck 1 (üblich war auch die Bezeichnung Hauptpostamt). 1890 ist der Dienstbetrieb des Postamtes in 3 Geschäftsstellen unterteilt: 1-Hauptschalter, II-Entkartungs- und Abfertigungsstelle nebst Bestellgeschäft, III-Packkammer und Rechnungsstelle für Postanweisungen. Nach der ersten überlieferten Geschäftsordnung von 1923 (PAL Nr. 4, weitere Geschäftsverteilungspläne in PAL Nr. 9 Bd. 1-2) umfasste das Postamt bereits 13 Geschäftsstellen: I-Hauptkasse; II-Hausverwaltung und Beschafffungsstelle; III-Kanzlei, Registratur, Auskunft- und Laufzettelstelle; IV-Annahmestelle für Briefe, Telegramme und Geld, V-Briefausgabe und Zeitungsstelle; VI-Briefabfertigung- und Briefentkartung; VII-Zustellgeschäft und Barstelle, VIII-Postanweisungs- und Rentenrechnungsstelle; IX-Personalstelle; X-Packkammer, Geldentkartung und Paketzustellgeschäft; XI-Paketannahme und -ausgabe, Paketabfertigung; XII-Zweigstelle am Bahnhof, Lübeck 2; XIII-Zweigstelle St. Jürgen, Lübeck 3. Die Leitung der Postamtsverwaltung oblag dem Oberpostdirektor, der von einem Postdirektor und den Stellenvorstehern bei der Wahrnehmung seiner Dienstgeschäfte unterstützt wurde. Zu den Aufgaben des Postamtes zählten die Annahme, Ausgabe und Zustellung von Briefsendungen, Paketen, Wert- und Einschreibesendungen im Amtsbezirk; Annahme und Auszahlung von Giro-, Zahlungs- und Postanweisungen; Annahme von Telegrammen und Überweisung an das Telegraphenamt; Auszahlung von Militär- und Invalidenrenten; die Verteilung und Ausgabe von Zeitungen sowie die Aufsicht und Koordinierung des Dienstbetriebes der Postanstalten im Amtsbezirk.
Daneben nahm das Postamt auch den Postbetrieb auf den Bahnstrecken Lübeck-Büchen, Lübeck-Hamburg, Lübeck-Lüneburg, Lübeck-Travemünde-Niendorf (Ostsee), Lübeck-Schlutup, Lübeck-Segeberg und Lübeck-Neustadt-Heiligenhafen-Burg wahr. Ferner wurde der Zubringerdienst für mehrere Luftpostverbindungen vom Flughafen Travemünde von 1926-1934 und ab 1936 vom Flughafen Blankensee, desgleichen für die bereits in der ersten Hälfte des 19. Jh. eröffneten Schiffsverbindungen nach Dänemark, Finnland, Lettland, Schweden und Russland abgewickelt. Infolge des starken Rückgangs des Telegraphenverkehrs wurde am 1.10.1933 das seit dem 1.1.1876 bestehende und selbständige Telegraphenamt aufgehoben und als Telegraphenbetriebsstelle mit dem Postamt vereinigt. Im gleichen Jahr wurde für den gesamten Amtsbereich die Landzustellung der Post erstmals mit Kraftfahrzeugen durchgeführt, wozu dieser in 3 Bezirke eingeteilt wurde. Eine neue Postfuhrstelle löste die alte Posthalterei, die bereits 1926 aufgehoben wurde, ab.
1935 bestand die Postamtsverwaltung aus 4 Abteilungen, denen insgesamt 17 Postgeschäftsstellen zugeordnet wurden. Die Abteilung T bildete den Geschäftsbereich des ehemaligen Telegraphenamtes.
Am 1.4.1939 wurde die Telegraphenbetriebsstelle in ein selbständiges Fernsprechamt umgewandelt und schied damit aus der Verwaltung des Postamtes aus.
1943 wurden erstmals Postleitzahlen eingeführt. Lübeck erhielt die 24 (in den Folgejahren wurde die Postleitzahl mehrfach geändert; 1946 in 24 a, 1961 in 2400-2407, 1969 einheitlich in 2400, 1993 in fünfstellige Postleitzahlen 23552-23570). Nach der Besetzung Lübecks durch englische Truppen ruhte der Postverkehr bis zum 13.6.1945 und wurde erst danach unter deren Aufsicht allmählich wieder aufgenommen.
1953 und 1966 wurden dem Postamt die Abwicklung und Beförderung der gesamten Paketpost aus der Bundesrepublik Deutschland für die Schiffsfährverbindungen nach Schweden und Finnland übertragen.
In Anpassung an neue Organisationsrichtlinien der Deutschen Bundespost erfolgte 1959 eine Neugliederung des Postamtes in 4 Abteilungen mit 16 Dienststellen.
Am 17.5.1966 wurde in der Wahmstraße eine Postschulstube für die Aus- und Weiterbildung des Personals eingerichtet, die bis zum 20.9.1970 existierte.
In der Folgezeit wurden dem Postamt auch Aufgaben für die umliegenden Postämter und Postamtsbezirke zugewiesen. Dazu gehörten die Einrichtung einer Berufsbildungsstelle und eines kraftfahrtechnischen Wartungsamtes für die Postämter Bad Oldesloe, Mölln und Ratzeburg sowie die Übernahme des Verteildienstes für Briefsendungen im Amtsbezirk des Postamtes Ratzeburg.
Infolge des Postreformgesetzes wurden die bisher staatlichen, zur Deutschen Bundespost gehörenden Postämter mit Wirkung vom 1.1.1995 in Filialen des neu gebildeten Unternehmens Deutsche Post AG mit deutlich weniger Kompetenzen umgewandelt.
1.2 Entwicklung des Amtsbezirkes und der Postanstalten des Postamtes Lübeck
Der Amtsbezirk des Postamtes Lübeck umfasste bis 1995 die Hansestadt Lübeck und Teile der Kreise Storman, Ostholstein, Herzogtum Lauenburg und Segeberg. Bei der Einrichtung des Postamtes 1867 war diesem nur eine Zweiganstalt im Bahnhofsgebäude zugeordnet. Durch den Übergang der Post auf das Deutsche Reich zum 1.1.1871 wurden dem Postamt die Postagenturen Groß-Grönau, Schlutup und Stockelsdorf unterstellt. Der Amtsbezirk vergrößerte sich in den nachfolgenden Jahren durch die Einrichtung von zahlreichen Postagenturen sowei Posthilfs- und Telegraphenhilfsstellen im Lübecker Staatsgebiet erheblich und erstreckte sich auch auf das Lübecker Umland (Zur Entwicklung des Amtsbezirkes s. PAl Nr. 92).
Ab 1920 wurden die bisher selbständigen Stadtpostanstalten zur Verbesserung und Vereinfacherung des Postbetriebes in Zweigpostämter umgewandelt. 1923 wurde das Postamt Bad Schwartau und 1933 das Postamt in Travemünde dem Postamt Lübeck als Zweigpostämter angegliedert.
Im Zuge der Bildung der Landbestellbezirke 1933 entstanden 22 neue Poststellen, deren Großteil aus den vorherigen Post- und Telegraphenhilfsstellen hervorgingen.
Am 1.4.1939 wurden die Bestimmungen über Postagenturen und Poststellen neu geregelt. Die Postagenturen erhielten die Bezeichnung Poststelle I, die Poststellen die Bezeichnung Poststelle II.
Die größeren Postagenturen wurden in Zweigpostämter umgewandelt; die Posthilfsstellen behielten ihre bisherige Bezeichnung. Nach der Besetzung Westmecklenburgs durch die sowjetischen Besatzungstruppen wurden die Poststelle I Herrnburg und die Posthilfsstellen Campow, Schattin und Utecht aus dem Amtsbezirk herausgelöst.
Eine weitere Änderung der Bezeichnung sowie der Organisationsform der Lübecker Postanstalten erfolgte nach der Einführung der einheitlichen Postleitzahl "2400" zum 1.1.1969, die in Zustell- und Annahmepostämter sowie in Annahme-Poststellen eingeteilt wurden. 1970 wurde der Amtsbereich durch die Eingliederung von Teilflächen einiger Lübecker Randgemeinden nochmals ausgedehnt und erreichte eine Gesamtfläche von genau 1000 Quadratkilometer. Zum 1. November 1993 wurden 10 der im Lübecker Stadtgebiet vorhandenen Postämter aus betriebswirtschaftlichen Gründen geschlossen. Darunten befanden sich auch die Postämter Lübeck 2 am Bahnhof und Travemünde.
1.3 Postgebäude der Postämter Lübeck 1 und 2
Das alte Stadtpostamt befand sich bis zum 19.10.1884 in dem Hause des Schonenfahrer-Schüttings in der Mengstraße 18.
In einem neuen Gebäude am Markt war seit dem 18.10.1884 das Postamt Lübeck 1 untergebracht. Eine Zweiganstalt des Postamtes befand sich im Bahnhofsgebäude, wo bereits 1852 die Postexpedition Lübeck 2 eröffnet wurde. Aufgrund der Ausweitung der Postverwaltung zu Beginn des 20. Jh. wurde in den Jahren 1904-1906 ein weiteres Postgebäude an der Ecke Schüsselbuden-Braunstraße errichtet, in das ab 15.12.1906 mehrere Dienststellen des Hauptpostamtes und das Telegraphenamt einzogen. 1920 wurde das Haus neben dem neuen Postgebäude Schüsselbuden 30 angekauft, das zunächst vom Telegraphenbauamt und später vom Hauptpostamt in Anspruch genommen wurde. Dieses Gebäude wurde bereits 1939 abgebrochen; die dort untergebrachten Dienststellen bezogen Räume der Postzollstelle im Hauptpostgebäude. Durch den Luftangriff auf Lübeck am 28.3.1942 wurden das Hauptpostgebäude am Markt und das Postamt Lübeck 2 im Bahnhof teilweise zerstört (Das Gebäude des Zweigpostamtes Lübeck 8 in der Margarethenstraße wurde als einziges total zerstört, s. PAL Nr. 103).
Der Bau eines neuen Gebäudes für das Annahme-Postamt Lübeck 2 wurde seit dem 29.4.1960 in der Bahnhofsstraße, später Konrad-Adenauer-Straße 2 realisiert, das am 17.4.1964 offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde.
Hier siedelten sich in den nachfolgenden Jahren zahlreiche Verwaltungsdienststellen und die Amtsleitung des Postamtes Lübeck 1 an.
Im September 1985 wurden mehrere Dienststellen in einem neuen Post- und Fernmeldezentrum in der Fackenburger Allee, bestehend aus einem Verwaltungs-, Betriebs- und Technikgebäude, zusammengefasst.
Die Planungen für einen Neubau eines Hauptpostamtes auf dem Bahnhofsvorplatz bzw. auf dem ehemaligen Nutzviehhof wurde aufgrund der hohen Bausumme und anderer Projektvorhaben in der ehemaligen DDR von der Deutschen Post im Mai 1990 wieder verworfen. Dafür entstand als Ausgleich ein neues Briefzentrum im Gewerbegebiet Roggenhorst, dass seinen Betrieb im September 1995 aufnahm.
Nach der Schließung des Postamtes Lübeck 2 im November 1993 wurde das Gebäude 1997 abgerissen.
Das Hauptpostgebäude am Markt wurde im November/Dezember 2002 abgerissen, nachdem die dort untergebrachten Postdienststellen bereits 1997 ausgezogen waren.
Als Zustellstützpunkt der Deutschen Post AG fungiert seit 1995 das Gebäude der ehemaligen Hauptpost an der Ecke Schüsselbuden-Braunstraße.
1.4 Amtsvorsteher des Postamtes Lübeck
1867 Oberpostdirektor Lingnau
1884 Postdirektor Proffen
1901 Postdirektor Daniels
1911 Oberpostdirektor Stein
1920 Oberpostdirektor Johanning
1933 Oberpostrat Creydt
1938 Oberpostrat Palm
1939 Postrat Tonagel
1946 Postrat Dr. Bedold
1950 Oberpostrat Francke
1959 Oberpostrat Gregor
1964 Oberpostdirektor Schormann
1968 Oberpostdirektor Helmholtz
1970 Oberpostdirektor Groth
1975 Oberpostdirektor Ricke
1986 Oberpostdirektor Dr. Hofmann
1994 Postrat Meyer
1.5. Literatur
100 Jahre Oberpostdirektion Hamburg 1873-1973, Ergänzungsband: Ämterdokumentation, S. 25-28
Aus der Geschichte der Post in Lübeck, hrsg. von Antjekathrin Graßmann und Werner Neugebauer, Teile 1 und 2, Lübeck 1979/1980
Sautter, Karl: Geschichte der Deutschen Post, Teil 2: Norddeutsche Bundespost (1868-1871), Berlin 1933; Teil 3: Geschichte der Deutschen Reichspost (1871-1945), Frankfurt/Mai 1951
2. Bearbeitung des Bestandes
Der Aktenbestand des Postamtes Lübeck wurde in einer Rettungsaktion im Gebäude des Postamtes Lübeck 2 am Bahnhof durch Archivamtmann Wiehmann gesichert und am 6.12.1996 (Zugang: 42/96) von der Deutschen Post AG an das Archiv der Hansestadt Lübeck abgegeben.
Eine Registraturordnung, nach der die Akten systematisch abgelegt wurden, war nur noch für die älteren fadengebundenden Akten des Postamtes erkennbar. Die Akten wurden bei der Behörde nach Sachbetreff (z. B. Postfuhrwesen), Ortsbetreff (z. B. Posthilfsstelle Klempau) und Schriftstückarten (z. b. Gesetz, Anordnungen) gebildet. Neben den Akten des Postamtes Lübeck wurde von dem Postbeamten Bruno Westphal in seiner Tätigkeit als Chronist und Archivar ein eigener Sammlungsbestand zur Geschichte des Postamtes und Postwesens in Lübeck angelegt.
Der Bestand enthielt zudem Akten des Fürstlich Thurn- und Taxisschen Postamtes Lübeck, die dem schon vorhandenen Bestand "39-6" zugeordnet und anschließend verzeichnet wurden.
Auf der Grundlage eines bereits vorhandenen Aktenverzeichnisses für die älteren Akten wurde der Bestand zunächst grob vorgeordnet. Für zahlreiche Postanstalten im Amtsbereich des Postamtes Lübeck wurden ab 1933 in der Registratur neue Akten angelegt, deren innere Ordnung erst wieder hergestellt werden musste. Mengenmäßig sehr umfangreiche Akten wurden unter Beachtung ihrer inneren Ordnung in mehrere Bände aufgeteilt.
Die Postgeschichtliche Sammlung wurde als separate Bestandseinheit beibehalten. Die Sammlungsbände enthielten zu einem bestimmten Sachbetreff (z. B. Lübecker Postwesen) neben Aufzeichnungen und Sammlungsmaterialien, auch abgeschlossene Vorgänge und komplette Akten des Postamtes Lübeck, die aus dem Sammlungsbestand herausgelöst und dem Aktenbestand zugeordnet wurden. Eine innere Ordnung der Sammlungsakten war nicht vorhanden und musste erst in Form der buchmäßigen Ablage der Aufzeichnungen und Materialien neu geschaffen werden. Innerhalb des Sammlungsbestandes lagen teilweise nur lose Unterlagen ohne einen Betreff vor, diese wurden den schon vorhandenen Bänden zugeordnet oder in neue Sammlungsakten unten einem Titel zusammengefasst.
Der Bestand wurde nach dem Bärschen Prinzip fortlaufend verzeichnet, zunächst in altbewährter Form auf Karteikarten. Die überlieferten Aktentitel mussten grundlegend überarbeitet, ergänzt und neugefasst werden, da sie viel zu eng gefasst oder inhaltliich völlig unrichtig formuliert waren. Im Rahmen der erweiterten Verzeichnung wurde der Enthält-Vermerk angewandt, um den Akteninhalt zu präzisieren und wichtige Einzelvorgänge sowie Schriftstücke von besonderer Dokumentationsqualität zu kennzeichnen. Abweichende Aufzeichnungsformen, wie z. B. Baupläne oder Fotos sind durch den Darin-Vermerk ausgewiesen worden.
Bei der Datierung wurde der Bestand in 8 Sachgruppen gegliedert (siehe Abschnitt Bestandsinhalt). Die Verzeichnungsangaben wurden nach Ende der archivischen Erschließung in eine Datenbank des seit Dezember 2002 vorhandenen Verzeichnungsprogrammes FAUST 5.0 übertragen, mit dem auch die Findbucherstellung durchgeführt wurde.
Der Übernahme der Akten ging eine Grobbewertung der im Gebäude des Postamtes Lübeck 2 befindlichen Altregistratur durch Archivamtmann Wiehmann voraus. Während der Erschließung wurden durch Einzelblattauswahl Mehrfachüberlieferungen, allgemeine Anweisungen und Rundschreiben der Oberpostdirektion Hamburg, Zeitungsartikel, Werbematerialien und leere Vordrucke kassiert. Insbesondere die Akten der Postgeschichtlichen Sammlung enthielten zahlreiche Kopien und Zeitungsartikel sowie Konzepte ohne inhaltlichen Bezug zum Postamt Lübeck, die vernichtet werden konnten.
Neben dem Aktenbestand wurde auch postgeschichtliche Literatur ins Archiv übernommen, die mit Ausnahme einiger Exemplare zur allgemeinen deutschen Postgeschichte an die Stadtbibliothek abgegeben wurde.
3. Umfang und Inhalt des Bestandes, Verweise auf andere Bestände
Der Bestand umfasst insgesamt 343 Akteneinheiten (8 lfm) und dokumentiert den Zeitraum 1865-1991. Er spiegelt die Verwaltungstätigkeit und Aufgaben des Postamtes wider und enthält Akten zu folgenden Sachgebieten:
- Allgemeine Verwaltung, Geschäftsbetrieb
- Postämter und Zweigpostämter
- Postagenturen, Poststellen, Posthilfsstellen, Telegraphenhilfsstellen u. Postexpeditionen
- Postbeförderung und Postzustellung
- Finanzwesen und Statistiken
- Personalwesen
- Sonderpostämter, Veranstaltungen
- Postgeschichtliche Sammlung
Den inhaltlichen Schwerpunkt stellen die 180 Akten über die Postanstalten im Amtsbereich des Postamtes Lübeck dar. Die enthalten vorwiegend Unterlagen zum Dienstbetrieb, Personal und Gebäude der jeweiligen Postanstalt, weiterhin zur Postzustellung im Ort sowie Statistiken über den Post- und Fernsprechverkehr. Die Akten dokumentieren für zahlreiche Postanstalten deren Entwicklung seit Beginn ihrer Einrichtung bis Ende der 1970er Jahre. Darüberhinaus existieren von einigen Postämtern die für Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. akribisch erstellten Chroniken, in denen auch die Ortsgeschichte Berücksichtigung findet. Während für die Postanstalten eine sehr gute Überlieferungslage vorzuweisen ist, sind Akten der Hauptverwaltungsbereiche des Postamtes Lübeck 1 nach 1945 nur sehr lückenhaft überliefert.
Innerhalb der Bestandsgruppe Postbeförderung und Postzustellung sind besonders die Akten über die Eisenbahnstrecken hervorzuheben, auf denen das Postamt Lübeck den Bahnpostdienst durchführte.
Die von dem Archivar des Postamtes Bruno Westphal angelegte Postgeschichtliche Sammlung dokumentiert die historische Entwicklung des Lübecker Postwesens, v. a. im 19. und 20. Jahrhundert. Innerhalb dieser Sammlung nehmen die Sammlungsbände zu Lübecker Postanstalten den größten Umfang ein, die neben detaillierten Aufzeichnungen zur historischen Entwicklung, Zeitungsausschnitten und Abschriften auch Fotos und Originaldokumente enthalten.
In dem Bestand sind auch Unterlagen über das Fernmeldewesen vorhanden, da das Postamt mit dem Telegraphen- und Fernmeldeamt organisatorisch eng verflochten war und zeitweise deren Aufgaben wahrgenommen hat.
Einen besonders hohen Quellenwert besitzen die Telegrammaufzeichnungen des Telegraphenamtes Lübeck über amtliche Berichterstattungen des Deutschen Reiches von Kriegsschauplätzen des Ersten Weltkrieges, die für die gesamte Kriegszeit vorhanden sind.
Der Bestandsinhalt kann mit Hilfe der Volltextrecherche leicht ermittelt werden.
Ergänzende Unterlagen zum Postamt Lübeck befinden sich in folgenden Beständen:
- 11-1 Altes Senatsarchiv, Interna, Postwesen
- 12 Neues Senatsarchiv, XIV A: Post
- 13 Bürgerschaft III, IV
- 24 Kaufmannschaft zu Lübeck und Handelskammer
- 39-4 Postdepartement
- 39-6 Fürstlich Thurn- und Taxissches Postamt
- 4-10 Hauptamt, Reichs- und Bundesbehörden, Post
- 4-65 Hochbauamt, Öffentliche Gebäude in der Stadt, Postgebäude
- 88 Sammlung Ahlers zur Postgeschichte
- 89 Dokumentation, Postwesen
Eingrenzung und Inhalt: Allgemeine Verwaltung, Geschäftsbetrieb, Postämter und Zweigpostämter, Postagenturen, Poststellen, Posthilfsstellen, Telegraphenhilfsstellen und Postexpeditionen, Postbeförderung und Postzustellung, Finanzwesen und Statistiken, Personalwesen, Sonderpostämter, Veranstaltungen, Postgeschichtliche Sammlung, Fernmeldewesen
Verwaltungsgeschichte/biographische Angaben: Nach Auflösung der Thurn- und Taxisschen Postämter infolge des Preußisch-österreichischen Krieges übertrug Preußen zum 1.7.1867 dem Stadtpostamt die Postverwaltung, das in ein "Königlich-Preußisches Postamt" umbenannt wurde. Am 1.1.1868 ging das lübeckische Postwesen auf den Norddeutschen Bund über. Das Postamt wurde in ein "Oberpostamt" umgewandelt und erhielt die Befugnisse einer Oberpostdirektion, die dem Generalpostamt in Berlin direkt unterstellt war. Zum 1.1.1876 wurde der Amtsbezirk des Oberpostamtes Lübeck, einschließlich Travemünde mit der Oberpostdirektion Hamburg vereinigt. Lübeck behielt jedoch den Status eines Oberpostamtes bis zur Pensionierung des Oberpostmeisters Lingnau am 31.5.1884; danach wurde dieses in ein Postamt umgewandelt mit der Bezeichnung Lübeck 1 oder Hauptpostamt. Der Dienstbetrieb des Postamtes war Ende des 19. Jh. in 3 Geschäftsstellen unterteilt. 1932 umfasste es bereits 13 Geschäftsstellen. Zu den Aufgaben des Postamtes zählten die Annahme, Ausgabe und Zustellung von Briefsendungen, Paketen, Wert- und Einschreibesendungen im Amtsbezirk; Annahme und Auszahlung von Giro-, Zahlungs- und Postanweisungen; Annahme von Telegrammen und Überweisung an das Telegraphenamt; Auszahlung von Militär- und Invalidenrenten; die Verteilung und Ausgabe von Zeitungen sowie die Aufsicht und Koordinierung des Dienstbetriebes der Postanstalten im Amtsbezirk. Daneben nahm das Postamt auch den Postbetrieb auf den von Lübeck ausgehenden Bahnstrecken sowie den Zubringerdienst für mehrere Luftpostverbindungen und Schiffsverbindungen wahr. Von 1933 bis 1939 gehörte das Telegraphenamt als selbständige Abteilung zum Postamt Lübeck. In Anpassung an neue Organisationsrichtlinien der Deutschen Bundespost erfolgte 1959 eine Neugliederung des Postamtes in 4 Abteilungen mit 16 Dienststellen. Infolge des Postreformgesetzes wurde das bisher staatliche, zur Deutschen Bundespost gehörende Postamt mit Wirkung vom 1.1.1995 in eine Filiale des neu gebildeten Unternehmens Deutsche Post AG mit deutlich weniger Kompetenzen umgewandelt.
Der Aktenbestand des Postamtes Lübeck wurde in einer Rettungsaktion kurz vor dem Abriss des Postamtsgebäudes Lübeck 2 am Bahnhof gesichert und am 6.12.1996 (Zugang 43/96) von der Deutschen Post AG an das Archiv abgegeben.
- Bestandssignatur
-
Archiv der Hansestadt Lübeck, 02.08
- Kontext
-
Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 02 Fremde Behörden und Gerichte
- Bestandslaufzeit
-
1865-1991
- Weitere Objektseiten
- Rechteinformation
-
Rechteinformation beim Datenlieferanten zu klären.
- Zugangsbeschränkungen
-
Benutzungsbeschränkung: keine
- Letzte Aktualisierung
-
22.02.2023, 10:29 MEZ
Datenpartner
Archiv der Hansestadt Lübeck. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1865-1991