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Henriette Herz

»Anton Graff in Dresden, damals der beste Portraitmaler in unserem nördlichen Deutschland«, erinnerte sich Johann Gottfried Schadow, hatte 1792 »in Berlin einige Portraits nach dem Leben zu malen, und nahm Quartier im Tassaert-Hause. Zu seinem Studium bat er nun die […] Frau Doctor Herz ihm zu sitzen. Er bot alles auf, um den Zauber der Natur zu erreichen« und den klarsten Begriff »von der Schönheit jene0r jugendlichen Gesichtszüge« zu geben (Gottfried Schadow, Aufsätze und Briefe, Stuttgart 1890, S. 10). Graffs Bildnis der damals 27jährigen Henriette Herz (1764–1847) im schwarz schimmernden Kleid, mit weißem Seidenschal und Haarband hatte ihr Ehemann, der Arzt Dr. Marcus Herz, in Auftrag gegeben. »Ihr schönes Meisterwerk ist wohlbehalten angelangt […] und hängt bereits seit acht Tagen in meiner Stube zur Bewunderung aller echten Kunstkenner«, bedankte er sich am 5. Mai 1792 beim Künstler (Henriette Herz in Erinnerungen, Briefen und Zeugnissen, Leipzig 1984, S. 251). Henriette Herz, geborene de Lemos, wurde nach jüdischer Sitte bereits als Fünfzehnjährige mit dem 17 Jahre älteren Marcus Herz verheiratet. Dieser war mit Moses Mendelssohn befreundet und hing den Ideen Immanuel Kants an. In seinem Haus trafen sich die Berliner Aufklärer zu Gesprächen über Philosophie, Medizin und Physik. Seine junge, attraktive und gebildete Frau interessierte sich hingegen mehr für das Schöngeistige. Um sie versammelten sich die Liebhaber der Literatur und Künste. Aus diesen beiden Zirkeln entwickelte sich bald der führende Berliner Salon, gelegen zunächst in der Spandauer Straße nahe der Marienkirche, später in der Neuen Friedrichstraße. Zu den Besuchern dieses berühmten Salons, in dem sich Gelehrte und Künstler jenseits von Standesgrenzen und religiöser Zugehörigkeit trafen, gehörten die Brüder Humboldt, Prinz Louis Ferdinand von Preußen, Ernst Moritz Arndt, Clemens Brentano und Sophie Mereau, Jean Paul, Ludwig Börne, Rahel Levin, Friedrich Schleiermacher, Dorothea Veit, geborene Mendelssohn, und Friedrich Schlegel, Marianne Devidels und Johann Gottfried Schadow. Letzterer, der bereits als 17jähriger eine erste Büste der gleichaltrigen Henriette Herz modellierte, verehrte die Freundin, die seinen Worten zufolge »mit dem fünfzehnten Jahre eine junonische Gestalt erreicht hatte und hierin die weibliche Anmut überschritt« (J. G. Schadow, Kunstwerke und Kunstansichten, Berlin 1987, S. 8). Nach dem Tod der Henriette Herz 1847 erwarb Schadow Graffs Gemälde aus ihrem Nachlaß. Aus dem Besitz der Nachfahren des Bildhauers gelangte das Porträt 1889 in die Sammlung der Nationalgalerie. Für das Titelbild der 1850 erschienenen »Lebenserinnerungen der Henriette Herz« schuf Albert Teichel von Graffs Gemälde einen Nachstich. | Birgit Verwiebe

Vorderseite | Fotograf*in: Andres Kilger

Public Domain Mark 1.0

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Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Höhe x Breite: 83 x 65 cm
Rahmenmaß: 103 x 87 x 8 cm
Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
A I 433

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1889 Ankauf von Eugenie Schadow, geb. d’Alton-Rauch, Groß-Lichterfelde bei Berlin
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1792

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

Objekttyp


  • Bild

Beteiligte


Entstanden


  • 1792

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